Black Sails S03E10 - XXVIII.

Clive77

Serial Watcher
Mit der Folge "XXVIII." beendet die US-Serie Black Sails ihre dritte Staffel und liefert dabei ein Action-Spektakel der Sonderklasse. Die Schlacht vor und auf der Insel ist das nahezu einzige Thema, dennoch bleibt genug Platz für Charaktermomente und ein bisschen Handlung in Nassau.

Nassau
Billy Bones (Tom Hopper) setzt tatsächlich einige Hebel in Bewegung, um den durch Charles Vanes (Zach McGowan) Tod entfachten Funken des Widerstands gegen die Engländer in ein Lauffeuer zu verwandeln. Dazu bedient er sich einem Mittel, welches den Buchlesern bekannt sein dürfte: Der schwarze Punkt.
Auffällig ist hier, dass das Chaos noch ein bisschen auf sich warten lässt. Wir sehen zwar im Verlauf der Folge, dass Billy schon einige Leute um sich versammelt hat, aber der große Schlag bleibt vorerst noch aus. Vielmehr hat es den Anschein, als wolle er erst einmal psychologisch auf Eleanor (Hannah New), Rogers (Luke Roberts) & Co. einwirken – was auch zu klappen scheint. Zumindest bei Max (Jessica Parker Kennedy), die ja eigentlich momentan auf Eleanors Seite steht, wird nämlich deutlich, dass sie sich auch andere Optionen offen hält. So hat sie beispielsweise kein Interesse daran, die weiteren Spioninnen in ihrem Hurenhaus auffliegen zu lassen. Max wartet lieber ab, wohin sich das Szenario entwickeln wird. Vor allem, nachdem Eleanor ihre Warnung ignoriert hat und den gehängten Vane weiter baumeln lässt – was den Tod von Throckmorton (Dan Robbertse) zur Folge hat.
Die Geschehnisse in Nassau spitzen sich also nur langsam zu und die Früchte von „Long John Silvers“ Briefchen werden vermutlich erst in der vierten Staffel geerntet werden. Aber das ist schon okay. Es wäre vermutlich zuviel geworden, wenn abgesehen von den Ereignissen um die Insel nun auch noch in Nassau Kämpfe stattgefunden hätten. Und wir wissen ja alle, welche Station Flint (Toby Stephens) und Blackbeard (Ray Stevenson) als nächstes im Auge haben. Da werden sich der frisch aus dem Bett gestiegene Rogers und Eleanor vorsehen müssen.
Billys Wahl, die Briefe dabei mit John Silvers (Luke Arnold) Namen zu unterschreiben, werden außerdem aufgrund von „Long Johns“ blutiger Handlung in der Taverne ein paar Episoden zuvor den nötigen Nachdruck bekommen, um bei den begnadigten Piraten das Umdenken zu „erleichtern“. Denn in gewisser Weise hat er Recht. Hätte er mit Flint unterschrieben, der sich lange Zeit nicht blicken ließ, wäre das weniger eindrucksvoll erschienen. Außerdem wird uns somit vermittelt, woher der spätere John Silver aus Robert Louis Stevensons Buchvorlage seinen Ruf (und seinen Namen) erhalten hat. Schön gemacht, Mr. Bones.

Krieg!
Es wurde schon seit einigen Folgen auf das jetzige Szenario hingearbeitet und was hier in den vorherigen Episoden aufgebaut wurde, zahlt sich nun aus. Black Sails greift tief in die Budgettaschen, denn die Kämpfe zu Lande und zu Wasser können sich (mal wieder) sehen lassen, stellen teilweise sogar die Geschehnisse des zweiten Staffelfinales in Charleston in den Schatten. Wenn hier die Kanonen donnern und blutig einschlagen, spürt man direkt die gewaltige Wucht des Kampfes bis in den Wohnzimmersessel hinein.
Jetzt ist die Episode aber kein langer, ununterbrochener Kampf. Das wäre auch zu plump, denn trotz aller Show-Effekte, Actioneinlagen und Bombast würde man sich vermutlich schnell satt sehen, wenn es nahezu fünfzig Minuten nur auf die Glocke gäbe. Vielmehr wird das Kampfgeschehen von mehreren ruhigen Momenten unterbrochen, wobei besonders das Gespräch zwischen Flint und Silver vor der Schlacht – welches immer wieder eingestreut wird - zu überzeugen weiß.
Die beiden gehen noch einmal durch, wie sie die Engländer zu besiegen zu gedenken und blicken nebenbei auf ihre oder genauer gesagt auf Flints Motivation zurück, die für Silver noch einige Lücken hat. John erfährt dabei von Thomas Hamilton (Rupert Penry-Jones), bekommt Flints Geschichte und wo sie begonnen hat, komplett zu hören und schließt daraus interessante Schlüsse, die er seinem Gegenüber nicht vorenthält. Die Offenheit beider Figuren miteinander ist dabei schon beeindruckend. Auf der einen Seite sehen wir hier zwei Freunde, die keine Geheimnisse mehr vor einander haben und einer ungewissen Zukunft entgegen blicken. Auf der anderen Seite macht Silver unmissverständlich deutlich, dass er einmal das Ende von Flint besiegeln wird, sollte es nötig sein und nicht den Weg von Thomas, Miranda (Louise Barnes) oder Gates (Mark Ryan) gehen wird. Das lässt uns erahnen, dass die Reise der beiden in der nächsten Staffel zu einem großen Konflikt führen wird beziehungsweise könnte, wobei wir aber noch nicht wissen, wie es dazu kommen wird. Es bleibt bei einer simplen Andeutung, dass die jetzigen Freunde zu Gegnern werden könnten und erhöht die Spannung auf den weiteren Werdegang der Figuren.

