Black Sails S03E04 - XXII.

Clive77

Serial Watcher
In der Folge "XXII." der US-Serie Black Sails gibt es einige Wendungen zu verzeichnen. Vor allem für Vane wird die Lage in Nassau brenzlig, während Flints Crew auf der abgelegenen Insel dem sicheren Tod ins Auge blickt. Und dann ist noch Mr. Scott für eine Überraschung gut.

Allgemeines
Bevor es um die eigentliche Folge gehen soll, gibt es erstmal ein generelles Lob für die Serie und wie sie sich bislang geschlagen hat. Allein optisch wird einem jede Woche viel geboten, denn die Drehorte in Südafrika sind derart gut gewählt, dass man tatsächlich meint, sich in der Karibik zu befinden. Hinzu kommen die Kostüme und Kulissen, die jederzeit authentisch wirken, sowie natürlich die Tatsache, dass die Handlungen zur See und an Land spielen, abwechslungsreich gestaltet sind und man jede Woche gerne länger in die Piratenwelt von Black Sails eintauchen würde.
Charaktertechnisch mag der Aufbau in der ersten Staffel noch langatmig gewirkt haben. Mittlerweile zahlt sich aber alles aus, was wir über unsere Figuren bisher erfahren und wie sie sich verändert haben. Wir kennen unsere Pappenheimer, wissen, wie sie auf bestimmte Situationen reagieren und werden trotzdem noch überrascht. Das gilt sowohl für die Haupt- als auch für die Nebenfiguren und auch bei neuen Charakteren dauert es nicht lange, ehe man sie einordnen kann. Das muss eine Serie erstmal so hinkriegen. Faszinierend kommt noch hinzu, dass das Zusammenspiel aus realen historischen und fiktiven Figuren aus Robert Louis Stevensons Buchvorlage sehr stimmig wirkt, auch wenn es Abweichungen gibt, was die reale Geschichte angeht.
Zuletzt sei hier noch angemerkt, dass eine Piratenserie mit Seeschlachten, Stürmen und blutigen Auseinandersetzungen natürlich nicht darauf verzichten kann, dass einige Bilder aus dem Computer kommen. Black Sails braucht sich da mittlerweile nicht mehr vor Kinoproduktionen zu verstecken. Zwar bleibt der Wunsch nach „größer und mehr“ (gerade in dieser Qualität) oft nicht aus, aber das, was Woche für Woche an Action aufgefahren wird, ist meist so beeindruckend gestaltet, dass einem die Kinnlade runterfällt – gerade weil man den Szenen oft nicht ansieht, dass da einiges aus dem Rechner kommt.

Nassau
Wie sich letzte Woche schon absehen ließ, hat Rogers (Luke Roberts) durch Eleanors (Hannah New) Vorschlag, Hornigold (Patrick Lyster) zur Insel zu schicken, um dort Begnadigungen zu verteilen, leichtes Spiel, um New Providence Island wieder in englische Hände zu führen. Aber nicht alle Piraten haben die Chance auf Begnadigung wahrgenommen. Während einige Schiffe wie Blackbeards (Ray Stevenson) von den Engländern eingekesselt sind, beraten Rackham (Toby Schmitz) und Vane (Zach McGowan) innerhalb des Forts, wie sie nun weiter vorgehen sollen.
Was Eleanor angeht, teilt Rogers ihr mit, dass er auch weiterhin auf ihre Erfahrungen angewiesen ist und sie ihm vorerst zur Seite stehen wird. Es bleibt aber die Frage, wie lange er sie tatsächlich noch braucht und wie es mit ihr weitergehen wird, wenn sie ihren Nutzen erfüllt hat. Ihr selbst dürfte bereits klar sein, dass sie nicht dauerhaft den Beraterstatus inne haben wird – dazu wird sie auch von den anderen höherrangigen Briten zu skeptisch betrachtet. Sie sollte sich also langsam daran machen, neue Pläne zu schmieden.
Das Hauptaugenmerk liegt hier diese Woche aber auf Rackham und Vane, die eine gemeinsame Vergangenheit verbindet, die aber auch von diversen Konflikten geprägt ist. Dass Jack sich für Vane einsetzt, ihm die Flucht ermöglicht (unter Sprengung der Fort-Mauer) und eine herzhafte Abschiedsszene liefert, mag vielleicht ein wenig überraschend wirken. Andererseits passte es nach den jüngsten Ereignissen aber gut ins Bild. Und wie grandios war bitte die Szene, als Jack die Tore öffnet, den Anführer des Kopfgeld-Mobs erschießt und anschließend wieder die Pforten schließt? Ganz ohne Worte. Einfach genial, irgendwie lustig und doch effektiv, was Jacks Loyalität betrifft.
Auch die Dialoge mit Anne (Clara Paget) waren gut. Beide blicken in eine ungewisse Zukunft, die sie gemeinsam angehen wollen. Max (Jessica Parker Kennedy) scheint bereits das Weite gesucht zu haben, so dass die Diskussion darum geht, ob sie in Nassau einen Neustart wagen oder doch lieber woanders ihr Glück probieren – schließlich wären die Finanzen dafür geklärt. Wofür sie sich entscheiden werden, bleibt zwar noch abzuwarten (Jack wäre wohl für einen Neustart in Nassau, während Anne lieber woanders ihr Glück probieren würde), aber klar ist, dass die beiden ihren nächsten Schritt gemeinsam angehen werden.

