La La Land ~ Emma Stone, Ryan Gosling [Kritik]

Revolvermann

Well-Known Member
Måbruk schrieb:
Ich habe die Erfahrung gemacht, dass Leute die allgemein sehr viele Filme schauen und sich intensiv und seit Jahren mit dem Thema befassen, allgemein "mehr sehen", mehr aus dem Film herausziehen können. Das muss nicht so sein (kenne auch Gegenbeispiele) aber dennoch ist es oft so.
Die meisten "normalen" Kinogänger verstehen aber auch die Oscars nur bedingt oder wollen sie nicht verstehen. Und zwar im Bezug darauf, dass es Preise in teilweise grundverschiedenen Kategorien gibt. Das diese von Filmschaffenden vergeben werden und manchmal künstlerische Arbeiten auf Microlevel mit einbeziehen. Es zudem natürlich immer noch, zumindest zu einem Teil, Auslegungs- bzw. Geschmackssache, oder sagen wir: persönliche Präferenzen geben kann.
Da wird schnell summiert: 1 Oscar = muss ganz gut sein. 10 Oscars = Muss ein unglaublich toller Film sein.
Ich hörte das in meinem Freundeskreis bei Gravity. "Also für so viele Oscars, fand ich den ziemlich mittelmäßig. Effekte waren cool aber sonst...meh."
Das beste Drehbuch oder der beste Film wurden auch nicht ausgezeichnet! Sondern Regie, Musik, Kamera, Schnitt, Ton, Tonschnitt und visuelle Effekte. Außerdem kann man natürlich trotzdem ganz anderer Meinung sein.
Der "normale" Kinogänger bricht das gerne auf einfache Zahlen herunter und der Vielschauer/Fan oder von mir aus Cineast ist sowiso informiert. Ob Oscarfilm oder nicht.
 

Revolvermann

Well-Known Member
Gibt es momentan einen besseren Film für einen lauen Sommerabend?
Ich war jedenfalls ziemlich begeistert von diesem Musical das zwar hintergründig durchaus ein paar kleine Abgründe bereithält aber dennoch so viel Spaß macht und einfach so positiv rüberkommt.
Sieht super aus, hört sich super an und feiert das Leben und die Stadt.
Nebenbei versucht Damien Chazelle den Jazz zu retten und das schon zum 2. Mal.

8/10
 

Joel.Barish

dank AF
Revolvermann schrieb:
[...]Musical das zwar hintergründig durchaus ein paar kleine Abgründe bereithält aber dennoch so viel Spaß macht[...]
Jup. Diese "Abgründe" wurden und werden mir mancherorts auch noch zu schnell unter den Teppich gekehrt. Selbst wenn man den Film am Ende als "seufz, hach, schön" aufnimmt, steht da ein dickes "ja, aber" unmittelbar daneben. Chazelle lässt die emotionale Beurteilung geschickt offen. Nicht, weil er schwammig inszeniert, sondern weil die Entscheidungen relativ komplex sind. Ich würde sagen, das überträgt sich auch auf Goslings Figur und den Akt der Jazz-Rettung. Das wurde ja oftmals kritisiert, aber ich denke, Goslings Jazz-Faible und sein Jazz-Purismus werden durchaus auch kritisch gesehen und als naiv bezeichnet.
 

Revolvermann

Well-Known Member
Joel.Barish schrieb:
Das wurde ja oftmals kritisiert, aber ich denke, Goslings Jazz-Faible und sein Jazz-Purismus werden durchaus auch kritisch gesehen und als naiv bezeichnet.
So habe ich es auch wahrgenommen.
Nicht umsonst
übernimmt er am Ende für seine (an sich schon recht träumerische) Idee das Logo, welches Sie entworfen hat. Auch lässt er das Hähnchen, soweit man es sehen kann, weg.
Sein ganzer "Traum" ist ein recht naive Sache und seine Ursprungsidee sogar irgendwie blöd, wenn man mich fragt.
 

Joel.Barish

dank AF
Ach ja, richtig, die Hähnchen. :biggrin: Es sind eben Kompromisse, kleine Einschränkungen, Veränderungen und Abweichungen. Ich denke, dass der Film deshalb so gut funktioniert, weil er keinen pompösen "Ende gut, alles gut" Abschluss präsentiert, sondern solche Details parat hält.
 

Shins

Well-Known Member
Gestern auch erneut gesehen. Nach wie vor: Welch großartiger Film. Und wie ihr schon sagt: Gerade wegen dieser "Abgründe" und diese "Ja, abers".
 

TheGreatGonzo

Not interested in Naval Policy
Moonlight-Regisseur Barry Jenkins hat es meiner Meinung nach auch gut gesagt:

La La Land is an amazing film. I think there’s a very superficial read of La La Land that does injustice to what Damien’s doing in the film, and it’s convenient because these are tough times to make a superficial read of that film. But it’s like, no, this is America. This is what this shit is. You gain something; you sacrifice something else in the gaining of that thing. I mean, that’s dark stuff.
quelle

Allgemein finde ich die Internet-Rezeption von La La Land so unglaublich schlimm, angefangen bei den Whitewashing und "Cultural Appropriation"-Vorwürfen (Als ob das Whitewashing von Jazz nicht schon vor sicher 80 Jahren passiert ist), dem dauernden Gegenüberstellen mit Moonlight und der resultierenden Gleichung Ernst = Gut und wichtig, Locker und romantisch = Irrelevant*, und dem Argument, La La Land sei nicht mehr als oberflächliche Unterhaltung und nur Nostalgie, was natürlich Quatsch ist.

