Dunkirk ~ Christopher Nolan [Kritik]

NewLex

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TheGreatGonzo schrieb:
Was sind denn die Zwänge von 70mm?

Tarantinos Hateful 8 ist ein langsamer, "ruhiger" Film wo man sich für jede Szene viel Zeit hat lassen können (außer beim Schneesturm, wobei der eventuell handgemacht war?). Also kein Problem für eine unhandliche 25kg Kamera.

Nolan musste jedoch in Küstennähe bei wechselnden Wetterbedingungen und mit massig Action-Einlagen umgehen. Auch auf kleinen Booten und einmal wurde wohl auch mit der Kamera rum gerannt (beim Verletztentransport). Wenn ich mich recht erinnere drehte er auch nur mit einer Kamera, wohingegen andere Regisseure eher zu mehreren Kameras tendieren. Das im Zusammenhang mit den real nachgestellten Action-Sequenzen, verzeiht absolut keinen Fehler bei der Aufnahme. Im Schnitt schlug sich das meiner Meinung aber nieder. Der saß nicht immer perfekt. Gravity oder MadMax waren in der Hinsicht perfekt, Dunkirk wirkte abgehakter oder rauer. Keine Ahnung wie ich das Beschreiben soll. Als ob dem Cutter nicht immer genügend Material fürn Schnitt zur Verfügung stand...

Ich mache selbst Nebenberuflich Videos und ich merke oft wie schwer es ist einen guten Schnitt mit wenig Filmmaterial zu erreichen. Ich will natürlich nicht meinen Schnitt mit Nolan´s vergleichen :nene: , aber ich bin auch nicht der komplette Laie in dem Gebiet. Jedenfalls für ein Absolutes Meisterwerk wie viele Kritiker bei rottentomatoes den Film bezeichnen, halte ich Dunkirk nicht, vor allem nicht in technischer Hinsicht.

Muss aber auch sagen dass ich den Film nicht im IMAX sah, eventuell würd ich sonst anders drüber denken.
 

TheGreatGonzo

Not interested in Naval Policy
Hmm, verstehe was du meinst, kann allerdings noch nichts dazu sagen, da ich den Film noch nicht gesehen habe (Sonntag ist es soweit), wobei die IMAX-Kameras die Nolan hier verwendet hat afaik noch schwerer und unhandlicher sind als die regulären 65mm-Kameras, die Tarantino benutzt hat (Hier ein Bild vom Interstellar-Set), also finde ich es zumindest schon sehr ambitioniert, was Nolan da macht. Allgemein scheiden sich ja auch die Geister, nach The Hateful Eight hieß es ja oft, dass das Format gar nichts gebracht hätte, weil der Schauplatz so begrenzt war (dem würde ich nicht zustimmen), dieses Hochhypen durch, vor allem, das Internet, tut dem Ganzen da glaube ich auch nicht gut und viele sind dann enttäuscht wenn sie nicht die größten und tollsten Bilder ever (was auch immer das sein mag) sehen.
 

jimbo

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Ich weiß nicht, ob ich den Luftkampf realistisch finden soll, aber ich finde ihn unterkühlt und emotionslos. Ich finde auch nicht das es irgendwie so inszeniert ist, als wäre die Spitfire träge.

So kalt soll das Wasser doch gar nicht gewesen sein.

"dass man ständig ein Mittendrin-statt-nur-dabei Gefühl erlebt." Genau das finde ich nicht Jay. Es ist mehr ein nur-Dabei-Gefühl, weil man/ich emotional nicht mittendrin war. Was für mich am mangelnden Einblick in die Person liegt.
Ich sehe in dem Film wenig psychischen Horror, dafür ist der Film für mich einfach emotional zu weit weg.
 

Cimmerier

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Emotional hat mich der Film auch nicht gepackt, aber das "Mittendrin-Gefühl" hatte ich trotzdem. Dafür bedarf es für mich auch nicht zwingend irgendwelcher ausgefeilten Charaktere.
 

Woodstock

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jak12345 schrieb:
Ich weiß nicht, ob ich den Luftkampf realistisch finden soll, aber ich finde ihn unterkühlt und emotionslos. Ich finde auch nicht das es irgendwie so inszeniert ist, als wäre die Spitfire träge.
Dunkirks Luftkämpfe sind realistisch. Diese Flugzeuge wirkten in Realität recht träge. Hollywood hat es zum ersten mal richtig hingekriegt. Negativbeispiel: Redtails.

