The Gunman ~ vom Regisseur von Taken [Kritik]

Diego de la Vega

Not Yet Rated
BG Kritik: The Gunman (Jay)

Neues vom Taken-Regisseur Pierre Morel. Mit Sean Penn, Javier Bardem, Idris Elba, Ray Winstone und Mark Rylance. Penn spielt einen Ex-Soldaten, der unter einer Posttraumatischen Belastungsstörung leidet, bei einer Hetzjagd quer durch Europa versucht seinen Namen rein zu waschen, und eine entführte Frau gibt es auch noch. Kommt März 2015.

Trailer

Edit: Sieht in etwa so aus, wie man das erwarten konnte. :biggrin:
 

Der Pirat

New Member
DAs sieht ziemlich gut aus muss ich sagen.
Und überraschenderweise passt Penn mindestens so gut in die Rolle wie aus Neeson schon in Taken.
Ich bin gespannt :>
 

Schneebauer

Targaryen
Starker Cast. Inhaltlich aber nicht wirklich neu. Wird wohl eher Standartkost werden - aber hoffentlich unterhaltsam umgesetzt. Trailer ist durchaus gelungen...
 

Lacrizera

New Member
Sean Penn ist mein Lieblingsschauspieler, trotzdem reicht es mir langsam. Die selbe Soße immer und immer wieder ohne neue stilistische Mittel.
 

Shins

Well-Known Member
Der neue Film des Regisseurs, der uns den einzigen guten "Taken" brachte. Wer hat Interesse?
 

Jay

hauptsache bereits gesehen
Teammitglied
Geht mir ähnlich. Und gings nur mir so, oder wurde der ein wenig übertrieben oft beworben in den letzten 4 Monaten?
 

Argento

Well-Known Member
Der Film überraschte mich durchaus positiv, da er nicht unbedingt dem entsprach, was ich im Vorhinein erwartete zu bekommen.

Die den Film tragenden interpersonellen Konflikte, welche sich aus klassischen Topoi wie der Frage nach Schuld und Sühne oder dem Umgang mit persönlicher Demütigung gebären, sind durchweg recht faszinierend und etwas, was ich in dieser Form nicht erwartet hätte, da ich einen geradlinigen Actionfilm alter Schule hinter dem Titel THE GUNMAN vermutete.

Insbesondere die Ménage-à-trois zwischen Penn, Bardem und Trinca vermag durchaus zu faszinieren und zu bewegen. Unerfüllte Liebe, nicht lebbare Liebe, sich selbst und den anderen bewusst demütigen, Gefühlskälte, mangelnde Empathie, Abgestumpftheit. All jenes wird gestriffen, ohne es unnötig aufzublasen. Gerade die Entscheidung Lücken zu lassen, also nicht alles auszuerzählen, erweist sich als durchweg richtige Entscheidung von Morel.

Den Menschen, den Personen; respektive den handelnden Charakteren wird von Morel viel Aufmerksamkeit geschenkt. Ihre Beziehungen, ihre Schwächen und Stärken werden nie bloß behauptet, sondern durch ihre Handlungen verdeutlicht.
Sehr gelungen ist beispielsweise die Szene, in welcher Penn seiner Liebe Trinca
eröffnet, warum er sie einst abrupt verließ. Er gesteht ihr, dass er auf Grund eines Auftrags - er verübte ein tödliches Attentat - das Land verlassen musste. Interessant ist nun, dass der von Penn verkörperte Söldner meint, dass dies als Rechtfertigung ausreiche. Also ihr zu erzählen, warum er sie wortlos im Stich ließ, anstatt auf die doch recht naheliegende Idee zu kommen, dass auch das Faktum, dass er sich soeben als Attentäter offenbarte, ein Problem darstellen könnte. Diese Ambivalenz des von Penn verkörperten Charkaters, welcher sich durch Szenen jener Art als völlig abgestumpft entlarvt, ist ziemlich interessant und kommt noch an anderer Stelle zum Tragen. Etwa als er in einem Pub auf - diplomatisch ausgedrückt - unangenehme Weise die Kontrolle über sich verliert und die Verbalattacke eines sich mit ihm dort befindlichen Gastes zum Anlass nimmt, mehrere Männer auf's gröbste zusammenzuschlagen, bis deren Knochen förmlich zerbersten.

