La La Land ~ Emma Stone, Ryan Gosling [Kritik]

Revolvermann

Well-Known Member
Joel.Barish schrieb:
Wobei ein nicht unerheblicher Teil der klassischen Musical-Szenen ja genau das Gegenteil beschreibt. Der Gesang (und Tanz) ist Ausdruck des Ungesagten, der Introvertierheit, wie ein "Aside" im Theater, wenn die Charaktere im irrealen Raum, ungehört von den Figuren ihrer Welt, ihre verborgenen Gefühle preisgeben.
Klar, kommt auch oft vor. Beim abgeneigten Zuschauer schlägt aber wohl auch das ins Gegenteil um. So zumindest meine Erfahrung.
 

McKenzie

Unchained
@Manny
Hab darauf gewartet damit wen zu triggern :biggrin: Aber zu deiner Beruhigung, ich sag ja nicht dass der Film an sich schlecht ist. Meinen Geschmack trifft er halt aus genannten Gründen nicht wirklich.

Joel.Barish schrieb:
[...]diese anti-romantische Haltung aus Image-Gründen macht sich auch außerhalb von Filmen oder vom allgemeinen Medienkonsum bemerkbar. Film und Musik sind die ultimativen Emotionstrigger, aber genau das wird recht häufig ausgeblendet oder verweigert.
Hm, das klingt mir zu sehr nach verallgemeinerndem Vorurteil (muss ja nicht so gemeint sein, aber es wird halt impliziert). Nur weil man eventuell Romantik-Plots in Filmen generell nicht allzu viel abgewinnen kann, muss das nicht automatisch auf irgendwelche Imageprobleme oder generelle Schwierigkeiten mit Emotionen in Filmen schließen lassen. Ich z.B. fang auch in 8,5 von 10 Fällen mit Romantikfilmen oder Liebesgeschichten innerhalb von anderen Filmen wenig an, aber das heißt nicht dass mich ein Film nicht aus anderen Gründen emotional herbeuteln kann. Ich würde auch nicht behaupten, dass speziell Liebesthemen (präziser: Pärchen findet zueinander) Emotionen hervorrufen. Oft fühlen sich gerade diese distanziert an, weil es oft gekünstelt wirkt, es erweckt nur den Eindruck bzw. das Klischee von Emotion (ich spreche natürlich nicht für alle Filme, es gibt selbstverständlich auch genügend in denen es tatsächlich funktioniert). Da kann es dann eben tatsächlich sein, dass einen andere Storyelemente ehrlicher berühren.
 

Joker1986

0711er
Joel.Barish schrieb:
Stimmt, der war auch gut... Und der Film war so abgedreht, dass auch die Gesangszene gepasst haben :ugly:

Schneebauer schrieb:
aber aktiv hören
OK, aktiv Musik hören ist auch absolut nicht meins. Ich habe mich noch nie im Leben hingesetzt und gesagt "ok, jetzt höre ich bewusst Musik".
Früher viel beim Bahnfahren oder auf dem Fahrrad auf dem Weg zur Schule. Aber seit ich ein Auto habe, ist Musik nur noch Hintergrund.
 

Schneebauer

Targaryen
Nicht falsch verstehen, ich mein das auch nicht so von wegen Vinyl in den Plattenspieler, in den Sessel lehnen und ne Stunde meditieren. Ich meinte eher, dass ich ein 'Can you feel the love tonight' nicht Aktiv bei Spotify oder Youtube suchen würde, weil ich grad Bock drauf hab. Egal ob während der Bahnfahrt, im Auto oder beim Vorglühen mit Kumpels - da hab ich eher selten Lust auf ne Musicalnummer.
 

Joker1986

0711er
Achso.
Ja doch, also ich kann viele Genres hören. Könnte ohne Probleme in einer Playlist bei mir auftauchen.
Viel eher als so ein Film in meiner watchlist :whistling:
 

Argento

Well-Known Member
Joel.Barish schrieb:
Wirklich objektiv kann ich bei dieser Diskussion nicht sein, da ich (Film-)Musicals liebe(!!!), aber ich würde mich Shins und Gonzo anschließen und noch hinzufügen, dass ich eine grundsätzliche mangelnde Flexibilität des Zuschauers vermute. Eine mangelnde Flexibilität entweder bzgl. abweichender Filmformen oder diverser Musikstile. Ich befürchte, das hat auch häufig mit Image Fragen zu tun. Insbesondere klassische Hollywood Musicals der 40er, 50er und 60er bieten ja logischerweise musikalisch nichts für Freunde moderner Musikarten wie Rock, Rap oder Metal. Noch dazu sind alte Hollywood Musicals in 8 von 10 Fällen Romanzen in ihrer Musik entsprechend emotional gefärbt. So wie regelmäßig gegen Romantik-Plots in Superheldenfilmen gewettert wird, hat auch diese "altmodische" Musik mit den "rührseligen" und/oder "kitschigen" Liedinhalten einen schweren Stand bei vielen Leuten.
Ich finde das sehr bedauerlich, denn nicht nur lässt man sich so viele tolle Filme entgehen, diese anti-romantische Haltung aus Image-Gründen macht sich auch außerhalb von Filmen oder vom allgemeinen Medienkonsum bemerkbar. Film und Musik sind die ultimativen Emotionstrigger, aber genau das wird recht häufig ausgeblendet oder verweigert. Nicht ohne Grund ist ja u.a. im englischen Sprachraum seit ein paar Jahren der Ausdruck "(right in) the feels" im Umlauf. Indem wir einen Ausdruck benutzen, der unsere emotionale Regung beschreibt, distanzieren wir uns von den tatsächlich gefühlten Emotionen. Das klingt vielleicht wie Off Topic und Abschweifung, aber ich sehe definitiv einen Zusammenhang zwischen der Ablehnung von Film-Musicals und der forcierten Entemotionalisierung im Sozialen. :huh:
So geht das nicht.

Aber der Reihe nach:

"Film und Musik sind die ultimativen Emotionstrigger", schreibst du. Dergleichen wird nun aber, deiner Meinung nach, recht häufig ausgeblendet.

Diese Ansicht ist mir viel zu pauschalisierend und stimmt in dieser Form schlicht nicht. Wir hatten vor nicht allzu langer Zeit über Ähnliches gesprochen - leider weiß ich gerade nicht mehr, in welchem Thread dies war - und dort hast du sinngemäß etwas geschrieben wie: "Filme sind immer Manipulation. Dergleichen muss man wohl doch kaum betonen."

