Black Sails S03E05 - XXIII.

Clive77

Serial Watcher
In der Folge "XXIII." der US-Serie Black Sails liegt es an Flint, das Überleben seiner Männer zu sichern. Derweil werden in Nassau die Karten neu verteilt, wobei es eine Überraschung gibt. Vane und Teach machen sich derweil über ein spanisches Schiff her.

Piraten!
Die Episode "XXIII." gehört sicher nicht zu den actionreichen Folgen der Serie. Zu gerne hätten wir mehr davon gesehen, wie Blackbeard (Ray Stevenson) zusammen mit Vane (Zach McGowan) und dem Rest der aus Nassau entkommenen Piraten das spanische Schiff einnimmt, welches fatalerweise die Wege des berüchtigten Piraten kreuzt. Stattdessen beschäftigt sich die Episode hauptsächlich mit ihren Charakteren und zeigt uns auf, wohin die weitere Reise gehen soll. Aber wenigstens bekommen wir ein bisschen vom Kampf geboten und dürfen zumindest Teach und Vane im Einsatz sehen.
Abseits des Kampfes wird uns dabei das Verhältnis zwischen Blackbeard und Charles Vane verdeutlicht. Der eingefleischte Pirat sieht in Vane tatsächlich jemanden, der sein Erbe antreten soll, zeigt ihm den Weg auf, den er sich für Charles vorstellt und sinniert nebenbei über die Macht der Frauen, die auch bei Blackbeard diverse Eindrücke hinterlassen hat. Teach durchschaut dabei, welche Bedeutung Eleanor (Hannah New) und Nassau für Vane haben – treffender hätte er kaum sein können.
Zwar gelingt es Vane dabei, seinen „Ziehvater“ zu beschwichtigen – immer wieder betont er, dass er nicht nach Nassau zurück möchte – aber seine Blicke verraten ihn und er wird bestimmt die Dokumente sichten, die Teach da fallen ließ. Man sieht auch förmlich, wie es bei Vane unter der Oberfläche brodelt. Da kann man sich sicher sein, dass Flint (Toby Stephens) leichtes Spiel haben wird, um Charles von seinen Plänen zu überzeugen. Aber ob Blackbeard dabei mitmachen wird? Eine Konfrontation zwischen Flint und Teach oder aber Vane und Teach lässt sich bereits jetzt wittern.
Zuletzt sei hier noch angemerkt, dass durch die besondere „Ladung“ des Schiffs die Spanier in naher Zukunft tatsächlich als größerer Mitspieler um Nassau auftreten werden. Wir wissen bereits, dass sie unterwegs sind und das Urca-Gold wiederhaben wollen. Aber bislang war von ihnen noch nicht viel zu sehen. Das ändert sich mit dieser Folge.

Auf der Insel
Ob das jetzt wohl die letzte Vision war, die Flint von Miranda (Louise Barnes) hatte? Vermutlich, denn das Blatt des Hauptcharakters, der letzte Woche noch aufgegeben zu haben schien, wendet sich hier erneut. Ungleich seiner Vision (die dunkle Gestalt soll wohl tatsächlich den Tod in Person darstellen), steht er jedenfalls nicht alleine da. Mr. Scott (Hakeem Kae-Kazim) ist neben Silver (Luke Arnold) eine der Personen, die den Captain dazu ermuntern, neuen Taten entgegen zu schreiten.
Als kleinen Kritikpunkt gibt es hier gleich zu vermerken, dass Scotts Überleben nach dem Ende der letzten Episode schon arg an den Haaren herbeigezogen ist. Es sei denn natürlich, dass die Insel sich in der unmittelbaren Nähe von New Providence Island befindet, was aber in Anbetracht der Ereignisse, die Flint & Co. zu der Insel geführt haben, eher fragwürdig sein dürfte.
Aber gut, nehmen wir einmal an, dass sich das Eiland tatsächlich leicht ansteuern ließ – die Nussschalen, die zur Überfahrt verwendet wurden, deuten ebenfalls darauf hin. Für Mr. Scott sieht es weiterhin nicht gut aus und sein Einfluss auf seine Frau (Moshidi Motshegwa) erweist sich als weniger groß, als die Piraten es sich erhofft haben dürften. Immerhin ist sie aber gewillt, sich Flint anzuhören, so dass eine kleine Chance besteht, dass die Piraten ihrem Gefängnis entkommen können.
Der Spannungsaufbau kann dabei nur als gelungen bezeichnet werden. Flint ist bereit, sich notfalls für seine Männer zu opfern und die Königin als Geisel zu nehmen. Auf der anderen Seite versuchen Scott und Madi (Zethu Dlomo), der Hartnäckigkeit der Königin entgegen zu wirken, haben dabei aber keinen nennenswerten Erfolg, so dass die Lage für Flint ziemlich aussichtslos wirkt. Als der dann auch noch das geklaute Messer im Käfig zurücklässt, scheint das Schicksal für Silve, Bones (Tom Hopper) und Co. besiegelt zu sein.
Und dann kommt die Wendung. Flint war schon immer gut darin, ein größeres Bild zu beschreiben. Statt sich also auf notwendige Kleinigkeiten zu beschränken – wie die Versorgung der ehemaligen Sklaven zu sichern, jetzt, wo der Nachschub aus Nassau abgeschnitten wurde – macht er der Königin seinen Plan von einer unabhängigen Nation schmackhaft. Er malt ihr ein Bild davon, wie sie sich durch ihn mit ihren Leuten auf New Providence Island niederlassen und eine weltweite Rebellion der Sklaven auslösen könnte. Kein Versteckspiel mehr auf der Insel. Und nebenbei könnte sie durch die Allianz mit den Piraten ihre Machtposition ausbauen.
Flints Überzeugungskraft und seine große Vision sorgen nicht nur dafür, dass seine Leute freigelassen werden. Er legt hier gleichzeitig den Grundstein für die kommende Handlung. Dabei ist klar, dass sein Vorhaben nicht einfach zu bewerkstelligen ist. Nassau wieder einzunehmen, dürfte schwierig werden, auch wenn es ihm gelingt, Vane und die anderen Piraten ausfindig zu machen und ebenfalls von seinem Plan zu überzeugen. Außerdem hat er zwar die Engländer im Blick, aber wie wir wissen, sind da auch noch spanische Schiffe nach Nassau unterwegs. Alles in allem können wir davon ausgehen, dass unseren Piraten eine spannende und kampfreiche Zukunft bevorsteht, was selbstverständlich Lust auf mehr Black Sails macht.

