Supernatural S11E11 - Into the Mystic

Clive77

Serial Watcher
Mit der Folge "Into the Mystic" schaltet die US-Serie Supernatural einen Gang zurück, denn für Sam und Dean gilt es, lediglich einen neuen Fall der Woche zu lösen. Doch das ganze Drumherum kann sich durchaus sehen lassen und greift nebenbei auch den Staffelbogen auf.

Banshee
Das Monster der Woche ist dieses Mal kein Geist, was man für sich genommen erst einmal als Pluspunkt bezeichnen kann, denn Geisterfolgen gibt es ohnehin schon mehr als genug in der Serie. Abseits davon gibt es allerdings nicht viel Interessantes über die Kreatur an sich zu berichten. Als Banshee (Atlin Vera Mitchell) bringt man seine Opfer durch Schreie dazu, sich selbst den Kopf einzuschlagen und umzubringen, damit man sich anschließend an deren Gehirnen verköstigen kann. Die Kreatur verhält sich böse, weil sie böse ist – nicht mehr und nicht weniger, womit es sich beim Monster dieser Woche um eine Art 08/15 Gegenspieler handelt, der zudem effekttechnisch ein bisschen zu wünschen übrig ließ.
Zudem ließe sich monieren, dass die Ermittlungen relativ geradlinig abliefen. Die Geister-Theorie wird von Sam (Jared Padalecki) und Dean (Jensen Ackles) kurz auf die Probe gestellt, um anschließend schnell wieder verworfen zu werden. Ab da haben sie aber schon eine Idee, mit welchem Monster sie es zu tun haben und die Jagd verläuft ohne großartige Überraschungen. Aber vielleicht sollte gerade das ja die Überraschung sein.
Bevor das jetzt aber allzu negativ klingt, sei noch angemerkt, dass sich die Angst vor der Kreatur, die eine Art Selbstzerstörung an ihren Opfern initiiert, prima (wenn auch ein wenig metaphorisch) auf die Winchesters übertragen lässt. Bei Sam ist das sehr eindeutig. Nachdem Luzifer (Mark Pellegrino) ihm letzte Woche vor Augen geführt hat, wie „schwach“ er doch geworden ist, gerade weil ihm die Selbstaufopferungsbereitschaft fehlt (wir erinnern uns kurz daran, dass er die Pforten zur Hölle hätte verschließen können, wenn er sich – ähnlich wie damals im fünften Staffelfinale am Käfig - geopfert hätte), könnte man meinen, die Angst vor dem Banshee würde der Angst vor der Selbstzerstörung gleichgestellt.
Auch auf Dean lässt sich diese Angst übertragen, was vor allem wegen seiner nicht ganz geheuren Verbindung zu Amara (Emily Swallow) funktioniert. Und dann wird er noch als die schwächste Person im Raum dargestellt, womit die Angst bei ihm am größten sein müsste. Andererseits, vielleicht ist das alles auch nur überinterpretiert. Aber es war schon auffällig, dass das Monster der Woche thematisch mit der Selbstzerstörung (und der Angst davor) zu tun hatte.

Mildred
Mildred Baker (Dee Wallace) ist eine von zwei Gastfiguren, die diese Woche alles andere als langweilig daher kommen. Sie wird von Sam als das nächste potenzielle Opfer des Banshees ausgemacht, und für den erfahrenen Zuschauer rückt sie aufgrund ihrer Screentime schnell in den Kreis verdächtiger Personen, die hinter dem Monster stecken könnten.
Diese Annahme entpuppt sich aber letztlich als falsch, denn Mildred ist tatsächlich nur ein „Golden Girl“, welches ein Auge auf Dean geworfen hat und damit für eine große Portion Humor zuständig. Ihre Annäherungsversuche an den älteren Winchester-Bruder waren jedenfalls köstlich inszeniert – immer sehr direkt, aber doch stets mit einem Augenzwinkern versehen. Schön übrigens, dass Dean dabei ein wenig mitspielt und erst die Reißleine zieht, als Mildred anbietet, ihre Hand ein wenig „aufwärts“ wandern zu lassen.
Ein weiterer Pluspunkt der Figur war das Zusammenspiel (in Gebärdensprache) mit Eileen (Shoshanna Stern). Wie die beiden sich über die Brüder (oft in deren Beisein) unterhalten, war zum Schießen komisch. Ohne jetzt eine große Diskussion über die Verhaltensweisen von Männern oder Frauen „unter sich“ auslösen zu wollen, aber so in etwa kann man sich das manchmal wohl vorstellen – Humor inklusive.
Abseits vom Humor gab es aber auch eine passende Hintergrundgeschichte zu Mildred, die sie Dean beim Sonnenuntergang erzählt. In der oder einer ähnlichen Form würde man sich öfter mal ein paar Informationen zu den Nebenfiguren bei den Wochenfällen wünschen, denn wie hier gesehen, kostet das mitunter höchstens ein paar Minuten, fördert aber das Zuschauerverständnis um den Charakter enorm.

