Supernatural S11E01 - Out of the Darkness, Into the Fire

Clive77

Serial Watcher
Mit der Folge "Out of the Darkness, Into the Fire" startet die elfte Staffel der US-Serie Supernatural. Während Sam und Dean mit den ersten Auswirkungen der Dunkelheit Bekanntschaft machen, bekommen wir auch die Folgen der Konfrontation zwischen Cas und Crowley zu sehen.

The Darkness
Die ersten Minuten des Auftakts sind leicht verwirrend gestaltet. Im einen Moment sitzt Dean (Jensen Ackles) noch zusammen mit Sam (Jared Padalecki) im Impala, im nächsten steht er inmitten der schwarzen Dunkelheit und trifft auf eine Frau (Emily Swallow). Erst im Verlauf der Episode erfahren wir genau, was sich zwischen Dean und der Frau, die sich als Personifikation der Dunkelheit entpuppt, alles zugetragen hat. Sam konnte zwar ebenfalls einen Blick auf die Dame erhaschen, aber verlor anschließend das Bewusstsein, um später alleine im Impala aufzuwachen.
Der Dunkelheit ein Gesicht zu geben, vereinfacht natürlich den Umgang mit der neuen Bedrohung erheblich. Es ist leichter, mit einer Person zu verhandeln als mit dunklen Wölkchen. Andererseits büßt The Darkness dadurch ein gutes Stück Bedrohlichkeit ein, denn man kann davon ausgehen, dass die Winchesters jetzt „nur“ einen Weg finden müssen, um die Frau aus dem Weg zu räumen, damit der Spuk wieder vorbei ist. Das wird zwar nicht von heute auf morgen passieren, sondern eine Weile dauern – schließlich muss erst in Erfahrung gebracht werden, womit der Dame beizukommen ist (und wie Dean seine Verbindung zu ihr überwinden kann), aber auf lange Sicht werden dadurch (neben einigen anderen Dingen) Parallelen zu den Leviathanen hergestellt. Dort reichte es am Ende aus, Dick Roman den Garaus zu machen, um der (ebenfalls dunklen) Bedrohung den Todesstoß zu versetzen. Wollen wir mal hoffen, dass es hier nicht ganz so einfach wird.
Abgesehen von Deans Visionen (oder wie man sein Treffen mit der Frau auch immer beschreiben möchte), bekommen wir noch weitere Auswirkungen zu sehen. Der dunkle Rauch verschwindet zwar spurlos, aber die Leute in der näheren Umgebung wurden mit einer Art Tollwut infiziert, die sie auf ihre (nicht infizierten) Mitmenschen losgehen lässt. So finden die Winchesters kurz nach ihrem Aufbruch ein kleines Blutbad samt Leichen an der Straße vor und Treffen auf Deputy Jenna Nickerson (Lacy J. Mailey). Die Infizierten sind an dunklen Hautverfärbungen in der Halsgegend erkennbar und die „Krankheit“ (nennen wir es mal so) überträgt sich, wenn man Kontakt mit dem Blut eines Infizierten hat.
Die neue Prämisse – die Verbreitung der Infektion zu stoppen – erinnert dabei an das momentan sehr beliebte Zombie-Genre oder auch an die Folge "Croatoan" (2x09), in der ein dämonisches Virus ähnliche Symptome bei den Infizierten zu Tage förderte beziehungsweise fördern sollte. Allerdings gibt es eine entscheidende Abweichung bei der hier eingeführten „Krankheit“: so sterben die Betroffenen nach einiger Zeit des Amoklaufs, ohne dass jemand auf sie einwirken muss.
Es ließ sich jetzt zwar erwarten, dass die Dunkelheit neue Monster oder auch bösartig veränderte Menschen zu Tage fördern würde, aber sehr originell wirkt dieser Ansatz nicht gerade. Man kann sich zudem darüber wundern, dass die Auswirkungen vorerst lokal beschränkt sind und sich im Prinzip sehr leicht eindämmen ließen – wirkte der Cliffhanger noch so, als wenn man es direkt mit einer Katastrophe von globalem Ausmaß zu tun hätte, schränkt der Auftakt alles wieder stark ein und vereinfacht die Sache.
Das soll jetzt aber nicht (zu) negativ klingen. Es bleibt schließlich noch abzuwarten, wie sich das Ganze über die Staffel entwickeln wird. Außerdem haben wir mit einem infizierten Sam und dem Baby Amara, welches scheinbar die Reinkarnation der ominösen Madame Darkness sein soll, bereits zwei vielversprechende Ansatzpunkte für kommende Abenteuer.

