Hard Target 2 - Adkins, Knepper, Mitra (kein Van Damme)

Argento

Well-Known Member
HARD TARGET II - Versuch einer Aufarbeitung (Teil 1):

Mit einem Kumpel habe ich vor ein paar Monaten eine Roel Reine Retrospektive begonnen, die gestern ihren Abschluss fand, als er mir freudestrahlend mitteilte, dass die importierte HARD TARGET II DVD endlich ankam.

Damit es zu keinen Missverständnissen kommt:
Roel Reine ist m. E. ein Blender, ein Unfähiger, einer, dem man nicht auf den Leim gehen sollte. Man erlaube mir überdies eine Polemik, wenn ich schreibe, dass Reine für den Actionfilm das ist, was Uwe Boll einst für für die Videospielverfilmungen war: Eine Belästigung.

Reines Filme besitzen keine Identität, keine Authentizität, keinen erkennbaren Stilwillen und keine Atmosphäre, da jede Einstellung nur die Kopie einer Kopie ist. Zynisch könnte man mir nun entgegnen, dass es in manchen Fällen so schlecht nicht ist, abzukupfern. Besser gut kopiert als schlecht erfunden. Hier kommen wir aber bereits zum Kern des Problems, da man ein anständiger Kopist nur sein kann, wenn man verstanden hat, was man denn da kopiert und welchem Zweck es ursprünglich diente. Reine hat aber gar nichts verstanden. Seine Machwerke kann man mit einer gefälschten Rolex vergleichen: Auf den ersten Blick kann auch die Fälschung ganz nett ausschauen und Eindruck schinden. Aber beschäftigt man sich intensiver mit ihr, stellt man fest, dass der Sekundenzeiger hakt, dass das billige Uhrwerk völlig verrostet ist, die Datumsanzeige nur aufgemalt ist und auf dem Ziffernblatt ein paar Striche fehlen.

Reines Filme wirken stets auf befremdliche und vor allen Dingen, augenscheinlich, ungewollte Weise artifiziell. Er inszeniert seine Filme wie manipulative und nur aus Blendwerk bestehende Werbeclips von Coca Cola oder einem beliebigen Reisebegleiter. Er liebt Postkartenshots und Werbeclipästhetik. Das Resultat ist das Immergleiche: Es ist aalglatt, unnahbar, entrückt und ohne Identität.

Ein Beispiel aus HARD TARGET II:
Es gibt zu Beginn des Films eine Szene, welche in einem schäbigen Hinterhof Bangkoks spielt, der eigentlich Sinnbild sein soll für die Heruntergekommenheit, ja den Absturz, des Hauptdarstellers. Denn dieser tut Buße für eine von ihm selbst verursachte Katastrophe, in dem er freiwillig ins Exil geht und sich von der Welt abwendet. Doch dieses Exil wird von Reine so inszeniert als möchte er Touristen anlocken. Das, was eigentlich ein schäbiger Hinterhof sein sollte, schimmert in güldenem Licht. Alles ist makellos und klinisch rein. Das Holz glänzt und der sandige Boden scheint gerade von einer Reinigungskolonne keimfrei gemacht worden zu sein. Jede Ecke des Hinterhofs wirkt arrangiert und steril. Alles glänzt und leuchtet wie in einem Werbeclip und konterkariert auf fassungslos machende Weise all das, was diese Szene eigentlich ausdrücken soll.

Kommen wir zum nächsten Problem des Films: Slow-Motion!
Es ist mir unerklärlich, was sich Reine bei seinen Zeitlupen-Exzessen gedacht hat, da er es dermaßen mit diesem Stilmittel übertreibt und obendrein auf eindrucksvolle Weise unter Beweis stellt, dass er jenes Stilmittel überhaupt nicht verstanden hat. Der Slow-Motion-Einsatz nimmt überdies auch mehr als parodistische Züge an, ob der Übertreibung seines Einsatzes. Es verhält sich nämlich nicht nur so, dass Reine seine Actionsequenzen mit Zeitlupen-Exzessen "würzt", sondern, dass er auch wie ein Besessener quasi jeden Szenenübergang mit einer Zeitlupen-Sequenz einläutet. Bevor ich auf den inkompetenten Einsatz der Zeitlupe in den Actionsequenzen eingehe, liste ich ein kleines Best-Of der Zeitlupen-Sequenzen auf, welche eine Szene einläuten:

- Baylor (Adkins) und Aldrich (Knepper) posieren auf einem Hochaus, während im Hintergrund vor einem strahlenden Himmel ein Helikopter in Superzeitlupe umherschwirrt.
- Wes Baylor (Adkins) duscht sich und das Wasser tröpfelt in Superzeitlupe über Gesicht und Körper. Die Szene erinnert an eine Duschgel-Werbung von Axe.
- Baylor (Adkins) läuft bei seiner Flucht an einem Wasserfall vorbei, dessen fallendes Wasser im ersten Shot natürlich in Superzeitlupe inszeniert wird und an einen TUI-Spot erinnert.
- Einem der Protagonisten werden Kräuter mit Hilfe von Mörser und Stößel gerieben, um dessen Wunden zu versorgen. Das Zusammentreffen von Mörser, Stößel und Kräutern wird in Superzeitlupe präsentiert. Man wähnt sich in einem Kräuter-Spot.
- Aldrich (Knepper) entdeckt eine verdreckte, auf einem Tisch liegende, Landkarte und bläst sie sauber. Das Wegwehen des Drecks wird in Superzeitlupe präsentiert.