@Jay
Gutes Fazit, alles relevante gesagt.
 

Joel.Barish

dank AF
Nach dem Kino hatte ich das Gefühl, mir hätte der Film besser gefallen als Jay, doch nun gibt er so viele Punkte, wie ich aktuell als Maximum in Erwägung gezogen hätte. :check:

Ich bin etwas überrascht, finde es aber auch irgendwo interessant zu sehen, dass sich hier so viele Leute einig sind wie unemotional der Film doch angeblich ist, während andere rein technische Spektakel-Filme oftmals sofort andere Kriterien erhalten, so dass emotionale Einbindung eine untergeordnete Rolle spielt. Es scheint mir eine Art etablierter Konsens-Kritikpunkt für Nolan zu sein, den man immer schneller aus der Tasche zieht als er wirklich gebraucht wird; ähnlich Abrams und Lens Flares (ja, da bin/war ich schuldig), Bay und narrative Inkohärenz, oder Spielberg'sche Rührseligkeit. Kubrick wurde auch immer vorgeworfen ein "kühler" (ergo: emotional distanzierter) Regisseur zu sein, was vollkommen absurd ist. Bei Nolan sehe ich dieses Problem mitunter tatsächlich, aber ich fand es beispielsweise bei "Inception" (der stark ist) deutlich störender als hier.
Zunächst wollte ich die Handhabe mit Malicks "Der schmale Grat" vergleichen, aber das ist nur etwa zur Hälfte passend, da Nolan eben das polare Gegenteil von Malick, dem esoterischen Träumer ist. Aber ich denke Nolan nutzt hier eine recht ähnliche Technik, indem er ein knappes Dutzend Figuren an verschiedenen Ort streift, sie als Leitfiguren nutzt, aber nicht weiter charakterisiert, um sie nicht zu groß werden zu lassen. Ich würde sogar sagen, dass es Nolans menschlichster Film (oder zumindest einer seiner menschlichsten) ist. Nolan - der bekanntermaßen regelmäßig Alter Egos in seinen Filmen hat - sieht es ähnlich wie Kenneth Branaghs Figur. Bei dem Unterfangen in Dünkirchen geht es nicht um Individuen, sondern um eine Gesamtheit, um eine maximal große Gruppe geretteter Soldaten und helfender Hände. Er zeigt uns die vielen kleinen Zahnrädchen, beleuchtet manche ein wenig deutlicher, behält aber immer das komplette Uhrwerk im Blick, wie eine Drehbewegung eine neue Drehbewegung ein Zahnradlager höher oder tiefer auslöst. Dazu passt die chronologisch "widersprüchliche" Struktur, die Widerholung von Szenen und Eindrücken, zu denen wir mit neuem Wissen vorausgegangener Zahnradbewegungen zurückkehren. - Das führt auch zu Problemen, etwa die etwas unpassend starke Entpolitisierung des Geschehens, aber unterm Strich hat mir der Film sehr gefallen.
Ich fand das alles enorm spannend; wann sieht man schon mal in einem gigantischen Big Budget Studiofilm derartige Experimente? Das alleine darf man schon zu schätzen wissen; dass es (für mich) zum allergrößten Teil auch noch funktioniert macht es noch besser.

Ich finde btw. auch den Vorwurf gegen Zimmers Musik eher deplatziert. Natürlich muss die Bildebene liefern, wenn die Tonebene Intensität, Dramatik, Panik etc. vorgaukelt, aber ich muss mich doch wundern die Filmmusik hier als Illusion oder als künstliche Suggestion beschrieben zu sehen. Musik in einem Film muss nicht künstlicher sein als jedes andere Geräusch, als jedes Bild. Grundsätzlich liegt der Reiz von Filmen doch darin, dass man nahezu alle Künste nach eigenem Gutdünken vereinen kann. Einem Filmemacher stehen sämtliche Wege offen, wie er seine Geschichte erzählen und seine Emotionen vermitteln will. Wie gesagt, das kann auch mal in die Hose gehen (ich fand die vergleichsweise ähnlich geartete Musik in "Gravity" (der besser ist als Dunkirk) zum Beispiel störender), aber ich hatte hier das Gefühl, ein dominanter Score, der ganz stark und "unsubtil" ein Gefühl vermittelt, sei kategorisch falsch, und dem möchte ich widersprechen.
 

