Game of Thrones S05E08 - Hardhome

Clive77

Serial Watcher
In der Folge „Hardhome“ der US-Serie Game of Thrones sieht alles zunächst nach einer der üblichen Episoden aus. Verschiedene Handlungsstränge werden gewohnt gut bis superb abgearbeitet, ohne dass es wirklich große Besonderheiten gibt. Wer aber jetzt meint, diese Staffel würde kaum Überraschungen bieten, darf sich auf den titelgebenden Ort und die zweite Hälfte der Folge freuen. Heidewitzka.

King’s Landing
Die kurzen Handlungen, die es hier zu sehen gibt, spielen allesamt in Cerseis (Lena Headey) neuer Unterkunft. Lancel Lannister (Eugene Simon) scheint in der Tat ganz groß ausgepackt zu haben, denn die Queen Mother sieht sich jetzt Anklagen wie Inzest und Königsmord gegenüber. Zudem teilt Qyburn (Anton Lesser) ihr mit, dass Onkel Kevan (Ian Gelder) aus Casterly Rock zurückgekehrt ist, um die Rolle der Hand of the King zu übernehmen und Tommen (Dean-Charles Chapman) sich in seine Gemächer zurückgezogen hat und die Nahrungsaufnahme verweigert.
Keine guten Zeiten für Cersei, die ihre Taten gestehen soll und bis dahin auch bislang keinerlei Aussichten auf Flucht hat. Aber fühlt einer der Zuschauer Mitleid mit ihr? Wahrscheinlich nicht. Sie hat sich ihre Suppe selbst eingebrockt und bekommt nun endlich die Rechnung dafür präsentiert – sowohl physisch als auch psychisch. So wie es momentan aussieht, wird ihre Gerichtsverhandlung auch nicht gerade glimpflich verlaufen. King’s Landing ist damit im Umbruch, denn es bleibt fraglich, wer dort demnächst die Oberhand haben wird. Der High Sparrow (Jonathan Pryce), die Lannisters oder die Tyrells? Momentan scheint alles möglich und es wird davon abhängen, wie die Gerichte der Faith Militant entscheiden werden und ob irgendjemand es verstehen wird, sich durchzusetzen.
Voraussage: In einer der kommenden Episoden wird es hier noch gewaltig knallen - und zwar bevor die Staffel vorbei ist.

Bravoos
Arya (Maisie Williams) macht Fortschritte. Ihre Ausbildung ist im Vergleich zum letzten Mal, als wir einen Blick auf Bravoos bekamen, ein ganzes Stück voran gekommen. Sie gibt sich in der Stadt als eine Händlerin aus und soll dabei die Augen offen halten. Jaqen (Tom Wlaschiha) weist sie schließlich an, sich einmal am Hafen umzusehen, wobei er aber nicht damit herausrückt, was genau es ist, was sie erblicken soll.
Sie besteht diesen kleinen Test und schildert ihrem Ausbilder, wie sie jemanden getroffen hat, der die Leute ausnutzt, um sich selbst zu bereichern. Als Folge davon bekommt sie ihren ersten echten Auftrag und soll diese Person töten.
Schade, dass wir dabei nicht noch zu sehen bekamen, wie sie ihre Mission angeht. Vielleicht in der nächsten Episode (in Anbetracht des Endes der Folge ließ sich das aber verschmerzen).
Während The Waif (Faye Marsay) immer noch skeptisch ist, was Arya angeht, legt Jaqen eher eine Art Gleichgültigkeit an den Tag und meint, sie sollten erst einmal abwarten, wie die junge Dame sich schlägt. In Sachen Tarnung macht Arya sich jedenfalls schon ganz gut und wenn sie ihren Mord erfolgreich (und unerkannt) ausführen kann, wird sie sicher ihrem Ausbildungsziel einen weiteren großen Schritt näher gekommen sein.
Das Tempo bleibt also erwartungsgemäß langsam, wobei der Aufbau dieses Handlungsstrangs aber mittlerweile erste Früchte trägt - Arya als Hit(wo)man ist jedenfalls etwas, worauf man sich freuen kann.