Ich sehe das entschieden anders.

Plumpes triggern von Emotionen hat niemals etwas mit bedeutender Kunst zu tun. Niemals. Wie kann man sich dieses plumpe triggern nun vorstellen?
Nun ja, z. B. durch rührselige Popsongs, die in zentralen Szenen einer RomCom gespielt werden. Oder aber ein Actionfilm, in welchem die Schurken als das abgrundtief Böse - ohne jegliche Schattierungen - dargestellt werden, so dass man als Zuschauer dahingehend manipuliert wird auszuschreien: "Bring die Schweine um die Ecke!".
Oder aber, wenn in einem Familiendrama das bald sterbende Kind als unglaublich niedlich, süß, bedauernswert, aufrichtig, kurz: vollkommen dargestellt wird, so dass viele Zuschauer einfach weinen müssen, wenn es am Ende, begleitet von melancholischen Piano-Klängen oder einem rührseligen Popsong, aus dem Leben scheidet.

Zur Verdeutlichung: Ich verwahre mich zwar gegen eine Ansicht, die vertritt, dass jedwedes plumpe triggern, manipulieren, mit einem missratenen Werk einhergeht. Es gibt nicht wenige Filme, die darauf zurückgreifen, die ich durchaus schätze. E.T. oder Disneys DIE SCHÖNE UND DAS BIEST seien an dieser Stelle exemplarisch genannt, wiewohl es noch viele andere gibt. Dennoch wäre ich immer sehr zurückhaltend, wenn es darum ginge, einem Film jener Machart zu attestieren, er sei bedeutende Kunst.

Denn bedeutende Kunst, so wie ich sie verstehe, zeichnet sich gerade nicht dadurch aus, dass sie manipuliert (ob nun plump oder weniger plump). Stattdessen zeichnet sie sich dadurch aus, dass sie oftmals nicht wertend an einen Gegenstand herantritt und dem Leser oder Zuschauer viel Freiraum für eine eigene Bewertung des Sachverhalts zugesteht. Dergleichen wird erreicht durch Schattierungen, durch ein Zurücknehmen des Schöpfers, durch Auslassungen. Kurz: Dadurch, dass man manche Dinge einfach ohne erhobenen Zeigefinger oder Moralkeule zeigt und die Bewertung den Rezipienten überlassen wird. Bedeutendes Erzählen - sei es literarisch oder filmisch - heißt m. E. zuallererst zeigen. Schon das ist eine schwierige Sache, soviel muss man sich deutlich machen. Denn oftmals hat man es mit einer Behauptungsprosa - oder dem filmischen Analogon - zu tun.

"Filme und Musik", schreibst du, "sind die ultimativen Emotionstrigger". Die Literatur lässt du - aus guten Gründen wie mir scheint - aus deiner Liste heraus. Mit guten Gründen sollte man allerdings auch auf Film in dieser Auflistung verzichten. Zu pauschal, zu wenig differenziert, scheint dies zu sein.

In Kunst - so beispielsweise meine Definition - legt man als Rezipient immer etwas hinein.
Dieses Etwas, welches man hineinlegt ist Bedeutung. Ich lade ein Kunstwerk mit Bedeutung auf, da dies der Kunst inhärent zu sein scheint. Das Werk selbst sollte m. E. immer einer werkimmanenten Analyse unterzogen werden (damit positioniere ich mich klar gegen sog. Intentionalisten, denen es wichtig ist, was Autor X oder Regisseur Y über sein eigenes Werk zu sagen hat), da es stets eine Eigendynamik entfaltet.
Und aus diesem Grund sind auch oft gehörte Einwände gegen ungewöhnliche Interpretationsansätze wie etwa "Du überinterpretierst das Werk doch. Glaubst du wirklich, dass dies der Schöpfer alles bedacht hat?" völlig Fehl am Platze. Gleichwohl, dies will ich nicht verschweigen, scheint es schon zu sein, dass es gelungene und weniger gelungene Interpretationsangebote geben kann. Dergleichen ist aber freilich eine Binse.

Weiterhin schreibst du, dass du eine "anti-romantische Haltung aus Image-Gründen" bei vielen Menschen vermutetst, die beispielsweise Musicalfilme ablehnen, bzw. mit eben diesen schlicht nichts anfangen können.

Es ist niemals ratsam sich von der Sache - von dem Gegenstandsbereich über den man sich unterhält - abzuweichen und auf höchstpersönliche Ferndiagnosen zurückzugreifen, um das eigene - freilich persönliche gefärbte - Unverständnis darüber, dass andere dasjengie, was man selbst so sehr schätzt, ablehnen, für sich selbst besser einornden, besser begreiflich machen zu können.

Der Western ist für mich, wie für dich der Musicalfilm, beispielsweise auch kein wirkliches Genre. Dennoch habe ich mehrere Bekannte, die alles was für sie im Verdacht steht, Western zu sein, ablehnen. Dergleichen ist zu akzeptieren, da natürlich. Man kann nicht immer offen sein für alles, vielleicht sollte man es auch gar nicht. Das Leben ist kurz (auch wenn T. S. Eliot anderer Meinung ist) und man muss bzgl. seiner freien Zeit gewichten, worauf man sich einlassen möchte oder zu was man sich einen Zugang erarbeiten möchte. Man setzt Prioritäten.

Zum Thema Musicals:
An mir wird LA LA LAND vorbeigehen.
Ich werde mir dieses Werk nicht ansehen. Warum? Es interessiert mich schlicht nicht. Musicals in toto - man gestatte mir nun eine Zuspitzung - waren für mich immer der geistig leicht zurückgebliebene Bruder der Oper.

An einem Zugang zur Oper - der mir noch immer nicht gänzlich gelungen ist, obwohl ich seit ein paar Jahren versuche, ihn mir zu erarbeiten - bin ich hingegen sehr interessiert.
Auf Musicals - in all ihren Variationen -, da bin ich sicher, werde ich in meinem Leben verzichten können, ohne das mein eigenes Leben dadurch ärmer werden wird. Bei der Oper bin ich - bezogen auf mein eigenes Leben - anderer Meinung. Deswegen arbeite ich daran.
In meiner Jugend habe ich vier Musicals live gesehen und die filmhistorische Bedeutung eines Werkes wie DU SOLLST MEIN GLÜCKSSTERN sehe ich freilich. Disneys DIE SCHÖNE UND DAS BIEST mag ich sogar, ja. Aber sicher ist dies auch teilweise mit Nostalgie zu erklären.
Aber die Auseinandersetzung mit Musicals - in all ihren Formen - brachte mir doch generell rein gar nichts. Sie inspirierte mich nicht, gab mir keine interessanten Gedanken mit auf den Weg, eröffente mir keine neuen Fühlformen und, was schlimm wiegt, sie amüsierte mich nicht.

