Gotham S01E22 - All Happy Families Are Alike

Clive77

Serial Watcher
Mit „All Happy Families Are Alike“ endet die erste Staffel der US-Serie Gotham. Der Mafia-Krieg eskaliert, Barbara (Erin Richards) sorgt für eine Überraschung und mindestens ein plötzlicher Todesfall dürfte für Aufsehen sorgen.

Fish Mooney
Die Episode beginnt mit der Rückkehr von Fish Mooney (Jada Pinkett Smith) nach Gotham City. Dort trifft sie auf Selina Kyle (Camren Bicondova), die sich ihr anschließt und innerhalb der nächsten zwei Wochen eine grundlegende Veränderung durchmacht - denn im Krieg zwischen Maroni (David Zayas) und Falcone (John Doman) tritt selbstverständlich auch Fish auf den Plan und hat dabei Selina als Helferin an ihrer Seite.
WTF? Bevor überhaupt auf die Ereignisse in der Folge eingegangen wird, stellt sich eine wichtige Frage, die garnicht in der Episode angesprochen wurde: Wie hat Fish den Bauchschuss überlebt? Wir erinnern uns: Bei der Flucht mit dem Helikopter wurde sie angeschossen und es sah ziemlich brenzlig für sie aus. Jetzt kommt sie nach Gotham und man hat das Gefühl, ein wichtiger Teil wurde übersprungen. Über ihr neues Aussehen, was einem Mad Max Film entliehen sein könnte und scheinbar auch Selina „infiziert“, könnte man ja noch drüber hinwegsehen. Aber warum überhaupt einen Cliffhanger bringen, wenn man ihn dann nicht auflöst sondern einfach weiter macht als wäre nichts passiert? Im Endeffekt hätte man sich den gesamten Inseltrip sparen können, denn auch die Relevanz der Gefangenen, die sie befreit, verläuft sich im nichts - da sie offenbar in Gotham neue Leute um sich versammelt hat. Und charakterlich? Fish ist immer noch die alte, will immer noch Falcone aus dem Weg räumen und ganz oben stehen. Null Entwicklung und dabei hatte man sich beim Aufstieg des Pinguins (Robin Lord Taylor) nach dessen Rückkehr so stark ins Zeug gelegt - warum nicht auch bei Fish auf einen ähnlichen Plan setzen?
Aber zurück zur Folge: Mit Fish Mooney kommt natürlich etwas Schwung in den Mafia-Krieg und sie ist es auch, die eine grundlegende Veränderung in der Serie bewirkt. Als Maroni ihr zwar die Partnerschaft gewährt, aber sich vor allen Leuten über sie lustig macht, bekommt er eine Kugel in den Kopf. Dieser Moment wusste zu gefallen, denn damit entfernt sich die Serie von der späteren Comic-Vorlage (es sei denn, Maroni hat noch einen Sohn oder Bruder, der seine Geschäfte übernehmen könnte).
In früheren Episoden konnte man jedenfalls noch darauf bauen, welche Figuren mit Blick aufs Batman-Universum als sicher gelten können. Das ist nun vorbei. Das Finale stellt damit den Weg in Richtung Eigenständigkeit, was sich als gute Sache erweisen könnte. Bei den ganzen Entwicklungen wäre es ohnehin wünschenswert, wenn die Prequel-Fesseln gelockert würden. Keine sicheren Mitspieler bedeutet schließlich größere Überraschungen und Maronis Tod war eine sehr gelungene Überraschung.

Selina Kyle
Nur kurz zur künftigen Catwoman: Ihr Wandel sorgt nicht gerade für Begeisterungsstürme. Da hat man in den letzten Episoden allmählich eine gelungene Beziehung zu Bruce (David Mazouz) aufgebaut und jetzt so was. Aus welchen Motiven heraus sollte sie sich überhaupt Fish anschließen? Langeweile? Und dann auch noch der neue Look. Wenn man es denn gewollt hätte, Selina zu einem Gang-Mitglied zu machen, dann wäre es doch besser gewesen, wenn man sie langsam in die Mafia-Ränge eingeführt hätte - nachvollziehbar und schrittweise. Aber doch nicht von jetzt auf gleich.
Die Dialoge, die Bicondova dabei in den Mund gelegt werden, sind übrigens auch nicht gerade das Gelbe vom Ei. Man hat hier eine Figur innerhalb von einer Episode derart verunstaltet, dass es sich kaum glauben lässt. Joa, mit Jim Gordon (Ben McKenzie) stand sie zwar nicht unbedingt auf gutem Fuß - aber es wirkt nicht gerade glaubwürdig, dass sie ihn so einfach hängen lässt. Denn wer hat ihr in den ersten Folgen noch gleich geholfen und die Kinder-Kidnapper aus dem Weg geräumt?
Abgesehen davon - und das macht die Sache eigentlich noch schlimmer - bleibt Selinas Ausflug in die mafiösen Ränge wohl eine einmalige Angelegenheit. Denn ihre Mentorin darf im Finale das Zeitliche segnen (eine Rückkehr lässt sich diesmal wohl ausschließen, denn Jada Pinkett Smith ist bekanntlich aus der Serie raus).