*Ich denke sogar, Moonlight ist der wichtigere Film und es war richtig, ihn bei den Oscars vorzuziehen ("Pro-Moonlight" Filmkritiker Wesley Morris meinte im Podcast "Still Processing", in einigen Jahren sei La La Land wahrscheinlich Damien Chazelles siebtbester Film (frei zitiert)), aber in diesem unnötigen Gegenüberstellen und gegeneinander ausspielen, geht mir auch immer etwas unter, wie aufrichtig emotional La La Land ist. Das ist hier keine oberflächliche Romantik mehr wie bei Gene Kelly (der super ist) und auch keine 0815-Romcom, in der Liebe und Gefühle nach beliebter Box-Office-Formel runtererzählt werden, er schafft es sogar trotz seinen überhöhten Musicalszenen, einen emotionalen Anschluss zu finden, wie nicht viele Filme, und vor allem die, die oft einen ernsteren und realistischeren Anspruch zu haben scheinen.
 

Presko

Well-Known Member
TheGreatGonzo schrieb:
Das ist hier keine oberflächliche Romantik mehr wie bei Gene Kelly (der super ist) und auch keine 0815-Romcom, in der Liebe und Gefühle nach beliebter Box-Office-Formel runtererzählt werden, er schafft es sogar trotz seinen überhöhten Musicalszenen, einen emotionalen Anschluss zu finden, wie nicht viele Filme, und vor allem die, die oft einen ernsteren und realistischeren Anspruch zu haben scheinen.

Kam halt bei mir genau umgekehrt rüber. Ich fand alles sehr oberflächlich und kitschig. Ich konnte mit dem Film sehr wenig anfangen und fand ihn sehr oberflächlich und irgendwie auch .... irgendwie sehr fragwürdig (mag das jetzt nicht ewig ausführen). Finde es aber spannend, dass hier viele es ganz anders erlebt haben.
 

Måbruk

Dungeon Crawler
Ich freue mich schon extrem darauf, den Film nach meiner ersten Sichtung im Kino ein zweites Mal zu sehen. Selten war ich so gespannt darauf, ob eine Zweitsichtung mein positives Urteil bestätigt.
Den OST höre ich rauf und ruter, einer der Schönsten der letzten Jahre für mich.
 

Shins

Well-Known Member
Ich bin sehr auf deine Meinung gespannt, Mabruk. Ich fand ihn beim zweiten Anschauen sogar fast noch etwas besser. So viele Gänsehautszenen. Und so unfassbar bitter-süß :love:
 

Måbruk

Dungeon Crawler
Davon gehe ich auch aus, ich glaube der Film bietet sehr viele Details und Ebenen, die beim ersten Schauen an einem vorbeirauschen. Aber es ist sicher immer ratsam die Erwartungshaltung vorher etwas runterzufahren... :wink:
 

Slevin

New Member
O was für ein wunderbarer, inspirierender und motivierender Film!
Nachdem ich den Soundtrack schon zig mal durchgehört habe, konnte ich den Film vorgestern endlich nachholen und bin immer noch begeistert.
Ich habe bis jetzt wirklich wenige Musicalfilme gesehen, da auch mich Gesangseinlagen in Filmen nie gänzlich überzeugen konnten, aber hier ist es ganz anders gewesen. Tanz und Gesang sind großartig in die Handlung eingebaut und erzeugen eine Lockerheit, die ein unglaubliches Gute-Laune-Gefühl vermittelt. Ich weiß nicht, wann ich das letzte mal so happy war, während des Schauens eines Films. Die Themen Träume und Selbstverwirklichung werden dabei trotz der Leichtigkeit in einer tollen und sehr emotionalen Handlung verpackt, was an der ausgewogenen Mischung zwischen Musical und Drama liegt, die einen stellenweise vergessen lässt, dass man ein "Musical" schaut. Ich will gar nicht daran denken, wie der Film mit Miles Teller und Emma Watson ausgesehen hätte, da die Kombo Stone/Gosling mMn nicht getoppt werden kann.
Das Ende hat mich in einen Zustand gemischter Gefühle versetzt, den ich so auch selten bei Filmen empfunden habe und ist handwerklich, wie auch der Großteil des restlichen Films, meisterhaft inszeniert.

9,5/10

Mich würde es interessieren, wie ich die Gesangseinlagen wohl wahrgenommen hätte, wenn ich die Songs nicht schon gekannt und geliebt hätte. Ich denke aber, dass der Umstand meine Meinung nicht groß beeinflusst hätte, da ich mir die Songs nicht erst schönhören musste, sondern sie mich schon beim ersten Kontakt überzeugt haben.
 

Måbruk

Dungeon Crawler
TheRealFlamel schrieb:
Schau Greatest Showman Slevin, der ist ebenso gut und leichtherzig.
Da wäre ich nach den durchwachsenen Kritiken jetzt etwas überrascht, wenn er wirklich mit La la Land mithalten könnte, aber will Dir auch nicht widersprechen, habe ihn ja nicht gesehen. :wink:
 
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