LA LA LAND, ich verzichte.

Auf Grund meiner anti-romantischen Haltung aus Image-Gründen werde ich nun die Bahn mit zwei Gedichtbänden - eines von Rilke, das andere von Properz - besteigen und meiner Beschränktheit freien Lauf lassen.
 

Shins

Well-Known Member
Argento schrieb:
Musicals in toto - man gestatte mir nun eine Zuspitzung - waren für mich immer der geistig leicht zurückgebliebene Bruder der Oper.
Das trifft mich als jemand, der seine Bachelor-Prüfung unter anderem über Film-Musicals gehalten hat, jetzt doch sehr :crying:

Fun-Fact: Ich habe mich beim ersten Lesen des Satzes gefragt, was eine Rockband denn jetzt damit zu tun hat :ugly:

Achja, abseits jeder Diskussion: Ab heute im Kino. Ich freu mich und hoffe, ihn bald sichten zu können! Wobei ich etwas schockiert bin, dass der nicht in meinem Stammkino läuft :confused:
 

TheGreatGonzo

Not interested in Naval Policy
Wenn Kunst keine Emotionen auslösen soll (Was Joel denke ich mit dem Wort "triggern" gemeint hat), hab ich bisher wohl immer etwas falsch gemacht. :squint:

(Karten für LLL in der OV habe ich für Montag reserviert :thumbsup: )
 

Argento

Well-Known Member
TheGreatGonzo schrieb:
Wenn Kunst keine Emotionen auslösen soll (Was Joel denke ich mit dem Wort "triggern" gemeint hat), hab ich bisher wohl immer etwas falsch gemacht. :squint:

(Karten für LLL in der OV habe ich für Montag reserviert :thumbsup: )
Das habe ich nun aber auch gar nicht gesagt. Mir ging es mehr um das direkte und forcierte "triggern", also das gezielte und gesteuerte Hinlenken zu einer gewünschten Emotion.

Ich habe mich gegen das Auschließlichkeits-Postulat von Joel.Barish verwahrt und darauf hingewiesen, dass dergleichen nur eine Seite der Medaille ist. Auf diese Deutung der Joel'schen These bin ich gekommen, weil ich dasjenige hinzugenommen habe, was er an anderer Stelle in diesem Forum einst zum Thema Manipulation und Film gesagt hat.

Das Kunst immer auch mit Emotionen zu tun hat, liegt doch auf der Hand. Zu dem Thema habe ich mich auch hier im Forum schon mehrmals geäußert. Aber diese werden nun nicht zwangsläufig bewusst "getriggert", sondern ergeben sich - zumindest bei der bedeutenden Kunst - aus der Eigendynamik, die ein Werk entfaltet.

Nachtrag:
Ich habe die Äußerung von Joel just wiedergefunden:
"*Film ist immer Manipulation; mal mehr, mal weniger, aber immer zu einem gewissen Anteil. Ich dachte, so viel sei mittlerweile einstimmig entschieden."

Findet sich im Trailerthread zum neuen FAST-Film.
 

Joel.Barish

dank AF
Leute, in diesem Thread habe ich gar nichts verallgemeinert oder pauschalisiert. Das einzige, was ich wirklich "pauschal" sehe, ist, dass es einen Zusammenhang zwischen Musicalverweigerung und anti-emotionalem Sozialverhalten gibt, sowie, dass es mehr als fünf Leute weltweit betrifft. Nicht jeder, der Musicals ablehnt, gehört auch zu denen, die sich dem im Sozialen verbergen. Aber es trifft, wie ich finde, auf ausreichend Personen zu, dass man es zumindest mal ansprechen könnte. Soll heißen, für mich steht dieser Zusammenhang fest und ich sehe, höre, lese - d.h. beobachte - ihn häufig genug, dass ich ihn ansprechen wollte. Wie weit, also wie großflächig diese These in der Welt Anwendung findet ist zunächst einmal nicht der springende Punkt. Nicht ohne Grund schrieb ich "vermute", "befürchte", "regelmäßig" und "recht häufig". Das ist keine Pauschalisierung und keine Verallgemeinerung. Wie gesagt, ich bin nur fest davon überzeugt, dass dieses Phänomen faktisch in unserer "Gesellschaft" (was immer das heißt) auftaucht. Und nein, "recht häufig" beschreibt keine Mehrheit, keine dominante Tendenz. Wenn z.B. 1% aller Menschen mit drei Armen geboren werden, ist das für diesen Sachverhalt ebenfalls "recht häufig".
Zudem sehe ich die Musicalverweigerung nicht als Konsequenz der "anti-romantischen Haltung aus Image-Gründen" - und auch nicht umgekehrt - sondern sehe sie als Symptome derselben "Krankheit", wenn man so will, derselben sozialen Phänomene.