Bruce Wayne
Während in Gotham der Krieg tobt, ist Bruce davon überzeugt, dass sein Vater in seinem Arbeitszimmer ein Geheimnis verbarg und macht sich zusammen mit Alfred (Sean Pertwee) auf die Suche danach. Der gesamte Raum wird durchwühlt, aber die beiden bleiben zunächst erfolglos - bis Bruce sich an eine Bemerkung von Lucius Fox (Chris Chalk) erinnert und in einem Buch prompt eine Fernbedienung findet, die einen Geheimgang öffnet (sehr hübsch im Kamin gelegen, wobei man sich jedoch fragen kann, wie der Rauch dann überhaupt abziehen kann).
Leider ist die Folge schon wieder vorbei, bevor Alfred und Bruce die geheimnisvolle Treppe in die Tiefe hinuntersteigen können. Die Anspielung ist wieder eindeutig und der Gang wird gewiss in eine Höhle führen, die für Batman noch größere Bedeutung haben wird. Aber was hat Bruces Vater da unten gemacht?
Mit Blick auf Maronis Tod ließe sich nun spekulieren, dass die Serie sich auch hier von der Vorlage entfernen könnte. War Thomas Wayne vielleicht schon ein geheimer Rächer? Wird die Transformation von Bruce Wayne zu Batman vielleicht schon in jungen Jahren eingeleitet? Möglich wäre es, auch wenn bislang dementiert wurde, dass wir in der Serie einen Batman zu sehen bekommen werden.

Crazy Babsy
Ein wichtiger Handlungsstrang dreht sich um Barbara Kean, die sich bei Dr. Leslie Thompkins (Morena Baccarin) in psychologische Behandlung begibt. Jim ist davon zwar nicht gerade begeistert (wie man seiner Mimik entnehmen kann), zeigt aber Verständnis für die nötige Therapie.
Zunächst hat es dabei den Anschein, dass die Gespräche zwischen Leslie und Barbara von letzterer bewusst in Richtung Jim Gordon gelenkt werden und man kann ahnen, dass sie vielleicht einen Keil zwischen Thompkins und Gordon treiben möchte. Was aber dann kommt, ist ziemlich verrückt und - ähnlich wie Maronis plötzlicher Tod - einer der besten Momente des Finales.
Barbara gesteht, ihre Eltern selber ermordet zu haben. Plötzlich kommt zum Vorschein, wie dicht sie an der Schwelle zum Wahnsinn steht und diese bereits überschritten hat. Sie attackiert Leslie und es kommt zu einem handfesten Kampf zwischen den beiden Frauen.
Diese Auseinandersetzung gepaart mit den Offenbarungen über Barbara muss man als Zuschauer erst einmal verarbeiten. Madame Kean verrückt? Das riecht geradezu danach, als wenn man sie zu einem Gegenspieler machen wird. Harley Quinn? Joker? Lasst die Spekulationen beginnen...
Es scheint jedenfalls nach diesen Ereignissen sehr unwahrscheinlich, dass aus Jim und Barbara wieder ein Paar werden könnte. Für Barbaras Charakter war die Folge eine große Offenbarung und es ist sehr schön, dass nach dem anfänglichen Hickhack mit ihr nun doch noch etwas Interessantes aus der Figur entstehen könnte.

