Raum ~ Brie Larson [Kritik]

Joel.Barish

dank AF
BG Kritik: Raum (Joel)

Es geht um...
Basierend auf dem gleichnamigen Roman von Emma Donoghue. Der fünfjährige Jack, aus dessen Sicht der Roman erzählt, und Ma leben in einer kleinen Hütte, die nicht mehr ist als ein Raum mit Badezimmer. Jack versteht nicht, dass seine Ma seit Jahren von einem Mann in diesem "Raum" gefangen gehalten wird. Jacks Welt besteht nur aus dem Raum, doch seine Ma hat den Gedanken an eine Flucht noch nicht aufgegeben.

Mit...
Regie soll Lenny Abrahamson führen, dessen Film "Frank" (mit mit Michael Fassbender mit großem Papp-Kopf) jüngst viel Aufsehen erregte. Die Hauptrolle konnte Brie Larson (Taras Welten, Scott Pilgrim, Short Term 12) ergattern. Hat noch keinen Erscheinungstermin, aber Ende 2015/Anfang 2016 sollte das Ziel sein.

Ganz ehrlich, auch wenn ich mich frage, wie sie die faszinierende Erzählperspektive auf den Film übersetzen, ist der Roman einfach so gut, dass ich den Film unbedingt sehen will. Und jede fordernde neue Hauptrolle für Brie Larson ist ohnehin eine gute Sache.
Wer kennt den Roman, wer hat ihn gelesen? Kann das als Film funktionieren?

Trailer#1
Trailer#2
Spoilerwarnung: Insbesondere der zweite Trailer überspringt nahezu das komplette erste Drittel des Romans. Und ja, das Hauptinteresse dieser Geschichte liegt dort und es ist wahrscheinlich sinnvoll, nicht falsche Erwartungen zu schüren, aber wer grundsätzlich schon mal Interesse am Film hat, sollte die Trailer vielleicht auslassen.

###########

Um mal eine Anekdote zu erzählen, wie ich auf den Film aufmerksam wurde:
Ich las diesen äußerst lesenswerten Artikel über Shailene Woodley und Brie Larson, die die Vorreiterinnen einer neuen Generation von selbstbewusst-unangepassten Quasi-Hippies in Hollywood sind, mit eigenen Ansichten bezüglich Ernährung, Luxus, dem PR Zirkus und den Frauenrollen Hollywoods. Und plötzlich fiel Woodley ein, Larson habe den Zuschlag für "Room" erhalten, eine Rolle für die auch Woodley im Gespräch war, die sich aber nun für ihre Freundin freut, dass sie diese Chance erhält.

Suddenly, Woodley gasped, and I thought she might be choking. “Oh my God—I almost forgot,” she exclaimed. “You got the part in Room!” Larson looked happy but a little shy. Apparently, in the past month, Woodley and Larson were the last two actresses up for the same role, the lead in an adaptation of a 2010 best-selling novel about a woman and her son who have been held captive for years in a small room.

“I’m so excited,” Larson said.

“It will be a masterpiece,” Woodley replied. “And you’re the right one for the part.” I asked if it was awkward for them to be pitted against each other. “I knew it was down to the two of us,” Larson said, “and I realized that, either way, the movie would be amazing. When I got the part, my agent said, ‘Team Shai is really happy for you!’ ”

“And I was!” Woodley said.
Ich wäre fast vom Stuhl gefallen. Als ich den Artikel entdeckt hatte und anfing zu lesen hätte ich nicht gedacht, dass ich dadurch von der Filmadaption eines der besten Romane erfahre, die ich die letzten Jahre gelesen habe. Und dass eine der interessantesten Darstellerinnen ihrer Generation die Hauptrolle spielt macht die Sache noch besser.
 

