The Blacklist S03E18 - Mr. Solomon: Conclusion

Clive77

Serial Watcher
Bei der Folge "Mr. Solomon: Conclusion" der US-Serie The Blacklist könnte einen die Ahnung beschleichen, gerade ein Staffelfinale gesehen zu haben. Die gesamte Episode läuft auf ein Ereignis hinaus, welches das Wort „Gamechanger“ REDlich verdient hat. Und jetzt?

Ungewöhnlich von Anfang…
Nachdem Tom (Ryan Eggold) und die schwangere Liz (Megan Boone) am Ende von "Mr. Solomon" in ihrem von Aram (Amir Arison) vorbereiteten Hochzeitsauto fliehen konnten, ist die Jagd noch lange nicht vorbei. Mr. Solomon (Edi Gathegi) und seine Schergen setzen weiterhin alles daran, Liz in die Finger zu bekommen.
Es wird nahtlos an die vorherige Episode angeschlossen, was recht ungewöhnlich für die Serie ist. Abgesehen von wenigen Ausnahmen, die oft das Midseason-Finale betreffen, hangelt sich die Reihe vom einen zum nächsten Fall – was übrigens auch im länger andauernden Kapitel „Liz auf der Flucht“ in der ersten Staffelhälfte nicht anders war (obwohl es natürlich eine übergreifende Handlung gab, die parallel zu den Fällen der Woche mitlief).
Die zweite Unregelmäßigkeit, die vor allem dem Rezensenten ins Auge fallen dürfte, ist eine noch größere Ausnahme. Es gibt im Grunde genommen nämlich nur einen einzigen Handlungsstrang, der im Fokus steht. Alles, was nebenher läuft, wie zum Beispiel Reds (James Spader) Bemühungen, Liz in Sicherheit zu bringen oder die Recherchen des FBI oder die Verfolgungsjagd aus der Sicht von Solomon mit dem ominösen Verbündeten, der nur als „Eye in the Sky“ (Murphy Guyer) betitelt wird, liefern kaum Nennenswertes für eine separate Betrachtung. Insofern lässt sich die Folge nur schlecht in mehrere Stränge aufteilen, wie ich es normalerweise bei einem Review mache.
Oh-oh, die „Ich-Form“. Letztes Mal, als ich die angewandt habe, gab es einen Verriss ("The Caretaker"). Unter normalen Umständen würde ich es auch langweilig finden, wenn eine Episode sich zu sehr auf eine Handlung konzentriert und dabei die Nebenfiguren vernachlässigt – so bekommt unser Ensemble (vor allem das beim FBI) nicht gerade viele Momente, die abseits der Standard-Kost liegen. Aber das unvorhersehbare Ende von Liz reißt hier doch mehr heraus, als ich angenommen hätte. Und genau da werden die eben erwähnten Figuren wieder richtig eingesetzt.

…bis Ende
Langer Rede kurzer Sinn: Es gibt hier genau ein Ereignis, auf das die gesamte Episode ausgelegt ist. Der Tod von Elizabeth Keen. Das muss man erstmal sacken lassen. Natürlich können auch in einer Serie wie The Blacklist wichtige Charaktere das Zeitliche segnen. Verschiedenen Figuren würde man den Serientod zutrauen.
Harold Cooper (Harry Lennix)? Übernachtet im Büro, weil seine Frau ihn rausgeschmissen hat. Hätte in der ersten Staffelhälfte über den Jordan gehen können oder momentan mit Selbstmord-Gedanken spielen. Eine Figur, die man zwar über drei Staffeln näher kennen gelernt hat, aber bei der man sich nicht wundern würde, wenn sie plötzlich aus der Serie geschrieben würde.
Tom Keen? Im Grunde genommen hätte seine Rolle schon mit dem Ende der zweiten Staffel gestrichen werden können. Mit den Ereignissen der jetzigen Staffel hätte sein Tod bei Liz vermutlich eine kleine Welt zusammenbrechen lassen. Vielleicht kein Gamechanger, aber doch ein potenzieller Kandidat für einen dramatischen Abgang. Allerdings wurde diese Option erst kürzlich mit Ginas (Margarita Levieva) Auftritten angegangen und mit Blick auf die Ankündigung eines möglichen Spin-offs zur Reihe, welches sich auch um ihn drehen wird, lässt sich Tom doch eher als sicher betrachten. Oder sein möglicher Tod in der Serie als Scheintod.
Diese Liste könnte man um Figuren wie Aram, Samar (Mozhan Marnò), Ressler (Diego Klattenhoff) oder gar Dembe (Hisham Tawfiq) fortsetzen. Zwar wesentliche Figuren von The Blacklist, aber keine, die als „sicher“ gelten.
Im Grunde genommen gibt es nur zwei Figuren, die man hier bislang als sicher betrachten konnte. Das sind Red und Liz. Die gesamte Reihe dreht sich um die beiden und lebt sogar von den Geheimnissen, die Red über die (gemeinsame) Vergangenheit nur in Bruchstücken preis gibt. Da kommt es einem Schock gleich, dass jetzt wirklich eine der beiden Figuren tot sein soll.

