Black Sails S03E03 - XXI.

Clive77

Serial Watcher
In der Folge "XXI." der US-Serie Black Sails steckt Flint mit seiner Mannschaft nach dem Sturm in einer Flaute, während die Vorräte zur Neige gehen. In Nassau erfährt man derweil, dass die Briten unterwegs sind und trifft Vorbereitungen für die kommende Auseinandersetzung.

Nassau
Die von einem Händler ausgeplauderte Information, dass der neue Gouverneur von Nassau mit einer Flotte von acht Schiffen auf dem Weg ist und in Kürze eintreffen wird, sorgt für Wirbel. Flint (Toby Stephens) ist noch nicht wieder aufgetaucht, gilt für einige bereits als tot, und das Fort ist noch nicht fertig gestellt. Die Lage wird also ernst und Jack (Toby Schmitz) hat alle Hände voll zu tun, um die Piraten vom vereinten Widerstand zu überzeugen.
Es war schön mit anzusehen, wie Rackham die Kapitäne der Schiffe, die momentan in Nassau liegen, zum Mitmachen überzeugt. Wir bekommen zu sehen, welchen Status er mittlerweile erlangt hat und wohin es die Figur gebracht hat, die einst nur ein kleineres Licht in der Crew von Charles Vane (Zach McGowan) gewesen ist. Trotz seiner überzeugenden Worte bleibt zunächst aber die Frage offen, wer den Widerstand gegen die in Kürze eintreffenden Engländer anführen soll. Auf Flint hätte man da setzen können, aber der ist noch nicht zurück. Den restlichen Anwesenden, Vane und Rackham inklusive, traut man aber eine solche Anführerrolle nicht zu. Warum eigentlich nicht? Mit Blick darauf, was die beiden schon alles erreicht haben, mutet es doch merkwürdig an, dass so sehr auf jemanden wie Flint gepocht wird (der nebenbei bemerkt in der Serie nicht gerade viele Schlachten gewonnen hat).
Stattdessen bietet sich aus heiterem Himmel Blackbeard (Ray Stevenson) an, die Führung zu übernehmen. Aber Moment, wieso sollte gerade der sich anbieten, an der Verteidigung teilzunehmen – noch dazu als Führungsspitze – wo er doch gerade erst letzte Woche bekundet hat, wie wenig er von den in seinen Augen verweichlichten Piraten in Nassau hält? Die Erklärung, dass er Vane als seinen Ziehsohn betrachtet, der später einmal sein Erbe übernehmen soll, mutet da etwas halbgar an.
Aber wie dem auch sei, zumindest kommt hier etwas Schwung in die Sache und auch wenn die neuerliche Konstellation zwischen Blackbeard und Vane recht seltsame Züge annimmt, darf man sich doch auf die Ankunft von Rogers (Luke Roberts) und seiner Flotte freuen.

Max und Anne
Die weiblichen Figuren in Nassau sorgen derweil für eine eigene Portion Drama. Ob das in der Form nötig gewesen wäre, sei einmal dahin gestellt. Max (Jessica Parker Kennedy) sieht die gesamte Lage jedenfalls sehr pessimistisch und stellt sich bereits auf eine Flucht ein. Ein durchaus nachvollziehbarer Schritt, der für den Fall, dass die Engländer doch irgendwie abgewehrt werden können, als reine Vorsichtsmaßnahme zu werten ist.
Die Beendigung ihrer Beziehung zu Anne (Clara Paget) sorgt allerdings für leichtes Stirnrunzeln. Uns ist zwar klar, welchen Standpunkt und welche Ansichten Max bezüglich einer gemeinsamen Zukunft mit Anne hat und dass es schwierig für die beiden wäre, außerhalb von Nassau als Paar akzeptiert zu werden. Aber warum direkt die Flinte ins Korn werfen und nicht wenigstens einen Versuch starten?
Max mag diesbezüglich ja sehr realistische Ansichten haben, aber wir konnten bereits sehen, dass sie durchaus in der Lage ist, für ihre Ziele zu kämpfen. Und für Anne kann es einem nur leid tun. Da hat sie endlich eine Person gefunden, die sie ehrlich und aufrichtig liebt und wird am Ende vor die Tatsache gestellt, dass die Beziehung vorbei ist.
Unterm Strich bleibt zwar noch abzuwarten, wie sich die Lage in Nassau entwickeln wird und ob die beiden tatsächlich die Flucht antreten müssen, aber die kampflose Aufgabe seitens Max passt nicht so richtig ins Bild.