New Providence Island
Auch in Nassau erwarten uns diese Woche einige Überraschungen. Max (Jessica Parker Kennedy) betritt erneut die Bühne und ist keineswegs bereit, mit ihrem Teil des Schatzes sang- und klanglos zu verschwinden. Das erste Wiedersehen mit Eleanor war verdammt stark gemacht. Beide Figuren fühlen sich dabei unbehaglich und es schwingen die ganze Zeit die Qualen vergangener Tage mit. Die Werdegänge beider Frauen sind von Siegen und Niederlagen gezeichnet, wobei aber keine von beiden jemals aufgegeben hat.
Max versucht schließlich, Rogers (Luke Roberts) mit ihrem Teil des Schatzes davon zu überzeugen, dass sie sich einen Platz am Tisch verdient hat. Sie will weiterhin in den höheren Rängen mitspielen und gibt dafür ihr Vermögen her. Derweil scheint Eleanor den neuen Gouverneur auf andere Art und Weise näher an sich binden zu wollen – bloß ein Plan, um ihre Position an Rogers Seite auch in Zukunft nicht zu verlieren oder entwickeln sich dort tatsächlich romantische Gefühle zwischen den beiden?
Allerdings liefert die Offenbarung von Mrs. Hudson (Anna-Louise Plowman), heimlich für die Spanier zu spionieren, neuen Anlass zur Sorge. Denn der Tausch eines nicht unbeträchtlichen Teils des Urca-Golds in Edelsteine ist ihren Auftraggebern bekannt. Rogers kann also nicht einfach bloß einen Teil des Goldes zurückgeben und sagen, das sei alles, was noch übrig ist. Den Spaniern dürfte zwar klar sein, dass die Piraten zumindest einen Teil des Schatzes verprasst haben, aber sie werden darauf bestehen, neben Max’ Anteil auch das zurück zu erhalten, was Anne (Clara Paget) und Jack (Toby Schmitz) für ihre gemeinsame Zukunft haben mitgehen lassen. Somit steht Rogers vor einem größeren Problem, sollte es ihm nicht gelingen, die zweite Hälfte der Edelsteine aufzutreiben. Ganz zu schweigen davon, dass diese Wendung vermutlich auch die Pläne von Max durchkreuzt.
Die Lage in Nassau wird somit auch für Rogers langsam brenzlig. Ihm bleibt nicht mehr viel Zeit, bis die Spanier vor der Tür stehen. Obendrein hat er noch keine Ahnung davon, dass ihm auch durch Flint und dessen neue Allianz noch Probleme blühen werden. Es bleibt spannend, wie sich die Situation entwickeln wird.
Wobei, dadurch, dass Jack seinen Namen nicht ablegen möchte und seine Begnadigung abholen will, wird Rogers sicher die Gelegenheit erhalten, Zugriff auf den vermissten Teil des Schatzes zu bekommen. Ähnlich ungläubig wie Anne schauen wir drein, als Jack umdreht und in Richtung Nassau aufbricht. Es ist zwar nachvollziehbar und wurde in den letzten Episoden verstärkt angedeutet, dass Rackham seinen Platz in der Geschichte haben will. Aber dieser Stolz wird ihm nun ganz offensichtlich zum Verhängnis werden und lädt nebenbei zu einem Facepalm beim Zuschauer ein.

Fazit: Was die Action angeht, legt "XXIII." eine kleine Pause ein. Die Episode konzentriert sich vielmehr darauf, den kommenden Weg aufzuzeigen, liefert einige Wendungen bei den Figuren und deutet zukünftige Auseinandersetzungen an. Die Spanier rücken dabei als größere Bedrohung – auch für die Engländer – in den Vordergrund und Flint ist zurück in seinem Element. Von kleineren Mankos abgesehen eine starke, charakterbezogene Folge, die zuversichtlich auf die zweite Staffelhälfte blicken lässt.

8/10
 

Puni

Well-Known Member
Bin noch bei Staffel 1 und will hier wegen Spoilern nicht groß deine Episoden-Review lesen. Ich nehme aber mal an, dass die nachfolgenden Staffeln sich auch alle meist an Land abspielen, oder? Bin noch unsicher, ob ich am Ball bleiben soll, oder nicht.
 

Clive77

Serial Watcher
@Puni: Der größte Teil spielt sich in der Tat oft an Land ab. Es gibt aber auch immer wieder längere Handlungsstränge auf See und wenn es dort zur Sache geht, ist das meist auch toll umgesetzt. Ich fand da zum Beispiel die fünfte Folge der ersten Staffel verdammt gut und auch das erste Staffelfinale.
Was die Action (nicht nur zur See) angeht, steigert sich die Reihe auf jeden Fall.
 
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