Supernatural S11E16 - Safe House

Clive77

Serial Watcher
In der Folge "Safe House" der US-Serie Supernatural gibt es einen etwas anderen Fall der Woche zu sehen. Die Winchesters werden mit einem Abenteuer konfrontiert, welches zwei alte Bekannte bereits vor einer Handvoll Jahren erlebt haben. Die Staffelhandlung pausiert derweil.

Fall der Woche hinter der Tapete
Sam (Jared Padalecki) und Dean (Jensen Ackles) bekommen es diese Woche mit einem „Soul Eater“ zu tun. Wie bei den Fällen der Woche üblich, sieht anfangs zwar alles nach einem Rachegeist aus und es dauert eine Weile bis die Brüder darauf stoßen, mit was für einer Kreatur sie es tatsächlich aufnehmen müssen, aber die besondere Machart der Episode lässt gerne darüber hinwegsehen, dass im Großen und Ganzen bloß das Schema F der Monsterjagd abgespielt wird.
Fokussieren wir uns nämlich alleine auf den Fall in der Gegenwart, dann ist es nichts Neues, dass die Staffelhandlung mit ein paar Worten am Anfang auf Eis gelegt wird oder dass die Winchesters sich an Bobbys (Jim Beaver) alten Aufzeichnungen orientieren, um dem Geheimnis auf die Spur zu kommen. Es ist auch nichts Neues, dass sie zunächst einmal im Dunkeln tappen, was den „Soul Eater“ angeht oder dass der alte Fall, dem Rufus (Steven Williams) und Bobby einst nachgingen, keineswegs abgeschlossen war.
Dennoch bekommen wir hier keine Standardkost präsentiert. Ein Monster, welches seine Opfer ins Koma schickt und sich an deren Seelen verköstigt, bringt eine gute Portion Unheimlichkeit und Spannung mit sich. Die Szenen im Nest beziehungsweise in der Traumwelt oder anderen Dimension liefern zudem eine besondere Atmosphäre, die beim Zuschauer Gänsehaut aufkommen lässt. Außerdem werden uns Sam und Dean mehr als einmal in dieser Welt als tot präsentiert, was mit Blick auf die älteste Regel des Jägergeschäfts, die Rufus ständig betont, auch für die Staffelhandlung ein mulmiges Gefühl im Magen zurücklässt. Denn wenn das Nest außerhalb von Raum und Zeit angesiedelt ist, kommt durchaus die Frage auf, ob uns nicht in der Zukunft ein größeres Opfer von einem der Brüder erwartet.
Leicht unspannend ist währenddessen die Frage, ob Bobby, Rufus und die Winchesters diese Folge überleben werden. Von Bobby und Rufus wissen wir schließlich, dass sie das Abenteuer überstehen werden, weil ihre Rückblicke deutlich vor der Zeit des fünften Staffelfinales angesiedelt sind. Und die Winchesters? Naja, die werden wohl kaum den Löffel abgeben, bevor sie erneut auf die Dunkelheit (Emily Swallow) oder Casifer (Misha Collins) treffen.