@Argento
Ich möchte ungern über die Unterscheidung zwischen Unterhaltung, Kunst und - wie du es nennst - "bedeutende Kunst" diskutieren. Ich habe zwar in der Vergangenheit mehr als einmal die Überlegung aufgestellt, ob wir manchen Filmen nicht gerechter begegnen, wenn wir ihnen nicht mit einer Kunst- sondern mit einer Unterhaltungserwartung begegnen, aber das scheint mir jetzt gerade nicht zwangsläufig sachdienlich. (Und man mag meine vorherigen Äußerungen natürlich ebenfalls als "nicht sachdienlich" sehen. Ich habe ja bereits eingeworfen, dass ich vom Grundgedanken des vorherigen Gesprächs ein wenig abschweife.)
Und das "plump" als Attribut zur Emotionalisierung hast du selbst ins Spiel gebracht. Du beschreibst entsprechend auch eher plumpe Beispiele, wie in Filmen Emotionen erzeugt werden. Dabei ist das Erzeugen bzw. Heraufbeschwören echter und intensiver emotionaler Reaktionen auf eine Filmhandlung eine große Kunst. Natürlich gibt es unzählige negative Beispiele, wie die billigsten Kitschgeschichten, die simpelsten Tränendrücker, die flachsten Heiterkeitsgeschichten einen gewaltigen Zuschauerzuspruch erhalten und damit im Tatverdacht stehen gut darin zu sein, Emotionen zu wecken. "Triggern" sollte nicht heißen, dass ein Filmemacher einfach auf einen metaphorischen Filmtechnik-Knopf drückt und damit Emotion X auslöst. Kino ist für mich ein Empathie-Medium und das war es spätestens ab dem Moment, in dem der Kinematograph mehr wurde als ein Bewegtbild-Fotoapparat. Und Steven Spielberg - irgendwie noch immer kontrovers diskutierte Figur - ist das perfekte Beispiel für dieses Thema. (Eigentlich unfassbar, dass Spielberg noch kein Musical gemacht hat. Er hatte ja mal ein West Side Story Remake auf dem Radar.) Denn Spielberg kann in seinen besten Momenten zeigen, wie Emotionen und Empathie im Kino das Maximum bewirken können, doch in seinen schwächsten Momenten zeigt er auch, wie die Meisterschaft der Emotionalisierung zu einer billigen Mechanik werden kann.
Am anderen Ende der cineastischen Fahnenstange ein Mann wie Robert Bresson, der immer die Natürlichkeit seiner Geschichten, seiner Figuren und damit seiner Filme betont hat. Ich denke, ein Vergleich von Spielbergs "War Horse" mit Bressons "Zum Beispiel Balthasar" wäre eine fantastische und spannende Idee. Vielleicht gibt es das irgendwo im Netz schon, müsste man mal Ausschau halten.

Aber...
Auch Robert Bressons Kino ist Manipulation. Und vielleicht störst du dich an der "dreckigen" Konnotation, die das Wort Manipulation mit sich trägt. Ich meine es persönlich nicht dreckig und diese These habe ich mir auch nicht ausgedacht. Kino ist Manipulation, da führt einfach kein Weg dran vorbei. In dem Moment, wo du eine Kamera irgendwo hinstellst, ausrichtest und einschaltest, hast du schon ein halbes Dutzend Entscheidungen getroffen, die die Wirkung des daraus resultierenden Films beeinflussen. Der Standort ist Manipulation, die Perspektive ist Manipulation, der Zeitpunkt ist Manipulation, die Kameralinse ist Manipulation, Filmmaterial/-format ist Manipulation, der Schauplatz ist Manipulation. Und sobald auch nur ein Schnitt, ein Szenenwechsel, ein gesprochenes Wort hinzukommt, hast du den Film noch viele Male mehr manipuliert. So funktioniert Kino. Diese Möglichkeiten der Beeinflussung, der Stilisierung, der Manipulation, geben Kino die Möglichkeit überhaupt erst bedeutende Kunst zu sein. Selektion ist in diesen Fällen Manipulation.
Und ja, was du bzgl. des Rezipienten und des eigenen Einflusses beschreibst ist absolut richtig. Aber das schließt das zuvor Gesagte nicht aus. Und ja, viele der Manipulationstechniken des Kinos können dem Künstler zufällig widerfahren, ohne echte Intention. Und dennoch wurden Entscheidungen getroffen, die das rezipierbare Werk beeinflussen - ergo manipulieren.

Und wo du den Vorwurf der "Beschränktheit" her hast, weiß ich nicht. Ich habe jedenfalls nichts dergleichen geschrieben. Ich schrieb über mangelnde Flexibilität und soziale Schranken, die ein Grund - aber nicht der einzige und nicht der ultimative Grund - für die nicht gerade selten auftrende Ablehnung von Musicals sein können. Ich habe Menschen mit Musical-Desinteresse jedenfalls nicht alle über denselben Kamm geschoren. Und selbst besagten Kamm habe ich in seiner endgültigen Form noch offen gelassen.
 

Argento

Well-Known Member
Joel.Barish schrieb:
Auch Robert Bressons Kino ist Manipulation. Und vielleicht störst du dich an der "dreckigen" Konnotation, die das Wort Manipulation mit sich trägt. Ich meine es persönlich nicht dreckig und diese These habe ich mir auch nicht ausgedacht. Kino ist Manipulation, da führt einfach kein Weg dran vorbei. In dem Moment, wo du eine Kamera irgendwo hinstellst, ausrichtest und einschaltest, hast du schon ein halbes Dutzend Entscheidungen getroffen, die die Wirkung des daraus resultierenden Films beeinflussen. Der Standort ist Manipulation, die Perspektive ist Manipulation, der Zeitpunkt ist Manipulation, die Kameralinse ist Manipulation, Filmmaterial/-format ist Manipulation, der Schauplatz ist Manipulation. Und sobald auch nur ein Schnitt, ein Szenenwechsel, ein gesprochenes Wort hinzukommt, hast du den Film noch viele Male mehr manipuliert. So funktioniert Kino. Diese Möglichkeiten der Beeinflussung, der Stilisierung, der Manipulation, geben Kino die Möglichkeit überhaupt erst bedeutende Kunst zu sein. Selektion ist in diesen Fällen Manipulation.
Und ja, was du bzgl. des Rezipienten und des eigenen Einflusses beschreibst ist absolut richtig. Aber das schließt das zuvor Gesagte nicht aus. Und ja, viele der Manipulationstechniken des Kinos können dem Künstler zufällig widerfahren, ohne echte Intention. Und dennoch wurden Entscheidungen getroffen, die das rezipierbare Werk beeinflussen - ergo manipulieren.
Unser Dissens liegt - dies wird mir nun deutlich - darin begründet zu liegen, dass wir mit dem Begriff der Manipulation in der Tat anders umgehen; ihn anders verwenden.

Ob wirklich kein Weg daran vorbei führt, dass Kino Manipulation ist..., naja, schauen wir mal:

Ich frage, wenn es um Manipulation geht, zunächst: Wer oder was wird manipuliert? In dieser Diskussion - so wie auch in jener in dem Trailerthread zum neuen FAST & FURIOUS Film - ging es mir, dergleichen wird aus meinem Beitrag auch deutlich, um die manipulative Wirkung auf den Rezipienten seitens des Schöpfers.

Wenn von Manipulation mit Blick auf den Rezipienten gesprochen wird, so muss diese - schon auf der sprachlogischen Ebene - zielgerichtet erfolgen. Indem nämlich versucht wird, den Rezpienten irgendwo bewusst hinzulenken. Dergleichen kann also nur intendiert erfolgen. Manipulation meint nämlich bewusst Einfluss auf einen anderen auszuüben. Überzeugungsarbeit zu leisten.