Winterfell
Auch hier passiert nicht viel. Sansa (Sophie Turner) und Theon (Alfie Allen) führen ein längeres Gespräch, bei dem es hauptsächlich darum geht, die Gründe für seinen Verrat von letzter Woche nachzuvollziehen. Während es für den Zuschauer dabei nichts Neues gibt, erfährt Sansa nun aus erster Hand, dass ihre jüngeren Brüder Bran (Isaac Hempstead Wright) und Rickon (Art Parkinson) nicht von Theon ermordet wurden.
Diese Information dürfte ihr neue Kraft geben, ihren langfristigen Plan weiterzuverfolgen. Die Misshandlungen durch Ramsay (Iwan Rheon) scheint sie außerdem besser wegzustecken als man hätte annehmen können. Schon letzte Woche hat sie ihren Gatten ein wenig mit der Thronfolge der Boltons gestichelt. Diesmal lässt sie sehr deutlich durchblicken, dass sie weit davon entfernt ist, gebrochen zu sein. Gut möglich, dass sie tatsächlich in Littlefingers (Aidan Gillen) Fußstapfen treten und sich aus eigener Kraft in nicht allzu ferner Zukunft zur dominanten Persönlichkeit aufschwingen wird.
In einer weiteren Szene bekommen wir außerdem zu sehen, dass die Boltons unter Roose (Michael McElhatton) bestens auf den bevorstehenden Angriff von Stannis (Stephen Dillane) vorbereitet sind. Die Festung Winterfell wurde verstärkt und könnte selbst im Falle einer längeren Belagerung problemlos gehalten werden. Das wird eine harte Nuss für Stannis, wenn er mit seinen (durch das Wetter geschwächten) Truppen schließlich eintrifft.
Ramsay plädiert dafür, nicht auf den Angriff zu warten, sondern will selbst (zusammen mit 20 guten Leuten) aufbrechen und sich um Stannis kümmern, um das Schlachtgeschehen nach eigenen Regeln zu führen. Es wird also spannend werden, wie man in den kommenden Episoden diese Schlacht angehen wird. Sollte es Ramsay vielleicht gelingen, Stannis auszuschalten? Schwer vorstellbar, zumal die neunte Episode der vorherigen Staffeln stets große Schlachten bot (was durch einen möglichen Tod von Stannis vielleicht verhindert würde). Andererseits aber auch nicht unmöglich. Die Serie ist schließlich bekannt dafür, unverhoffte Wendungen zu bringen – wie zum Beispiel das Ding diese Woche, aber mehr dazu im übernächsten Absatz.

Two terrible children of two terrible fathers
Meereen. Das Zusammentreffen von Daenerys (Emilia Clarke) und Tyrion (Peter Dinklage) erfüllt alle Erwartungen, die man als Zuschauer nur haben konnte. Und mehr. Unser Zwerg ist wieder voll in seinem Element und zeigt uns in einer Glanzleistung, wie clever und selbstbewusst er es versteht, sich die Beraterposition an Danys Seite zu sichern. Dabei ist ihm bewusst, dass er die Mother of Dragons stellenweise herausfordert - zum Beispiel, als er erwähnt, dass er Jaime (Nikolaj Coster-Waldau) - dem Kingslayer - vertraut. Es gibt einen regelrechten Mix aus erklärenden Fakten, Todesdrohungen und Vorschlägen für Danys Zukunft. Grandios.
Sie wiederum erkennt dabei, dass Tyrion sich in der Tat als sehr wertvoll an ihrer Seite erweisen könnte. Er glaubt zwar (noch) nicht daran, dass sie tatsächlich einmal zur Herrscherin von Westeros aufsteigen und den eisernen Thron erklimmen wird, aber die Informationsflut, die er mitbringt, bestärkt Daenerys darin, ihr Ziel weiterzuverfolgen. Ob sie wohl tatsächlich irgendwann das „Rad“ aus Tyrells, Lannisters, Baratheons und den anderen Parteien zerstören wird?
Rückblickend nach der Folge wird uns allerdings klar, dass bei dem ganzen Gespräch die wohl größte Bedrohung von Westeros außer acht gelassen wurde: Die White Walker wurden nicht mit einem Wort erwähnt. Weder Tyrion noch Dany werden wohl damit rechnen, was der kommende Winter mittlerweile hervorgebracht hat - in diesen Teilen sind Stannis und Jon (Kit Harington) den beiden voraus, denn sie haben die Untoten bereits auf dem Schirm.
Kurz erwähnt werden sollte an dieser Stelle noch Jorah (Iain Glen), der dank Tyrion erneut verbannt aber immerhin nicht hingerichtet wird. Jorahs Ziel, seiner Dany wieder näherzukommen, ist damit vorerst (erneut) gescheitert. Er gibt aber nicht auf, sondern will nun versuchen, durch Teilnahme an den Kämpfen bei ihr zu punkten. Dabei muss ihm eigentlich klar sein, dass er sein Leben im Grunde genommen bereits verwirkt hat (Stichwort: Greyscale). Aber statt sich irgendwohin zum Sterben zurückzuziehen versucht er sich lieber daran, bei den Kämpfen noch einmal etwas Gloria zu erlangen. Nun, mal schauen, wie weit er da kommt. Apropos „Greyscale“: Haben sich jetzt eigentlich auch alle infiziert, die Jorah in der Episode berührt haben?

