Gotham S01E17 - Red Hood

Clive77

Serial Watcher
In der Folge „Red Hood“ der US-Serie Gotham kommt es zu einer Reihe von Banküberfällen. Die Episode wartet dabei mit einem Mix aus Handlungssträngen auf, die von ernsthaft gut über lustig bis hin zu grausam schlecht reichen.

Fish Mooney
Fangen wir mal mit den weniger guten Sachen an. Fish Mooney (Jada Pinkett Smith) lernt diese Woche den stellvertretenden Manager (Jeffrey Combs) kennen, der momentan die Klinik leitet, welche sich an den Organen der Gefangenen im Keller bedient. Hatte sie mit den Wachen noch leichtes Spiel, entpuppen sich die Verhandlungen hier schwerer als gedacht. Zudem erfahren wir, dass der Dollmaker (hier als „Dollmacher“ ausgesprochen) gerade geschäftlich in Gotham unterwegs und normalerweise für die Klinik verantwortlich ist.
An sich verlief diese Nebenhandlung um einiges besser als letzte Woche. Die Figur von Combs scheint sich nicht so einfach um den Finger wickeln zu lassen und es wird deutlich, dass Fish keinerlei Druckmittel hat, um irgendwelche Forderungen zu stellen - die aufmüpfigen Gefangenen scheinen ihn kaum zu kümmern.
Das Blatt wendet sich erst als Fish sich mit einem Löffel selbst verstümmelt. WTF? So krass die Aktion auch war, sie wirkte so sinnlos, dass man gleich darauf wieder die Augen verdreht. Sollen wir ernsthaft annehmen, dass ihre Äuglein so wichtig sind, dass sie mit dieser Tat jetzt Forderungen durchgesetzt bekommt? Zudem passte es überhaupt nicht zu Fish, die uns stets ruhig und überlegend präsentiert wurde und nun plötzlich auf so ein extremes Mittel zurückgreift. Einen Angriff auf ihren Gegner wäre da eher zu erwarten gewesen oder eben Geschick beim Verhandeln. Aber Selbstverstümmlung? Nicht wirklich, auch wenn Fish mit Augenklappe sicher einen netten Anblick geben wird.

Barbara Kean
Ivy (Clare Foley) und Selina (Camren Bicondova) scheinen bei Barbara (Erin Richards) vorerst eine dauerhafte Bleibe gefunden zu haben. Während Madame Kean sich dem Alkohol hingibt, bleibt ihr somit noch ein wenig Unterhaltung.
Dieser Handlungsstrang war einfach nur merkwürdig und sinnlos. Man könnte ja akzeptieren, dass sie die beiden Mädchen bei sich aufnimmt, um nicht allein in der Wohnung zu bleiben. Aber statt den beiden ihre Kleider anzubieten, sollte sie wohl eher überlegen, wie sie Jim (Ben McKenzie) zurückgewinnen könnte. Statt Selina darauf aufmerksam zu machen, dass gutes Aussehen eine ähnlich gute Waffe wie ein Messer oder eine Pistole ist, müsste sie selbst diese Waffe mal einsetzen. Dann wäre ihr vielleicht auch die Beleidigung erspart geblieben, die Selina ihr anschließend an den Kopf wirft. Bislang bleibt somit alles um Barbara ziemlicher Murks. Da ist man froh, wenn die Szenen mit ihr kurz gehalten werden.

Pinguin
Der Nachtclub von Oswald (Robin Lord Taylor) ist weiterhin auf dem absteigenden Ast. Ein grausam schlechter Stand-up Comedian vergrault die Kundschaft und zusätzlich dazu gehen auch noch die alkoholischen Getränke aus. Dahinter steckt Maroni (David Zayas), der den Handel mit Getränken in diesem Stadtteil kontrolliert und Lieferungen verweigert.
Uff, unser Pinguin verliert immer mehr das Ansehen, was er sich in der ersten Staffelhälfte mühsam aufgebaut hat. Keine Spur mehr von Planung und Voraussicht, wenn er nicht einmal in der Lage ist, die Bar gut befüllt zu halten. Ohne Butch (Drew Powell) sähe er ziemlich alt aus. Aber auch mit Butch verstärkt sich der Eindruck, dass Cobblepot ein inkompetentes Würstchen geworden ist, welches alleine nichts auf die Beine gestellt bekommt.
Butch auf der anderen Seite kann zwar ein paar Sympathiepunkte verbuchen, aber die Gehirnwäsche von Zsasz scheint ihm weniger zugesetzt zu haben als man hätte annehmen können. Abgesehen von zittrigen Händen ist er noch der alte und merkt an, dass ihm viel am Nachtclub liegt. Er scheint somit dem Pinguin aus freien Stücken zu helfen und nicht, weil er dazu gezwungen wird. Er ergreift sogar die Initiative, um für neue Getränke zu sorgen und zeigt seinem neuen Boss, wie es gemacht wird.

