Gotham S01E21 - The Anvil or the Hammer

Clive77

Serial Watcher
In der Folge „The Anvil or the Hammer” der US-Serie Gotham sind Jim Gordon (Ben McKenzie) und Harvey Bullock (Donal Logue) weiterhin auf der Suche nach dem Serienkiller Jason Lennon (Milo Ventimiglia). An anderer Stelle werden derweil Vorbereitungen für das Staffelfinale getroffen.

Your father was a good man
Während Alfred (Sean Pertwee) die Leiche seines ehemaligen Kameraden Reggie (David O’Hara) identifiziert und sehr skeptisch ist, was dessen Todesumstände betrifft, verfolgt Bruce (David Mazouz) seinen zuvor gefassten Plan und dringt zum Safe von Sid Bunderslaw (Michael Potts) vor. Dort erwartet ihn eine Überraschung, denn Sid hat bereits mit ihm gerechnet.
Überraschenderweise hat das Erwischen auf frischer Tat keine Konsequenzen für Bruce. Im Gegenteil, er darf sich noch einen Keks nehmen. Sid macht ihm klar, dass eine so große, internationale Organisation wie Wayne Enterprises auch Geheimnisse hat und gibt damit auch zu, dass nicht alles legal abläuft, was die Firma angeht. Auch Bruces Vater soll von den illegalen Machenschaften gewusst haben - was Bruce natürlich nicht glaubt. Doch er wird sicher nicht ohne Grund das Bild seines Vaters gegen Ende der Episode an der Pinwand befestigt haben.
Erwähnenswert ist außerdem der Gastauftritt von Lucius Fox (Chris Chalk), der dem jungen Bruce versichert, dass sein Vater ein guter Mann war, aber auch Geheimnisse mit sich herum trug, von denen niemand keine Ahnung hatte - die Unterhaltung ist dabei in erster Linie ein weiterer Wink mit dem Zaunpfahl in Richtung Zuschauer: Schaut mal, wir haben hier Lucius Fox. Der weiß um Geheimhaltung bescheid und wird für den späteren Batman noch einmal wichtig.
Die abschließende Aussprache mit Alfred verläuft zwar gewohnt väterlich von Alfreds Seite aus, mutet aber gleichzeitig merkwürdig an. Alfred scheint das Geständnis um Reggies Tod mit einem Schulterzucken abzutun (wo er doch vorher noch unbedingt wissen wollte, wie sein ehemaliger Kumpel wirklich zu Tode gekommen ist), um Bruce im nächsten Moment wieder aufzubauen (und den Satz von Lucius über Papa Wayne zu wiederholen). Wie wäre es mit einer Standpauke über (Beihilfe zum) Mord, Diebstahl, Einbrüche, etc.? Würde man das nicht von einer Vaterfigur erwarten, die ein solches Geständnis von seinem Schützling vernimmt und ihn auf dem rechten Weg halten will? Es ist zwar klar, dass der Werdegang von Bruce Wayne weitergelegt werden muss, aber aus erzieherischer Sicht macht Alfred diese Woche keinen guten Eindruck.

No body, no crime
Nachdem Edward Nygma (Corey Michael Smith) letzte Woche seinen ersten Mord beging, beseitigt er dieses Mal die Leiche von Tom Dougherty (Zachary Spicer). Dazu bringt er den Körper des Toten - bereits in kleinere Teile zerlegt - aufs Polizeirevier, um ihn in seinem Labor nach Breaking Bad - Manier zu entsorgen.
Äh, was? Sicher, unser schlauer Forensiker riskiert - umgeben von Gesetzeshütern - mit der Leiche im Gepäck aufzufliegen (wäre ein toller Anblick gewesen, wenn er mit den riesigen Koffern gestolpert wäre und sich der Inhalt im Revier verteilt hätte). Sein Glück, dass Kristin (Chelsea Spack) die Leichenteile im Waschbecken nicht wiedererkennt. Ernsthaft, hätte er sich dafür nicht einen anderen Ort aussuchen können? Statt die Leiche mit ins Labor zu nehmen, hätte er doch einfach ein paar Utensilien zu einem abgelegenen Ort bringen können, um den Körper dort aufzulösen.
Außerdem mutet es komisch an, dass außer Kristin niemand Tom Dougherty vermisst - wenigstens ein paar Kollegen sollten sich über den Verbleib von Tom doch wundern. Aber bleiben wir noch einen Moment bei Kristin: Um ihre Fragerei zu beenden, schickt Ed ihr einen gefakten Brief - ein späteres Markenzeichen vom Riddler, welches selbstredend einen (deutlichen) Hinweis auf die wahre Identität des Absenders enthält. Der Zaunpfahl lässt wieder grüßen und wird von Kristin übersehen - womit Nygma ein weiteres Mal mehr Glück als Verstand hat.
Dennoch kann man sagen, dass dieser Teil der Episode trotz ungläubigen Augenrollens Spaß macht. Wir können auch weiterhin dabei zuschauen, wie Ed versucht, seiner Angebeteten näher zu kommen. Mal schauen, welche Hindernisse sich ihm als nächstes in den Weg stellen und wie er sie aus der Welt schafft.