Der Film wird beeinflusst durch die Entscheidungen, die ein Regisseur so trifft. So weit, so trivial. Aber man könnte natürlich fragen, ob das Werk durch diese Entscheidungen manipuliert wird, wie du zu sagen scheinst, oder aber, ob die Summe dieser Entscheidungen nicht nur schlicht das Werk sind.

Wäre letzteres der Fall würden die Entscheidungen das Werk, welches durch die Summe der einzelnen Entscheidungen ja erst zu dem wird, was es ist, eben nicht manipulieren. Die Entscheidungen in ihrer Summe - dies scheint mir sehr plausibel - sind identisch mit dem Werk.

Du schreibst - um nur eine Sache herauszugreifen - "die Perspektive ist Manipulation". Manipulation von was? Ich würde eher sagen: Die Entscheidung für die Perspektive X sowie die Summe aller anderen Entscheidungen sind schlussendlich das Werk.

Aber um eine Diskussion darüber, ob diese Form von Entscheidungen bei der Fertigung eines Kunstwerkes eine Manipulation des Werkes selbst darstellen, was ich - wie jetzt deutlich geworden ist - verneinen würde, ging es mir in meinem vorherigen Beitrag nicht.

Mir ging es darum zu bestreiten, dass ein Film qua Filmsein versucht den Rezpienten zu manipulieren. Unter Manipulation verstehe ich - wie bereits gesagt - die bewuste Einflussnahme und das zielgerichtete Hinlenken zu einer gewünschten emotionalen Reaktion.

Du würdest, wenn ich dich richtig verstanden habe, schon sagen, dass wenn Regisseur eine Breitbild-Aufnahme wählt, die statt der real vorhandenen fünf Bäume, nur vier zeigt, schon manipuliert. Ich teile diese Auffassung nicht. Meine Auslegung des Begriffes der Manipulation scheint dsbzgl. enger zu sein als deine.

Dies kann freilich eine Manipulation sein, wenn der Regisseur eine Absicht verfolgt. Etwas bestimmtes in mir - dem Rezipienten - damit auslösen möchte. Aber geschähe es beispielsweise unbewusst, weil der Regisseur ein Getriebener ist, der diese eine Einstellung aus ihm selbst unerfindlichen Gründen einfach auf diese Weise umsetzen muss, da er ein Getriebener ist, der aus einer inneren Notwendigkeit heraus handelt, wiewohl er dergleichen gar nicht begründen könnte, würde mir nicht einfallen von Manipulation zu sprechen. Ich denke man merkt recht schnell, ob ein Werk einen selbst - den Rezipienten - in eine bestimmte Richtung lenken will oder ob es einem Freiraum gewährt, einen atmen lässt.

Die Form von Manipulation, um die es mir ging, sorgt beispielsweise dafür, dass ich nach einer Betrachtung unbedingt verstanden haben soll - um nur ein Beispiel unter Millionen zu bemühen -, dass der Kapitalismus schlecht ist.

Fehlt aber dieses "unbedingt" und es wird stattdessen nur gezeigt, was beispielsweise der Kapitalismus in einer bestimmten Zeit, in einem bestimmten Milieu für eine Wirkung entfachte, nüchtern und distanziert meinetwegen, würde ich von keiner Manipulation sprechen wollen. Du würdest wohl sagen, dass man wiederum durch die Entscheidung des Regisseurs "nüchtern und sachlich" an die Sache heranzugehen schon manipuliert wurde. Ich allerdings nicht. Ganz einfach deswegen, weil ich durch diese Herangehensweise nicht an die Hand genommen, nicht geführt wurde, sondern die letzten Schlüsse mir selbst überlassen werden. Aber gut, du könnest mir dann entgegnen: "Bist du dir da sicher?" und schon begönne unsere argumentative Karussellfahrt.
 

Shins

Well-Known Member
Ich glaube, es ist langsam an der Zeit, einen eigenen Thread für diese Thematik zu eröffnen, meint ihr nicht?

An dieser Stelle bitte wieder etwas konkreter auf "La La Land" eingehen. Das ist sonst arg anstrengend, wenn jemand hier unterwegs ist, um ein paar Meinungen zu dem Film zu lesen und dann auf solche - durchaus guten und anspruchsvollen, aber eben auch sich mittlerweile sehr vom eigentlichen Thema entfernenden - Diskussionen zu stoßen.

@Joel: Unbedingt berichten, wenn du den Film gesichtet hast.

Ich werde ihn sehr wahrscheinlich am Sonntag sehen :smile:
 

Jay

hauptsache bereits gesehen
Teammitglied
Ach, so lang es noch halbwegs Bezug zum Film hat? :wink:

Joker1986 schrieb:
aber ich tu mir mit weiblichen Ghostbusters schwerer, da ich das persönlich immer mit der Feuerwehr gleich setzte und ich einfach mehr Feuerwehrmänner als Feuerwehrfrauen kennen.
Wärs dann vielleicht nicht mal an der Zeit, sich von Konditionierungen zu lösen? Von geprägten Bildern wie Männer spielen Fussball, trinken Bier und schauen Actionfilme, Frauen kochen, trinken Wein und schauen Romanzen etc, Ghostbusters haben Männer zu sein?

So mag mans kennengelernt haben, so mag es einem ständig oberflächlich vom sozialen Umfeld unterstrichen worden sein, aber was bringt einem das Festhalten daran? Das ist doch eine unnötige Limitierung, von der man nichts hat.

Damit will ich nicht sagen, dass man gegen seine eigenen Interessen alles mögen soll. Ich zB hab mir schon einige Male Dart im Fernsehen angesehen, echte Leidenschaft werde ich dafür allerdings so schnell nicht entwickeln. Ich muss auch in keinen Backstein gebissen haben um zu erkennen, dass das wohl nicht sonderlich nahrhaft ist. Ich weiß auch, dass ich mich im Leben niemals mit kindischem deutschen "Gangsta" Rap anfreunden können werde.

Aber ist Probieren nicht immer mal wieder erlebenswert? Mal was von der Speisekarte nehmen, was nicht das Standardgericht ist? Mal ne Doku über ein Thema sehen, mit dem man sich noch nie befasst hat? Oder was unser Lieblingsthema betrifft - Filme aus Genres oder Ländern sehen, die man bisher kaum wahrgenommen hat? :squint:

ich kenne dieses grundlegende Verhalten in erster Linie aus meinem älteren Verwandtenkreis. Da wird oft immer im gleichen Lokal gegessen, immer das gleiche von der Speisekarte genommen, Bundesliga und Politik ist seit ich denken kann immer das gleiche Thema, und das aus immer der gleichen Perspektive gesehen. Das heißt jetzt nicht, dass ich dich damit gleichsetze, nur im gröberen Kreis gesehen.