Flucht
Der Weg aus dem Fort wurde Vane durch Jack geöffnet, aber das brachte ihn noch lange nicht Sicherheit. Er versucht zunächst vielmehr, sich alleine durchzuschlagen, was keine leichte Aufgabe ist. Als kleiner Kritikpunkt ließe sich hier anmerken, dass Jack ihm eine Eskorte hätte bereitstellen können oder die Frage danach, was aus den treuen Gefolgsleuten geworden ist, mit denen Vane einst das Fort einnahm.
Aber wie dem auch sei, es gibt an dieser Stelle wieder ein paar gute Kampfszenen und Blackbeards Auftritt verdeutlicht einmal mehr, wie viel ihm an Charles liegt. Genau so spannend war es mit anzusehen, wie die beiden Pläne schmieden, um die Schiffsblockade aufzulösen. Abgesehen von Rogers (wenn auch zu spät), hat niemand den Plan durchschaut, der kinoreif in Szene gesetzt wurde.
Vane weiß jetzt, dass Eleanor hinter dem Kopfgeld steckt. Ob er wohl nach seiner Flucht mit den anderen in Erwägung ziehen wird, noch einmal zurückzukehren? Was genau die geflohenen Piraten um Blackbeard und Vane jetzt anstellen werden, ist noch unsicher. Aber es dürfte wohl kaum der letzte Auftritt der beiden gewesen sein.

Auf der Insel
Das hatten sich Flint, Silver (Luke Arnold) und Bones (Tom Hopper) sich sicher anders vorgestellt. Endlich wieder Land unter den Füßen, frisches Wasser in Aussicht und plötzlich taucht eine kleine Armee auf, um die gestrandeten Piraten durch die Insel zu schleppen und in Gewahrsam zu nehmen. Keine Aussicht auf Entkommen, wie Ben Gunn (Chris Fisher) verkündet. Alles, was die Crew erwartet, ist der Tod, denn die ehemaligen Sklaven um „The Maroon Queen“ (Moshidi Motshegwa) wollen nachvollziehbarer Weise nicht riskieren, dass irgendjemand ihren Standort verrät.
Der einzige, der hier eine mögliche Lösung ohne Todesfolge sieht, ist John Silver. Er gibt der Tochter Madi (Zethu Dlomo) der Königin zu verstehen, dass die Piraten im Grunde genommen das Gleiche wollen wie die (ehemaligen) Sklaven. Mit Blick auf die Buchvorlage dürfte Silvers Vorgehen von Erfolg gekrönt sein, aber wie es dazu kommt beziehungsweise kommen wird, ist noch nicht offensichtlich. Denn Madi hat einige Schwierigkeiten dabei, ihre Mutter zu überzeugen.
Flint scheint derweil aufgegeben zu haben. Seine Visionen von Miranda (Louise Barnes) tragen diesmal nur einen Teil dazu bei. Mehr Kopfzerbrechen bereitet ihm das anfängliche Gespräch mit Silver und die Annahme, dass die Piraten in Nassau lieber eine Begnadigung akzeptieren als in den Kampf zu ziehen (was sich zum größten Teil als richtig erwiesen hat). Die Erkenntnis, dass ein gewisser James McGraw einst genau mit der Methode, die Hornigold nun genutzt hat, den Piraten in Nassau beikommen wollte, stellt ihn vor die Frage, ob er sein (ehemaliges) Ziel jetzt nicht erreicht hat. Wozu dann noch weiterkämpfen?
Was Flint hier übersieht, ist sein neues Ziel und die Person, zu der er mittlerweile geworden ist. Klar, er hatte damals genau die Ziele, mit denen Rogers nun leichtes Spiel hatte, Nassau quasi zu übernehmen. Aber er vergisst (oder berücksichtigt) dabei nicht, wie viel ihm durch die Engländer genommen wurde. Kein großer Kritikpunkt, aber es mutet schon etwas falsch an, wenn der sonst so enthusiastische und rücksichtslose Flint hier aufgegeben hat. Wollen wir mal hoffen, dass Silver dazu in der Lage ist, ihn wieder auf die Beine zu stellen.

Mr. Scott
Zwar hat Mr. Scott (Hakeem Kae-Kazim) in den letzten Folgen nicht gerade viele Auftritte bekommen, aber seine Bedeutung dürfte sich mit dieser Folge enorm gesteigert haben. Er ist also der Gemahl, der der „Maroon Queen“ zur Seite steht und ehemalige Sklaven zur „Schatzinsel“ schickt. Was für eine Wendung.
Das Mysterium um den König der „Maroon Queen“ wird hiermit sogleich gelöst und es wäre in der Tat denkbar, dass Mr. Scott seine Frau überzeugen könnte, die Piraten nicht umzubringen. Aber der Cliffhanger, in dem Mr. Scott von einer Kugel erwischt wird, deutet natürlich darauf hin, dass er nicht so einfach ein gutes Wort für Flint und seine Kollegen sprechen wird (mal ganz davon abgesehen, dass wir nicht wissen, ob er das überhaupt machen würde).
Es bleibt also nicht nur spannend, ob er überlebt, sondern auch, ob er die Gelegenheit bekommt, Flint & Co. vor dem sicheren Tod zu retten. Oder ob die Sache an Silver hängenbleibt, dessen Worte womöglich nicht nur Madi überzeugen können.

Fazit:
Eine tolle Folge, die fast auf ganzer Linie überzeugen kann und nebenbei mit einigen Überraschungen aufwartet. Sowohl in Nassau als auch auf der ominösen Insel wissen die Ereignisse zu überzeugen, passen zu den Figuren und liefern – von wenigen Mankos abgesehen – eine unterhaltsame Episode, die einmal mehr zeigt, dass Black Sails sowohl qualitativ als auch handlungstechnisch dazu in der Lage ist, den Zuschauer zu fesseln.

9/10
 

Noermel

Well-Known Member
War echt richtig stark !
Die Serie steigert sich von Staffel zu Staffel :squint:

Jack: 'Godspeed, Charles.'
Vane: 'Fuck you, Jack.'
 
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