Eileen
Mit dem Auftakt der Episode ließ sich bereits erahnen, dass das Baby von damals im Hier und Jetzt noch an Bedeutung gewinnen würde. Auch Eileen verhält sich anfangs verdächtig, denn Mildred weiß von keinem tauben Zimmermädchen.
Die Überraschung, dass Eileen in Wahrheit eine Jägerin ist und zudem noch eine Verbindung zu den Men of Letters aufweist, konnte sich jedenfalls sehen lassen. Genau so baut man Nebenfiguren auf, die in zukünftigen Episoden wiederkehren (können, dürfen, müssen)!
Besonders ihr Zusammenspiel mit Sam wusste dabei zu gefallen, schließlich gab es hier neben den lustigen Tönen mit Mildred genau die Themen zu hören, die zum Jägerdasein passen. So stellt Sam beispielsweise die Frage, wie Eileen denn weitermachen würde, wenn sie den Banshee erledigt hätte, der damals ihre Eltern ermordete. Und genau die Frage muss Eileen sich stellen, nachdem das Monster hinüber ist. Einfach toll getroffen, wie die beiden aufeinander treffen und dann gegeneinander und miteinander kämpfen. Dass sie auch weiterhin dem Jägerdasein nachgehen wird, lässt jedenfalls hoffen, dass sie in Zukunft mal wieder vorbeischaut.
Dazu sollte noch angemerkt werden, dass Shoshanna Stern taub ist und es nicht gerade oft vorkommt, dass DarstellerInnen mit einer solchen Behinderung engagiert werden. Hut ab, Supernatural, denn die Figur wurde hier nicht nur flüssig in die Handlung eingebaut, sondern lässt auch weitere Auftritte zu, auf die man gespannt sein darf. Hoffentlich ein weiblicher Charakter, der mehr als bloß ein paar Gastauftritte bekommt.

Casifer, Luciel, Lustiel?
Nachdem letzte Woche gezeigt wurde, wie Luzifer in Castiels (Misha Collins) Körper dem Höllenkäfig entkam, war die Spannung groß, wie es mit der Figur weitergehen würde. Trotz Fall der Woche bekommen wir eine gute Portion des Teufels zu sehen.
Vorweg sollte Misha Collins erneut gelobt werden. Durfte er letzte Woche noch zeigen, dass er dazu in der Lage ist, Mark Pellegrino als Luzifer zu imitieren, darf er sich diese Woche daran versuchen, Castiel zu spielen, der eigentlich der Teufel ist und Cas bloß imitiert. Kurz und knapp: Operation gelungen. Dean runzelt zwar hier und dort ein wenig die Stirn, aber das Cover funktioniert soweit und anhand der Recherchen, die Luzifer anstellt, lässt sich annehmen, dass er tatsächlich versuchen wird, Amara zu beseitigen beziehungsweise erneut wegzusperren – womit eine wichtige Frage beantwortet wird.
Eine nicht unbeträchtliche Hilfe gewährt ihm dabei Dean, der nun erstmals jemandem (scheinbar) Vertrauten über seine ominöse Verbindung zu Amara berichtet. Soviel übrigens zur Bedeutung, die Castiel für die Winchesters (oder im Speziellen Dean) einnimmt. Sie rufen ihn eben nicht nur dann, wenn sie seine Hilfe brauchen, sondern behandeln ihn wie ein Familienmitglied – wozu halt auch gehört, dass man von seinen Problemen erzählt. Castiel wird hier sogar noch einmal besonders hervorgehoben, weil Dean nicht möchte, dass Sam über die Verbindung zu Amara in Kenntnis gesetzt wird (womit Castiel in Deans Augen einen sehr hohen Stellenwert einnimmt).
Was Luzifer jetzt mit dieser Information anstellt, bleibt natürlich abzuwarten. Aber seinem Grinsen nach zu urteilen hat er schon einen Plan. Außerdem erhärtet sich jetzt der Verdacht, dass Deans Beziehung zu Amara in die romantische Schiene laufen wird. Dafür liefert neben dem Teufel im Engelskostüm auch Mildred entsprechende Hinweise, ganz zu schweigen davon, dass nicht nur Sam sich fragt, weshalb Dean im Fokus des Banshee stand.
Die Dunkelheit selbst lässt sich in dieser Episode zwar nicht blicken, aber die Weichen zur kommenden Auseinandersetzung werden gut gestellt – was nicht jeder Fall der Woche mit sich bringt. Außerdem steigt natürlich die Vorahnung darauf, dass Sam bald von Deans Verbindung zu Amara in Kenntnis gesetzt wird – vermutlich, bevor der ältere Bruder ihm davon aus freien Stücken berichten wird.