Im Gegensatz zu Großmeistern wie Sam Peckinpah und John Woo oder kleinen Meistern wie Enzo G. Castellari hat Reine kein Gespür dafür, ja keine Ahnung davon, wie man Zeitlupen einsetzt. Wann sie ein Anliegen stützen sowie die Dramaturgie befördern oder gar künstlerisch in höchstem Maße interessant sein können. Reines Zeitlupen-Einsatz hat indes keinen einzigen positiven Effekt.
Stattdessen lähmt er mit seinen Zeitlupen-Exzessen seine eigene Dramaturgie und blockiert die Actionsequenzen, indem er sie regelmäßig und geradezu lustvoll ausbremst. Diese Exzesse reißen aus der Action heraus und ersticken jede Dramatik, jede Spannung und jedes Aufkommen von Tempo im Keim. Man stelle sich vor, man führe mit jemandem Auto, der, obwohl man gerade gut vorankommt und die Straße frei ist, aus unerfindlichen Gründen alle 300m eine Vollbremsung einlegt. Spaßig ist dergleichen sicher nicht.

So, nun ein Beispiel für eine Actionsequenz des Films, welche, ob ihrer inkompetenten Inszenierung zwar herausragt, aber die gleichen Mankos aufweist, wie jede andere actionreiche Sequenz aus HARD TARGET II:
Wir wohnen einer Menschenjagd bei. Die Schurken verfolgen einen der Helden und treiben ihn vor sich her. Auf einmal befinden sich die Schurken auf einer Anhöhe am Rande eines kleinen Wasserfalls. Der Gejagte treibt sich derweil am Fuße des Wasserfalles herum und sucht Schutz hinter großen Steinen. Es folgt eine Aufnahme in Superzeitlupe (!), in welcher Reine erst einmal die in Reih und Glied am Rande des Wasserfalls aufgestellten Schurken filmt. Dann sieht man wie jeweils jeder Schurke einen Pfeil auf den Helden abfeuert. Großaufnahme des jeweiligen Schurken. Der Pfeil fliegt in Superzeitlupe in Richtung des Helden. Verfehlt den Helden oder dieser weicht aus. Dieser Vorgang wird ein paar Mal wiederholt. Uneffektiver kann man die Schuss-Gegenschuss-Technik kaum einsetzen. Die ganze Sequenz erinnert stattdessen eher an ein Werbevideo des örtlichen Armbrust-Vereins, denn an eine Szene aus einem Actionfilm. Die Szene besitzt keine Dramatik, kein Tempo und ist nicht fesselnd oder mitreißend.

Schier unfassbar ist auch der erste Kampf zwischen Baylor (Adkins) und Sofia (Mitra). Ihre Konfrontation wird alle paar Sekunden durch Superzeitlupen unterbrochen, was dem Geschehen jedes Tempo, jede Geschmeidigkeit und jegliche Dramatik nimmt. Aber der Reihe nach:
In Superzeitlupe (!) kickt Baylor die Sofia von ihrem Bike. Dann schießt Baylor aus der an seinem Bike angebrachten Kanone ein Fangnetz auf Sofia. Jenes fliegt natürlich in Superzeitlupe (!) auf sie zu. Baylor legt nach und schießt mit seiner zweiten Bordkanone noch eine Rakete auf Sofia (Superzeitlupe), welche dann in ihrem Bike einschlägt, welches hinter ihr liegt und auch sofort explodiert. Sie entfernt sich lässig von der Explosion und zückt ihre Armbrüste, während im Hintergrund ihr Bike explodiert. Natürlich in Superzeitlupe! Ich konnte kaum fassen, was ich da sah. Reine meint diese Sequenz, ja diese Art Action zu inszenieren, wirklich ernst, obwohl man dergleichen eigentlich eher in einem fiktiven HOT SHOTS 3 erwarten würde, der MATRIX auf plumpe Weise parodieren möchte.

Apropos Sofia; respektive Rhona Mitra: Ihre Rolle und ihre Interpretation eben jener lädt zum ausführlichen Fremdschämen ein. Mitra ist eine Karrikatur ihrer selbst; respektive eine Karrikatur ihrer bekannteren Kinorollen in DOOMSDAY (eine Rolle, die ja auch schon überzeichnet war) und UNDERWORLD. Sie spielt die Karrikatur einer harten Actionheldin und wirkt dabei sogar um ein Vielfaches lächerlicher als die ebenfalls - diplomatisch ausgedrückt - befremdliche Rolle der Vasquez in James Camerons ALIENS. Dass flotte Sprüche wie "Komm zu Mama!" freilich zum Standardrepertoire der Sofia (was übrigens übersetzt soviel heißt wie Weisheit) gehören, muss ich wohl kaum betonen.

Problematisch ist überdies die Inszenierung des Todes in HARD TARGET II.
Jener geht bei Reine nämlich Hand in Hand mit einer Ästhetik, welche mit Postkarten-Idylle sicher ganz treffend beschrieben ist. Der Tod
ist bei Reine etwas, dass nicht berührt. Ja, etwas, dass gar nicht berühren soll. Etwas nebensächliches. Etwas, dass er scheinbar am liebsten gar nicht thematisieren würde. Der Tod soll unter keinen Umständen belasten. Er wird von Reine dementsprechend auch inszeniert wie eine banale Alltäglichkeit.
Befremdlich und illustrativ ist dann auch eine Szene, in welcher eine der Hauptprotagonistinnen unter Wasser gedrückt wird, um sie zu ertränken. Reine greift aber auch hier auf eine Inszenierungsweise zurück, die auf glänzende Oberflächen und idyllische Ästhetik setzt. Das Wasser, in das sie gedrückt wird, erstrahlt in herrlichen Farben und der gesamte Vorgang wird natürlich auch in Superzeitlupe inszeniert, sodass strukturell und in formalistischer Hinsicht keine Unterscheidung zu jener Szene ersichtlich ist, in welcher Reine die Superzeitlupe bei dem sich duschenden Baylor (Adkins) einsetzt. Die Szene entfaltet keine Dramatik. Sie löst gar nichts aus, da man von dem ganzen Oberflächenglanz trefflich abgelenkt wird. Schauerlich, da die Reine'sche Ästhetisierung den Tod in die
Banalität, ja in die Trivialität überführt. Er steht dann in einer Reihe mit der morgendlichen Dusche, dem Frühstück und dem Abendbrot...
 