Auf See
Wie schon letzte Woche sind die Highlights der Episode mal wieder bei Flint, Silver (Luke Arnold) und Bones (Tom Hopper) zu finden. Was die dramatische Seite angeht, legt diese Folge sogar noch eine Schippe drauf, denn wir können förmlich spüren, wie es in Silver brodelt, wenn Flint seine harten Entscheidungen trifft und ausführt.
Das Faszinierende daran ist, dass wir hier beide Seiten verstehen können. Auf der einen Seite Flint, der darauf bedacht ist, sich und die Crew mit allen menschlichen und unmenschlichen Mitteln durch die Flaute zu bringen, Opfer inklusive. Auf der anderen Seite Silver, der als Quartiermeister mittlerweile derart mit der Crew verbunden ist, dass er die Einteilung der Männer in Listen und die Exekution potenzieller Diebe (mindestens einer der beiden dürfte unschuldig gewesen sein) nicht gutheißen kann.
Die Anspannung wächst dabei im Folgenverlauf und erreicht ihren Höhepunkt schließlich, als beide im Beiboot sitzen und Silver kurz davor steht, Flint eins überzubraten. Das Geständnis war dabei ein wagemutiger Schritt vom Einbeinigen, aber die nachfolgenden Erklärungen dazu, weshalb er sich noch immer in Flints Crew befindet, lassen den Captain auf eine Eskalation verzichten. Flint weiß jetzt aber genau, wo er bei Silver steht und wäre gut beraten, in Zukunft ein Auge auf seinen Quartiermeister zu werfen, denn konflikttechnisch ist die Situation zwischen den beiden nach lange nicht entschärft.
Flint selbst wird diese Woche zwar wieder sehr kaltblütig in Szene gesetzt, aber wir bekommen auch zu sehen, wie er in seiner Kajüte das innere Monster ablegt und eine Art Zusammenbruch erleidet. Diese Art von Emotionalität wurde uns beim Captain diese Staffel noch nicht gezeigt und lässt vermuten, dass er das Monster vor den anderen nur spielt, innerlich aber noch immer mit dem Verlust von Miranda (Louise Barnes) zu kämpfen hat, die ihm diese Woche erneut in Form einer Person erscheint, die er kurz darauf umbringt. In einer Vision gibt sie ihm zu verstehen, dass er sie gehen lassen muss. Dabei bleiben diese Träume oder Halluzination noch immer leicht rätselhaft, scheinen aber ein fester Bestandteil Flints zu sein und der Verarbeitung seines Verlusts zu dienen. Ob er am Ende wirklich Frieden finden wird?
In Sachen Action gibt es diese Woche nicht sehr viel zu berichten. Die Jagd auf den Hai war dort ein kleiner Höhepunkt, der sich sehen lassen konnte. Des Weiteren macht das Ende des Handlungsstrangs zur See aber besonders neugierig, denn nachdem Flint und Silver es geschafft haben, der Mannschaft etwas Essen zu beschaffen, kommt eine leichte Brise auf und das Schiff legt schließlich bei einer Insel an. Die Crew wird dabei von Einheimischen beobachtet, die sich scheinbar zum Kampf bereit machen.
Die Vermutung liegt nahe, dass es sich bei genau dieser Insel um die spätere Schatzinsel handelt, die in Robert Louis Stevensons Buch zu finden ist. Die Serie schlägt damit einen weiteren (Prequel-)Bogen zur Vorlage, was uns einmal mehr aufzeigt, dass die Handlung langsam aber sicher ihrem Ziel näher kommt.

Showdown in Nassau?
Rogers Flotte trifft gegen Episodenende schließlich vor New Providence Island ein und sieht sich einem nicht gerade kleinem Widerstand gegenüber, der auch gleich für Umkehrgedanken bei den höheren Tieren der Flotte sorgt. Hier darf Eleanor (Hannah New) zum Einsatz kommen und den Vorschlag machen, Hornigold (Patrick Lyster) zur Insel zu schicken, der mit Begnadigungen den Widerstand brechen soll, bevor es überhaupt zum Kampf kommt.
Wer sich hier auf eine große Seeschlacht vor Nassau gefreut hatte, wird sicherlich enttäuscht sein, denn es macht den Eindruck, dass Rogers tatsächlich relativ leichtes Spiel haben wird und ein Großteil der Piraten lieber die Begnadigungen nimmt als das Leben im Kampf zu riskieren. Der einzige, der keine andere Wahl hat, als zu kämpfen oder die Flucht anzutreten, ist Vane, auf den ein Kopfgeld ausgesetzt wurde. Falls es also noch ein Scharmützel gibt, wird das sicher eine ganze Ecke kleiner ausfallen als angenommen.
Interessant war übrigens die Information, dass Rogers das Urca-Gold für die Spanier sicherstellen soll und ihm dafür nur wenig Zeit bleibt. Er steht also ebenfalls unter Druck und es lässt sich erahnen, dass seine Mission in diesen Belangen nicht von Erfolg gekrönt sein wird (jedenfalls mit Blick darauf, dass Max bereits Vorbereitungen getroffen hat, was den Schatz angeht). Steht uns also in Zukunft doch noch eine große Schlacht bevor, wenn die Spanier in Nassau eintreffen?
Vieles bleibt hier sicher noch abzuwarten und hängt in der Schwebe. Ein Großteil der Figuren blickt einer ungewissen Zukunft entgegen, die sich frühestens nächste Woche offenbaren wird. Was wird aus Vane, Blackbeard und Rackham? Wo wird Eleanor stehen, wenn Rogers Nassau übernimmt? Und wie geht es mit Max und Anne weiter?

Fazit: Eine eher ruhige Episode, deren Highlights sich im Drama auf See um Flint und Silver wiederfinden, wo die Spannung jederzeit aufrecht erhalten wird. Die Ereignisse in und um Nassau wollen derweil nicht so ganz überzeugen, was einerseits an der Entscheidung Blackbeards liegt, sich für die Verteidigung einzusetzen und andererseits am Ende, wo der sich anbahnenden Schlacht ein bisschen der Wind aus den Segeln genommen wird. Unterm Strich aber nichtsdestotrotz eine gute Folge, die dank einiger Wendungen und Ereignisse Lust auf die nächste Episode macht.

7/10
 
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