Joker1986 schrieb:
Ich habe mich noch nie im Leben hingesetzt und gesagt "ok, jetzt höre ich bewusst Musik".
... warum nicht?

Joker1986 schrieb:
Das ist dann wie bei HdR wo man hofft, dass die Hobbit-Stellen bald vorbei sind :whistling:
..aber die sind das emotionale Grundgerüst und ein wichtiger Kontrast zum restlichen Krieg?

Shins schrieb:
haben viele vollkommen verlernt, Spaß an dem Spiel mit der Künstlichkeit des Mediums Film zu haben. Das ist ein No-Go, ein unverlangter epischer Effekt, der einen Keil zwischen fiktionalen Freunden und mir als Betrachter treibt. Daher sind vermutlich auch die Musical-Folgen einer Lieblingsserie für viele Zuschauer eine totale Beleidigung, weil da etwas als bewusst fiktional gekennzeichnet wird, was hundert Folgen lang real wirkte. Viele mögen es nicht, daran erinnert zu werden, dass die Bilder im TV und auf der Leinwand eigentlich nur ein Spiel sind.
Sehr schöner Beitrag, Shins. Ja, ich denke, du triffst es auf den Kopf. Ein Film kann kaum deutlicher auf seine Künstlichkeit hinweisen, wenn er mit der gewöhnlichen Dialogform bricht.

Ich würde aber noch was hinzufügen und das passt zu Revolvers Aussage:

Revolvermann schrieb:
Was ich aber auch in meinem Umfeld feststelle ist, dass wenn ein Charakter in einem Film plötzlich anfängt zu singen, sich manche Leute fast perönlich beleidigt fühlen. So ein unvermittelter Ausbruch von Extrovertiertheit, treibt einer Menge Leuten die Schamesröte ins Gesicht. Warum auch immer.
Eigentlich fast immer nur Männern, oder? Ist es nicht oft bei emotionaleren Szenen so, dass viele Männer entnervt auf die Uhr blicken oder den Blick schlicht woanders hinrichten, um das nicht sehen zu müssen? Natürlich darf man differenzieren zwischen störend übertrieben unehrlicher Emotionen marke spanische Telenovelas und typischen Alltagsmomenten. Aber wie viele Männer haben ein Problem damit, wenn ein Charakter einem anderen seine Liebe gesteht, oder Trauer empfindet, oder einen anderen schmerzlich vermisst?

Ich glaube, dass viele Probleme haben, sich damit auseinanderzusetzen, geschweige denn, sich vor den Augen anderer darauf einzulassen. Klar kann man kühl behaupten, dass kein einziger Film überzeugend genug ist, dass man wirklich emotional berührt werden könnte, aber vielleicht ist es doch eher eine gezielte Entscheidung, nichts empfinden zu wollen.

Jedem das seine, aber wer bei keinem einzigen Film intensivere Emotionen spüren kann oder sich sogar bewusst dagegen wehrt, verpasst meiner Meinung nach viel. Was Joel ja auch schrieb.

Wer sich davon angesprochen fühlt, sollte sich vielleicht mal insgeheim überlegen, wann er das letzte Mal wirklich herzlich gelacht hat, was man zuletzt mal als "schön" empfunden hat (und damit meine ich kein Auto und keine attraktive Frau) und wann man zuletzt einen Kloß im Hals oder gar Tränen gespürt hat (abseits von Beerdigungen, Trennungen und verlorenen Meisterschaften).

Ein Clint Eastwood Vorzeigemann ohne Namen mag sich sicher kein La La Land anschauen, lächeln und sagen können, dass er das als schön empfindet, andererseits ist er eine in seinem Rahmen bewusst einsilbige Kunstfigur, und wenn wir mal die Clintology erweitern und Million Dollar Baby, Die Brücken am Fluss und seine gesungenen Lieder mit berücksichtigen, steckt da doch mehr Möglichkeit drin.
 

Måbruk

Dungeon Crawler
Das erste Musical seit Dance in the Dark, das mir richtig gut gefallen hat! Chazelle ist wirklich ein extrem spannender Regisseur und irgendwie ich finde in den Details auch völlig Hollywood untypisch. Er spielt mit den Klischees, statt sie zu bedienen, er drückt den Zuschauern nicht die Lösung aufs Auge, er fordert, variiert, kreiert und dirigiert nach belieben - grandios und virtuos, ergreifend und immer auf den Punkt gebracht.
Emma Stone spielt leidenschaftlich, fabelhaft, ihr Partner Gosling stört zumindest nicht. Und auch wenn ich kein Musical fan bin, so war es mir im breiten Mittelteils fast schon zu wenig davon. Für mich ist das auch gar kein Musical, es ist niemals peinlich und es geht selten um den Tanz selbst, viel mehr darum, wie das Setting / die Umgebung in den Tanz mit eingebunden wird. Wirklich großes, leidenschaftliches Kino. 9/10
 

McKenzie

Unchained
Joker1986 schrieb:
Im Film brauch ich das aber nicht sehen. Das ist dann wie bei HdR wo man hofft, dass die Hobbit-Stellen bald vorbei sind :whistling:
What

Ja, was Jay sagt. Auenland ist MUSS, ey.

/OffTopic

Edit:
Jay schrieb:
Ist es nicht oft bei emotionaleren Szenen so, dass viele Männer entnervt auf die Uhr blicken oder den Blick schlicht woanders hinrichten, um das nicht sehen zu müssen? Natürlich darf man differenzieren zwischen störend übertrieben unehrlicher Emotionen marke spanische Telenovelas und typischen Alltagsmomenten. Aber wie viele Männer haben ein Problem damit, wenn ein Charakter einem anderen seine Liebe gesteht, oder Trauer empfindet, oder einen anderen schmerzlich vermisst?
Wie schon erwähnt muss ich dazu halt sagen, dass ich Liebesgeständnisse u.ä. oft nicht grade als die Emotionsüberbringer empfinde. Es ist mehr das Klischee dass solche Szenen emotional sind, als dass sie einem wirklich das Gefühl vermitteln. Warum sollte ein Pärchen das zusammenkommt (und sich sicher 5 Jahre nach dem Happy End wieder scheiden lässt) meine Tränendrüsen groß beanspruchen? Ich kenne viele (und zähle mich auch dazu), die kein Problem haben zuzugeben dass sie ein Film sie auf die eine oder andere Weise emotional erwischt hat, die aber bei Liebesgesülze für gewöhnlich auch nicht ergriffen werden. Szenen dieser Art sind oft aufgesetzter/lebensferner inszeniert als wenn etwa der Opa stirbt oder ein Charakter Nostalgie verspürt.
 