Argento

Well-Known Member
HARD TARGET II - Versuch einer Aufarbeitung (Teil 2):

Tja, was bleibt noch zu sagen? HARD TARGET II wäre kein besserer Film, wenn er mehr Budget zur Verfügung gehabt hätte. Das Problem ist ja Reine, der ums Verrecken keine Action inszenieren kann. Sicher, seine Filme sehen ein wenig teurer aus, als sie waren. Das liegt an den ästhetisierten, sterilen, Aufnahmen, die er immer wieder aufs Neue wiederholt. Dergleichen nötigt mir allerdings keinen Respekt ab. Gerade in Anbetracht der Tatsache, dass er grundlegende Basics des Filmemachens offensichtlich nicht beherrscht und jene glänzenden, an Werbespots erinnernden, Einstellungen mittlerweile auch zahlreiche youtubende Amateurfilmer mit noch weniger Budget hinbekommen und in manchen Fällen sogar mehr Verständnis für die Kunstform Film offenbaren als Reine.

Reines Filme sind nur Potemkinsche Ruinen. Auf den ersten Blick sehen manche Einstellungen sicherlich ganz nett aus. Postkartenidylle halt. Aber schon in der nächsten Sekunde erinnert man sich daran, dass filmische Bilder auch eine Intention haben sollten, eine Bildsprache entwickeln müssen. Schöne Bilder sind schöne Bilder sind schöne Bilder. Machen aber allein keinen befriedigenden Film aus. Reines Bilder sind leer und ihm fehlt schlicht das Verständnis für die einfachsten Mechanismen des Actionfilms. Ein Verständnis, welches Regisseure wie ein William Kaufmanoder Isaac Florentine übrigens in höchstem Maße besitzen. Selbst dessen eher enttäuschende NINJA-Filme sind schließlich um Lichtjahre besser als jedes Blendwerk eines Roel Reine.

Bevor ich schließe, möchte ich noch auf die wenigen positiven Momente des Films hinweisen:
HARD TARGET II bietet eine durchaus nett gemachte Kamerafahrt bei der Verfolungsjagd per pedes im Prolog des Films. Darüber hinaus gibt es noch eine sehr kurze, vielleicht zwanzig Sekunden andauernde, Plansequenz im letzten Drittel des Films, in welcher Baylor (Adkins) von einem Motorboot springt und an Land umgehend mehrere Schurken mit seinem Gewehr ausschaltet. Kurz erwähnen möchte ich auch noch die Leistung von Robert Knepper, der tut, was er kann, um seine Szenen zu kleinen Highlights werden zu lassen. Das war's dann aber auch schon.

Den wahren Höhepunkt des Films hat sich Reine allerdings für den Schluss aufgehoben; respektive für die Credits aufgespart:
Hier schauen wir nämlich einem sich sichtlich unwohl fühlenden Scott Adkins dabei zu, wie er auf steife Weise durch Myanmar spaziert und sich auch einmal einen Snack gönnt. Wohlgemerkt: Scott Adkins. Denn er tritt als er selbst auf und nicht als Baylor. Immer wieder wird sein Rundgang jedoch von authentischen Städteshots unterbrochen. Aber wisst ihr was?
Das Gezeigte ist wirklich interessant und die Szenen mit Adkins sowie die Aufnahmen von authentischen (!) Hinterhöfen und Seitengassen sind, obzwar alles ein wenig obskur anmutet, ziemlich eindrücklich. Diese Credit-Sequenz ist nichts weniger als ein kleiner, experimenteller Kurzfilm. Welche Erkenntnis habe ich daraus erlangt? Nun ja, Reine empfiehlt sich durchaus als Kameramann für Dokumentationen wie beispielsweise JIRO oder CHEF's TABLE.

Aber er sollte der Filmlandschaft seine "Actionfilme" zukünftig vorenthalten. Es wäre besser!​
 

Argento

Well-Known Member
nebomb schrieb:
Aber wir reden hier doch über einen B-Movie Film oder??

Nehme es bitte nicht persönlich Argento aber such Dir ein Hobby :wink:
Immer wieder erstaunlich, welch befremdliche und passiv-aggressive Reaktionen es oftmals auslöst, wenn man ein Filmgenre, welches seit jeher immer belächelt wurde, einfach mal ernst nimmt und sich mit diesen Filmen, abseits der langweiligen und längst ausgetretenen Pfade, auseinandersetzt.

Setzt man sich in einem längeren Text mit den Filmen Godards, Coppolas, Welles, Fords oder Kurbricks auseinander wird dies meist stillschweigend hingenommen. Weicht man allerdings von dieser "Norm" ab, ist es nicht unüblich, sich mit vor Respektlosigkeit nur so strotzenden Kommentaren auseinandersetzen zu müssen, die den Autor grundlos ins Visier nehmen und nichts, aber auch gar nichts, zur eigentlichen Sache beizutragen haben.
 

nebomb

Well-Known Member
Mei lieber Schwan

passiv-aggressive Reaktionen??? Respektlosigkeit nur so strotzenden Kommentaren ???

