The Blacklist S03E09 - The Director

Clive77

Serial Watcher
Mit der Folge "The Director" meldet sich die US-Serie The Blacklist aus der Weihnachtspause zurück. Die Flucht von Liz wurde durch Ressler zwar beendet, aber nun gilt es, ihr Leben für die kommende Gerichtsverhandlung zu schützen. Denn die Fänge der Cabal reichen weit.

The Director
Ob Donald Ressler (Diego Klattenhoff) wohl geahnt hat, dass er eine dicke Zielscheibe auf Lizzies (Megan Boone) Rücken malen würde, sobald er sie in Gewahrsam hat? Ihm muss doch bewusst gewesen sein, dass die Cabal hinter ihr her sind und ihr bisheriger Vorteil – dass ihr Aufenthaltsort nicht bekannt ist – in dem Moment futsch ist, als sie in der FBI-Zentrale hinter Gittern gesteckt wird. Und in der Tat dauert es nicht lange, bis der Director (David Strathairn) auftaucht und die Gefangene übernehmen will – streng geheime CIA-Angelegenheit, versteht sich.
Es war geradezu köstlich mit anzusehen, wie Resslers Ideale im Folgenverlauf fallen. Erst der Auftritt des Directors, dann die Entdeckung, dass Laurel Hitchin (Christine Lahti) für die Gegenseite arbeitet und schließlich muss er auch noch mit Tom Keen (Ryan Eggold) zusammenarbeiten. Ihm bleibt bei alledem keine Wahl, wenn er sicherstellen will, dass Liz überlebt. Er muss über den eigenen Schatten springen, um das Richtige zu tun. Eine Herausforderung für Ressler, schließlich hat er in der letzten Folge noch Samar (Mozhan Marnò) gefeuert, weil sie aus ähnlichen Motiven hinter seinem Rücken gehandelt hat. Ob er diese Entscheidung nun bereut? Auf jeden Fall dürfte sein Blick auf die Dinge sich jetzt geändert haben.
David Strathairn gibt derweil wieder einmal einen grandiosen Bösewicht ab. Sein Peter Kotsiopulos setzt alle Mittel ein, um den Käfig zu öffnen, in dem Red (James Spader) einst beherbergt wurde. Dabei steht der Director selbst unter Zeitdruck, managt die Situation, die dank Aram (Amir Arison) nicht so einfach zu lösen ist, aber auf gewohnt fiese Art. Denn da es sein vorgegebenes Ziel ist, Liz auszuschalten, er aber ihr Gefängnis nicht öffnen kann, wird kurzerhand die Luftzufuhr abgestellt. Damit bleiben Aram nur zwei Möglichkeiten: Entweder er lässt Lizzie frei (und der Director nimmt sich ihrer an) oder sie erstickt – wie auch immer es ausgeht, Kotsiopulos hätte sein Ziel erreicht.
Hervorzuheben ist hier natürlich auch Amir Arison, dessen Aram mehr als einmal die Schweißperlen auf der Stirn stehen. Endlich bekommt der Darsteller, der sonst hauptsächlich dadurch auffällt, dass er Telefonanrufe (meist von Red) entgegen nimmt, mal die Chance, eine wichtige Figur in einem größeren Handlungsbogen zu sein. Man kann als Zuschauer wunderbar mit Aram mitfiebern, denn die Spannung wird konstant hoch gehalten während für Liz die Zeit abläuft.
Ganz ohne ein paar kleinere logische Mängel kommt dieser Handlungsstrang leider dennoch nicht aus. Man kann sich zum Beispiel fragen, weshalb Aram zwar den Türcode ändern aber nichts für die Reaktivierung der Luftzufuhr tun kann. Selbst wenn die nicht computergesteuert wird, dürfte es doch nicht allzu schwer sein, den Ausgangszustand wieder herzustellen. Und hatte der Director seine Leute beauftragt, eine Stickstoffflasche für diesen Zweck mitzubringen, aber dabei vergessen, Personal mitzubringen, was sich besser mit Türcode-Anlagen auskennt? Außerdem war es etwas schade, dass Dembe (Hisham Tawfiq) beim Geschehen komplett außen vor blieb – wieso konnte der von Ressler am Schluss eigentlich wieder auf freien Fuß gesetzt werden?
Zuletzt sei noch der Twist am Ende genannt, durch den Liz doch wieder den Fängen von Kotsiopulos entkommt. Das war ein wenig zu zufällig und zu passend, um wirklich überzeugend zu wirken. Da wäre es einem fast lieber gewesen, Aram hätte seine Waffe tatsächlich benutzt. Andererseits hätte er dann wahrscheinlich die Folge nicht überlebt, insofern ist der Twist vermutlich die bessere Alternative.
Unterm Strich trotz der kleineren Mängel ein verdammt guter Handlungsbogen, der die Spannung stets hoch hält und den beteiligten Figuren ordentlich zu tun gibt. Da kann man sich auf den nächsten Versuch der Cabal freuen, um das Blatt erneut zu wenden.