Winchesters
Während die beiden Brüder damit beschäftigt sind, Jenna und das Baby zu retten, spricht Sam einen wesentlichen Punkt an, den die Serie bereits seit längerer Zeit missen ließ: Er sorgt sich um die Infizierten und spricht sich dagegen aus, sie einfach über den Haufen zu schießen. Stattdessen soll eine Heilung gesucht werden. Wie lautet doch gleich der altbekannte Spruch? Saving people, hunting things. Sam meint, den ersten Teil ihres Mottos hätten sie schon lange vernachlässigt. Und mit Blick auf diverse von Dämonen besessene Menschen, die einfach erledigt statt exorziert wurden, macht sich hier die Hoffnung breit, dass die Winchesters in Zukunft tatsächlich wieder mehr auf die Rettung als nur auf die Jagd fokussiert sein werden (auch wenn Dean lieber den anderen Weg gehen würde).
Sam geht sogar noch einen Schritt weiter und greift einen wesentlichen Kritikpunkt von Supernatural auf, als er sagt, sie würden sich ständig wiederholen und im Kreis drehen (If we don’t change right know, all of our crap is just gonna keep repeating itself). Ob uns Jeremy Carver (der diese Folge geschrieben hat) hier wohl auf der Meta-Ebene zu verstehen geben will, dass er den Wiederholungsfaktor reduzieren möchte? Hoffentlich.
Allerdings macht sich bereits jetzt schon wieder bemerkbar, wie wiederholungsträchtig die Serie doch im Umgang mit Sam und Dean ist. So verschweigt Dean seinem Bruder, dass er mit der Dunkelheit verbunden ist, und Sam teilt Dean am Ende nicht mit, dass er sich infiziert hat. Beide haben damit mal wieder Geheimnisse vor dem jeweils anderen und wie so etwas endet, haben wir schon x-mal gesehen. Same old, same old, Mr. Carver. Da wird die Freude darüber, dass Dean sich nach intensiver Diskussion für Sams Plan entscheidet, gleich wieder getrübt. Ein offener und ehrlicher Umgang der Brüder miteinander wäre schließlich eine nette Abwechslung gewesen.

King of Hell
Für Crowley (Mark Sheppard) sah es nicht gut im letzten Staffelfinale aus. Rowena (Ruth Connell) hatte Castiel (Misha Collins) mit einem ihrer Zauber belegt, worauf er auf den immobilisierten King of Hell losging und mit dem Engelstöter zustach. Dieser etwas kleinere Cliffhanger wird hier aufgelöst und wir sehen, wie Castiel zwar trifft, aber der rote Rauch entkommt und kurz darauf einen neuen Wirt findet.
Es war schon erleichternd zu sehen, dass wir weder auf Crowley noch auf Mark Sheppard verzichten müssen. Der King of Hell als Frau wäre zwar für ein bis zwei Episoden ein netter Gag gewesen (seine Dämonen reden ihn sogar weiterhin mit King an), aber es reichte auch schon, dass er zunächst an der Orgie teilnahm und erst dann seine Untergebenen auf den Plan rief.
Das größte Highlight dürfte hier aber gewesen sein, dass Crowley nicht nur seinen Lieblingswirt zurück erhält, sondern seine beiden Dämonen ihm auch von einem bestimmten Käfig berichten, in dem sich seit dem Ausbruch der Darkness Unruhe bemerkbar macht. Das kann man als Andeutung auf ein Wiedersehen mit Lucifer oder Michael verstehen – ob sich da im Staffelverlauf wohl tatsächlich was tut?
Interessant war auch, dass Crowley The Darkness als Gruselgeschichte für kleine Dämonen abtut. Aber wenn dem nun nicht so ist (wie wir ja bereits wissen) und selbst die Gefangenen im Käfig dadurch unruhig werden, können wir uns wohl noch auf einiges gefasst machen, was die Dunkelheit angeht. So kritisch man da auch den Staffelauftakt sehen mag, die Andeutungen darauf, was uns noch alles erwarten könnte, sind schon gut gemacht.