Man kann noch so hochtrabend schwätzen aber deuten von Smileys sollte man können wenn sich ins Internet traut.

Ansonsten wünsche ich Dir noch einen schönen Abend

P.s. Ich persönlich empfinde Deine Art des Schreibens als Anstrengend und manchmal ist weniger mehr :thumbup:
 

Dr Knobel

Sie nannten ihn Aufsteiger
Endlich zurück zum Film. :wink:

Mal abgesehen davon, dass ich Argentos Schreibweise auch etwas anstrengend finde - was jetzt aber in keinster Weise ab- oder bewertend verstanden werden sollte, da meine Schreibweise auch nicht jedem passt - und die eine oder andere Formulierung in meinen Augen deutlich über das Ziel hinausschießt, ist das doch eine fundierte Kritik/Meinung. Ich muss die nicht teilen und tue es auch ausdrücklich in Bezug auf die prinzipielle Einordnung der Fähigkeiten Reines nicht, aber das ist halt seine Meinung, die hat er begründet und dann ist doch alles wunderbar. Da gibt es auch nicht viel zu diskutieren, weil es da um den vielbeschworenen Geschmack geht. Ohne jetzt Reine in den Himmel loben zu wollen, halte ich ihn - wohlgemerkt wohlwollend bewertet - auf handwerklicher Basis für einen der besten Action-Filmemacher, die es auf dem Markt gibt. Allerdings würde ich, da es auch in seinen Projekten große Schwankungen gibt, ihn gerne mal bei einer Produktion hinter der Kamera sehen, wo er größere Möglichkeiten hätte, um das abschließend beurteilen zu können. Da werden sich die beiden Meinungen auch nicht annähern, wobei ich aber zumindest wohlwollend zur Kenntnis nehme, dass selbst Argento ihm zugesteht, dass Reines Filme teurer aussehen, als sie waren. Aber seine Meinung kann und sollte man nun ebenso stehen lassen wie meine.

Argento mag den Film schlicht als solches nicht, und nicht, weil er ihn in einen Vergleich setzt, den der Streifen auf rein faktischer Ebene gar nicht gewinnen kann. Die Kritikpunkte kann ich überwiegend nachvollziehen, auch wenn ich teilweise nicht verstehe, was daran nun ein Kritikpunkt sein soll. Aber ohne Sichtung steht es mir gar nicht zu, da Einspruch zu erheben. Ich hoffe schlicht, mir sagt er nach der Sichtung mehr zu. Da ich den Film wie gesagt noch nicht gesehen habe, kann ich zu den einzelnen Kritikpunkten auf sachlicher Ebene nichts sagen, doch die vorgebrachten Minuspunkte sind doch schön dargelegt. Zudem las ich bereits öfter, dass z.B. insbesondere die Vielzahl von Zeitlupenaufnahmen störend auffallen.

Für mich bleibt an dieser Stelle eigentlich nur eine Frage, um das besser einordnen zu können: Argento, magst du denn grundsätzlich Action-B-Movies und/oder die älteren Streifen von Stallone, Schwarzenegger, JCVD usw. oder siehst du die ähnlich kritisch und distanziert? Wenn es geht bitte möglichst knapp antworten, da das sonst verwässert wird.
 

Revolvermann

Well-Known Member
Ich verstehe da nebombs Einwand auch nicht so richtig. Auch wenn ich diesen als eher weniger aggressiv auffasse. Diese Filme sind Argentos Hobby. Warum sollte er sich eins suchen? Außerdem steht es jedem frei den Text zu lesen bzw. nicht zu lesen.
Auch ich finde längere Texte über Kubrick, Coppola usw. oftmals interessanter, da diese Filme meiner Meinung nach wesentlich mehr hergeben. Dennoch sehe ich nicht welches Problem eine längere "Hard Targed 2" Kritik für irgendjemanden darstellen sollte.
 

Argento

Well-Known Member
Dr Knobel schrieb:
Für mich bleibt an dieser Stelle eigentlich nur eine Frage, um das besser einordnen zu können: Argento, magst du denn grundsätzlich Action-B-Movies und/oder die älteren Streifen von Stallone, Schwarzenegger, JCVD usw. oder siehst du die ähnlich kritisch und distanziert?
Vorweg möchte ich mich erst einmal für deinen und auch für Revolvermanns Beitrag bedanken, da ich mich nun bereits zum zweiten Male, innerhalb recht kurzer Zeit, nach einer längeren Filmverarbeitung mit der Aussage konfrontiert sah, dass ich es doch - salopp formuliert - übertreiben würde. Freilich wurden in beiden Fällen meine Texte gar nicht beachtet oder auf sie eingegangen, da es nur um mich persönlich ging. Nun ja, es ist jedenfalls sehr angenehm, wenn sich dann auch mal die andere Seite zu Wort meldet!

Zu deiner Frage:
Ich hätte zwar eigentlich vermutet, dass sich aus meinen bisherigen Beiträgen ein Bild ergeben hätte, welches die Beantwortung einer solchen Frage obsolet machen würde, aber ich will es gerne noch einmal ausdrücklich betonen:

Der Actionfilm (die Problematik dieses unsauberen Prädikats habe ich natürlich im Blick) bedeutet mir sehr, sehr viel und im Gegensatz zur Mehrheit vertrete ich überdies die Auffassung, dass sich eine ernsthafte Auseinandersetzung mit jenen Filmen lohnt, da eben diese u. U. sehr fruchtbar sein und offenlegen kann, dass "Actionfilme" nicht notwendigerweise eine intellektuelle Beleidigung (Stichtwort: No-Brainer) sind, sondern durchaus dazu befähigt sein können interessante Diskurse anzustoßen oder uns gar etwas über die filmische Gegenwart sagen können.