Winter is coming already here
Als sich die Episode der Hälfte nähert, bekommen wir erst noch einmal einen Blick auf Sam (John Bradley) und Gilly (Hannah Murray) in Castle Black. Als Olly (Brenock O’Connor) auftaucht, versucht Sam ihm klarzumachen, weshalb Jon die unpopuläre Entscheidung von Friedensverhandlungen mit den mörderischen Wildlingen getroffen hat: Es gibt da draußen eine noch größere Gefahr, die der Winter mit sich bringt und gegen die sich die Menschen - egal ob Crow oder Wildling - zusammenraufen müssen, wenn sie bestehen wollen. Fraglich ist allerdings, ob Olly jetzt tatsächlich überzeugt wurde. Der Mord an seiner Familie könnte schwerer wiegen. Hat Sam sich vielleicht ungeahnt einen weiteren Feind in Castle Black gemacht als er Jon sein vollstes Vertrauen aussprach?
Jetzt aber ans Eingemachte: Hardhome. Jon und Tormund (Kristofer Hivju) treffen auf die Wildlinge und versuchen sich darin, ihre Pläne zu unterbreiten. Nach anfänglichen Widerständen (“Hi, Lord of Bones.“ – „Bye, Lord of Bones.“) schaffen sie es sogar, einen Teil der Wildlinge zu überzeugen, dass die Gefahr der White Walker eine Zusammenarbeit mit den Crows erfordert. Dabei kommt Jon zugute, dass die meisten auf Tormunds Ansicht sehr viel Wert legen – denn nach der Offenbarung, dass Jon Mance Ryder getötet hat, wäre andernfalls wohl Schluss mit den Verhandlungen gewesen.
Es ist übrigens eine schöne (vorübergehende) und vor allem glaubwürdige Lösung gewesen, dass nicht alle Wildlinge ihre Zustimmung gegeben haben. Ähnlich wie bei der Night’s Watch sitzt auch hier die Skepsis tief, denn die Auseinandersetzungen der beiden Völker dauern schon ewig an – und mit solchen Traditionen wird nur schwerlich gebrochen.

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Clive77

Serial Watcher
Rise of the army of the dead
Bellende Hunde, Rascheln im Wind, Lawinen? Gerade als man meint, die Episode würde nun wieder zum nächsten Handlungsbogen springen und Hardhome verlassen, eröffnet sich uns die größte Überraschung, die die Staffel bisher in petto gehabt hat. Sehr stimmungsvoll inszeniert (die ganze Siedlung mitsamt ihrer Einwohner ist eine einzige Augenweide) erfolgt plötzlich der Angriff der White Walker und das Chaos bricht aus. Erst sind es nur Schreie, panische Stimmen und wir bekommen den Feind noch nicht zu Gesicht. Wir sehen, wie Leute davon rennen und Panik aufkommt. Vorerst nur hinter der Umzäunung, aber die Untoten lassen nicht locker, sind kampfeslustig und beginnen nach einer kurzen Ruhepause einen Angriff, der sich gewaschen hat.
Was der Zuschauer hier zu sehen bekommt, gehört eigentlich auf eine Kinoleinwand. Es ist fraglos eine der besten Schlachten, die die Serie bis dato hervorgebracht hat. Da ist der Riese, der die Walker von sich schüttelt und sie zerstampft. Da ist Jon Snow, der zunächst nicht weiß, ob er wegrennen oder kämpfen soll. Da ist Karsi (Brigitte Hjort Sørensen), die mutmaßlich Jons nächste Ygritte hätte werden können, aber plötzlich von Kinder-Zombies angegriffen wird (und dabei stirbt). Es folgt ein atemberaubender Moment auf den anderen und man hat das Gefühl, der Kampf wird immer größer.
Kleiner Kritikpunkt wäre vielleicht, dass die Walker sich im Gegensatz zu anderen Episoden, in die wir sie bereits gesehen haben, verdammt schnell bewegen. Überhaupt haben wir bislang noch nicht gesehen, wie sie als Armee eine ganze Siedlung überfallen und dabei auch noch – ähnlich wie die Skelettkrieger letzte Staffel – Kampfkünste mit Schwertern aufweisen. Gut, nur wenige von ihnen führen ein Schwert. Aber man kann die Wucht spüren, mit der die Klinge geschwungen wird. Das sind nicht nur klapprige Gestelle, die hier Hardhome angreifen. Es ist in der Tat eine organisierte Armee mit Befehlshabern und einem Anführer (Richard Brake). Wie soll man so was aufhalten?
Jon kann sich jedenfalls glücklich schätzen, dass sein Schwert scheinbar mit Dragonglass versehen wurde – oder zumindest der „valyrische Stahl“ einen ähnlichen Effekt auf die Untoten hat. Sonst wäre er jetzt hinüber (womit man schon fast gerechnet hätte). Großartiger Kampf übrigens.
Atemberaubend ist auch das Ende, als die frisch Getöteten sich auf ein Handzeichen des Anführers erheben (inklusive Karsi) und somit die Armee der White Walker verstärken. Da darf man wirklich um Westeros bangen und sich fragen, wie die geschwächte Night’s Watch diese Zombieherde aufhalten will. Oder man stelle sich einmal vor, es hätte den Riesen erwischt und der wäre plötzlich auf Seite der Untoten wieder aufgestanden - was ja durchaus nicht abwegig ist und bereits anderen Riesen widerfahren sein könnte.
Kurzum: Spitzenmäßig inszeniert von vorne bis hinten.