Dobbs
Ein weiteres Thema in den Gesprächen zwischen Flint und Silver ist Dobbs (Richard Lothian), den Silver als denjenigen auserkoren hat, der Hornigold (Patrick Lyster) ausschalten und die Engländer in eine Falle führen soll. Geschickt wird der Dialog so in den Kampf eingebaut, dass man meinen könnte, der große Plan wäre schon gescheitert, als Dobbs sich den Briten ergibt und das Versteck der Piraten auf der Insel ausplaudert. Schließlich bekräftigt er seine Absichten, die Seiten zu wechseln, mit dem Tod eines Piraten.
Aber dass es viele Opfer unter Flints Leuten geben würde, stand von vornherein fest. Die Verteidigung des Strands und der Verlust von mehr als 50 Männern waren genau so kaltblütig einkalkuliert, wie Dobbs’ scheinbarer Seitenwechsel. Zudem wird Hornigold sehr schön als die Figur in Szene gesetzt, die die Engländer daran hindert, blind hinter den fliehenden Piraten herzueilen. Genau wie Eleanor weiß der erfahrene Kapitän, dass Flint den Ort des Kampfes ausgewählt hat und ist sehr vorsichtig, was übereilte Taten angeht. Die Spannung wird also hochgehalten, wenn Dobbs scheinbar überläuft und allesamt schließlich in die echte Falle führt.
Bei dem dann stattfindenden Gemetzel gibt es mit Dobbs und Hornigold zwei etwas größere Verluste zu verbuchen, die aber keineswegs einen solch großen Eindruck hinterlassen, wie das Dahinscheiden von Charles Vane in der letzten Woche. Hornigold ist zwar schon seit Beginn der Serie an Bord gewesen, aber wohl kaum eine Figur, mit der der Zuschauer großartig mitfiebert. Überhaupt fällt im dritten Staffelfinale auf, dass es trotz der gewaltigen Kämpfe in den Reihen der Hauptfiguren keine kritischen Verluste gibt. Aus dramaturgischer Sicht könnte man das als einen Minuspunkt betrachten. Aber irgendwie sind wir am Ende doch froh, dass es keine weitere liebgewonnene Figur zerrissen hat.

Blackbeard und Jack Rackham
Kommen wir zu den Ereignissen auf See. Jack Rackham (Toby Schmitz) liegt außerhalb der Sichtweite der britischen Schiffe auf der Lauer und sucht nach einem passenden Einzug in den Kampf als plötzlich sechs weitere Schiffe – scheinbar unter britischer Flagge – auftauchen. Verstärkung aus einer anderen Kolonie der Engländer?
Nein, wie sich bereits mit dem Ende von "XXVII." erahnen ließ, ist Blackbeard tatsächlich aufgebrochen, um sich im Kampf einzumischen. Rätselhaft bleibt allerdings, weshalb er jetzt vor der Insel aufschlägt und nicht direkt nach Nassau aufgebrochen ist. Woher weiß er überhaupt um die Lage / Schlacht auf der Insel Bescheid und wie konnte er so schnell dort ankommen? Rein logistisch betrachtet scheinen sich hier ein paar Probleme zu ergeben, aber die sollen in dieser Kritik nicht weiter ins Gewicht fallen.
Rackham darf in seinen Szenen erneut glänzen. Nicht nur, dass er erkennt, welche Schiffe es sind, die da unverhofft am Horizont auftauchen und später auch Blackbeard überzeugen kann, wie die Schlacht zur See geführt werden sollte. Sein Zusammenspiel mit Teach war ein kleines Highlight in diesem Handlungsstrang. Denn Blackbeard weiß nicht genau, wie er Rackham einschätzen soll und betrachtet seinen Gegenüber von Anfang an mit Skepsis, fragt sich vermutlich, was Charles in dem Piraten gesehen hat.
Da ist es an Jack, den alten Haudegen von sich zu überzeugen und das gelingt ihm auch. Das Vorgehen der Piraten, um die englischen Schiffe am Ende in die Flucht zu schlagen, war abseits vom kinoreifen Bombast ein spannendes und heikles Unterfangen. Man könnte vielleicht monieren, ob es für Anne Bonny (Clara Paget) und den Rest des Überraschungskommandos tatsächlich so einfach wäre, eines der feindlichen Schiffe zu übernehmen. Es ist ja schon ein Unterschied, ob beispielsweise ein spanisches Kriegsschiff friedlich im Hafen vor Anker liegt oder ob aus allen Rohren gefeuert wird und die Augen stets auf See gerichtet sind, während Anne und ihre „Navy Seals“ drauf zu schwimmen.
Aber gut, am Ende stecken die Engländer eine gewaltige Niederlage ein. Sowohl zu Lande als auch zu Wasser. Somit geht diese Runde an Flint, auch wenn der Krieg noch lange nicht beendet ist. Aber die Chancen für unsere Piraten sehen nun um einiges besser aus und wie sich Blackbeard, John Silver, Madi (Zethu Dlomo), Jack Rackham und Flint gemeinsam an einen Tisch setzen, bekräftigt noch einmal, dass den Briten in der nächsten Staffel gehörig der Hintern versohlt werden könnte.

