The Blacklist S03E16 - The Caretaker

Clive77

Serial Watcher
In der Folge "The Caretaker" der US-Serie The Blacklist dreht sich alles um Geheimnisse und die Fähigkeit, jemandem zu vergeben. Der aktuelle Fall zieht da einige Parallelen zwischen Red und Liz – aber treffen die auch tatsächlich zu?

Achtung, jetzt kommt ein Verriss!
Vorweg: Normalerweise versuche ich, bei meinen Reviews möglichst objektiv vorzugehen und meine subjektiven Bewertungen recht allgemein zu halten. Daher mache ich auch so gut wie nie von der „Ich-Form“ Gebrauch, die wohl die Definition von Subjektivität ist. Jedenfalls in Artikeln dieser Sorte. Heute gibt es aber eine Ausnahme, denn ich möchte gerade nicht den Leuten auf den Schlips treten, die dieser Episode vielleicht doch einiges abgewinnen konnten.
Außerdem sei noch angemerkt, dass mir die Serie nach wie vor sehr zusagt. Und das liegt nicht nur an James Spader, der The Blacklist manchmal alleine auf seinen Schultern trägt – und zwar mit Leichtigkeit. Nein, mir gefällt auch der Rest vom Cast. Ich interessiere mich für Liz (Megan Boone), Tom (Ryan Eggold), Samar (Mozhan Marnò), Ressler (Diego Klattenhoff), Aram (Amir Arison) und Cooper (Harry Lennix). Oh, jetzt hätte ich beinahe Dembe (Hisham Tawfiq) vergessen.
Aber wie dem auch sei, die aktuelle Folge ist leider ein Paradebeispiel dafür, woran es zurzeit hapert. Stichwort: Spannung. Was der erste Teil dieser dritten Staffel noch wunderbar hinbekommen hat, artet momentan in Hinhalte-Taktik aus, die seinesgleichen sucht. Da spüre ich förmlich, wie mir die Lust an der Serie schwindet. Klar, ich will wissen, wie es weitergeht – da liefert auch diese Episode keinen Abbruch – aber bitte gebt mir dann auch etwas als Lückenfüller, was wenigstens halbwegs interessant ist und die etablierten Charaktere nicht vollkommen aus der Bahn lenkt.

The Caretaker
Der Fall der Woche befasst sich mit jemandem, der eine ganze Menge Geheimnisse hütet. Und zwar nicht, was die alltägliche Gerüchteküche betrifft, sondern „die großen Sachen“, die internationale Konsequenzen haben können. Wie ihm die ganzen Dinge zugetragen wurden, die er auf Friedhöfen beerdigt hält, bleibt dabei ungewiss. The Caretaker (Reg E. Cathey) scheint aber jedes schmutzige Geheimnis zu kennen und auch belegen zu können, falls die Notwendigkeit dazu besteht.
Damit gibt es für mich schon mal direkt eine unglaubwürdige Prämisse, die kurioser kaum sein könnte. Wenn es wenigstens einen Anhaltspunkt dafür geben würde, woher The Caretaker seine Fakten bekommt, stünde die Folge in meinen Augen wesentlich besser dar. Aber Pustekuchen. Er hütet Geheimnisse, kann sie belegen und weil er auch ein Geheimnis von Red hütet, gerät er diese Woche in den Fokus des FBI.
Nähere Ausführungen zum Fall möchte ich mir an dieser Stelle schenken. Mich hat überhaupt nicht interessiert, was da im Haupthandlungsstrang abging. Wieso auch? Wurde – wie immer – aufgelöst und hat keine weitere Bedeutung mehr. Gesehen und gleich wieder vergessen, wie bei so manchen Fällen der Woche, die uns die Serie beschert.
Aber Moment. Etwas Positives muss ich an dieser Stelle doch vermerken. Der Caretaker selbst hat nämlich auch ein Geheimnis und das betrifft seine Tochter Rose (Nikki M. James), die der Familientradition nicht folgen möchte, weil sie herausgefunden hat, dass Albert nicht ihr echter Vater ist. Der Twist, dass Rose sich selbst entführt hat, war mir dabei ziemlich egal. Aber der ganze Vater-Tochter-Strang hatte schon was von Red und Liz. Vielleicht, aber auch nur vielleicht, gab es hier einen Hinweis darauf, wie die Dinge zwischen unseren Hauptcharakteren aussehen könnten.
Zudem lässt sich natürlich anmerken, dass Albert Janus nichts mit den üblichen Bösewichten gemein hat, die uns sonst präsentiert werden. Als Caretaker kümmert er sich nicht nur um das Geschäft, sondern auch um die Familie, was ihm ein paar Pluspunkte auf der Sympathie-Skala gibt.

