Supernatural S11E12 - Don't You Forget About Me

Clive77

Serial Watcher
In der Folge "Don’t You Forget About Me" der US-Serie Supernatural gibt es ein Wiedersehen mit Sheriff Jody Mills und ihren Ziehtöchtern. Der Staffelbogen um die Dunkelheit nimmt dabei eine Auszeit.

Familienleben
Einem Anruf von Claire (Kathryn Newton) folgend, schauen Sam (Jared Padalecki) und Dean (Jensen Ackles) bei Jody Mills (Kim Rhodes) vorbei. Die Dunkelheit (Emily Swallow) und Casifer (Misha Collins) lassen sich diese Woche nicht blicken und die Winchesters haben momentan ohnehin keinen Fall, dem sie nachgehen könnten. Da kommt der Anruf von Claire, die der Meinung ist, einen Fall für die beiden Jäger zu haben, gerade recht. Doch gibt es wirklich ein Monster oder bildet Claire sich das bloß ein?
Die erste Hälfte der Episode gibt uns dabei einen Einblick in das Familienleben von Jody, Claire und Alex (Katherine Ramdeen). Während Alex alles daran setzt, ein normales Leben zu führen – Schule, fester Freund (Jedidiah Goodacre) und was eben so dazu gehört – steht der Fokus bei Claire auf dem Jägerleben. Das erinnert natürlich gleich an die Vergangenheit der Winchester-Brüder, wo die Verhältnisse bei Sam und Dean ganz zu Anfang der Serie recht ähnlich aussahen.
Jody hat es dabei nicht einfach mit der Erziehung ihrer beiden Heranwachsenden. Während Claires Monster sich bislang nicht als solche entpuppten und entsprechend Probleme nach sich zogen, gilt es bei Alex, auf die Gefahren von ungeschütztem Sex aufmerksam zu machen. Zudem verstehen Claire und Alex sich nicht gut, was die Lage am Tisch alles andere als entspannt gestaltet.
Einerseits weiß dieser Einblick in die Familienverhältnisse im Hause Mills zu gefallen, weil wir vieles über diese Figuren, die uns bereits in der Vergangenheit begegnet sind, und ihre Werdegänge erfahren und die meisten Szenen sich recht organisch und nachvollziehbar anfühlen. Eine nette Abwechslung zu den üblicheren Fällen der Woche. Andererseits wirkte es aber auch zu lang gezogen und lud teilweise zum Fremdschämen ein, so dass dem Zuschauer irgendwann das Interesse schwindet und man bloß darauf wartet, dass endlich ein Monster auftaucht. Und dass sich noch eine übernatürliche Kreatur blicken lassen würde (und dadurch die Familienverhältnisse am Ende wieder ein wenig gerade gerückt würden), ließ sich von Anfang an erahnen. Überraschend wäre es gewesen, hätte es tatsächlich keinen Fall gegeben. Aber dazu hätte die Folge etwas anders angegangen werden müssen, um den Zuschauer dauerhaft zu fesseln.

Winchesters
Sam und Dean dürfen sich diese Woche ein wenig in Sachen Erziehung üben, obwohl sie kaum Erfahrung in solchen Dingen haben. Ihre Ratschläge für Claire und Alex wirken dabei vielleicht ein wenig zu gekonnt, aber doch passend zur jeweiligen Situation. Während Sam hier etwas einfühlsamer vorgeht, findet Dean meist deutlichere Worte für Jodys Ziehtöchter. Manchmal reicht da auch einfach nur ein Blick aus, um beispielsweise Alex’ Freund Henry klarzumachen, was er nicht tun sollte, wenn er mit ihr „abhängt“.
Der Humor kommt in der Episode dabei nicht zu kurz, wobei die besten Oneliner wohl dieses Mal bei Jody liegen. Dafür ließ sich gut grinsen als die Brüder sich über das hausgemachte Abendessen hermachen oder sich peinliche Blicke bei der Belehrung über Sex zuwerfen. Allerdings handelt es sich hier nicht um eine humorlastige Episode, dazu ist die Thematik auch zu ernst. Es wird vielmehr ein guter Mittelweg aus Humor und Drama gefunden, was die Episode trotz mancher Länge sehr angenehm gestaltet.
Auffällig ist übrigens, dass die Winchesters eine Mentorenrolle einnehmen und damit langsam aber sicher den Status einnehmen, den Bobby einst für sie hatte. Da bemerkt man erst, dass die Serie tatsächlich schon über zehn Jahre auf dem Buckel hat und wie weit die beiden Hauptcharaktere sich entwickelt haben.