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Clive77

Serial Watcher
Ausblick auf Staffel vier
Fassen wir die Lage für Nassau doch noch einmal kurz zusammen: Der Angriff auf und um die Insel ist gescheitert, womit ehemalige Sklaven, Piraten und Verstärkung der Piraten durch Blackbeards Flotte nun sicher nach New Providence Island aufbrechen werden. In Nassau selbst formiert sich derweil ein Widerstand, der nicht zu unterschätzen sein dürfte. „Long John Silver“ wird schon dafür sorgen, dass die begnadigten Piraten gegen die englischen Besatzer vorgehen werden. Obendrein winkt Rogers noch Gefahr von den Spaniern, die ja bekanntlich unterwegs sind, es aber nicht bis zum dritten Staffelfinale geschafft haben, in Nassau einzutreffen, um ihren Schatz zurück zu fordern.
Unterm Strich erwarten uns somit noch eine ganze Reihe von Auseinandersetzungen. Da wird die Wartezeit auf Staffel vier sehr lang werden.

Fazit:
Das Staffelfinale lässt nicht viel zu wünschen übrig. Spannend und wuchtig kommt die lange anvisierte Auseinandersetzung zwischen den Briten und den Piraten mitsamt ihrer Verbündeten daher. Trotzdem wird den Figuren genug Raum gelassen, um in den kleinen, eingeworfenen Verschnaufpausen überzeugen zu können. Kleinere Mankos mag es zwar auch geben, aber die können nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Serie mit dem dritten Staffelfinale ihren bislang größten Höhepunkt erreicht.

9,5/10
 

Woodstock

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Die Staffel hatte wie die davor seine Höhen und Tiefen. Anfangs stark, in der Mitte schwächelt es ein wenig und das Ende ist wieder stark.


Historisch ist die Serie nicht aber den Anspruch habe ich schon garnicht mehr. Wie auch? Flynn und Silver sind sowieso fiktiv. Es ist ein Piratenmärchen und ein verdammt gutes! Die Besetzung, die Kulissen, die Besetzung und die Musik sind großartig. :top:

Bear McCreary hört man imme raus. Besonders bei der Branderszene in Ep. 4 als Blackbeard mit der Flotte abhaut.

Schade um Vane aber auch nicht überraschend. Ich frage mich nur, ob sie irgendwann noch Mary Read einführen und was die Spanier tun werden.

Prinzipiell ist Black Sails keine wirkliche Piratengeschichte. Es erzählt sich ein wenig wie ein Aufstand gegen Rom und Flynn ist Spartacus.
 

Marcus Vinicius

Hakaishin
Es macht einen riesen Spaß dabei zuzusehen wie Silver sich entwickelt.

"Die einzige Person vor der sich Captain Flint jemals fürchtete"

Ich bin gespannt was noch passieren muss dass John zu diesem Mann wird.
 

Clive77

Serial Watcher
@Woodstock: Wegen historisch: Ja, kann sie schon alleine wegen des Prequel-Charakters nicht sein. Ich find's aber gut, dass sie historische Figuren mit reinnehmen (auch wenn das nicht alles zusammenpasst) - animiert mich ab und zu, mal ein bisschen über ein paar der Figuren nachzulesen. Und ich glaube, in Sachen Kostüme und Kulissen sind sie eigentlich ganz gut dabei, was die Geschichte angeht.

Bin jedenfalls schon jetzt gespannt auf die vierte Staffel. Könnte dann meinetwegen auch die letzte werden (habe auch das Gefühl, dass man sich dem mit größeren Schritten nähert). Und es wird bestimmt ordentlich knallen. :bibber:
 
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