Ogre
Der Kern der Episode befasst sich mit Jason Lennon und Barbara Kean (Erin Richards). Leider wird schnell deutlich, dass die optionale Zusammenarbeit der beiden, die sich letzte Woche angedeutet hatte, nicht fortgesetzt wird. Zwar haben die beiden eine heiße Nacht miteinander verbracht (vermutlich unter Einsatz der Spielzeuge, die Jason ihr letztes Mal gezeigt hat), aber Barbara hat nicht vor, zum Frühstück zu bleiben.
Wir bekommen also das Damsel in distress - Szenario, welches zwar die weniger interessante Option darstellt, aber doch mit einem halbwegs gelungenen Ansatz daher kommt. Denn Jason will Barbara davon überzeugen, dass er der richtige Mann für sie ist und übt sich dabei in einer guten Portion Psychoterror. Teilweise wirkt das zwar lächerlich und man kann sich fragen, weshalb Barbara ausgerechnet ihre Eltern auswählt, als Jason sie nach seinem nächsten Opfer befragt, aber grundsätzlich war das schon besser als manch andere Szenarien, die uns die Serie bisher beschert hat.
Jim und Harvey kommen derweil langsamer als üblich in ihren Ermittlungen voran. Einen entscheidenden Hinweis bekommt Jim abermals von Oswald Cobblepot (Robin Lord Taylor), dem er nun einen noch größeren Gefallen schuldet. Hätte es nicht eine andere Möglichkeit gegeben, das Foxglove ausfindig zu machen und eine Einladung zu bekommen? Apropos Foxglove: Der Club an sich war ja wieder eine nette Idee, aber die Wirkung auf den Zuschauer ist abermals eher im Lächerlichen angesiedelt. Gotham probiert sich zwar angestrengt daran, düster und bedrohlich zu sein, aber so recht will das nicht gelingen. Gerade mit Blick auf eine kürzlich von Marvel und Netflix gestartete Reihe wirkt Gotham zu zahm. Statt Monster und Monstrositäten zu zeigen, verfolgt der Zuschauer gefühlt eher einem Faschingsevent. Da wird dann auch nicht gezeigt, was Harvey auf der Bühne zu sehen bekommt, sondern der Fantasie des Zuschauers überlassen.
Aber bevor das jetzt wieder zu negativ klingt: Gordon ist schon ein ganzes Stück düsterer geworden. Er sucht Hilfe beim Pinguin, verspricht, den Serienkiller zu töten (statt bloß zu verhaften) und greift im Allgemeinen härter durch. Jetzt, wo der Ogre aus dem Spiel geschossen wurde, kann er sich Commissioner Loeb (Peter Scolari) zuwenden, was uns bereits in der nächsten Episode erwarten könnte.
Fand es sonst eigentlich noch irgendjemand falsch, dass Gordon sich nach der ganzen Tortur, die Barbara durchgemacht hat, nicht großartig um sie kümmert? Ihm lag ziemlich viel daran, ihr Leben zu retten, aber man hätte danach doch erwartet, dass es noch einen abschließenden Dialog zwischen den beiden gibt, oder nicht? Stattdessen zeigt die nächste Szene, wie er und Harvey gefeiert werden und Jim sich mit Leslie (Morena Baccarin) unterhält. Dabei hätte Barbara sicher jemanden brauchen können, der sich nach den letzten Stunden um sie kümmert - freundschaftlich, versteht sich. Nicht, dass sie noch zum Joker wird ( :ugly: ).

Pinguin
Oswald Cobblepot ist diese Woche für eine neue Überraschung gut. Er schickt Connor (Clark Carmichael) und dessen Leute - angeblich in Falcones (John Doman) Auftrag - los, um Maroni (David Zayas) zu töten. Dabei hat er aber vorher dafür gesorgt, dass deren Waffen sich als nutzlos erweisen. Maroni glaubt nun, Falcone wolle ihn töten und übt sich auch gleich in Vergeltung für den (vom Pinguin inszenierten) Anschlag auf sein Leben. Worauf Falcone sicher seinerseits reagieren wird, so dass wir im Staffelfinale voraussichtlich einem neuen Mafia-Krieg beiwohnen dürfen.
Einerseits ist es natürlich typisch Pinguin, dass er beide Mafia-Bosse gegeneinander ausspielen will, um am Ende selbst als Sieger aus dem Konflikt hervorzugehen. Andererseits war sein Hass auf Maroni letzte Woche noch so groß, dass dieser (neue) Plan nicht so recht schmecken will - hey, Sal hat es gewagt, Mama Gertrud (Carol Kane) über die Geschäfte und Taten ihres Sohnes aufzuklären. Da nimmt man doch die Chance wahr, Maroni auszuschalten.
Im Endeffekt stehen wir aber wieder dort, wo wir letzte Woche standen. Denn auch eine Auseinandersetzung zwischen Maroni und Falcone kann mit Blick auf die Comicvorlage nicht tödlich ausgehen - beide müssten durch den Prequel-Charakter der Serie überleben. Echte Spannung kommt daher erstmal nicht auf, denn die einzige wichtige Figur, die über den Jordan gehen könnte, bleibt Fish Mooney (Jada Pinkett Smith), die diese Woche erneut durch Abwesenheit glänzt.
Nichtsdestotrotz darf man aber gespannt sein, was im Finale passieren wird. Interessante Storybögen gibt es genug und vielleicht schaffen es die Macher ja tatsächlich mal, den Zuschauer so richtig vom Hocker zu reißen. Wünschenswert wäre es.

