The Blacklist S03E15 - Drexel

Clive77

Serial Watcher
In der Folge "Drexel" der US-Serie The Blacklist gilt es einen Killer aufzuspüren, der sein Handwerk als Kunst versteht. Liz findet derweil heraus, was mit Tom passiert ist und Reddington nutzt den Fall der Woche, um einen weiteren Fortschritt in seinen Recherchen zu machen.

Die letzten Minuten
Zäumen wir diese Woche mal das Pferd von hinten auf und fangen mit dem Ende an. Reddington (James Spader) ist also auf der Suche nach einer Dame namens „Rostova“. Katarina Rostova? Hat er letzte Woche nicht noch behauptet, sie hätte Selbstmord begangen? Oder haben wir es mit einem weiteren Familienmitglied zu tun, das bislang noch nicht erwähnt wurde?
Falls er Liz (Megan Boone) letzte Woche nicht die Wahrheit gesagt hat, darf man als Zuschauer alles über den Haufen werfen, was Red gegenüber Liz von sich gegeben hat. Denn in dem Fall hätte er sie belogen und könnte sich tatsächlich noch als ihr „echter“ Vater entpuppen. Falls nicht, werden die Familienbande aus Liz’ Vergangenheit wohl noch eine größere Rolle einnehmen und wir dürften bald erfahren, wer wirklich hinter dem Bild steckt, was explizit für Red angefertigt wurde.
So oder so bekommen wir unterm Strich einen Hinweis auf einen größeren Gegner von Red und das kurbelt die Spannung natürlich an. Zumal unser Hauptcharakter dieses Mal auch nicht vorhergesehen hat, wohin seine Ermittlungen ihn führen werden. In jedem Fall dürften wir aber bald mehr über die gemeinsame Vergangenheit von Red und Liz erfahren, was wenigstens ein kleiner Lichtblick ist.

Tom Keen
Toms (Ryan Eggold) Lage erweist sich diese Woche als sehr kritisch und es gelingt ihm nur knapp, dem Tod von der Klinge zu springen. Das ist zwar nicht unbedingt überraschend, gerade weil die Figur momentan eine große Rolle bei Liz spielt, aber mal angenommen, er hätte hier wirklich ins Gras gebissen. Wie hätte Lizzie darauf reagiert?
Die spannende Frage wird dabei (mal wieder) umschifft. Aber glücklicherweise bleibt es zumindest in Sachen Toms Heist relativ spannend, denn kaum hat er das Bewusstsein wiedererlangt, steht auch schon die Polizei mit dem Beraubten (Ray Proscia) vor der Tür. Dass Geert Klerken Tom dabei nicht ans Messer liefert, wird wahrscheinlich ein eigenes Motiv haben. Er möchte bestimmt nicht, dass die ganze Sache an die große Glocke gehängt wird, sondern lieber selbst Hand an Tom legen (und dabei natürlich auch seine Diamanten zurück erhalten). Das Nachspiel von Toms Bemühungen, an Geld zu gelangen, wird somit sicher noch eine Rolle spielen.
Zwischen Tom und Liz scheint sich die Sache derweil wieder einzurenken. Man fühlt sich bei dem ganzen Gehabe zwar zuweilen an einige Daily-Soaps erinnert, aber die Serie hat dabei schon schlimmere Tage gesehen. Lizzie will ihr Kind behalten, was wir nach dem Ende der letzten Folge bereits erahnen konnten und Tom in diesem Fall Erleichterung verschafft. Gut so, denn damit ist das Adoptionsthema hoffentlich gegessen.

Drexler
Zugegeben, beim Fall der Woche hat man sich dieses Mal wirklich angestrengt und versucht das Thema mit der Bespitzelungs-Software der NSA auf die Spitze zu treiben. Privatsphäre ade, sollte es wirklich möglich sein, sich in jedwede Kamera, Babyphones, etc. einklinken zu können.
Der Antagonist, Drexel (Daniel London), macht hier zumindest etwas mehr her, als Lady Ambrosia in der letzten Woche. Im Grunde genommen ist er zwar einen Niete, die zu Recht von Red am Ende monologistisch zerlegt wird, aber es lässt sich hier nachvollziehen, weshalb er seinen Weg gegangen ist. Nicht, dass man sich mit ihm anfreunden könnte, dazu ist die ganze Geschichte um ihn dann doch zu platt. Aber als Killer, der einen Wert auf (fragwürdige) Kunst legt, funktioniert der Charakter gut genug, um den Zuschauer nicht gleich vor die Stirn klatschen zu lassen.
Die ominöse Spionage-Software ist da ein ganz anderes Thema. Es mag zwar beängstigend sein, falls es wirklich Mittel und Wege geben sollte, sich derart in die Leben einfacher Bürger einzuklinken und im heutigen Zeitalter hat sicher jeder irgendeine Elektronik im Hause, die sich zur Bespitzelung eignen würde. Aber so einfach wie hier dargestellt, wird es sicher nicht ablaufen.
Nehmen wir aber mal für einen Moment an, dass eine solche Software tatsächlich bereitgestellt wurde und von Aram (Amir Arison) benutzt werden kann. Wie einfach wäre es dann, die wöchentlichen Fälle aufzulösen? Man bräuchte ja bloß den „Mega-Rodent“ loszulassen und das Ding mit Gesichts- oder Stimmerkennung und ähnlichem zu koppeln, um kurzerhand alles und jeden aufzufinden. Da wäre das FBI um Ressler (Diego Klattenhoff) vermutlich schneller als Red, wenn es darum geht, die Spitzbuben ausfindig zu machen. Quasi die ultimative Waffe für jeden Ermittler. Man kann sich aber dennoch sicher sein, dass bereits nächste Woche auf dieses Mittel nicht mehr zurückgegriffen wird, um den nächsten Fall zu lösen.
Thematisch somit zwar nicht uninteressant, aber doch ein wenig zu viel des Guten, um überzeugend zu sein. Die Idee vom Killer, der sein Handwerk als Kunst betrachtet, wirkte da schon eher.

