Dunkirk ~ Christopher Nolan [Kritik]

patri-x

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Mich lässt der Trailer irgendwie kalt. Außerdem wirkt alles so sauber. Das störte mich schon bei Unbroken... Ich mag Nolan total, aber das hier könnte der erste Film von ihm werden, der mich nicht abholt. Der Soundtrack von Hans Zimmer klingt übrigens wie der zu TDK. Was Neues wäre mal angebracht...
 

jimbo

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Ich seh einfach keine Besonderheit in dem Trailer.
Nicht in der Musik
Nicht im Bild
Nicht in der Inszenierung
Nicht bei den Charakteren
Das einzige ist, die recht große menge an Komparsen.
 

Woodstock

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Nolan wirkt visuell immer "zu" sauber aber er schafft es trotzdem Emotionen rüberzubringen und genau das will der Film hier und der Trailer auch. Ich sehe da bisher kein Problem.

Außerdem glaube ich, dass Nolan Zimmer anstellt weil er bei ihm das kriegt was er will. Wenn die Musik also ähnelt, liegt das eher an den Wünschen von Nolan. Bei Interstellar gab es ja durchaus was weitgehend neues, was man vorher so noch nicht von Zimmer gehört hat. Was das Zusammenspiel von den beiden angeht, bleibe ich mal gespannt.
 

Batou9

Well-Known Member
Wieder die gewohnte atemlose Aneinanderreihung und der Drang des Sound Editors ein Horn zu blaßen ("Dröhn mich!"). Die Untermalung mit dem sich nicht ändernden Takt, joar man weiß es ja jetzt. Er könnte diesen Trailer zwischen seine anderen Filme schneiden und das Material als Angriff auf Gotham City verwerten. Man würde es nicht bemerken. Das ist es, was einen Nolan Film ausmacht: Discontinuous editing, gepaart mit einem nicht enden wollenden Kaugummisound, der die Grenze zwischen Realität und Traum dünnisieren soll. Diese dreamy Landscapes, blitzartigen Andeutungen von "Ruuummms!!!" und dann wieder klaren und manchmal sogar langsam wirkenden Ausdrücke, perfekt. Streng genommen ist er ein Betrüger, aber halt ein die Aufmerksam maximal bindender Geschichtenerzähler. Er übergeht in seinen Filmen die Logiklöcher dadurch, dass er die Erzählweise so sehr zerstückelt und beinahe religiös verträumt überlagert, dass dem Zuschauer vor jedem Gedanken an den Sinn des Bildinhaltes und seiner Reihefolge schwindlig wird. Er ist ein Magier, schafft es auch aufgrund seiner intellektuell wirkenden Art etwas zu versprechen, was es im fertigen Film aufgrund der traumhaft dargebotenen "Auseinander"reihung gar nicht mehr braucht. Der Zuschauer sieht einen sich von Anfang bis zum Ende durch Zerissenheit offenbaren wollenden Werbefilm, wenn er in einen Nolan Film geht.

Das beste Beispiel ist The Dark Knight, aber auch Interstellar. Durch seine "Atem-immer-Anhalten-Stimmung" (tick tick tick tick tick) täuscht er fabelhaft über die fehlende Lieferung hinweg. Seine Filme können nicht anders, als in einer Offenheit zu enden. Was er am Ende streut ist völlig belangloser Storykram, doch das was den Zuschauer fesselt, die versetzten Elemente des Films, darf er nicht auflösen. Er darf sie wenn überhaupt nur durch eine traumartige Ansprache anreißen. Es gibt so viele Beispiele in seinen Filmen. Er reißt dem Zuschauer durch seine postmoderne Erzählart jede Konstante weg, obgleich er durch die Auswahl eindeutig identifizierbarer Protagonisten eben für ein Festahlten an der Suche bis zum Ende des Films sorgt. Bei seinen Filmen hat man deshalb immer wieder das Gefühl, dass sich gleich etwas großes entläd, dass der Film gleich seinen offenbarenden Höhepunkt ansteuert, was aber bei genauer Betrachtung eben nicht kommt. Er ist ein ganz ganz großer.

Und ich wette, der Film hört mitten drin in bereits tausende mal gesehenen Gefechtsabläufen auf. Er wird kein Ende haben, sondern zum Anfang zurück oder in die Ungewissheit führen.
 

Woodstock

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@Batou9
Mir fehlt gerade wirklich die Zeit in die Tiefe zu gehen aber du verwurstest hier vieles das nicht ganz passen will. Wie zum Beispiel passen deutsche Bf-109 und britische Spitfire, zusammen mit britischen Soldaten in einen Angriff auf Gotham City? Das kann man eben nicht so einfach reinschneiden, außer man ist blind.

Welcher Nolanfilm hört übrigens mittendrin auf? Wie soll dieser denn auch sonst enden? 1945 zu Kriegsende? Du hast doch nur Inception nicht verkraftet!



Es gibt noch mehr Punkte aber mein Zug hält gleich.
 

Batou9

Well-Known Member
@Woodstock: Das würde perfekt zusammen passen, würde ebensowenig für Irritation beim Zuschauer sorgen, wie ein Mann, der Rückwärts in eine Badewanne fällt, um gleich aufzuwachen..