Fazit: Leider bleibt „The Anvil or the Hammer” hinter den Erwartungen zurück, was hauptsächlich an diversen, nicht so recht nachvollziehbaren Entscheidungen der Figuren liegt. Zwar unterhält die Folge ungemein, aber es kristallisiert sich immer mehr heraus, dass den Machern der Mut fehlt, wahrhaft entscheidende Schritte zu gehen, die Gotham zu einer herausragenden Serie machen könnten.

6,5/10 zerbröselte Schädel

Edit: Promo für das Staffelfinale.
 

Schneebauer

Targaryen
Und wieder keine Mooney!! :clap: :top:

Auch Bruce und Alfred waren solide. Klar ist er eine Vaterfigur, aber irgendwie ist er doch weit weg davon. Er ist der Butler, der nur hin und wieder diese "väterlichen" Momente mit seinem Schützling bekommt. Es ensteht zwar eine innige Freundschaft, die aber zum Teils auch sehr distanziert daher kommt. Eine Standpauke mit Hausarrest hätte nicht zu Alfred gepasst. Dass er eben nicht weiter nachbohrt, obwohl es ihm eigentlich so wichtig war, zeigt in meinen Augen auch diese gewisse Distanz und den Respekt vor Bruce.

Die Story um Nygma war so schlampig geschrieben. Unfassbar. Das gibt dem ganzen so einen faden Beigeschmack. Pfuscher am Werk...

Was Gordon/Barbara/den Oger angeht stimm ich ebenfalls zu. Auch schlampig geschrieben, und wirkt unfertig und überhastet. Ich denke kein Zuschauer hätte ein Problem damit gehabt, den Bogen um den Oger in der nächsten Folge zu schließen. Dann hätte man hier noch ein wenig mehr Zeit gehabt Barbaras Motivation und Beweggründe zu erläuchten und wie du schon sagtest, ihr noch eine Szene mit Gordon am Ende spendieren können. Naja...

Mafiakrieg? Ja endlich geht da wieder was vorwärts! Aber wie hat Maroni dafür gesorgt, dass alle Waffen streiken? o.O Ich meinte er sagt so was wie "Was ein Glück, Ladehemmung." oder sowas in die Richtung. Er machte auch einen extrem erleichterten Eindruck.

Und jap, jetzt fehlt der Paukenschlag zum Finale hin. Ich hätte da so ein Paar Ideen - soll die Baccarin in S02 eigentlich noch dabei sein? :clap: :wink:

Leider nur eine durchschnittliche Episode. Und durchschnittlich heißt bei Gotham in letzter Zeit eher nicht gut.
 

HurriMcDurr

Well-Known Member
Schneebauer schrieb:
Mafiakrieg? Ja endlich geht da wieder was vorwärts! Aber wie hat Maroni dafür gesorgt, dass alle Waffen streiken? o.O Ich meinte er sagt so was wie "Was ein Glück, Ladehemmung." oder sowas in die Richtung. Er machte auch einen extrem erleichterten Eindruck.
Der Pinguin sagt in einer der Szenen danach, dass er die Schlagbolzen aus den Waffen entfernt hat.
 

Schneebauer

Targaryen
Das hab ich gar nicht mitbekommen. Aber wie? Woher wusste er von dem Anschlag? Wie kam er an Connors Ausrüstung und Arsenal?
 

HurriMcDurr

Well-Known Member
Er hat die doch selbst losgeschickt, um den Krieg anzuzetteln. Ich hab nicht mehr genau im Kopf wie er das begründet, aber man hat ihn definitiv dabei gesehen, wie er die Anweisung gegeben hat.
 

Clive77

Serial Watcher
Genau, der Pinguin hat die Gang losgeschickt - angeblich im Auftrag von Falcone - und die Waffen manipuliert. Jetzt sieht es halt so aus, als wenn Falcone Maroni umlegen lassen wollte und Maroni zettelt den Krieg an.
 

Schneebauer

Targaryen
Da war ich wohl müder als ich dachte.

Nur, wie kann Oswald sicher sein, dass Maroni auf Falcone losgeht? Wenn Connor ihm gesagt hätte, dass Oswald ihm den Auftrag gegeben hat, wäre er am Arsch. Warum das riskieren - hätte er ihn einfach erschossen wär der Spuk vorbei und er hätte seine Rache...

Naja, Gotham halt. :biggrin:
 
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