Allgemeines
Leider schlummert The Blacklist noch immer ein wenig vor sich hin. Es gibt zwar (wie fast jede Woche) wieder ein paar Anhaltspunkte, dass Red einer wichtigen Spur nachjagt, aber was die anderen Charaktere betrifft, bleibt es erneut ein wenig mau. Die abschließenden Szenen zwischen Tom und Liz lassen zwar hoffen, dass zumindest das Adoptionskapitel jetzt vom Tisch ist, aber ob kommende Folgen wieder die Fahrt aufnehmen, die sich noch in der ersten Staffelhälfte verbuchen ließ, bleibt fraglich.
Auch wirken die Nebenfiguren beim FBI seit ein paar Episoden weniger wichtig. Hier und dort stoßen Figuren wie Samar (Mozhan Marnò) oder Cooper (Harry Lennix) zwar mal wieder an die Oberfläche vor, aber im Grunde genommen fällt alles in den Bereich zurück, der noch in den Vorstaffeln gang und gäbe war. Schade, zumal die Figuren bereits gezeigt haben, dass sie zu mehr in der Lage sind. Mehr Eigenleben, mehr auf sie zugeschnittene Handlungen und vor allem bedeutendere Rollen im Handlungsgeschehen. Muss ja nicht jede Folge so sein und auch nicht immer alle treffen. Aber zurzeit ist die Serie da auf einer Durststrecke.
Größter Knackpunkt dürfte aber das momentane Tempo sein. Bei „Lizzie auf der Flucht“ gab es zwar auch Episoden, die weniger temporeich waren, aber nichtsdestotrotz konnte der Zuschauer einer neuen Situation beiwohnen, in der es stetig darum ging, was die weibliche Hauptfigur als nächstes erwartet und ob sie wieder zu ihrer alten Position zurückfinden würde. Diese Spannung ist jetzt weg und stattdessen bekommen wir „Adoption oder Nicht-Adoption“ in Bezug auf Lizzie serviert. Das ist einfach nicht genug. Wollen wir mal hoffen, dass es mit den nächsten Folgen wieder Neuigkeiten zu verbuchen gibt, die wirklich zu fesseln wissen. Fingers crossed.

Fazit: Etwas besser als letzte Woche, aber noch lange nicht das Gelbe vom Ei. Der Fall und der Killer wirkten durchdachter als bei anderen Folgen, aber da gab es auch schon wesentlich Besseres. Dass das Adoptionskapitel nun abgeschlossen scheint, stimmt aber positiv und auch Reds Ermittlungen nehmen langsam wieder Form an. Somit macht die Folge wieder Lust auf mehr.

6/10
 

Schneebauer

Targaryen
Glaubst du wirklich, die eigene Rache sei Geert Klerkens Motiv? Ich dachte eher, dass ihn jemand unter Druck setzt, nichts zu sagen. Red läge da wohl auf der Hand. Aber vllt. ja auch Gina?
 

Clive77

Serial Watcher
Meinst du nicht, dass sie dann noch eine entsprechende Szene in der Episode gezeigt hätten? Mir kam es schon so vor, als wenn er nur sehen wollte, ob es tatsächlich der Dieb ist, den er mit eigenen Augen gesehen hat, um dann (später in der Staffel) unerwartet aufzutreten, um Tom an die Gurgel zu gehen.
Und wieso sollte Red jemanden unter Druck setzen, der was gegen Tom unternehmen könnte? Tom und Red konnten sich doch noch nie ab. Und Gina? Wenn die ein Druckmittel hätte, wäre der ganze Raub anders abgelaufen.
 
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