Recht gelungen ist auch die von Morel im Finale eingesetzte Parallelmontage, welche
einen sich noch einmal aufbäumenden, aber stark angeschlagenen Penn im Kontrast zu einem in Barcelona stattfindenen Stierkampf zeigt. Der Stier, der zum Kampf gezwungen wird und ihn austrägt, obwohl seine Chancen quasi non-existent sind, ist ein durchaus passendes Bild für jenen Söldner, den Morel uns bis zu jenem Zeitpunkt präsentierte.

Nicht nur in diesen Momenten fühlte ich mich hier und da durchaus an Lautners von existenzialistischen Motiven durchzogenen Überfilm DER PROFI erinnert. Freilich ohne, dass THE GUNMAN jene Klasse jemals zu erreichen vermochte.

Ärgerlich ist allerdings das befremdlich anmutende Ende nach dem Ende, welches
einen mit einem völlig unpassenden Happy End versöhnen möchte, obwohl die vorangegangene Szene, in welcher der von Idris Elba verkörperte Interpol-Agent darauf hinweist, dass Penns Taten - wiewohl er sich schlussendlich entschließt mit Interpol zu kooperieren und Kronzeuge zu werden - eine Haftstrafe nach sich ziehen müssen, ein so viel treffenderes Ende abgegeben hätte. Da das Ende nach dem Ende allerdings unglaublich plump daherkommt und an das grausige - vom Studio erzwungene - Happy End der Kinofassung (?) von BLADE RUNNER erinnert, wage ich die These, dass dies nicht unbedingt auf Morels Mist gewachsen sein muss.

Kurz:
THE GUNMAN ist ein durchweg vergnüglicher Actionthriller, der insbesondere durch den Fokus auf seine in ihm agierenden Personen und Morels Entscheidung, nicht jeden Konflikt auserzählen zu müssen, eine Sichtung lohnend macht.
 

Schneebauer

Targaryen
Schöne Kritik! :top:

Schon ne Weile her, dass ich den gesehen hab. War wie zu erwarten OK. Nichts besonderes, aber in dieser Richtung hat man schon schlechtere Umsetzungen zu sehen bekommen.
 

Presko

Don Quijote des Forums
Spielte Neeson den smarten, kaltblütigen Vater auf Rachefeldzug noch mit entschlossener, kalter Mimik; gibt Penn den gebrochenen Antihelden, der eigentlich mit seiner brutalen Vergangenheit abschließen will. Insgesamt ist Jim Terrier eine Mischung aus Bryan Mills, Jason Bourne und Marion Cobretty (City-Cobra). Während andere in der Midlifecrisis Fallschirmspringen gehen oder sich ein Motorrad kaufen, versucht sich Penn eben als Actionstar (und ist nebenher als Produzent und Drehbuchautor beteiligt). Und er macht keine gute Figur. Sicherlich ist es einerseits beeindruckend, wie sich Penn physisch für den Film aufgepumpt hat, andererseits ist es eben auch ein wenig lächerlich, wie er seinen Körper dauernd in Szene setzen lässt.

Und die Story? War TAKEN storymässig minimalistisch bis zum Äußersten, will GUNMAN viel mehr sein. Eine Art Actiondrama mit Noir-Elementen und politischer Aussage. Der Versuch, die Aufmerksamkeit auf die Machenschaften westlicher Großkonzerne in Afrika und auf ihre Verwicklung in Korruption, Gewalt und sogar Krieg zu lenken, wäre an und für sich löblich, nur benutzt GUNMAN diesen politischen Aspekt letztlich nur als Vehikel. Leider sind auch die Figuren durch die Bank unsympathisch und zwischen Terrier und Annie sprüht kein Fünkchen Chemie auf. Dennoch ist die behauptete Liebe so groß, dass Annie kaum darauf reagiert, als ihr Terrier gesteht, wie er vor zehn Jahren als Auftragsmörder einen Bürgerkrieg im Kongo ausgelöst hat.

Die Action selbst, wenn sie mal zum Zug kommt, ist zwar nur leidlich aufregend, braucht sich aber auch keineswegs zu verstecken. Der Schnitt wirkt manchmal etwas unbeholfen, gleichzeitig behält man als Zuschauer die Orientierung stets bei und auf unübersichtliche Hektik wird verzichtet. Physisch stemmt Penn die Actionszenen problemlos und eine gewisse Härte ist stets vorhanden.