Castiel
Für unseren Engel scheint der Zauber von Rowena ein bleibendes Problem zu sein. Er kann sich nur schwerlich unter Kontrolle halten und bittet schließlich seine geflügelten (Ex-) Freunde um Hilfe. Die tauchen auch tatsächlich auf, scheinen aber kein Interesse daran zu haben, Castiel wieder in den Himmel zu bringen. Was sie mit ihm vorhaben, bleibt noch abzuwarten.
Im Vergleich mit den anderen Handlungssträngen hinkt der um Castiel ein wenig hinterher. Die himmlischen Konflikte sind schon seit einiger Zeit nicht mehr so interessant wie der Rest des Geschehens. Bleibt zu hoffen, dass sich das bald mal wieder ändern wird – wozu vielleicht schon diese Woche der Grundstein gelegt wurde. Abwarten.
Jedenfalls bekommen die Winchesters und wir durch das Telefonat mit Castiel keine neuen Informationen über The Darkness – abgesehen von Castiels Überraschung darüber, dass die Dunkelheit eine Frau ist. Es ärgert sogar ein wenig, dass der Anruf ziemlich abrupt von Cas beendet wird und dann noch mit den Worten, dass es eine Weile dauern wird, bis er sich wieder bei den Winchesters blicken lässt.
Immerhin wurden wir aber daran erinnert, dass einerseits Metatron (Curtis Armstrong) noch irgendwo da draußen ist (und eine gewisse Dämonentafel in Besitz hat) und auch Rowena mit dem Book of the Damned samt Codex sicher nicht untätig sein wird. Es gibt also durchaus noch einige Figuren und Relikte, die in kommenden Episoden wieder an Bedeutung gewinnen könnten – sogar ziemlich viele, wenn man sich den gesamten Staffelauftakt mit allen Erwähnungen und Andeutungen vor Augen führt.

Fazit: Ein guter Staffelauftakt, aber leider nicht frei von Mängeln. The Darkness gestaltet sich simpler und auch lokaler als erwartet und wird als Staffelgegner noch nicht sehr gut beziehungsweise bedrohlich genug in Szene gesetzt. Auch fehlt es ein wenig an Originalität, was übrigens auch für den Umgang der Winchesters miteinander gilt. Die Andeutungen, die da von anderer Seite kommen, sind schon vielversprechender. Was der Auftakt aber gut vermittelt, ist der Blick auf die Vielfalt an Figuren / Gegnern / Relikten / et cetera, die noch im Spiel sind und ganz großartige Möglichkeiten für die Staffel aufzeigen. Hoffen wir mal, dass diese Möglichkeiten auch gut genutzt werden.

7/10
 

Noermel

Well-Known Member
Soviel Story Arcs bzw Möglichkeiten für Problem welche die Brüder bekommen könnten gabs schon lange nicht mehr.
Daher zum Glück auch nicht zuuviel Raum für ööööde Standalone Folgen.
Aber schau ma mal wies so weiter geht.
Bin gespannt.
 

Clive77

Serial Watcher
Ja, ich hoffe auch, dass möglichst viel von dem, was hier im Auftakt angesprochen wurde, einen Großteil der Folgen füllen wird. Zwar bin ich mir recht sicher, dass es auch wieder Fälle der Woche geben wird (ohne würde der Serie auch was fehlen), aber die Anzahl darf gerne reduziert werden. Mal schauen...
 
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