Edward Nygma
Nur kurz bekommen wir Edward (Corey Michael Smith) zu sehen. Mrs. Kringle (Chelsea Spack) hat sich den Brief von Tom noch einmal genauer angesehen und die geheime Botschaft – „NYGMA“ - entdeckt, woraufhin sie ihn zur Rede stellt.
Erwischt! Edward redet sich zwar raus, aber Kristins Entdeckung hat ihn härter getroffen als man hätte annehmen können, und wir dürfen dabei zuschauen, wie er den Verstand zu verlieren scheint.
So nett die Sequenz auch war, sie passte nicht wirklich. Klar, sein Hinweis wurde entdeckt, aber als Auslöser zum Durchdrehen war das dann doch etwas mau. Da hätte sich bestimmt was Besseres finden lassen, wie zum Beispiel der Mord an Tom vor zwei Wochen. Uns wird zwar vermittelt, dass sich vieles bei Edward angestaut hat und Kristins Entdeckung das Fass nun zum Überlaufen brachte, dennoch war das alles sehr holprig gemacht.
Aber immerhin werden wir dann in der zweiten Staffel eine neue Seite von Nygma sehen, was doch recht vielversprechend ist.

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Clive77

Serial Watcher
Mob-Wars
Action-Armut kann man der Episode nicht gerade vorwerfen. Es gibt ordentlich Schießereien und damit einhergehend auch die eine oder andere Wendung. Mal sind die einen im Vorteil, dann die anderen und plötzlich steht ein neuer Spieler auf der Schwelle, um erneut das Blatt zu wenden.
Da wird ein siegessicherer Maroni plötzlich aus der Gleichung genommen und es stehen ein paar ordentliche Zweikämpfe an. Blickt man allerdings ein wenig auf die Handlung selbst, schleichen sich wieder ein paar Fragezeichen in den Kopf des Zuschauers.
So will Falcone plötzlich seinen Job als Mafia-Boss an den Nagel hängen. Weshalb? Bleibt offen. Vor nicht allzu langer Zeit hat er noch Liza (Mackenzie Leigh) erdrosselt und damit das Angebot einer friedlichen Abreise aus Gotham ausgeschlagen. Jetzt will er Hals über Kopf einfach nur aus der Stadt raus. Wegen eines Anschlags auf sein Leben? Hmm, davon hatten wir in der Vergangenheit auch schon welche (vielleicht nicht so direkt, aber sie waren da). Ganz so härtnäckig scheint er also doch nicht zu sein, was nicht so recht zur Figur passt.
Ein weiteres Überraschungsmoment kommt durch Butch (Drew Powell) zustande, der sich nicht entscheiden kann, ob er zu Fish oder zu Oswald hält und auf beide einen Schuss abgibt. Joa, an die Gehirnwäsche können wir uns zwar noch erinnern, aber großartig thematisiert wurde sie in den letzten Episoden nicht. Ein Versäumnis, denn nun macht es den Anschein, dass hier plötzlich ein altes Thema aus der Mottenkiste geholt wird (denn in Serienzeit sind schon mehrere Monate vergangen).
Über Maroni brauchen wir nicht mehr viele Worte zu verlieren. Ohne seine Witzeleien wäre er jetzt an Gothams Spitze, die er sich mit Fish teilen würde (sogar als Numero Uno). Schön blöd, sich über „Babes“ lustig zu machen - den Kopfschuss hat er sich redlich verdient.
Zuletzt noch ein Wort zum Ende: Der Gewinner ist der Pinguin. Angeschossen, aber jetzt ohne Konkurrenz (sollte Falcone wirklich abreisen). Ob er sich tatsächlich als neuer Boss erweisen kann, werden wir dann in der zweiten Staffel sehen. Vielleicht noch eine Bemerkung: An sich war ja alles o.k., was seine Figur angeht. Aber dieser abschließende Moment, wo er verkündet „I’m the king of the world Gotham!“ wirkte eher unfreiwillig lustig als gelungen.

Jim Gordon
Ups, jetzt hätten wir fast die Hauptfigur vergessen. Jim Gordon zeigt im Finale immer wieder seine Zähne. Allein schon die Bereitschaft, Falcone als das geringere Übel an der Spitze des Mobs stehen zu lassen, um ein Chaos zu verhindern, scheint zwar logisch, passt aber nicht zur stets aufrechten Figur, die er noch in den ersten Episoden verkörpert hat. Auch erwähnt der Pinguin (um sich zu retten), dass Gordon ihm noch einen großen Gefallen schuldet und Harveys Geschäfte nebenbei scheinen Jim auch nicht weiter zu kratzen. Eine weiße Weste hat Jim schon lange nicht mehr.
Außerdem bleibt ihm noch ein großer Gegner übrig: Commissioner Loeb (Peter Scolari), der den Mord an Falcone legitimiert und sich davon macht, bevor die Kugeln fliegen. Hier erwartet uns also auch noch eine Fortsetzung in der nächsten Staffel. Mal schauen, ob Gordon seinen jetzigen Weg dabei weiter verfolgt und vielleicht noch tiefer in die Gefilde der Kriminalität eintaucht.