Fazit: Absolutes Highlight. Es macht auch keinen Sinn, sich bei der ersten halben Stunde irgendwo zu beklagen, denn was die zweite Hälfte und vor allem die letzte Viertelstunde hier bietet, ist einfach nur gewaltig.

10/10 F*cking White Walkers
 

Woodstock

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Holly Flying F*cking F*ck of F*ckery!! :w00t:

Als die Hunde anfingen zu bellen, wußte ich was kommen wird ...Woah!! Göttlich...Boah!! So muss das aussehen! :squint:

Einziger Wehrmutstropfen: Ich mochte Karsi und Loboda auf Anhieb und finds schade das sie gleich gestorben sind. Besonders Karsis Ende war heftig. Gleichzeitig finde ich es aber großartig, wie schnell man die Charakter lieb gewonnen hatte.

Aber sie haben doch jetzt nicht nur 5000 Wildlinge von 100000 gerettet. Das war doch gerade mal ein Stützpunkt oder? Sonst wäre das eine ziemliche Verschwendung.

Ach und Tormund ist und bleibt der Beste! :thumbsup:

EDIT:
Das Endbild wo der White Walker die Hände ausbreitet hat schon was von einer "You mad Bro?" oder "Look at all the Fucks I give!" Pose.
 

McKenzie

Unchained
Der sieht irgendwie mies aus. :mellow: Der Dude auf dem Pferd am Ende von Staffel 3 war genial, aber das da wirkt wie Stargate oder alte Star Trek.
 

Clive77

Serial Watcher
McKenzie schrieb:
Der sieht irgendwie mies aus. :mellow: Der Dude auf dem Pferd am Ende von Staffel 3 war genial, aber das da wirkt wie Stargate oder alte Star Trek.
Das sah im bewegten Bild besser aus und war eine verdammt gute Abschlussszene. Jon ist gerade so davon gekommen, blickt zurück auf Hardhome, wo die Walker eingefallen sind und alle Wildinge, die nicht mehr fliehen konnten, abgeschlachtet haben. Dann kommt der Night's King, blickt aufs Meer und Jon, hebt mit bedeutungsvoller Geste seine Arme und die gerade Gefallen erheben sich - wiederauferstanden als Walker. Das war Gänsehaut pur. :bibber:
 

Woodstock

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Das mit Karsi war schon ein GoT Rekord. Auf Anhieb ein Favorit und hält nicht mal eine Folge durch! :rolleyes:

Man merkt das Martin älter wird, er verschwendet keine Zeit mehr. :ugly:
 

McKenzie

Unchained
Wieso Martin? Im Buch gibt's keine Karsi bzw. die ganze Hardhome-Szene nicht :squint: Das sind die Serienmacher, die noch Tötungsquotenfreudiger sind als Martin.
 

Envincar

der mecKercheF
ich meine die Hardhome Szene gabs nur dat Jon Snow nicht dran beteiligt war und Karsi war n Kerl. Bin mir aber nicht zu 100% sicher.
 

McKenzie

Unchained
Hm ja, ich bilde mir eben ein dass im Buch davon berichtet wurde, aber kein POV-Charakter beteiligt war..? Dass der Name irgendwo verwendet wurde kann sein, die Bücher haben ja bloß 100.000 davon die man sich eh nie alle merken kann :ugly:
 

TheReelGuy

The Toxic Avenger
Hardhome ist ein Nebenhandlungsstrang, der sich durch die späteren Jon-Kapitel zieht, da er, wie in der Serie mit den Wildlingen verhandeln will. Wir bekommen also nur durch den einigen oder anderen Raven Nachrichten aus dem Norden. Nichtsdestotrotz ist Hardhome in den Büchern von Bedeutung (Begründung unten als Spoiler!).

+++Achtung Buch-Spoiler+++
Die Nachrichten von Cotter Pyke, den Jon nach Hardhome geschickt hat, sorgt erst dafür, dass Jon darüber nachdenkt, nach Hardhome zu marschieren und die Wildlinge zu entlasten. Letztlich ist es dann auch der Punkt, an dem sich Bowen Marsh und die anderen Brüder zusammenraufen, um ihrem Lord Commander spitze Argumente entgegenbringen...
 
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