TheGreatGonzo

Not interested in Naval Policy
Måbruk schrieb:
Für mich ist das auch gar kein Musical, es ist niemals peinlich und es geht selten um den Tanz selbst, viel mehr darum, wie das Setting / die Umgebung in den Tanz mit eingebunden wird.
Dir ist bewusst, dass es auch Musicals ohne Tanz gibt und Tanz allein nicht darüber bestimmt, ob etwas ein Musical ist oder nicht?
 

Måbruk

Dungeon Crawler
TheGreatGonzo schrieb:
Måbruk schrieb:
Für mich ist das auch gar kein Musical, es ist niemals peinlich und es geht selten um den Tanz selbst, viel mehr darum, wie das Setting / die Umgebung in den Tanz mit eingebunden wird.
Dir ist bewusst, dass es auch Musicals ohne Tanz gibt und Tanz allein nicht darüber bestimmt, ob etwas ein Musical ist oder nicht?
Ich habe eher so eine gefühlte Definition dafür, was ein Musical ist und was nicht, ohne klare Kriterien zu kennen. Dass es dieses auch ohne Tanz gibt, ja ist schon klar.
Ich glaube aber, dass viele Menschen, die Musicals gegenüber eher negativ eingestellt sind, genau das damit verbinden, Tanz, Klischees, Peinlichkeiten. Daher war es mir wichtig diesen Film ganz klar davon zu distanzieren, außer dem Tanz trifft nichts von dem hier zu. Meiner Meinung nach muss man keine typschen Musicals mögen, um diesem Film trotzdem etwas abgewinnen zu können.
 

Joker1986

0711er
Joel.Barish schrieb:
Leute, in diesem Thread habe ich gar nichts verallgemeinert oder pauschalisiert. Das einzige, was ich wirklich "pauschal" sehe, ist, dass es einen Zusammenhang zwischen Musicalverweigerung und anti-emotionalem Sozialverhalten gibt, sowie, dass es mehr als fünf Leute weltweit betrifft. Nicht jeder, der Musicals ablehnt, gehört auch zu denen, die sich dem im Sozialen verbergen. Aber es trifft, wie ich finde, auf ausreichend Personen zu, dass man es zumindest mal ansprechen könnte. Soll heißen, für mich steht dieser Zusammenhang fest und ich sehe, höre, lese - d.h. beobachte - ihn häufig genug, dass ich ihn ansprechen wollte. Wie weit, also wie großflächig diese These in der Welt Anwendung findet ist zunächst einmal nicht der springende Punkt. Nicht ohne Grund schrieb ich "vermute", "befürchte", "regelmäßig" und "recht häufig". Das ist keine Pauschalisierung und keine Verallgemeinerung. Wie gesagt, ich bin nur fest davon überzeugt, dass dieses Phänomen faktisch in unserer "Gesellschaft" (was immer das heißt) auftaucht. Und nein, "recht häufig" beschreibt keine Mehrheit, keine dominante Tendenz. Wenn z.B. 1% aller Menschen mit drei Armen geboren werden, ist das für diesen Sachverhalt ebenfalls "recht häufig".
Zudem sehe ich die Musicalverweigerung nicht als Konsequenz der "anti-romantischen Haltung aus Image-Gründen" - und auch nicht umgekehrt - sondern sehe sie als Symptome derselben "Krankheit", wenn man so will, derselben sozialen Phänomene.
Sorry Joel, aber einige Leute mögen das sehr wohl verallgemeinernd werten. Ich habe mir mal erlaubt einzelne Worte zu ersetzen:
Leute, in diesem Thread habe ich gar nichts verallgemeinert oder pauschalisiert. Das einzige, was ich wirklich "pauschal" sehe, ist, dass es einen Zusammenhang zwischen Kriminalität und Flüchtlingen gibt, sowie, dass es mehr als fünf Leute weltweit betrifft. Nicht jeder, der Flüchtling ist, gehört auch zu denen, die sich die kriminell sind. Aber es trifft, wie ich finde, auf ausreichend Personen zu, dass man es zumindest mal ansprechen könnte. Soll heißen, für mich steht dieser Zusammenhang fest und ich sehe, höre, lese - d.h. beobachte - ihn häufig genug, dass ich ihn ansprechen wollte. Wie weit, also wie großflächig diese These in der Welt Anwendung findet ist zunächst einmal nicht der springende Punkt. Nicht ohne Grund schrieb ich "vermute", "befürchte", "regelmäßig" und "recht häufig". Das ist keine Pauschalisierung und keine Verallgemeinerung. Wie gesagt, ich bin nur fest davon überzeugt, dass dieses Phänomen faktisch in unserer "Gesellschaft" (was immer das heißt) auftaucht. Und nein, "recht häufig" beschreibt keine Mehrheit, keine dominante Tendenz. Wenn z.B. 1% aller Menschen mit drei Armen geboren werden, ist das für diesen Sachverhalt ebenfalls "recht häufig".
Zudem sehe ich die Kriminalität nicht als Konsequenz der "Flüchtlinge" - und auch nicht umgekehrt - sondern sehe sie als Symptome derselben "Krankheit", wenn man so will, derselben sozialen Phänomene
Das soll jetzt nicht wertend, sondern nur ein Vergleich sein, wie mit den selben Worte bei einem anderen Thema, ganz schnell ein anderer Eindruck entsteht :whistling:


Jay schrieb:
Joker1986 schrieb:
aber ich tu mir mit weiblichen Ghostbusters schwerer, da ich das persönlich immer mit der Feuerwehr gleich setzte und ich einfach mehr Feuerwehrmänner als Feuerwehrfrauen kennen.
Wärs dann vielleicht nicht mal an der Zeit, sich von Konditionierungen zu lösen? Von geprägten Bildern wie Männer spielen Fussball, trinken Bier und schauen Actionfilme, Frauen kochen, trinken Wein und schauen Romanzen etc, Ghostbusters haben Männer zu sein?