Winchesters
Die Brüder gehen den neuen Fall zusammen an und Dean lockt Sam damit wieder aus dem Bunker, nachdem der von den letzten Ereignissen ziemlich mitgenommen ist. Eine Sache bleibt also momentan noch bestehen, wie der Fels in der Brandung. Die Winchesters setzen aufeinander und gehen ihren Weg diese Staffel gemeinsam an – und das ist gut so.
Die letzten fünf Minuten der Folge geben ein gutes Bild davon ab, wie das Verhältnis der beiden zueinander aussieht. Sam entschuldigt sich, dass er nicht versucht hat, Dean damals aus dem Fegefeuer zu holen und Dean meint nur, dass das schon o.k. wäre und die Vergangenheit in der Vergangenheit gelassen werden sollte. Was zählt, ist das Jetzt. Gemeinsam durch dick und dünn eben.
Trotzdem rückt Dean auf Nachfrage von Sam nicht damit heraus, weshalb das Monster gerade ihn als Opfer auserkoren hat, womit wieder Zweifel daran gesät werden, wie es tatsächlich zwischen den beiden ausschaut. Sam erzählt seinem Bruder von seinen Sorgen und Nöten, während Dean lieber auf Schweigen oder einfache Ausreden setzt. Aber weshalb? Hat er Angst davor, dass Sam sich von ihm abwenden könnte, wenn er von seiner Verbindung zu Amara berichtet? Diese Sorge wäre nach allem, was die beiden schon für- und miteinander getan haben, wohl unbegründet.
Unterm Strich spüren wir, dass sich ein neuer Konflikt zwischen den beiden Brüdern zusammenbraut und ein gewisser Luzifer daran nicht unbeteiligt sein wird. Und dann? Dann bleibt immernoch die Frage, ob und wie die beiden herausfinden werden, wen sie mit Castiel nun vor sich haben und was sie unternehmen werden, um den Engel wieder zurück zu holen. Es bleibt also spannend.

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Clive77

Serial Watcher
Fazit: Auch wenn es „nur“ ein Fall der Woche war, konnte "Into the Mystic" sich in vielerlei Hinsicht sehen lassen. Interessante Nebenfiguren, mehr Castiel als Luzifer, treffender Humor und Spannung darauf, wie das große Abenteuer weitergeht. Beanstanden ließe sich, dass der eigentliche Fall dabei relativ simpel gestrickt war und dahingehend größere Überraschungen ausblieben. Aber im Endeffekt lässt sich das auch als Überraschung werten.

8/10
 

Noermel

Well-Known Member
Hhhmm fand ich jetzt ok mehr aber nicht.

Aber Casifer is fun :thumbsup: und wird uns sicher noch viele tolle Momente bescheren :squint:
 

Sesqua

Lebt noch
Bin da bei Normel.. war ok mehr aber nicht... und irgendwie kaufte ich ihr das taube nicht ganz ab... sry... aber sie sprach mir ein bisschen zu gut englisch

Casifer war das Highlight in der Folge. Bin gespannt was sich da noch tut
 

Woodstock

Verified Twitter Account ☑️
Das war ein toller Case of the Week Fall. SPN kriegt das noch immer hin und schafft es immer wieder sowas interessant zu gestalten. Auch das sie sich mittlerweile mehr Mühe bei der Musik machen, gefällt mir.

Und was Luciel, Casifer oder Catan betrifft, kann ich nur hoffen, dass sie es nicht versauen. Vielleicht tötet Amara ja Lucifer.
 

Clive77

Serial Watcher
Für einen Fall der Woche, die normalerweise mit plumpen Gegnern und uninteressanten Gastfiguren daher kommen, fand ich die Folge wirklich spitze. Kein "Baby" oder sowas wie die 200. Episode, aber doch weit besser als der 08/15 Case of the week.

Mildred hat mir sehr gut gefallen, Eileen auch. Und @Sesqua: Dir ist aber schon klar, dass die Darstellerin taub ist, oder? Lass' das mal nicht den Bader lesen...
 

Sesqua

Lebt noch
Ich hab die Schauspielerin nicht gegoogelt, und wenn sie im wahren Leben taub is dann, respekt und kuddos von mir. Wenn man sich den Charakter so betrachtet wirkt es trotzdem nicht glaubhaft... da trett ich glaub ich keinen am schlipps.
 
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