Sie ist tot…
Aber gehen wir ein paar Schritte in der Folge zurück. Nach der Flucht aus der Kirche sind Tom und Liz noch lange nicht in Sicherheit. Der kleine Unfall ließ schon Böses erahnen und ist Auslöser dafür, dass schließlich das ungeborene Kind per Kaiserschnitt zur Welt gebracht werden muss.
Dem Zuschauer spuken dabei einige Szenarien durch den Kopf und als das Baby nicht gleich atmet, fragt man sich kurz, ob die kleine Agnes vielleicht die Episode nicht überlebt. Doch wir sehen Lizzie für ein paar Minuten, wie sie glücklich ihre neugeborene Tochter in den Händen hält, bevor bei ihr die Komplikationen einsetzen, denen der Arzt (Piter Marek) ohne das richtige Equipment nicht gewachsen ist. Red setzt alles daran, Lizzie ins nächste Krankenhaus zu bringen. Doch Solomon macht hier einen Strich durch die Rechnung. Trotz Ablenkungsmanöver wird der Transport aufgehalten – lange genug, um jede Rettung für Liz unmöglich zu machen.
Die emotionalen Auswirkungen, die auf ihren Tod folgen, sind anschließend bei jeder Figur spürbar. Hervorzuheben ist erneut Raymond Reddington, der sich zweifelsohne wie ein trauernder Vater verhält, der soeben seine Tochter verloren hat (die Frage danach, ob er tatsächlich ihr biologischer Vater ist, einmal außen vor gelassen). Spader darf somit abermals positiv überraschen, was seine Darstellung angeht. Und neben der Trauer lassen sich hier auch Schuldgefühle verbuchen, denn ohne Red wäre Lizzie vermutlich nie derart in seine Welt hineingezogen worden.
Egal welche Figur man sich auch ansieht, es wird uns zweifelsfrei vermittelt, dass wir soeben dem Tod einer Hauptfigur beigewohnt haben. Inklusive allem, was dazu gehört. Denn es wird uns nichts vorenthalten. Kein rascher Abtransport der vermeintlich Toten, sondern eine lange Abschiednahme, die schließlich im Leichensack endet.