Editierung: Außerdem scheint es mir gerade interessant zu sein ein Terrain zu betreten, welches bis dato ziemlich unerforscht und unterrepräsentiert ist. Zu Coppola, Kurbrick und anderen Meistern gibt es bereits ganze Bibliotheken bestehend aus Analysen, Einordnungen und Interpretationen. Die ernste Auseinandersetzung mit dem "Actionfilm" steckt hingegen noch in den Kinderschuhen.

Ich schätze sogar sehr viele Werke aus der Blütezeit derjenigen Darsteller, die du aufgezählt hast. Manche Werke jener Zeit - wie z. B. DOUBLE IMPACT, MEN OF WAR, SILENT TRIGGER, PHANTOM KOMMANDO, PREDATOR, COBRA, RAMBO II, MCQUADE, INVASION U.S.A., OUT FOR JUSTICE oder MARKED FOR DEATH - würde ich wohl sogar in die lange Liste meiner liebsten Filme aufnehmen. Überdies werde ich nicht müde für m. E. (mehr oder weniger) unterschätzte Regisseure wie Peter Hyams, James Glickenhaus, Mark L. Lester, John Flynn oder Sheldon Lettich in die Bresche zu springen.

Aber auch der jüngere, kleinere, "Actionfilm" hat sehr viele beachtenswerte Werke vorzuweisen. Ich denke z. B. an Regisseure wie Isaac Florentine, William Kaufman, John Hyams oder konkret an Werke wie SKIN TRADE, THE MECHANIK, IN HELL, WAKE OF DEATH oder URBAN JUSTICE. Und auch auf kommende Werke wie etwa CAMINO, UNDISPUTED 3, THE HORDE, CAGED TO KILL oder GRIDLOCKED freue ich mich schon sehr.

Eine Frage an dich habe ich nun auch noch, da ich diesen Satz deines vorherigen Beitrags nicht verstehe:
"Die Kritikpunkte kann ich überwiegend nachvollziehen, auch wenn ich teilweise nicht verstehe, was daran nun ein Kritikpunkt sein soll."

Wenn du meine Kritikpunkte doch zumindest nachvollziehen kannst, verstehe ich nicht, was du mit dem Teil hinter dem letzten Komma aussagen möchtest. Welche Kritikpunkte von mir sind denn für dich keine Kritikpunkte?
 

Dr Knobel

Sie nannten ihn Aufsteiger
Okay, wenn du die von dir genannten Filme magst, scheidet die Variante, dass du das Genre generell nicht sonderlich schätzt, natürlich aus - und darauf wollte ich hinaus. das würde deine Kritikpunkte nicht egalisieren, ich würde sie aber anders einordnen. Fällt aber wie gesagt jetzt flach.
Und zur Kritik nochmal: Wie gesagt, deine Art empfinde ich durchaus als etwas anstrengend, aber vielleicht gerade deswegen auch interessant. Was du aber, trotz meiner oben bereits genannten Einschränkungen, mit Bravour geschafft hast, war eine ernsthafte Kritik, die sich tatsächlich mit dem Film auseinandersetzt. Du hast das Ding nach dem bewertet was er ist, und lieferst damit den besten Beweis dafür, dass man eben dafür keinen grotesken Vergleich braucht und dass eine Aussage gerade durch diesen "Verzicht" wesentlich differenzierter und sachlicher angegangen werden kann, als wenn man seine Meinung mit unnötigen Nebenkriterien aufbläst, die prinzipiell nur vom Kern ablenken. Und das ist der Film an sich, mit allen Stärken und Schwächen.

Eine Frage an dich habe ich nun auch noch, da ich diesen Satz deines vorherigen Beitrags nicht verstehe:
"Die Kritikpunkte kann ich überwiegend nachvollziehen, auch wenn ich teilweise nicht verstehe, was daran nun ein Kritikpunkt sein soll.Wenn du meine Kritikpunkte doch zumindest nachvollziehen kannst, verstehe ich nicht, was du mit dem Teil hinter dem letzten Komma aussagen möchtest. Welche Kritikpunkte von mir sind denn für dich keine Kritikpunkte? "

Grundsätzlich ist das jetzt ein wenig schwierig, weil du dich ja auf den Film beziehst, und den habe ich noch nicht gesehen. Daher wäre es müßig, da jetzt auf Aussagen einzugehen, die ich ja gar nicht bewerten kann. Es ist ja immer auch die Frage, wie was umgesetzt wurde. Es mag ja, als Beispiel, so sein, dass ich den Einsatz von Slow Motion toll finde. Das kann ich aber erst beurteilen, wenn ich den Film gesehen habe.
Prinzipiell bedeutet "nachvollziehen" ja nicht automatisch teilen. Es mag sein, dass ich durchaus nachvollziehen kann, wenn dich etwas stört, ich es aber eben genau so nicht empfinde. Ich kann z.B. nachvollziehen, wenn einer sagt, er mag Bud-Spencer-Filme nicht, weil es ja immer dasselbe ist. Ich kann nachvollziehen, warum er das so sieht, ändert aber nichts daran, dass ich auch heute noch Spencer-Nächte mit Kumpels veranstalte und mich auch beim 45 Mal "Sie nannten ihn Mücke" wegbrülle.

ich habe mich an Aussagen wie diesen gerieben:

Baylor (Adkins) und Aldrich (Knepper) posieren auf einem Hochaus, während im Hintergrund vor einem strahlenden Himmel ein Helikopter in Superzeitlupe umherschwirrt. (...)
Sie entfernt sich lässig von der Explosion und zückt ihre Armbrüste, während im Hintergrund ihr Bike explodiert. Natürlich in Superzeitlupe!