So mag mans kennengelernt haben, so mag es einem ständig oberflächlich vom sozialen Umfeld unterstrichen worden sein, aber was bringt einem das Festhalten daran? Das ist doch eine unnötige Limitierung, von der man nichts hat.

Damit will ich nicht sagen, dass man gegen seine eigenen Interessen alles mögen soll. Ich zB hab mir schon einige Male Dart im Fernsehen angesehen, echte Leidenschaft werde ich dafür allerdings so schnell nicht entwickeln. Ich muss auch in keinen Backstein gebissen haben um zu erkennen, dass das wohl nicht sonderlich nahrhaft ist. Ich weiß auch, dass ich mich im Leben niemals mit kindischem deutschen "Gangsta" Rap anfreunden können werde.

Aber ist Probieren nicht immer mal wieder erlebenswert? Mal was von der Speisekarte nehmen, was nicht das Standardgericht ist? Mal ne Doku über ein Thema sehen, mit dem man sich noch nie befasst hat? Oder was unser Lieblingsthema betrifft - Filme aus Genres oder Ländern sehen, die man bisher kaum wahrgenommen hat? :squint:

ich kenne dieses grundlegende Verhalten in erster Linie aus meinem älteren Verwandtenkreis. Da wird oft immer im gleichen Lokal gegessen, immer das gleiche von der Speisekarte genommen, Bundesliga und Politik ist seit ich denken kann immer das gleiche Thema, und das aus immer der gleichen Perspektive gesehen. Das heißt jetzt nicht, dass ich dich damit gleichsetze, nur im gröberen Kreis gesehen.
Ich will damit nicht sagen, dass es falsch ist. Es kommt für mich einfach unglaubwürdig rüber. Mir geht es in diesem Fall darum, dass Männer i.d.R. stärker sind als Frauen. Einfach aus evolutionärer Sicht. Ein trainierter Mann kann eher einen bewusstlosen aus einem Haus schleppen, als eine trainierte Frau.

Ich verschließe mich dem ja nicht ganz und habe wie gesagt zum Beispiel auch Tarzan - das Muscial gesehen und ich habe auch die Fembusters Blu Ray zu Hause liegen und werde ihn mir bei Gelegenheit anschauen.
Oder bei der letzten WM/EM? im Handball habe ich mir ein Spiel angeschaut, weil alle das gehypt haben. War ok, aber Handball ist jetzt kein Sport, den ich jemals feiern könnte, wie Football, Basketball oder Fußball...
Rein gefühlsmäßig würde ich sagen, ich bin niemand, der sich neuem komplett verschließt. Aber wenn ich ein Genre kenne, und weiß, dass mich das nicht reizt, dann brauche ich, ähnlich wie Argento das oben beschrieben hat, meine Zeit damit nicht verschwenden.


Jay schrieb:
Joker1986 schrieb:
Ich habe mich noch nie im Leben hingesetzt und gesagt "ok, jetzt höre ich bewusst Musik".
... warum nicht?
Das ist mir schlicht und einfach zu langweilig. Ich bin sowieso so ein hyperaktiver Mensch, mir fällt still sitzen sowieso schwer, ich glaube ich würde da einen Koller kriegen :ugly:


Jay schrieb:
Joker1986 schrieb:
Das ist dann wie bei HdR wo man hofft, dass die Hobbit-Stellen bald vorbei sind :whistling:
..aber die sind das emotionale Grundgerüst und ein wichtiger Kontrast zum restlichen Krieg?
Genau so könntest du jetzt sagen, die Liebesgeschichte von Anakin und Padme sind ein wichtiger Kontrast zu den restlichen Klonkriegen.
Mir bietet das einfach nichts und ich finde auch Frodo und Sam ziemlich - wie sage ich das jetzt ohne einen HdR Shitstorm auszulösen - kindisch. Sorry, die letzte HdR Sichtung ist lange her und nicht mehr so im Kopf. Und es liegt jetzt nicht an den Halblingen per se. Bilbo im Hobbit war ok und die anderen beiden - Mary und Pippin hießen die glaub, fand ich auch ok. Aber Frodo und Sam waren ganz furchtbar. Aber das schweift jetzt doch sehr ab.


Jay schrieb:
Jedem das seine, aber wer bei keinem einzigen Film intensivere Emotionen spüren kann oder sich sogar bewusst dagegen wehrt, verpasst meiner Meinung nach viel. Was Joel ja auch schrieb.

Wer sich davon angesprochen fühlt, sollte sich vielleicht mal insgeheim überlegen, wann er das letzte Mal wirklich herzlich gelacht hat, was man zuletzt mal als "schön" empfunden hat (und damit meine ich kein Auto und keine attraktive Frau) und wann man zuletzt einen Kloß im Hals oder gar Tränen gespürt hat (abseits von Beerdigungen, Trennungen und verlorenen Meisterschaften).
So ein Abstieg kann einen aber auch zum heulen bringen :crying:
Ich persönlich mache das gar nicht. Bei mir ist das eher so, dass meine Freundin mich auslacht, wenn ich bei Filmen ein Tränchen verdrücke. Am Ende von ZidZ habe ich jedes Mal einen Klos im hals, obwohl der Film ja recht positiv ausgeht, aber ich weiß, dass mal wieder eine gemeinsame Reise mit Marty und Doc zu Ende ist. Und ja, ich gebe zu, ich habe jedes Mal am Ende bei Titanic feuchte Augen. Also ich lasse mich bei Filmen gerne kindlich Begeistern und nehme Emotionen (egal ob fröhlich oder traurig) gerne mit.
Aber Liebesszene sind meiner Meinung nach, wie Kenzie ähnlich schon beschreibt, meistens doch sehr aufgesetzt und realitätsfern.

Mal ein Vergleich: bei uns an der Schule war ein Mädel, die hatte mit Ihrem Freund Stress/Schluss gemacht - der hat an einer Fußgängerbrücke direkt an unserer Schule ein riesiges Banner mit "Janine ich liebe dich" aufgehängt. Kam bei ihr nicht so gut an. In Wirklichkeit ist sowas dann doch immer creepy.


McKenzie schrieb:
Joker1986 schrieb:
Im Film brauch ich das aber nicht sehen. Das ist dann wie bei HdR wo man hofft, dass die Hobbit-Stellen bald vorbei sind :whistling:
What

Ja, was Jay sagt. Auenland ist MUSS, ey.
Siehe oben - Auenland und Halblinge ja - Frodo und Sam nein!
 
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