Vampire
Kommen wir nun zur zweiten Hälfte der Folge. Mit Garret Wheeler a.k.a. Richard Beesome (Ben Cotton) gibt es nach dem Mord an einer Lehrkraft direkt einen Verdächtigen, der sich später auch als strippenziehender Vampir entpuppt. Dass Henry ebenfalls über Fangzähne verfügt, ließ sich vielleicht vermuten, aber kann dennoch als Überraschung gewertet werden – schließlich hätte er auch eine Opferrolle einnehmen können, was Alex sicher mitgenommen hätte, gleichzeitig aber auch das übliche Prozedere gewesen wäre.
Erfrischend war auf jeden Fall, dass die Monster hier eine Verbindung zu Alex beziehungsweise ihrer Vergangenheit aufweisen und es nicht ohne Grund auf sie und die anderen abgesehen haben. Die Motive des Hausmeisters, der einst selbst (durch Alex) zum Opfer von Vampiren wurde, lassen sich nachvollziehen und er bekommt genügend Hintergrund, um sich von den sonst üblichen bösen Kreaturen, die einfach nur böse sind (siehe zum Beispiel die Episode letzte Woche), abzuheben. Und es ist schon eine fiese Vorstellung, dass ihm zunächst daran gelegen war, Alex aufzubauen und ihr dabei (durch Henry) zu helfen, ein gutes Leben zu haben, um anschließend wieder alles kaputt zu machen.
Hier findet sich allerdings auch ein Kritikpunkt wieder. Denn die Anstrengungen, die der Vampir dabei unternimmt – Henry zum populärsten Schüler werden zu lassen, damit dieser anschließend Alex schöne Augen machen kann – wirken schon extrem weit hergeholt. Obendrein begeht er noch den klassischen Fehler, seinem anvisierten Opfer lang und breit alles zu erklären, was den Winchesters gerade genügend Zeit verschafft, um zur Rettung zu eilen.
Wobei, ob tatsächlich alle drei Damen die Episode überleben würden, ließ sich nicht absehen und mit Blick auf den Umgang mit weiblichen Nebenfiguren in der Vergangenheit von Supernatural lag es sogar nahe, dass eine von ihnen über die Klinge springen würde. Insofern war es schon spannend, dem Endkampf beizuwohnen.
Unterm Strich funktionieren die vampirischen Gegenspieler gut genug und bewegen sich ein Stück über dem Durchschnitt der wöchentlichen Monster, auch wenn noch etwas Luft nach oben bleibt. Zuletzt sei noch angemerkt, dass dieses Abenteuer den Zusammenhalt von Alex und Claire gefördert hat, was zwar nicht unbedingt überraschend war, aber die Episode doch auf einer schönen Note enden lässt.

Fazit: Ein ungewöhnlicher, aber nicht gerade schlechter Fall der Woche. Die erste Hälfte mag zwar einige Längen aufweisen und die Mühen, die der Gegenspieler auf sich nahm, wirkten übertrieben und leicht unglaubwürdig, aber insgesamt war es ein netter Ausflug nach Sioux Falls. Jody Mills ist ohnehin stets gern gesehen, da war es erfreulich, dass diese Woche ihre Ziehtöchter nicht nur mit dabei waren, sondern auch einmal im Fokus stehen durften. Es könnte noch recht interessant werden, wenn die Winchesters das nächste Mal auf Alex und Claire treffen. Aber bis dahin darf es jetzt erstmal wieder ein paar Episoden dauern.

7/10
 
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