Tyler Durden

Weltraumaffe
Teammitglied
Von dem Buch höre ich zum ersten Mal, klingt aber sehr interessant und ist vorgemerkt. Bin gespannt, wie sie es filmisch umsetzen (evtl. mit Erzählerstimme des Kindes aus dem Off?).
Bei dem Titel dachte ich erst an den gleichnamigen Roman von Hubert Selby, der eigentlich unverfilmbar ist.
 

Joel.Barish

dank AF
Trailer @ YouTube

Aber ein paar Worte bezüglich Spoiler:
Der Trailer spoilt ne ganze Menge, aber mit Kenntnis des Buches kann man auch sehen, dass es fast unmöglich ist diesen Film zu bewerben. Streng genommen liegt das Hauptinteresse der Geschichte in der zweiten Hälfte und daher ist der Trailer nur bedingt ein Spoiler, aber wer ohnehin schon neugierig ist, ohne das Buch zu können, sollte den Trailer vielleicht auslassen, weil zumindest das Buch wesentlich spannender und mitreißender ist, wenn man im Prinzip gar nichts weiß bis auf die Grundkonstellation.
 

Member_2.0

New Member
Hab das Buch gelesen...war recht spannend, aber auch kein Meisterwerk.
Film daher aber eher uninteressant.

Das sie im Film ein Mädchen statt einen Jungen genommen haben finde ich irgendwie blöd.
Aber gut, da ich ihn wohl eh nicht unbedingt gucken werde, egal :tongue:
 

Joel.Barish

dank AF
Das ist auch im Film ein Junge. Hat nur lange Haare, was ja auch so im Buch beschrieben ist, da Scheren und Haareschneiden ja nun mal verboten sind. :wink:
 

Tyler Durden

Weltraumaffe
Teammitglied
Danke für die Warnung, ich werde mir den Trailer lieber nicht ansehen, da ich den Film sowieso sehen will (aber vorher will ich noch das Buch lesen).
 

Member_2.0

New Member
Das ist ein Junge?? :mellow: Hätte ich nie erkannt. Nicht wegen den langen Haaren...aber er sieht doch sehr nach Mädchen aus :blink:
 

Mr.Anderson

Kleriker
Kenne das Buch nicht, habe aber gerade den Trailer gesehen. Wenn das wirklich ein Junge sein soll ist die Rolle schlecht besetzt. Das sieht eindeutig nach einem Mädchen aus.
 

TheGreatGonzo

Not interested in Naval Policy
Die hätten nun aber wirklich ein männlicheres Kind casten müssen. Mit Mädchen kann ich mich nämlich gar nicht identifizieren, und wenns auch nur so aussieht.
 

McKenzie

Unchained
Ich kann mich dann mit dem Kind auf jeden Fall identifizieren, wurde früher auch immer für ein Mädchen gehalten :tongue:

Mein Problem ist eher, dass mein Herz jedesmal nen Hüpfer macht wenn der Thread nach oben rutscht, weil ich immer denk es geht um Francos "The Room" - Film, von dem man irgendwie gar nix mehr hört :ugly:

Finde den Trailer aber durchaus interessant, wobei ich ihn nach 2/3 sicherheitshalber ausgemacht hab.
 

Trohan

Well-Known Member
Der Film scheint interessant zu werden, was mich dann abschreckt ist, das der kleine "Mann" Jacob Tremblay laut imdb schon 3 Projekte für 2016 am laufen hat. Da könnte man auf die Scheinheiligkeit in der Branche aufmerksam werden. Ich persönlich wäre dafür das so ein "Kinderschauspieler" ein Limit an Filmen/Projekte pro Jahr haben sollte, vielleicht bin ich ja zu sehr unwissend und es gibt sowas schon... Ich kann mir bei besten WIllen nicht vorstellen das solch ein Arbeitspensum für die Persönlichkeitsentwicklung für einen so jungen Menschen gut ist. Da soll es x warnende Beispiele zu geben. Nur so ein Gedanke, will jetzt nicht einen auf Sigmund Freud machen, aber sowas sticht mir immer sofort bei solch einer Produktion ins Auge: Man will mit einer fiktiven Geschichte auf Misstände hinweisen, steckt aber irgendwie mit einem Bein auf einer anderen Ebene selber drin...
 