Alle Nolan Filme hören ohne Ende auf, ersetzen das Ende durch Irritation, eine Botschaft, einen Appell, oder kehren gar zum Anfang zurück. Die klassische Erzählstruktur ist in Nolans Filmen aber nicht nur zum Ende hin aus Prinzip überwunden. Die Irritation bzw. das Warten des Zuschauers auf den sich nicht nur musikalisch andeutenden Höhepunkt des Leidens (Leidfilme) täuscht im Zusammenspiel mit sich schnell wechselnden Orten des Geschehens (der eine redet noch, da rennt der andere vor dem Feuer weg) über Logikfehler hinweg, für die sich manch anderer Regiesseur fremdschämen müsste. Nolan braucht die fehlende Logik aus Prinzip, inszeniert im Austausch die nachvollziehabre Story als Feuerwerk der Logik (Interstellar als metaphysisches Feuerwerk). Dadurch, dass er das Spiel mit den vier Elementen in jedem Film bis zum Erbrechen einfließen lässt, schafft er sich Abseits des dem Film verfallenden Bewusstseins ein unbescheibliches Vertrauen, dass seine Filme trotz des traumartigen Editing als maximal real erscheinen lässt.

https://www.youtube.com/watch?v=f8TKE7Wqnu4

Gibt sogar ausgezeichnete Vorlesungen, die sich mit seiner immer hipper werdenden Technik auseinandersetzt. Hat er ja auchkopiert. Nur Nolan weiß sich selbst als Teil des Kosmos ("das ist jetzt eine ganz intelligente Verfilmung weil Nolan es macht") zu nutzen. Er ist grandios!
 

Woodstock

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Nein, das würde eben nicht passen, da das eine in einer fiktiven Stadt in der heutigen Zeit spielt und das andere im zweiten Weltkrieg. Was du in diesem Zusammenhang als Irritation bezeichnest, würde als Realität einfach keinen Sinn ergeben und hat keinen Wert. Gerade sowas würde Nolan nie machen, wodurch man es nicht einfach zusammenschneiden kann.

Und abgesehen von Memento, sehe ich bei Nolan keine wirkliche besondere Erzählstruktur die sich von anderen Filmen gravierend unterscheidet. Seine Filme haben für mich auch immer ein klares Ende und verlaufen recht geradlinig. Ich fühle keinerlei Irritation und im Zusammenhang mit Nolanfilmen habe ich von anderen auch noch nie das Wort Irritation zu hören bekommen. Ich kann deinen Standpunkt nicht nachvollziehen.
 

Gronzilla

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In den Ansätzen kann ich Batou schon verstehen. Die Trailer sind natürlich nicht beliebig austauschbar.
Aber ein Dröhnsound hier & da, unheilschwangere Stimmung, das schafft er ganz gut.

Auch im jeweiligen Film dann selbst. Aber zuletzt fehlte auch mir immer was inhaltliches.
Z.B bei Interstellar oder Dark Knight Rises. Selbst TDK empfand ich nicht als Überfilm.

Dennoch waren alle sehr gut.
Aber das Gefühl als zaubert Nolan mehr, als wie da ist, habe ich auch.
Das passt dann widerum zu The Presitge, denn da ging es ja um Zauberei.
 

TheGreatGonzo

Not interested in Naval Policy
Nolan hat einen Film über Träume gemacht, der kaum weniger verträumt sein könnte und keiner surrealen Traumlogik folgt. Und Interstellar ist, gerade im Vergleich zum großen Vorbild 2001, vor allem sehr geradlinig und wendet ganz klassische Plotmechanismen an. Ich mag Nolan sehr gerne, aber man muss auch nicht so tun, als wäre er David Lynch.
 

TheRealNeo

Well-Known Member
TheGreatGonzo schrieb:
Mag den Trailer sehr und bin gespannt, was Nolan aus einem historischen Kriegsereignis für einen Film macht. Sein letzter Film ohne gewisse Sci-Fi oder Fantasyelemente liegt ja auch schon wieder einige Jahre zurück.

Hoffe den Film auch irgendwo auf Film projiziert sehen zu können. Vielleicht hat The Hateful Eight ja etwas den Weg geebnet.

Also in der Schauburg in Karlsruhe wird es den Film auf jedenfall in 70mm Projektion geben.
 

jimbo

Administrator
Teammitglied
Ich würde mir nie anmaßen zu sagen, dass ich wüsste, dass Nolan der größte Regisseur ist.
Nein, nachdem Ende von Interstellar war ich absolut nicht mehr davon überzeugt.
 

jimbo

Administrator
Teammitglied
Das Bewegen des Uhrzeigers mit Hilfe von Lichtstrahlen.
War mir zu viel. Gefiel mir nicht.

Und noch ein paar andere Sachen.

Spricht natürlich alles nicht direkt gegen seine Regiequalitäten sondern gegen seine Drehbuchleistungen.
 

MadMax

Well-Known Member
jak12345 schrieb:
Das Bewegen des Uhrzeigers mit Hilfe von Lichtstrahlen.
War mir zu viel. Gefiel mir nicht.

Und noch ein paar andere Sachen.

Spricht natürlich alles nicht direkt gegen seine Regiequalitäten sondern gegen seine Drehbuchleistungen.

Wie gesagt: Hätte er sich auf das frühere Skript eingelassen wäre dir so ein Ende erspart geblieben bzw. wäre Interestellar noch um Einiges besser geworden. Meine Meinung. Und die bleibt auch. Wenn man sich den Film, der zweifelsohne gut ist, ansieht und dann das "verworfene" Drehbuch hernimmt kommt man nicht umhin zu sagen, dass Herr Nolan Potential verschenkt hat.
 
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