Black Sails S03E06 - XXIV.

Clive77

Serial Watcher
In der Folge "XXIV." der US-Serie Black Sails kommt es zum Treffen wichtiger Figuren, die über die Zukunft der Piraterie und Nassau ausschlaggebend sein werden. Flint und Blackbeard sowie Rogers und Rackham dominieren das Geschehen. Silver lässt derweil Madi in seine Gedankenwelt blicken.

Silver
John Silver (Luke Arnold) blieb auf der Insel zurück. Wir erleben ihn diese Woche sehr geschwächt und uneinsichtig, was die medizinische Versorgung seines Stumpfes angeht. Gut, dass Madi (Zethu Dlomo) sich nicht so einfach abwimmeln lässt.
Von allen Plots dieser Woche mag der mit diesen beiden auf den ersten Blick noch am uninteressantesten wirken. Uns ist klar, dass Silver seine Stärke zurückbrauchen wird, wenn er seine Position als Quartiermeister nicht verlieren und gegenüber den anderen weiterhin einen überzeugenden Eindruck abliefern möchte. Ihm selbst ist das aber kurioserweise weniger klar, er scheint drauf zu hoffen, dass sein Bein sich schon wieder von alleine beruhigen wird. Merkwürdige Hoffnung, zumal nebenan alle darum bemüht sind, den im Sterben liegenden Mr. Scott (Hakeem Kae-Kazim) zu versorgen.
Interessant sind aber die Einblicke, die Silver Madi und damit auch uns schließlich in seine Psyche gewährt. Seine Sturheit und die stetigen Stärkedemonstrationen erweisen sich nämlich als eine Folge davon, dass er sich auf Flints (Toby Stephens) Denkweise eingelassen hat. Das Portrait, was Silver dabei abliefert, ist äußerst unheimlich („the ones, that have seen those depths before, they never surfaced again.”) – nicht nur aus psychologischer Sicht.
Obendrein deuten Madis Bemühungen um den einbeinigen Piraten möglicherweise in eine romantische Richtung – und ist in Robert Louis Stevensons Buchvorlage nicht auch von seiner Frau die Rede, die afrikanische Wurzeln hat?

Ocracoke Island
Keine Zeit verliert die Serie mit Flints Suche nach Charles Vane (Zach McGowan) und dem Rest der entkommenen Piraten. Es gibt bloß eine kurze Szene auf See, wo uns aufgezeigt wird, dass die entflohenen Sklaven keineswegs so einfach mit den Seeleuten Seite an Seite arbeiten können. Es braucht erst ein paar Worte von Flint, um die Lage erneut zu verdeutlichen und die angespannte Situation wieder zu entschärfen. Aber ob die Zusammenarbeit dieser beiden Parteien tatsächlich dauerhaft sein wird? Die kleine Szene zeigt uns, wie fragil sich die Allianz gestaltet.
In Blackbeards Piratennest dürfen wir anschließend dem ersten Treffen zwischen Flint und Teach beiwohnen, was auch zum größeren Action-Highlight der Episode führt – dem Duell. So ganz verständlich wird aber nicht, weshalb überhaupt der Konfrontationskurs nötig ist. Warum hat Teach kein Interesse daran, wieder nach Nassau aufzubrechen? Flint hat ja nicht vor, direkt wieder die Insel zurück zu erobern, sondern will vorerst die Versorgung durch Handelsschiffe lahmlegen. Und die Endaussicht, ein geschwächtes Nassau wieder einzunehmen (mitsamt dem verbliebenen Schatz), müsste doch auch Blackbeards Piratenherz höher schlagen lassen, oder?
Es gibt allerdings eine Antwort darauf, weshalb es Teach nach einem Erben (wie Vane) verlangt. Die Tage des Piraten sind nämlich aufgrund eines Schrapnells gezählt, welches sich langsam zu seinem Herzen vorarbeitet (musste da noch jemand an Iron Man denken?) – und Vane sieht er als einen würdigen Nachfolger. Wer nun allerdings befürchtet, dass Blackbeard diese Woche seinen letzten Auftritt hat (weil er das Duell nicht überlebt), darf am Ende erleichtert aufatmen. Der neuerliche Verrat von Vane wird ihn zwar getroffen haben, aber wer weiß, wenn er sich wieder beruhigt hat, kommt er vielleicht doch noch auf die Idee, Flint & Co. zu unterstützen.
Das Duell selbst war verdammt spannend inszeniert. Nachdem die beiden Duellisten ihre Pistolen abgefeuert hatten, dachte man zwar, wie, das war es jetzt schon? – denn Blackbeart blieb zunächst regungslos liegen. Aber als es dann an die Säbel ging, blieb einem die Spucke weg. Geradezu brachial gingen Flint und Teach aufeinander los. Entschlossenheit in beiden Gesichtern. Und, Überraschung: Flint unterliegt.
Allerdings kommt auch er mit dem Leben davon, denn die Worte, die er vor dem Kampf noch mit Vane sprach, hinterließen doch mehr Eindruck, als es zunächst den Anschein hatte. Man könnte auch sagen, Flint hat das Duell mit seiner Zunge gewonnen. Teach steht derweil die Enttäuschung ins Gesicht geschrieben.
Das Ende vom Lied: Die Flotte bleibt bei Blackbeard, Vane geht mit Flint. Dafür bekommt Flint von Vane aber noch ein paar Hinweise aus den spanischen Dokumenten, die er letzte Woche tatsächlich hat mitgehen lassen. Wenn es ihnen gelingt, Anne Bonny (Clara Paget) und ihren Teil des Schatzes zu finden, bevor Rogers (Luke Roberts) Leute dazu in der Lage sind, brauchen sie erstmal bloß zuzuschauen, wie die Spanier in Nassau einfallen und könnten anschließend das Feld von hinten aufrollen.