Da denke ich: Ist doch toll, beste John Woo und Jerry Bruckheimer-Ästhetik.

Sie spielt die Karrikatur einer harten Actionheldin [...) Dass flotte Sprüche wie "Komm zu Mama!" freilich zum Standardrepertoire der Sofia (was übrigens übersetzt soviel heißt wie Weisheit) gehören, muss ich wohl kaum betonen.

Da denke ich: Geil. Genau das erwarte ich von ihr in so einem Film.

Der Tod ist bei Reine etwas, dass nicht berührt. Ja, etwas, dass gar nicht berühren soll. Etwas nebensächliches. Etwas, dass er scheinbar am liebsten gar nicht thematisieren würde. Der Tod soll unter keinen Umständen belasten. Er wird von Reine dementsprechend auch inszeniert wie eine banale Alltäglichkeit.

Das denke ich: Mach mal halblang. :wink: Gerade in Actionfilmen wird Gewalt und auch der Tod gewollt ästhetisch umgesetzt, das ist nichts neues. In Filmen von Norris, Schwarzenegger oder Stallone sterben die Finsterlinge wie die Fliegen, das interessiert kein Schwein. Ich sehe nicht, dass irgendwer der Tod von den "Feinden" in Klassikern wie "Rambo 3", "Delta Force 2" oder "Phantom Kommando" belasten würde, sollte oder könnte. Im Gegenteil. Und ich sehe auch nicht, dass es die Aufgabe eines Films wie "Hard Target 2" sein muss, das Thema Tod entsprechend zu beleuchten. Da gibt es andere Genres, die das besser können. Ein "Hard Target 2" sollte in meinen Augen ein rassiger Fun-Actioner sein, nicht mehr, nicht weniger. Und da sehe ich schon wegen der Laufzeit Probleme. Darfst du das anders sehen und das von einem billigen Action-B-Movie erwarten? Ja klar, allerdings wird das im Leben niemals ein Gesichtspunkt sein, den ich bei einem solchen Teil berücksichtigen würde. Daher ist dieser Einwand von dir, für mich völlig uninteressant. Es sei denn, du beziehst dich dabei einzig und allein auf die Szene mit einer der Hauptprotagonistinnen, die unter Wasser gedrückt wird, das wird für mich nicht ganz klar. Sollte es nur diese Szene sein: Ja, bei einer Hauptfigur ist das was anderes. Aber dazu kann ich dann auch erst was sagen, wenn ich den Film gesehen habe.

Von daher: Schicke mir das Ding zu und wir unterhalten uns dann. :wink: Für einen Import ist mir das Ding nicht wichtig genug.
Doch fast alle Punkte, die ich hier anspreche, hängen halt von der Art der Umsetzung ab. Kann also durchaus sein, dass ich dir recht gebe.
 

Argento

Well-Known Member
Eingangs möchte ich erwähnen, dass ich nicht ganz nachvollziehen kann, warum du nun schon zum zweiten Male betonen musst, dass du meine Art als "anstrengend" empfindest. Du hast es doch bereits in deinem ersten Beitrag erwähnt und konntest mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit davon ausgehen, dass ich es auch zur Kenntnis genommen habe. Nun betonst du es erneut und ich frage mich gerade ehrlich gesagt, warum das nötig ist.

Um die Sache einmal ganz generell und nicht konkret auf dich bezogen, aufzuschlüsseln, da ich dergleichen hier im Forum meist stillschweigend akzeptiert habe:
Diese wirklich befremdlichen Abwehrreaktionen, welche mein Schreibstil und meine analytische Herangehensweise regelmäßig bei zwei, drei Usern auslösen, kann ich mir nicht erklären. Ich jedenfalls würde nicht einmal auf die Idee kommen - um mal einen Perspektivwechsel zu wagen - jemanden als "anstrengend" oder beispielsweise als "kompliziert" zu bezeichnen, wenn mir eine schlechte Rechtschreibung ins Auge stäche oder ein Beitrag vor Emoticons nur so überliefe. Erst recht dann nicht, wenn ich doch verstehen und nachvollziehen kann, was jene Person meint. Ich sähe den Grund schlicht nicht, jemandem einfach so an den Kopf zu werfen, dass ich seine Art als ziemlich "anstrengend" empfinde. Für mich ist dergleichen wirklich unhöflich. Ob man dergleichen jetzt mit "das wird man doch noch sagen dürfen" kontern möchte, oder nicht.

So, nun aber ad rem:
Bruckheimer-Ästhetik: Dies würde ich nun viel differenzierter betrachten wollen. Das von Reine Gezeigte ist von einer Bruckheimer-Ästhetik (die übrigens laut Aussage Bruckheimers bis dato am besten von Michael Bay repräsentiert wurde) sehr weit entfernt. Genau so weit entfernt wie die Shots der über den Berg laufenden Gefährten durch Boll in DUNGEON SIEGE oder BLOODRAYNE von CONAN oder DER HERR DER RINGE: DIE ZWEI TÜRME. Man wird an das Vorbild erinnert, ja. Auf den ersten Blick. Auf den zweiten merkt man aber, dass die "originalen" Aufnahmen gezielt eingesetzt worden waren, eine Stimmung erzeugen wollten und konnten und in eine größere Komposition, Vision und Gesamtstil eingebettet waren. Ich werde nicht automatisch zu Pollock oder komme in seine Nähe, nur weil ich Farbe auf die Leinwand spritze.