Fazit: Schwierig. Es gab ein paar wirklich tolle Momente und dass sich die Serie daran wagt, die Prequel-Fesseln abzulegen, bringt frischen Wind in die Sache. Auf der anderen Seite gibt es aber auch vieles zu beanstanden, was nur wenig bis kaum gelungen scheint - und dieser negative Teil hat leider auch ein deutliches Gewicht.

6,5/10 Kopfschüsse
 

Schneebauer

Targaryen
Wieder eine sehr abgedroschene Episode die mehr kopschütteln als Schmunzeln auslöst. Das ist schon arg uninspiriert was hier abgeliefert wird... :/ Und dass die Autoren hier von Anfang an einen gr0ßen Plan im Auge haben, wo das Ganze hinführen soll, bezweifle ich stark.

Hab die Zusammenfassung und Einschätzung alles Storybögen sehr kopfnickend durchgelesen nur bei den Mob-Wars seh ich bisschen was anders:

1) Falcones Rückzug-Offerte war wohl so eine Art Notfall-Plan sich noch zu retten. Maroni fragt darauf hin ja, ob ihm dass vor dem Tod schützen soll? So hab ich Falcone aber noch nicht abgeschrieben. Der zieht sich höchstens zurück und formiert sich neu.
2) Butchs Zwiespältigkeit sehe ich überhaupt nicht aus der Mottenkiste geholt. Es gab immer wieder leichte Andeutungen, dass er wohl doch nicht 100% loyal ist, bzw. durchaus noch eigenständig denken kann. Und wenn sowas dann hochkommt, dann doch wohl an dem Punkt, als er seine ehemals vertraute aber totgeglaubte Weggefährtin sieht.
3) Gordon nimmt den Pinguin nicht wegen des Gefallens mit, sondern weil er ihn in Gewahrsa genommen hat und sich so für ihn verantwortlich fühlt - was auch eher für den guten Cop spricht. Von den restlichen korrupten ist noch deutlich entfernt. Auch Falcone rettet er nicht wegen dem MAchtgefüge, sondern weil er schlichtweg keinen Mord tolerieren will...

Aber unterm Strich wieder keine gute Folge.

Einziger Lichtblick? Mooney is baden gegangen...
 

Clive77

Serial Watcher
Gordon: Er wollte doch, dass Falcone weiterhin der Mafia-Boss bleibt. Klar, sein (Falcones) Leben wollte er auch retten, aber er spricht immer wieder davon, dass er lieber das kleinere Übel an der Mob-Spitze hätte, damit eben keine Machtkämpfe der Leute aus der zweiten Reihe losgehen (was nur für mehr Chaos in Gotham sorgen würde). Jim akzeptiert damit in gewisser Weise, dass es einen Anführer geben muss und geht ein kalkuliertes Risiko ein - aber wie gesagt, die weiße Weste hat er schon lange abgelegt. Aber klar, noch ist er nicht so tief im Sumpf wie manche seiner Kollegen. Der Weg dahin wird aber gelegt.

Falcone: Der hat doch schon vor der Maroni/Mooney - Sache gesagt, dass er gerne abdanken und die Stadt verlassen würde. Deshalb passte mir das auch nicht. Erst Liza killen und jetzt plötzlich doch den Schwanz einziehen. Toller Boss. Klang in meinen Ohren auch nicht so, als wenn er sich nochmal neu formieren wollte. Wird zwar so kommen (falls man der Vorlage im Batverse treu bleiben will), aber für das Finale fand ich die Entscheidung recht lahm. Wo waren eigentlich seine Leute? Victor Zsasz & Co. hätten da sehr hilfreich sein können...

Butch: Nö. Die Hirnwäsche schien komplett zu sein und die Sache wurde für lange Zeit ad acta gelegt - ich wüsste jedenfalls gerade nicht, wann oder wo er mal daran gezweifelt hat, ob er für Oswald ist. Klar, Fish war nicht da und kommt erst jetzt wieder auf die Bühne. Aber ihr gegenüber hat er schon vor der Hirnwäsche nicht komplette Treue gezeigt (gab da ja die eine Folge, wo man annehmen konnte, dass er sie vielleicht hintergeht). Von daher fand ich schon, dass seine Zweifel nicht gut begründet waren.
 

Woodstock

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Habe mir mal die Reviews der letzten Folgen durchgelesen und kann mich nur wiederholen.

Absetzen und stattdessen eine Batmanserie starten! :biggrin:
 
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