Joel.Barish

dank AF
Oh mein Gott, ja, wie verwirrend. Kleine Kinder in Filmen, die nicht eindeutig meinen unflexiblen Vorstellungen von Jungen und Mädchen entsprechen. Schrecklich. Passiert mir quasi ständig in der Straßenbahn, dass ich einem meiner Meinung nach etwas zu femininen siebenjährigen Jungen mitteilen muss, dass er das mit dem Junge-sein besser lassen sollte. :facepalm:

@Gonzo
Danke. :smile:

@Trohan
Wow. Schießt du damit in diesem Thread nicht etwas über's Ziel hinaus? An sich ist das durchaus ein wichtiges Thema. In den meisten Ländern, dazu gehören die USA und auch Deutschland, gibt es strenge Auflagen, was Kinderarbeit betrifft. Kinder bis zu einem gewissen Alter dürfen nur wenige Stunden am Tag drehen und das auch nicht jeden Tag im Jahr. Dass dieser junge Darsteller also "viel" arbeitet, muss noch nichts heißen. Der wird in der Regel wohl auch kaum eine so große Rolle wie hier spielen. Es gibt also so ein Limit, nur geht es bei dem Limit um Arbeitszeit/-tage, nicht um Filmrollen. Ist richtiger so, finde ich.
Problematischer als die Arbeit als Schauspieler finde ich Berühmtheit für Kinder. Wenn Kinder durch die Öffentlichkeit gezerrt werden, wenn sie als 8-Jährige zu Stars gemacht werden - das finde ich problematisch, obwohl manche Kinder (und dazugehörige Eltern) damit umgehen können und manche nicht. Aber ich würde sagen, dass man mit diesem Film nicht Gefahr läuft besorgniserregende Berühmtheit zu erlangen. Dafür ist es dann einfach ein recht kleines und spezielles Drama, keine mehrteilige Buchverfilmung mit dreistelligen Millionenbudgets.
 

Jay

hauptsache bereits gesehen
Teammitglied
Hier ist der zweite Trailer: https://www.youtube.com/watch?v=E_Ci-pAL4eE

Sieht echt sehr bewegend aus. Wenn das mal kein Oscartitel wird. :squint: Jetzt kein 12 Nominierungen Ding, aber Joan Allen bewirbt sich da. Scheint sich glücklicherweise auch nicht sehr mit dem Leid im Keller auseinander zu setzen.
 

Joel.Barish

dank AF
Ich kann's ja irgendwie verstehen, immerhin besteht darin der thematische Kern des Romans, aber dieser zweite Trailer überspringt quasi das komplette erste Drittel (wenn nicht gar noch mehr) des Romans und geht in Ausschnitten bis weit ins letzte Drittel. Es ist ein schwer zu vermarktender Stoff, aber mir persönlich geht das doch ein bisschen zu weit. Aber ich kenne die Geschichte ja schon, daher hat sich das mit Spoilern eh erledigt.
Mir gefällt das Gesehene auf jeden Fall. Und erste Festivalreaktionen sind auch sehr positiv, wenn auch selten wirklich euphorisch.

Jay schrieb:
Wenn das mal kein Oscartitel wird.
Du bist doch lange genug dabei, um eigentlich zu wissen, dass für Filme dieser Art und Größe nicht viel Platz bei den Oscars sein wird. Die Oscars haben selten Platz für mehr als einen "Winters Bone" und "Beasts of the Southern Wild". Aber okay, vielleicht ist es dieser Film, der sich eine Darstellernominierung und vielleicht adaptiertes Drehbuch erkämpft.
 