Coopers Hütte
Um Karakurt (Andrew Divoff) vor Solomon (Edi Gathegi) und den Cabal zu schützen, haben Tom, Harold (Harry Lennix) und dessen Frau Charlene (Valarie Pettiford) ein abgelegenes Versteck mit ihrem Gefangenen aufgesucht. Aber dank Solomons Spürsinn und Resslers Plapperei dauert es nicht lange, bis der vermeintlich sichere Ort zur Falle wird.
Was man diesem Teil der Episode sicherlich zu Gute halten kann: Auch hier ließ sich mit den Figuren mitfiebern, die zum Zeitpunkt des Angriffs in der Hütte waren. Bei der Anzahl an Gegenspielern hätte es gut sein können, dass es Tom, Ressler oder gar Karakurt - Lizzies Möglichkeit zur Rehabilitation – erwischt. Alleine Solomons Anwesenheit hätte man in die Richtung interpretieren können, dass der Zuschauer sich hier von einer wichtigen Figur verabschieden muss.
Rückblickend ist es daher überraschend, dass tatsächlich alle Figuren unbeschadet davon kommen und Solomons Gegnerarmee komplett ausgelöscht wird. Vielleicht sogar ein bisschen enttäuschend, auf jeden Fall aber unglaubwürdig – zumindest ein paar Schussverletzungen wären wohl kaum vermeidlich gewesen. Vorhersehbar war allerdings, dass Cooper gegen Ende zur Rettung eilen würde. Er hätte zwar schon etwas eher aufschlagen können, aber dass er umdreht, um den anderen aus der Klemme zu helfen, war eigentlich klar.
Nichtsdestotrotz konnte die Episode auch hier überzeugen, eine gute Portion Action abliefern und nebenbei noch Tom und Donald im Team-up zeigen – womit wohl kaum jemand gerechnet hätte. Für Unterhaltung des Zuschauers wurde damit reichlich gesorgt, und wie bereits gesagt, war keineswegs sicher, ob alle wieder heile aus der Sache rauskommen.

Reddington
Raymond Reddington ist diese Woche auffällig wenig im Fokus und sorgt bei den anderen Handlungssträngen bloß in Form von Telefonaten für etwas Antrieb. Ihm wird diese Woche Samar zur Seite gestellt, die ihn bei seinen Vorhaben unterstützt und somit weiterhin eine Rolle in der Serie inne hat.
Aus dieser neuen Charakterkonstellation wird allerdings noch nicht besonders viel herausgeholt. Es gibt zwar ein paar Momente, in denen Red und Samar sich die Mattscheibe im Dialog teilen, aber so ganz stimmig wirkt das Zusammenspiel der beiden Figuren noch nicht. Es bleibt auch abzuwarten, ob Samar noch längere Zeit an Reds Seite agieren wird. Immerhin ist Dembe jetzt wieder verfügbar und Ressler könnte seine Entscheidung, Samar zu entlassen, womöglich noch einmal überdenken.
Handlungstechnisch geht es Red darum, sein Paket zurück zu bekommen, welches er für seine recht undurchschaubaren Pläne benötigt. Spannend wird es hier eher dadurch, dass man sich als Zuschauer die ganze Zeit fragt, was er denn nun eigentlich damit vorhat und wohin die Geschäfte mit den venezolanischen Staatsangehörigen führen sollen. Echte Antworten gibt es dabei aber nicht, genauso wenig wie uns der Director mitteilt, was es mit der Beziehung zwischen Red und Liz auf sich hat – ein Wissen, welches er offensichtlich besitzt.
Insgesamt ist das Geschehen um Red diese Woche vorerst eine Nebenhandlung, die vermutlich erst im weiteren Verlauf an Bedeutung gewinnen wird. Insofern läuft hier alles mit vergleichsweise geringer Dringlichkeit ab, was mit Blick auf Reds Figur zwar überraschend ist, aber doch eine nette Abwechslung darstellt.

Fazit: So hätte das Midseason-Finale gerne aussehen dürfen. The Blacklist meldet sich mit einer spannenden, actionreichen Episode aus der Pause zurück, die einen Großteil der Figuren auf harte Proben stellt. Erfreulicherweise kommen dabei auch die Charaktere nicht zu kurz, die sonst eher im Hintergrund bleiben. Von einigen kleineren Mängeln und vielleicht ein bisschen zu wenig „Spader-Time“ abgesehen wohl eine der besten Episoden dieser Staffel.

8,5/10
 
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