Tom
Och, was hatte ich mich schon gefreut, als Tom sich die Waffe besorgt hat. Nachdem er jetzt wieder halbwegs genesen ist, schien ein Rachefeldzug gegen Gina (Margarita Levieva) auf dem Programm zu stehen. Aber auch hier Pustekuchen. Er will nicht seinen Anteil, sondern nur raus aus dem Geschäft.
Tom als Familienvater und liebender Ehemann? Joa, vielleicht in ferner Zukunft, aber doch nicht jetzt schon. Was wurde aus dem Vorhaben, die Familie zu ernähren? Woher kriegt er jetzt das Geld dafür? Verlässt er sich auf Liz und ihren Job und kümmert sich dann um den Haushalt? Schwer vorstellbar.
Zwar lässt es sich nachvollziehen, dass er seine Häscher loswerden möchte, aber die Art und Weise, wie er das angeht, passt mal überhaupt nicht zur Figur. Dann doch lieber eine neue (meinetwegen auch hanebüchene) Undercover-Story. Passt viel besser zu ihm.
Kleiner Pluspunkt: Dass Liz um seine Hand anhält, obwohl sie weiß, dass Red das nicht will und Tom ihr einst die Ehe nur vorgespielt hatte, war ein netter Zug. Zumal sie wusste, wie er für seine Familie Geld heranschaffen wollte. Vergeben und vergessen? Mal schauen…

Red & Liz
Wie fast jede Woche, liegt hier der eigentliche Knackpunkt, von dem man sich als Zuschauer mehr erhofft. Welche Position nimmt Liz denn jetzt in der Vergangenheit ein, dass Red sich so sehr um sie kümmert?
Stöhnenderweise gibt es mal wieder kaum Antworten. Wir können uns jetzt zwar relativ sicher sein, dass Katarina Rostova doch noch am Leben ist und Red seine Ziehtochter belogen hat, was den Selbstmord anging. Aber warum? Wenn schon Dembe darauf drängt, dass Red Liz endlich erklärt, was es mit der Vergangenheit auf sich hat, warum dann nicht mal endlich reinen Wein einschenken?
Ernsthaft, seit gut drei Jahren schaue ich die Serie. Der Aufhänger war von Anfang an, weshalb sich Red so sehr um Liz bemüht. Immer wieder gibt es bruchstückhafte Hinweise, kleine Offenbarungen und Einblicke in die Vergangenheit. Aber so was kann man nicht ewig strecken. Eine gute Serie zeichnet sich dadurch aus, dass sie solche Geheimnisse preisgibt und anschließend ein neues in den Vordergrund stellt.
Das wäre auch genau der Punkt für eine langlebige Serie: Sie muss sich immer wieder neu erfinden, neue Anreize zum Einschalten bieten und darf sich eben nicht um immer nur das gleiche Geheimnis drehen. Mit dem Ende der zweiten Staffel schien der Weg dafür bereitet zu sein. Schien. Jetzt passiert aber alles wieder im bekannten Milieu mit nur kleinen Veränderungen.
Wird das beibehalten, gibt es früher oder später einen Kaugummi-Effekt und damit einbrechende Quoten. Ich will jetzt beileibe nicht den Tod der Serie prognostizieren (vierte Staffel wurde schon bestellt und war ohnehin obligatorisch), aber es lässt sich schon ein kleiner Einbruch verbuchen, was die Zuschauerzahlen nach der ersten Staffelhälfte angeht. Da bleibt bloß die Hoffnung, dass es mit "Mr. Solomon" im April wieder aufwärts geht (wobei der Titel natürlich schon eine Menge verspricht).

Nebenfiguren
Zuletzt noch ein bisschen zu den FBI-Figuren. Cooper nimmt diese Woche fast einen Rat von Red an und schaut kurz (aus dem Auto heraus) zu Hause vorbei. Mehr nicht. Also wenn schon Familiendrama, dann aber bitte auch mit allen Konsequenzen, Dialogen und einer deftigen Aussprache. Sonst ist es nicht dramatisch. Und Madame Cooper (Valarie Pettiford) blickt obendrein auch noch sehnsüchtig aus dem Fenster, scheint nur darauf zu warten, dass Harold endlich mal heimkommt. Mir liegt zwar nichts ferner als eine Beziehungskrise, die neue Blüten hervorbringt, aber wenn es schon in die Richtung gehen soll, dann bitte zügig und nach dem Motto „kurz und schmerzlos“ (sofern das überhaupt geht).
Der Rest vom Schützenfest – Samar, Ressler und Aram – kann diese Woche auch nicht gerade glänzen. Die Zeiten scheinen vorbei, als eine der Figuren einen wichtigen Beitrag zur Episode lieferte. Stattdessen sucht Aram sich den ungünstigsten Moment aus, um Ressler zu einer Entschuldigung gegenüber Samar zu bewegen. Ja, und was, wenn er sich nicht entschuldigt hätte? Dann wäre auch Samar wegexplodiert. Toll nachgedacht, Aram! So wird das sicher was mit Samar…

Fazit: So gerne ich der Folge auch was Positives abgewinnen würde, viel gibt es da nicht. Kleinere (wirklich kleinere) Lichtblicke können nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Serie momentan vor sich hin dümpelt und dazu noch mit unglaubwürdigen Handlungen der Figuren daher kommt. Hoffen wir mal, dass es demnächst wieder bergauf geht.

3/10
 

Noermel

Well-Known Member
Das nächste mal.....heheh :unsure: :rolleyes: :pinch:

Das nächste mal gibts er im April :mellow: aber dann immerhin mit einem RED WEDDING :bibber:
 

Bambi

hat verrückte Rehkitzideen
Quasi mein einziger Gedanke die letzten 3 Folgen war eigentlich immer. Schickt Lizzie endlich in den Mutterschaftsurlaub. Focus mal auf andere FBI Team Mitglieder und fertig wäre eine zumindest 5/10 Folge..
 
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