Presko

Don Quijote des Forums
In der PV schon vor einiger Zeit gesehen. Wollte schon lange was schreiben. Jetzt wirds nachgeholt. Neben Spotlight mein Favorit für die Oscars

Regie und Cast gelang hier ein kleines, toll gespieltes, unsentimentales Charakterdrama. Der Clou besteht darin, dass im Film die Freiheit als der eigentliche Horror dargestellt wird, dem gegenüber rückblickend das Leben gefangen im "Room" irgendwie beschaulich, sicher und friedlich wirkt. Der Film lebt von seiner sehr genauen Beobachtungsgabe und dem tollen Zusammenspiel aller Beteiligten. Das erste Drittel in der Gefangenschaft fasziniert besonders dadurch, dass uns so ein Leben fremd ist. Das Leben im Room wird nicht als eine Elend dargestellt, sondern als ein Leben mit viel Freude, geprägt von der Kreativität Joys und der tiefen Beziehung zwischen ihr und Jack. Obwohl der Film also viel "Schönes" an diesem Leben aufzeigt, idealisiert er es aber auch nicht unrealistisch. Dies zeigt sich insbesondere an Joys Situation, wie sie einerseits unermüdlich darum bemüht ist, ihrem Sohn ein schönes Leben zu ermöglichen und andererseits dauernd Enttäuschungen erlebt, mit Entbehrungen umgehen muss und schliesslich jede Nacht von neuem auch körperlich ihrem Peiniger ausgeliefert ist.

Die Welt draussen erleben wir Zuschauer zum grössten Teil aus den Augen Jacks und mit ihm wirkt diese Welt befremdlicher als jene in Gefangenschaft, welche ja sein Zuhause war. Die Welt draussen ist fremd, bedrohlich und verwirrend, genauso die Menschen, welche sie bevölkern. Nur in ganz kleinen Schritten gelingt es Jack, Vertrauen zu anderen Menschen aufzubauen. Joy, die bisher im Room als alleine Bezugsperson von Jack immer Stärke und Optimismus gezeigt hat, lässt sich nun zum ersten Mal fallen. Wut und Depression überkommen sie und belasten die Beziehung zwischen ihr und ihrem Sohn.
Daneben wirft der Film auch ein paar Fragen zum Umgang der Gesellschaft mit Opfern solcher Verbrechen auf. Ähnlich wie Frau Kampusch wird Joy mit Misstrauen konfrontiert. Warum ist nie nicht viel früher geflohen? Warum hat sie all das ihrem Sohn zugemutet?
Auch ihr leiblicher Vater spielt eine wichtige Rolle (William H. Macey), der seinen Enkel (und Sohn des Mannes, der seine Tochter entführt hat) kaum anschauen kann. Leider ist seine Rolle nur recht klein ausgefallen.

Überhaupt sollte man nicht nur die beiden Hauptdarsteller erwähnen. Auch die Nebendarsteller insbesondere Joan Ellen und Tom McCamus als Grosseltern, die versuchen, Joy und Jack zu helfen, beeindrucken.

Der Film ist berührend aber zum Glück nie besonders sentimental oder kitschig. Ruhig und bedächtig folgt man den Figuren und erlebt ihre riesigen Schwierigkeiten mit dem Leben ausserhalb zurecht zu kommen. Das Ende verdient besonderes Lob, da es die Reise der beiden perfekt abschliesst.
vielleicht könnte man dem Ende vorwerfen, eine Spur zu harmonisch zu sein

von mir gibts 8.5/10
 

Puni

Well-Known Member
Die Frau meines Kumpels liegt mir damit auch schon seit Ewigkeiten in den Ohren. Wird wohl demnächst auch mal im Kino gesichtet, hätte zwar lieber den Roman vorher gelesen, aber wie immer gilt auch hier: family first :biggrin:
 

TheRealNeo

Well-Known Member
Noch ist ja Zeit. Startet ja erst am 17.3.. Und auch wenn ich das Buch erst heute fertig gelesen habe, liest es sich sehr kurzweilig und flüssig...wenn man die Zeit dazu findet. :wink:

Bin auf das filmische Endergebnis gespannt. :smile:
 
Oben