Clive77

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TheRealFlamel schrieb:
Im Vorfeld wie Presko, aber anders als er habe ich ihn gesehen.
Hat mir nicht gefallen. Ich sage nicht, dass er schlecht, langweilig oder sonstwas ist. Hat mir halt nur nicht gefallen und ich empfand die ganze Zeit Thematik eher als ablenkend und störend.
Wenn ich bewerten müsste, nur nach dem eigenem Seherlebnis 3/10
Da wäre ich nach der heutigen Sichtung doch geneigt, zuzustimmen.

Irgendwie war das auf mehreren Ebenen nichts Halbes und nichts Ganzes. Der Ansatz der Inszenierung ist zwar wirklich frisch, es gibt beeindruckende Bilder und stellenweise sorgt der Sound tatsächlich dafür, dass man als Zuschauer mitten im Geschehen ist, aber nach gut einer Stunde war ich regelrecht gelangweilt. Was mir am meisten gefehlt hatte, waren - wie mir bei der anschließenden Sichtung vom Affenplaneten deutlich wurde - Bezugspersonen. Leute, mit denen ich mitfiebern kann. Und dazu bedarf es einer Charakterisierung mit (wenigstens kurzer) Hintergrundgeschichte. Wie gesagt, im Ansatz gab es sowas. Aber das reichte (für mich) nicht, um in die Figuren zu investieren.
Die verschiedenen Zeitebenen sehe ich ähnlich problematisch. Verschiedene Perspektiven sind toll, auch wenn ein gewisser Wiederholungsfaktor da zwangsweise negativ auffällt (weil es im Grunde genommen nicht viel Neues in den Perspektiven zu entdecken gibt - außer halt, dass das Gleiche nochmal anders aufgetischt wird). Wäre vielleicht anders gewesen, hätte mich eine der Figuren tatsächlich abholen können - dann hätte ich mich womöglich an einigen Stellen gefreut. Haben sie aber nicht.
Ansonsten ging mir die tickende Uhr nach etwa 30 Minuten permanent auf den Sack.
Bisschen blöd war auch, dass die angreifende Partei gesichtslos blieb. Klar, man weiß natürlich, wer da näherrückt. Aber so komplett auf Gesichter verzichten und bloß Kriegsgerät oder die Wirkung davon zu zeigen? Nee, hat mir nicht gefallen.

Würde insgesamt vielleicht 5/10 vergeben. Aber mehr sicher nicht. Eher weniger. Morgen habe ich den Film schon wieder vergessen, was bei mir das erste Mal für einen Nolan-Film wäre.
 

TheRealFlamel

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Clive77 schrieb:
Morgen habe ich den Film schon wieder vergessen, was bei mir das erste Mal für einen Nolan-Film wäre.
Traurig aber wahr.

Vor allem hatte ich zu keinem Zeitpunkt das Gefühl, dass die 3 Ebenen in unterschiedlichen Zeitspannen statt finden. Kam mir alles wie die selbe vor.
 

jimbo

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Das man die Deutschen nicht sieht, auch nicht ihre Symbolik, finde ich eigentlich mal ganz angenehm. Vor Allem wird dadurch nicht gezeigt, dass genau der eine Soldat oder genau der Trupp Menschen ermordet hat, sondern es im Kollektiv stattgefunden hat.
 

Clive77

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jak12345 schrieb:
Das man die Deutschen nicht sieht, auch nicht ihre Symbolik, finde ich eigentlich mal ganz angenehm. Vor Allem wird dadurch nicht gezeigt, dass genau der eine Soldat oder genau der Trupp Menschen ermordet hat, sondern es im Kollektiv stattgefunden hat.
Na, dann braucht Marvel sich ja jetzt gar keine Gedanken mehr zu den Bösewichten zu machen. :thumbsup:

Spaß beiseite, gerade bei einem Kriegsfilm sollte es doch beide Seiten zu sehen geben. Wenn nicht dort, wo dann?
 

jimbo

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So konnte aber wenigsten auf Til, Matthias und Konsorten verzichtet werden.

Und ich glaube die da geschossen haben, waren Nazis und von denen hab ich schon genug gesehen.
 

Woodstock

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TheRealFlamel schrieb:
Clive77 schrieb:
Morgen habe ich den Film schon wieder vergessen, was bei mir das erste Mal für einen Nolan-Film wäre.
Traurig aber wahr.