Parallelen
Was den besonderen Reiz dieser Episode ausmacht, ist die Durchmischung des alten Falls mit dem neuen. Man wird geradezu nostalgisch, wenn Bobby Singer mit seinem gewohnt ruppigen Charme endlich wieder auf dem Bildschirm zu sehen ist und noch dazu gemeinsam mit Rufus auftreten darf. FBI-Agenten Riggs und Murtough? Bitte mehr von den beiden.
Williams und Beaver geben hier ein klasse Team ab, haben eine tolle Chemie miteinander, sparen nicht an bissigen Bemerkungen und liefern auch eine gute Portion Humor. Da ist es schon fast schade, dass es sich dabei lediglich um Rückblenden handelt. Von den beiden dürfte es gerne ein Spin-off geben, auch wenn das extrem unwahrscheinlich ist.
Die Art der Inszenierung mit ihren stetigen Schwenks zwischen Vergangenheit und Gegenwart konnte sich auf jeden Fall sehen lassen. Beide Teams stoßen auf ähnliche Probleme, geraten in nahezu identische Situationen und manchmal weiß man nicht so recht, ob jetzt gerade die Gegenwart oder die Vergangenheit stattfindet. Die Macher treffen hier gleich mehrfach voll ins Schwarze, egal ob es einfache Ermittlungsszenen im Krankenhaus oder am Tatort sind oder ob es in die lustige Schiene geht, wenn Dean sich beispielsweise fragt, ob man Gräber nicht auch einfacher ausheben könnte und Bobby in der nächsten Szene mit dem Bagger ein Grab freilegt. Obendrein gibt es gegen Ende diesen Augenblick, in dem sich Bobby und Dean im Nest gegenüber stehen. Ein kleines Highlight, welches den Zuschauer bewegt und den Wunsch verstärkt, dass Bobby vielleicht noch einmal in der Gegenwart auftritt – auch wenn seine Geschichte an sich abgeschlossen ist. Aber hey, nachdem die alten Bekannten gerade in dieser Staffel die Gewohnheit haben, erneut die Bühne zu betreten, ist es nicht unwahrscheinlich, dass er tatsächlich noch einmal zum Einsatz kommen wird.
Abseits davon gibt es natürlich auch viele Momente, in denen Bobby auf das damals aktuelle Geschehen mit der drohenden Apokalypse anspielt, die den Nostalgie-Faktor erhöhen. Selbst Lilith wird erwähnt. Dabei versteht es die Episode allerdings, den Fanservice nie zu sehr in den Vordergrund zu stellen und verliert den Fall nicht aus dem Auge. Klar, es wimmelt geradezu von Anspielungen auf Bobbys Person – seine Vorliebe für Whisky, seine Rolle als Vaterfigur für die Winchesters, et cetera. Aber bei alledem rückt das Problem des Seelenfressers nicht aus dem Fokus und es gehört schon einiges dazu, die richtige Balance zwischen Fanservice und aktuellem Geschehen zu finden, ohne dass eines von beidem die Überhand gewinnt.
Unterm Strich war es einfach toll, wie die Gegenwart mit der Vergangenheit verbunden wurde. Wer hätte schon gedacht, dass sich eine Episode mal zu so einem hohen Anteil mit Bobby und Rufus beschäftigen würde?

Winchesters
Zu den Brüdern gibt es an dieser Stelle eigentlich nicht viel zu sagen. Dieses Mal muss Sam Dean überreden, dem Fall der Woche nachzugehen und nicht einfach tatenlos herumzusitzen, um auf ein Zeichen von Amara oder Casifer zu warten. Aber uns ist gleich klar, dass der ältere Bruder keinesfalls das neue Abenteuer aussitzen wird.
In gewohnter Manier nehmen die beiden die Ermittlungen auf, vollziehen das alte Abenteuer von Rufus und Bobby nach und haben oft doch einen etwas anderen Blickwinkel auf das Geschehen, auch wenn sie stets an den gleichen Orten wie ihre Vorgänger landen. Sehr schön übrigens, dass sie dank des Wissensfundus der Men of Letters am Ende in der Lage sind, den Seelenfresser permanent auszuschalten. Da zahlt sich das Wissen aus dem Bunker endlich einmal aus und sorgt dafür, dass Sam und Dean am Ende mehr erreichen als Bobby und Rufus damals.
Obwohl die große Frage nach der Fortsetzung der Staffelhandlung offen bleibt, hat es Spaß gemacht, den Winchesters diese Woche zu folgen. Zwar liegt der Fokus deutlicher auf den beiden alten Haudegen, aber die Brüder tragen trotzdem ihren Teil zur Episode bei. Da darf natürlich auch so etwas wie das alte „Schnick, Schnack, Schnuck“-Spielchen nicht fehlen, wenn es darum geht, wer von den beiden das Nest des Seelenfressers aufsucht.

Fazit:
Eine außergewöhnliche Folge für einen Fall der Woche. Das Wiedersehen mit den beiden alten Bekannten ist auf ganzer Linie gelungen und verlangt nach mehr. Das Abenteuer um den Seelenfresser mag für sich allein betrachtet zwar keine Besonderheit sein und wird nach dem gewohnten Schema abgespult, aber in Kombination mit den Rückblenden, Nostalgie-Momenten und der tollen Balance zwischen Humor und Spannung ist "Safe House" eine sehr gute Episode. Da lässt sich leicht verschmerzen, dass die Staffelhandlung eine Auszeit nimmt.

8/10
 

Woodstock

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Mal wieder ein tolles Monster und eine tolle Case of the Week Folge. Mit Bobby und Rufus. :thumbsup:
 
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