…oder nicht?
Können wir uns aber wirklich sicher sein, dass Lizzie tot ist? Hinter den Kulissen ist es die Schwangerschaft von Megan Boone, die eine Auszeit der Figur Elizabeth Keen bewirkt hat. Ihre Schwangerschaft ließ sich noch in die Serie mit einbauen (wenn auch nicht gerade sehr gelungen mit Blick auf die vorherigen Folgen), aber früher oder später würde die Darstellerin für mindestens ein paar Episoden nicht verfügbar sein. Der Rezensent hätte da nach der letzten Folge auf eine Entführung getippt, die Lizzie für ein paar Wochen hätte pausieren lassen, während Red & Co. nach ihr suchen.
Stattdessen scheint man sich entschieden zu haben, die Figur permanent aus der Reihe zu entfernen. Ist das tatsächlich der Fall, werden wir vermutlich nie genau erfahren, wie es um die ominöse Vergangenheit von Red und Liz bestellt ist. Wie sollte die Serie dann weitergehen? Werden wir Tom dabei zuschauen, wie er Windeln wechselt, während Red das FBI weiter mit Fällen versorgt? Nicht gerade sehr plausibel oder gar spannend, denn gerade die Beziehung zwischen Red und Liz ist das gewesen, was die Serie zu etwas Besonderem gemacht hat. Insofern kann man gespannt sein, wie es mit der Staffel weitergehen wird.
Stellen wir uns jetzt einmal vor, dass ihr Tod bloß vorgetäuscht war und Lizzie irgendwann zurück kehrt. Es wäre durchaus denkbar, dass der Arzt ihr im Auftrag von Red etwas gespritzt hat, was sie in einen todesähnlichen Zustand versetzte. So wäre es auch möglich, die Verfolger zu täuschen, die es auf sie abgesehen haben. Auch dass Red nicht möchte, dass man ihre Leiche ins nächste Leichenschauhaus bringt, deutet darauf hin, dass ihr Tod bloß vorgetäuscht sein könnte.
Aber wie passen die ganzen emotionalen Ausbrüche – an erster Stelle die von Red – dann ins Bild? Sind die ebenfalls nur vorgetäuscht? Man konnte ihm ansehen, wie seine Welt zusammenbricht. Wenn das alles nur vorgespielt war, ist Red vermutlich ein noch besserer Schauspieler als Spader (auch wenn sich das widersprechen mag). In jedem Fall würde hier eine Rückkehr von Liz die emotionalen Momente von Raymond schmälern, denen wir diese Woche beigewohnt haben.
Unterm Strich würde ich daher meinen, dass Liz wirklich tot ist beziehungsweise tot bleiben sollte. Nur so wird die Folge ihre emotionale Tragweite behalten und der Zuschauer sich nicht veräppelt fühlen. Wäre zwar schade um die ganzen offenen Geheimnisse, aber wenigstens ein mutiger und konsequenter Schritt von Seiten der Macher.

Fazit: Eine sehr ungewöhnliche, aber auch äußerst gelungene Episode, die als „Gamechanger“ fungiert. Der schockierende Tod einer Hauptfigur ist genau die Überraschung, mit der sich nicht rechnen ließ und die Auswirkungen bei den anderen Figuren machen deutlich, dass dieser Tod keine Finte sondern ein echter Abschied sein soll. Es bleibt offen, wie es jetzt mit der Serie weitergeht. Schauen wir mal, was uns nächste Woche erwartet.

9,5/10
 

Sesqua

Lebt noch
Nicht Red wars... die "Cleaner"in wars... als sie rein is und mit ihr geredet hat.
Red nimmt an das sie tot is, Tom hat den hinweiß bekommen mit dem Strand... aber wird es vermutlich erst später rausfinden.
 

Clive77

Serial Watcher
Wäre 'ne Möglichkeit. Damit könnte ich mich dann auch anfreunden. :smile: (Die heißt übrigens "Mr. Kaplan".)
Wobei ich mir aber nicht vorstellen kann, dass sie hinter Reds Rücken sowas durchführt - die beiden mögen zwar Meinungsverschiedenheiten haben, aber das ginge in meinen Augen etwas weit. Obwohl, ach ich weiß nicht.
 

Sesqua

Lebt noch
Clive77 schrieb:
Wäre 'ne Möglichkeit. Damit könnte ich mich dann auch anfreunden. :smile: (Die heißt übrigens "Mr. Kaplan".)
Wobei ich mir aber nicht vorstellen kann, dass sie hinter Reds Rücken sowas durchführt - die beiden mögen zwar Meinungsverschiedenheiten haben, aber das ginge in meinen Augen etwas weit. Obwohl, ach ich weiß nicht.


Von Frau zu Frau... eventuell Mutter zu Mutter? Und vielleicht hat sie nicht mit solch einer Reaktion von Red gerechnet.
 

Clive77

Serial Watcher
Interessante Theorie.
Mich würde halt nur wundern, dass Red in diesem Fall nicht um die Mitarbeiterin Bescheid wüsste, wo er doch sonst immer genaustens um die Vergangenheit, Vorlieben, etc. seiner Angestellten im Bilde ist.

In jedem Fall werden die nächsten Folgen aber ohne Boone auskommen müssen. Ob Red sich dann einen neuen Schützling sucht, der solange als Ersatz herhalten muss?
 

Schneebauer

Targaryen
Grandiose Folge. Aber ganz ehrlich, ein vorgetäuschter Tod wäre einfach zu offensichtlich. Ich hoffe nicht, dass es so kommt...
 
Oben