Vor allem hatte ich zu keinem Zeitpunkt das Gefühl, dass die 3 Ebenen in unterschiedlichen Zeitspannen statt finden. Kam mir alles wie die selbe vor.
Das hat dann aber nichts mit "Gefühlen" zu tun, sondern mit Unaufmerksamkeit. Am Anfang wird eindeutig erklärt wann was spielt und die plötzlichen Tag- und Nachtwechsel sollten das auch vermitteln.

Clive77 schrieb:
jak12345 schrieb:
Das man die Deutschen nicht sieht, auch nicht ihre Symbolik, finde ich eigentlich mal ganz angenehm. Vor Allem wird dadurch nicht gezeigt, dass genau der eine Soldat oder genau der Trupp Menschen ermordet hat, sondern es im Kollektiv stattgefunden hat.
Na, dann braucht Marvel sich ja jetzt gar keine Gedanken mehr zu den Bösewichten zu machen. :thumbsup:

Spaß beiseite, gerade bei einem Kriegsfilm sollte es doch beide Seiten zu sehen geben. Wenn nicht dort, wo dann?
Nicht wenn es vom Autor so gewollt ist. So komisch es klingt, Dunkirk ist kein Kriegsfilm! Es ist ein Geschichte über den Überlebenskampf an sich, welches den Krieg als Schauplatz hat. Ähnlich wie man in Dantes Peak nicht die Beweggründe des Vulkans näher erklärt oder in Poseidon die Beweggründe der Riesenwelle hinterfragt.

Ich kann eure Negativbewertungen nicht nachvollziehen, schlichtweg weil Flamel nicht aufmerksam genug war und Clive kategorisch einen Film erwartet hat, den Nolan niemals machen wollte und witzigerweise nie ein Geheimnis darum gemacht hat. Alle Trailer haben exakt das versprochen was Nolan geliefert hat und ich für meinen Teil, kann mich noch an den ganzen Film erinnern und auch an den Soundtrack.

Ich mag behaupten, dass ihr mit vollkommen falschen Erwartungen reingegangen seid. Wozu sollte gerade Nolan einen Kriegsfilm über Dunkirk produzieren, wenn er am Ende exakt so abläuft wie alle anderen auch? Das würde überhaupt nicht Nolan entsprechen. Sich aber dann darüber zu beschweren, dass Nolan den Film nicht wie andere Kriegsfilme aufbaut, wirkt für mich ein wenig unsinnig.

Fast so als würde man sich den Transformers ansehen, weil man erwartet das er gut ist oder man besucht einen neuen Alien von Ridley Scott und erwartet, dass er Sinn ergibt. Das ist in beiden Fällen schlichtweg nicht lieferbar und wenn man es trotzdem erwartet, kann man nur enttäuscht werden! Genau so, kann man von Nolan nichts "klassisches" erwarten oder von Tarantino irgendwas ohne lange, ausschweifende Dialoge oder irgendwas mit Gareth Evans und Iko Uwais ohne lange, topinszenierte Kampfszenen. Da kannst du gleich nichtnasses Wasser verlangen!

Für mich hatte Dunkirk einen Einschlag wie Fury Road was den Einsatz praktischer Effekte angeht. Das sollen gefälligst weitere nachmachen!
 

Clive77

Serial Watcher
@Woodstock: Nenn' mich naiv, aber ich habe tatsächlich was anderes erwartet als den 107 Minuten langen Trailer, den ich bekommen habe. Freut mich aber, wenn der Film so vielen Leuten gefallen hat. Ich brauche so einen Film allerdings nicht noch einmal.
 

Woodstock

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Clive77 schrieb:
@Woodstock: Nenn' mich naiv
Hi Naiv, ich bin Woody! :ugly:
Clive77 schrieb:
, aber ich habe tatsächlich was anderes erwartet als den 107 Minuten langen Trailer, den ich bekommen habe.
@naiv77
Ich glaube dein Kino hat den Film versehentlich verloren oder gar nicht bekommen und hat euch stattdessen die Trailer in Endlosschleife vorgespielt in der Hoffnung, dass ihr nichts merkt. :biggrin:
 