Weiterhin sei zu erwähnen, dass mein Kritipunkt erst dann voll greift, wenn man meine Auflistung als Ganzes betrachtet. Ein, zwei dieser Helikopter-Einstellungen wären problemlos goutierbar gewesen. Aber der Reine'sche Exzess besteht ja gerade darin, sich nicht zügeln zu können und am Ende jede Banalität in Superzeitlupe präsentieren zu müssen, um eine Szene einzuläuten. Zeitlupe um der Zeitlupe willen.

Aber ich merke auch, dass wir hier schon bezüglich der Beurteilung der Bruckheimer-Ästhetik (ich meine die Post-1995-Ära) auseinandergehen, welche für mich idealtypisch nur das Resultat zahlreicher Zielgruppenanalysen ist. Eine Bequemlichkeitsoptik, die durch leblosigkeit besticht und sich auch schon mal den Vorwurf einer Gewaltverherrlichung gefallen lassen muss. Ich denke z. B. an BAD BOYS II, zu welchem ich hier ja auch bereits einen Beitrag verfasste.

So, nun hast du aber auch gleichsam einen Satz aus meiner Analyse einer Actionsequenz herausgegriffen, welcher eigenständig nicht funktioniert. Es funktioniert nun generell nicht einfach einen Satz herauszugreifen, ohne den Gesamtkontext, in welchen er nun einmal eingebettet ist, zu erwähnen und diesen obendrein dann noch an einen anderen Satz zu heften, bei dem es um etwas gänzlich anderes ging. Obzwar in beiden Sätzen das Wort "Superzeitlupe" im Mittelpunkt steht, verhandele ich an diesen Stellen unterschiedliche Dinge.

Es geht um den ersten Kampf von Adkins gegen Mitra. Mein Kritikpunkt ist doch derjenige, dass quasi jede Aktion umgehend in Superzeitlupe eingefangen wird. Der Zeitlupenexzess dieser und auch anderer Actionsequenzen des Films, der die Action ausbremst, ist an dieser Stelle mein Kritikpunkt. Dergleichen ist von einer Woo-Ästhetik in etwa so weit entfernt, wie die Ästhetik eines David Lynch von einem David Fincher. Ja, Reine will seine Vorbilder offensichtlich kopieren und nachahmen. Aber er schafft es eben nicht, da er nicht verstanden hat, dass jemand wie Woo seine Zeitlupe gezielt einsetzt. Und sicher nicht ohne Maß. Woo setzt die Zeitlupe ein, um sie im nächsten Moment mit hyperschnellen Schusswechseln, bei denen geglitten, gesprungen und gerannt wird, zu durchbrechen. Reine macht das nicht. Er konntert den Stillstand nicht mit Geschwindigkeit, sondern verbleibt stets im Zustand der Lethargie.

Zu meiner Kritik an Mitras Rolle:
Du erwartest also von einem von einem "B-Actionfilm" - wie du ihn nennst - dass die Charaktere nur Chiffren sind, bei welchen nicht einmal der Versuch unternommen wird, sie mit charakterlicher Substanz zu füllen? Lieber Fassade anstatt eines Charakters, der etwas auslöst? Du erwartest nicht mehr als das? Ich schon!

Und des Weiteren finde ich solche Äußerungen in Verbindung mit "B-Actionfilmen" durchaus problematisch. Ganz so, als wäre es Usus, dass der "B-Actionfilm" nur von leeren Hüllen, die ein bisschen Charakter spielen, bevölkert wäre. Wenn ich mir Filme wie THE MECHANIK, IN HELL oder UNDISPUTED 2 anschaue, dann bevölkern Charaktere diese Kosmen, die diese Zuschreibung auch verdienen. Es geht nicht darum, dass sie hier und da auch ein wenig klischiert oder überzeichnet daherkommen. Dergleichen würde ich nicht bestreiten wollen. Aber es sind Charaktere mit einer gewissen Substanz, die nicht nur leere Hüllen sind und die Karrikatur einer Karrikatur darstellen, welche wie eine ernstgemeine McBain-Variante aus den SIMPSONS rüberkommen. Sicher, dass wird nun vielleicht zu konkret, da du den Film noch nicht gesehen hast, aber mein grundsätzlicher Punkt war ja ein genereller und deswegen sicher von Interesse.

"Gerade in Actionfilmen wird Gewalt und auch der Tod gewollt ästhetisch
umgesetzt, das ist nichts neues. In Filmen von Norris, Schwarzenegger
oder Stallone sterben die Finsterlinge wie die Fliegen, das interessiert
kein Schwein. Ich sehe nicht, dass irgendwer der Tod von den "Feinden"
in Klassikern wie "Rambo 3", "Delta Force 2" oder "Phantom Kommando"
belasten würde, sollte oder könnte. Im Gegenteil."


M. E. ist zum einen das wie der Ästhetisierung und zum anderen der Grundtenor des zu betrachtenden "Actionfilms" entscheidend. Deine Aussage ist mir abermals viel zu pauschalisierend. Denn bzgl. der von mir genannten Dinge gibt es massive Unterschiede innerhalb des gesamten Genres. Ich bin der Auffassung und wage nun auch eine kleine Pauschalisierung, dass der "Actionfilm" der Achtzigerjahre sich gemeinhin dadurch auszeichnete, stets ein wenig "drüber" zu sein. Man mag es "cheesy", "comichaft" oder schlicht überzeichnet nennen. Dies hatte nun aber in aller Regel zur Folge, dass die Gewalt schnell zu entlarven war. Wenn Schwarzenegger in COMMANDO zur Tat schreitet ist dies nichts, was man zwangsläufig ernst nimmt oder für realistisch hält.