Red Hood Gang
Der Fall der Woche präsentiert uns mit dem ersten Träger der roten Maske einen weiteren Kandidaten für den Joker - und streicht ihn kurz darauf mit einem Schuss wieder von der Liste. Die Gang, die aus einfachen Leuten der Arbeiterklasse besteht, überfällt Banken und beschert Harvey (Donal Logue) und Jim neue Arbeit.
Die Geschichte war gut und passte trotz ihrer überzeichneten Art mit allen Lächerlichkeiten (die Gangstergruppe dezimiert sich selbst, weil jeder die Maske tragen will) besser ins Bild als so manch anderer Fall der Woche. Hier wird ein ernstes Thema (Banken, die einfachen Leuten keinen Kredit gewähren wollen) als Aufhänger genommen, um den Zuschauer mit amüsanten Momenten zu versorgen.
Schon alleine, dass der vermeintliche Glücksbringer - die Maske - zum Fluch für jeden Träger wird, war eine nette Idee. Die Gang ist auch einfach zu dumm, als dass sich jeder mal eben selbst eine solche Maske anfertigt. Ein weiteres Grinsen macht sich im Gesicht des Zuschauers breit, als bekannt wird, dass sich Leute nur deshalb in der Bank aufhielten, weil sie auf etwas Geld von den Tätern hofften - die Robin Hood Methode, die anfangs nur dazu diente, den Gaunern die Flucht zu ermöglichen, wird zum bekannten Markenzeichen und es ist schon bezeichnend, dass die Einwohner von Gotham sich eher auf Seite der wohltätigen Bösewichte wähnen statt auf Seiten der (korrupten) Polizei.
Insgesamt lockerte dieser Fall die Atmosphäre der Serie gut auf. Man wähnt sich schon fast in der alten Batman-Reihe aus den 1960ern mit Adam West, wo die Schurkengruppen ähnlich „schlau“ ihrem Treiben nachgingen.

Wayne Manor
Ein weiteres Highlight war der Handlungsstrang um Bruce (David Mazouz) und Alfred (Sean Pertwee), die diese Woche Besuch von Reggie Payne (David O’Hara) erhalten - einem ehemaligen Kameraden von Alfred, den er noch aus SAS-Zeiten kennt. Wir erfahren zusammen mit Bruce mehr über Alfreds Vergangenheit, unser Batman in spe bekommt eine neue Art gezeigt, um in Zweikämpfen die Oberhand zu behalten und zu guter Letzt gibt es noch einen kleinen Schockmoment sowie eine Verbindung zum Plot der letzten Woche, als Bruce den Vorstand mit seinen Nachforschungen konfrontiert hat.
Reggie passte wirklich gut ins Bild. Sein Zusammenspiel mit Alfred, der Austausch über vergangene Abenteuer - uns wird aufgezeigt, wer Alfred einmal war und wir kriegen Hinweise, weshalb er seinem alten Leben den Rücken gekehrt hat und sich nun als Butler betätigt. Trotz der gemeinsamen Vergangenheit liefert Reggie einen guten Kontrast zu Alfred, kann Bruce leicht beeindrucken und heimst im Handumdrehen auch bei uns Sympathiepunkte ein.
Selbst am Ende können wir sehen, wie Reggie zögert als er sich mit Besitztümern des Hauses vom Acker machen will und dass er sich schuldig fühlt, seinen Auftrag für Molly (Sharon Washington) durchgeführt zu haben. Geschockt konnten wir mit ansehen, wie er Alfred niedersticht (wobei wir allerdings wissen, dass er überleben wird) und seine Verbindung zu den Vorstandsmitgliedern lässt mit Spannung darauf warten, was diese nun in Sachen Bruce unternehmen werden, der momentan schutzlos ist.
Unterm Strich eine tolle Nebenhandlung mit einem guten Gastdarsteller. Von dieser Sorte darf es gerne mehr geben.

Fazit: Das Geschehen um die Red Hood Gang lädt zum Lachen ein, während der Drama-Faktor durch die Ereignisse im Wayne Manor zum Zuge kommt. Glücklicherweise sind das auch die beiden Haupthandlungen der Woche, denn der Rest um Fish, Barbara oder den Pinguin weiß leider kaum zu überzeugen.

7/10 ausgelöffelte Augen
 
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