TheGreatGonzo

Not interested in Naval Policy
Bin nun auch mal dazu gekommen, den zu sehen, und fand den deutlich besser als Nolans letzte zwei. Habe irgendwie das Gefühl, die Leute, die dem Film vorwerfen nicht emotional genug zu sein, sind ähnlich denen, die meinten Mad Max Fury Road hätte keine Story. Denn beides stimmt meiner Meinung nach nicht. So wirklich übermäßig charakterisierte Bezugsfiguren gibt es vielleicht nicht, aber das macht den Film meiner Meinung nach nicht nicht emotional, die Emotionalität liegt nur wo anders. Wenn die kleinen Boote in Dünkirchen anlaufen fand ich das geradezu rührend, und wenn Tom Hardy am Schluss über den Strand fliegt ist das ebenfalls ein überaus emotionaler und introspektiver Moment, der einem nach dem vorangegangenen Spektakel erstmal reflektieren lässt. Von den Geschehnissen auf dem Boot von Mark Rylance oder den großartigen Reaktionsshots von Kenneth Branagh mal ganz abgesehen. Und am Ende müssen die Figuren auch nicht komplex geschrieben sein, damit ich bei deren Überlebenskampf mit ihnen fiebern kann. Ich fand es da sogar eher störend, als man Harry Styles ein bisschen als Antagonisten seines Teils etablieren wollte. Und selbst wenn man das alles nicht wäre, bleibt es ein unheimlich intensiver Survival-Thriller. Nolan dreht hier alle Suspense-Regler auf 10 11 hoch und lässt einem kaum Zeit zum durchatmen. Auch der Meinung hier, der Film wirke seltsam aus zu wenig Material zusammengschnitten kann ich so kaum verstehen, im Gegenteil, ich finde Dunkirk zeigt, wie weit Nolan seit Batman Begins und The Dark Knight gekommen ist, er inszeniert um einiges eleganter, die Schnitte sind viel präziser und seltener, als bei den zum Teil vollkommen unübersichtlichen Actionszenen in seinem ersten Batman-Film und gerade der Flugzeugteil hat eine manchmal geradezu schwindelerregende Wirkung, so lang wie die Kamera hier Manöver durch die Luft fliegt. Und während mir Hans Zimmers Musik gerne mal auf die Nerven geht (vor allem bei seinen Filmen mit Nolan), fand ich die durchgehend dröhnende, tickende, zum nächsten Höhepunkt herunterzählende Untermalung wirklich sehr gelungen. Ich mochte auch, dass man sich irgendwann in den verschiedenen Zeitspannen verliert, da einen die völlige zeitliche Desorientierung nur noch mehr und noch effektiver ins Geschehen zieht.

Ich bezweifle, dass der Film so einen großen Wiederanschaaungswert hat wie Fury Road, und ich glaube, wer den nicht auf der größtmöglichen Kinoleinwand sieht, wird einige Qualitäten verpassen, nicht nur des Spektakels wegen, sondern weil der Film auch wirklich fantastisch aussieht. Zumindest tut er das auf 70mm (und auf IMAX-Film sicher nur noch mehr), und wer Nolan (oder Tarantino) reine Nostalgie vorwirft, hat sich sicher noch nie (oder zu lange nicht mehr) in der lebendigen Tiefe des analogen Formats verloren. Und wer Kriegsfilme nicht mag, kann versichert sein, dass Nolan sich von keinen etablierten Kriegsfilmtropen verführen lässt, wie schon zur Genüge geschrieben, ist es ein großer Film über das Überleben in Extremsituationen, der aber (vergleichsweise) experimentell erzählt ist, was ihn davor rettet ein reiner Freizeitpark-Erlebnisfilm zu sein (und im Gegensatz zum weniger teuren Dunkirk wirkt der weitestgehend computeranimierte Gravity richtig klein).
 

Clive77

Serial Watcher
Diesem Review würde ich übrigens zustimmen. Bringt viele Dinge auf den Punkt, die ich an dem Film auch so sehe. Am prägnantesten fand ich aber die Kritik von Kevin Maher (The Times) zum Film:
"[Dunkirk] is 106 clamorous minutes of big-screen bombast that's so concerned with its own spectacle and scale that it neglects to deliver the most crucial element - drama."
Aber keine Angst, das war's dann auch, was ich zum Film noch loswerden wollte. :smile:
Von Nolan bin ich hingegen ziemlich enttäuscht. Normalerweise sind es die zentralen Figuren, die seine Filme tragen und trotz zuweilen verwirrender Blickwinkel das Interesse an der jeweiligen Geschichte aufrecht erhalten. Sollte er das jetzt ablegen, wird er mich über kurz oder lang verlieren. :unsure:
 
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