Nassau
Wie zu erwarten war, war es eine ganz dumme Idee von Jack (Toby Schmitz), sich seine Begnadigung abzuholen. Und bereits auf dem Weg zu seiner sicheren Verhaftung bekommt er obendrein noch zu sehen, dass das Fort wieder aufgebaut wird, denn Rogers scheint die Lage sowie die begnadigten Piraten besser unter Kontrolle zu haben als Jack ein paar Episoden zuvor. Das Fort baut sich nicht von alleine wieder auf. Soviel zunächst zu seinem Vorhaben, in die Geschichtsbücher einzugehen.
Aber auch wenn sich jetzt annehmen ließ, dass Jack einen ähnlichen Weg wie Max (Jessica Parker Kennedy) einschlagen und Anne zur Übergabe der Edelsteine bewegen würde, um seine eigene Position in Nassau wieder zu festigen – er führt alle hinters Licht. Gekonnt gibt er sich im Gespräch mit Rogers wie eine beinahe noble Persönlichkeit (und wir wissen, wie gerne er eine solche wäre), geht auf dessen Vorschlag ein und scheint dabei auch den Worten von Max und Eleanor (Hannah New) Gehör zu verleihen.
Aber Jack wäre nicht Jack, wenn er nicht doch wieder einen Weg finden würde, um die Lage zu kippen. Es war ein Fehler, ihm von der spanischen Bedrohung zu berichten, die ihren kompletten Schatz zurückhaben will oder Rogers auf die Pelle rücken wird. So bleibt dem Zuschauer am Ende nicht anderes übrig, als mit offener Kinnlade dazusitzen und ein kurzes “Yes!“ von sich zu geben, nachdem klar wird, dass Jacks Brief am Anne das genaue Gegenteil von dem bewirkt, was Rogers im Sinne hatte. Wollen wir mal hoffen, dass sie ihren Häschern entkommen kann und Flint und Vane sie zuerst finden.
In Sachen Action darf Anne kurz zeigen, dass sie das Kämpfen noch nicht verlernt hat. Insgesamt kann dieser Teil der Folge aber hauptsächlich durch Jacks Entscheidung überzeugen, die sich kaum hat kommen sehen lassen. Wobei noch anzumerken wäre, dass er damit erneut alles riskiert, was er bislang erreicht hat. Denn so einfach wird er seinem jetzigen Gefängnis kaum wieder entkommen können. Und das alles nur, damit sein Name legendär wird – der Mann, der die Spanier dazu veranlasste, die Engländer aus Nassau zu vertreiben.

Fazit: Eine Episode, die abermals von ihren Figuren und deren Entscheidungen lebt. Was richtig große Action angeht, werden wir noch etwas warten müssen. Das Duell zwischen Blackbeard und Flint sowie der kleine Kampf, den Anne uns liefert, wissen dafür aber zu überzeugen. Zudem ist die aktuelle Richtung sehr vielversprechend, und das Highlight der Woche lässt sich dieses Mal bei Jack Rackham finden. Das Chaos rückt wieder ein gutes Stück weiter auf Nassau zu, womit die Spannung hochgehalten wird. Schauen wir mal, was uns die letzten vier Episoden der Staffel bringen werden.

8/10
 
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