Die Nebenrollen wurden prominent besetzt. Javier Bardem musste für seine Rolle als schmieriger Ex-Kollege in GUNMAN bereits einiges an Kritik einstecken. Sein Overacting hebt sich aber immerhin ein wenig aus dem ansonsten einschläfernd routinierten Spiel aller Beteiligter ab. Weniger Mut zum Risiko zeigt Idris Elba. Als Agent Dupont spult er ganz routiniert seine Luther-Rolle ab. Obwohl der Film ihn in mehreren Einstellung bedeutungsschwanger in Szene setzt, bekam er kaum Screentime. Immerhin darf er in einer Szene eine Selbstgedrehte rauchen – wohl das Erinnerungswürdigste an seinem Auftritt hier. Überhaupt wird in GUNMAN recht viel geraucht. Man könnte fast glauben, Sean Penn hätte sich am liebsten einfach zwei Stunden lang mit Kippe im Mundwinkel, nacktem Oberkörper und Waffe im Anschlag dabei ablichten lassen, wie er schwache Frauen und hilflose Afrikaner vor bösen Killern beschützt.
Unterm Strich ist THE GUNMAN ein schleppender Actionfilm geworden, der seinen Chauvinismus hinter einer chemiefreien Liebesgeschichte und der vorgeschobenen Kritik an der Ausbeutung des afrikanischen Kontinents durch westliche Großkonzerne versteckt.

3.5/10
 

Argento

Well-Known Member
Ich konnte in THE GUNMAN keinen Chauvinismus entdecken; halte diesen Vorwurf aus diesem Grunde auch für verfehlt bzw. über das Ziel hinausgeschossen.
 

Presko

Don Quijote des Forums
Argento schrieb:
Ich konnte in THE GUNMAN keinen Chauvinismus entdecken; halte diesen Vorwurf aus diesem Grunde auch für verfehlt bzw. über das Ziel hinausgeschossen.

Tja und ich hab ihn entdeckt und finde diesen Vorwurf deswegen absolut gerechtfertigt :wink:
 

Argento

Well-Known Member
Um dergleichen diskutieren zu können und um deine These aus den Gefilden eines bloßen Postulats zu befreien, wäre ein wenig mehr Ausführlichkeit gewiss nicht fehl am Platz.
 

Presko

Don Quijote des Forums
Argento schrieb:
Um dergleichen diskutieren zu können und um deine These aus den Gefilden eines bloßen Postulats zu befreien, wäre ein wenig mehr Ausführlichkeit gewiss nicht fehl am Platz.

Andererseits frage ich mich, ob Du wirklich die Instanz bist, der gegenüber ich rechtfertigen muss
 

Argento

Well-Known Member
Woher kommt denn jetzt diese passive Aggressivität?

Wir befinden uns doch in einem Filmforum, in welchem die Diskussion über Filmwerke idealiter einen großen Raum einnehmen sollte, oder nicht?

Es scheint doch nicht Sinn und Zweck eines Forums zu sein, dass jeder einfach nur seine Meinung "ablädt" und Diskussionen über die geäußerten Ansichten rigoros abgelehnt werden bzw., wie in deinem Falle, als "Zwang zur Rechtfertigung" missverstanden werden.
 

Presko

Don Quijote des Forums
Argento schrieb:
Woher kommt denn jetzt diese passive Aggressivität?

Wir befinden uns doch in einem Filmforum, in welchem die Diskussion über Filmwerke idealiter einen großen Raum einnehmen sollte, oder nicht?

Es scheint doch nicht Sinn und Zweck eines Forums zu sein, dass jeder einfach nur seine Meinung "ablädt" und Diskussionen über die geäußerten Ansichten rigoros abgelehnt werden bzw., wie in deinem Falle, als "Zwang zur Rechtfertigung" missverstanden werden.

Sorry Argento, Du hast recht, war auch nicht böse gemeint, aber etwas patzig formuliert, da geb ich dir recht. Ich schätze deine Diskussionsfreude durchaus. Vielleicht gehe ich morgen etwas ins Detail, heute bin ich etwas zu faul (wahrscheinlich deswegen die Ausflucht in die ronie in meinem letzten Post). Nimms mir nicht krumm (aber ich denke kaum, dass wir auf eine Meinung bezüglich des Films kommen werden - ich fand den so furchtbar :ugly: ).

Mal in Stichwortform als Teaser für meine Ausführungen ( :plemplem: ): Nackter Oberkörper, Ästhetik der Penn-Inszenierung, Drittwelt-Szenen ...
 
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