Die glänzende und an Reisebegleiter-Spots erinnernde Ästhetik Reines, welche gekoppelt ist, an einen grundernsten und in seiner Gesamtheit nicht stark überzeichneten Film, empfinde ich dann hingegen tatsächlich als etwas, dass nicht unbedingt unbedenklich ist. Anders verhält es sich beispielsweise in dem von mir sehr geschätzten THE MECHANIK, der von seiner realistischen, illusionslosen Herangehensweise lebt. Es handelt sich auch um kein Zitatekino. Die Gewalt des Films, seine Actionsequenzen, sind keine, die dazu einladen sie abzufeiern. Das Töten wird als schmutziges Geschäft präsentiert, bei dem auch Gute dran glauben müssen. Der Tod wird dreckig in Szene gesetzt. Einen ähnlichen Weg geht übrigens auch SAFE HOUSE, welchem ich in den nächsten Tag ebenfalls einen Beitrag widmen werde.

Es dürfte nun klar sein, wo meine Präferenzen zu verorten sind. Bruckheimer und seine Nachahmer sind in der Regel mein Kino nicht, da ich in ihnen oft eine Form von Zynismus und auch Gewaltverherllichung entdecke, mit welcher ich so meine Probleme habe. Freilich, dass muss man nicht teilen. Aber "Actionfilme" generell über einen Kamm zu scheren und keine Differenzierungen bzgl. der Art der präsentierten Gewalt versuchen auszuloten, greift mir zu kurz und ist meine Herangehensweise nicht. Gerade der Tod, das Sterben und das Töten sind ein Teil der meisten "Actionfilme" und deswegen richtige ich ein besonderes Augenmerk darauf. Insbesondere, weil Action nicht gleich Action ist und eine Form von Action wie z. B. jene eines BAD BOYS II nicht die meine ist.
 

Jay

hauptsache bereits gesehen
Teammitglied
@Knobel
Kurze Info, dass ich unser Gespräch hier erstmal offiziell für beendet halte, damit wir einen Abschluss haben. Überzeugt hast du mich nicht, obwohl interessante Argumente gefallen sind. Gerne kannst du mich ein anderes Mal wieder darauf, oder auf anderes ansprechen, aber so gern ich ausufernd diskutiere, fehlt es mir für zeitnahe längere Antworten aktuell an Zeit. Bevor es also danach ausschaut, als hätte ich bloß keine Lust oder keine Argumente mehr dacht ich mir, dass ich das kurz der Fairness halber noch mit einem Dank fürs nette Gespräch besiegele.

Vielleicht auch als Inspiration an andere, doch auch mal so hartnäckig und konsequent zu diskutieren. Das geht, wie man sieht auch ohne geworfene Stühle.
 

Teddy Duchamp

New Member
Ich habe mir den Film als Import bestellt und vor ein paar Tagen angeschaut. Die DVD hat nur 8 Euro (inkl. Versand) gekostet, deswegen ärgere ich mich nicht sonderlich über die (überflüssige) Geldausgabe.
Ich kann Argento in vielen Punkten einfach nur Recht geben. Der Film ist, um es kurz zu machen, einfach nur schlecht und langweilig. Mir war klar, dass ich keinen Woo-mäßigen Actionfilm erhalten werde. Ebenso finde ich Gefallen an vielen B-Movies. So viel vorweg.
Die Geschichte des Films ist nicht viel schlechter als die des ersten Teils - dies ist nicht das Problem. In einem Actionfilm erwarte ich Action. Diese gab es zwar, aber so gering dosiert und schlecht inszeniert, dass ich am Ende des Films völlig unbefriedigt und enttäuscht auf dem Sofa saß. Scott Adkins ist ein großartiger Kämpfer und Martial Artist - leider bemüht sich der Film zu keinem Zeitpunkt sein Talent zu würdigen oder überhaupt darzustellen. Die wenigen Kampszenen besitzen keine Dynamik und können niemanden wirklich mitreißen. Statt jede Menge Action haben die Protagonisten in einer Jagd auf Leben und Tod aber offensichtlich genügend Zeit und Gelassenheit, um sich auszuruhen, zu schlafen und zu beten (!). So etwas nennt man Zeitfüller. Denn diese Szenen kosten weniger Aufwand und damit weniger Geld. Ohne Scheiß- diese Szenen haben mich echt wütend gemacht. Denn eigentlich will man nur eines sehen, das Adkins seinen Gegnern in feinen Inszenierungen eins auf die Mütze gibt - Pustekuchen :sad:
Positiv sind mir nur die schönen Landschaftsaufnahmen (diese sind allerdings zu schön für einen Film dieser Art) und die von Argento bereits erwähnten Credits aufgefallen. Dafür bin ich bereit dem Film 1 - 2 Punkte zu geben.

Wie schön wäre es gewesen, hätte Isaac Florentine den Film gemacht.
 

Jay

hauptsache bereits gesehen
Teammitglied
Wie es scheint, ist der seit gestern raus. All die Rede wert?
 

Diego de la Vega

Not Yet Rated
Diego de la Vega schrieb:
Seit gestern? Ok, meine Version liegt hier schon deutlich länger rum. Aber sei es drum.
Ach ja, gesehen hab ich trotzdem noch nicht. :clap:
Zwischenzeitlich schon, ist mäßig.
Adkins säuft sich zum Eightpack und kämpft sich alsbald durch den Dschungel. Laufen. Dazwischen immer wieder John Woo Referenzen in Form von Tauben. Bisschen Gehaue, dann wieder laufen...
3/10
 

Dr Knobel

Sie nannten ihn Aufsteiger
Auch mittlerweile gesehen. Nicht so gut wie gehofft, nicht so schlecht, wie er häufig - und die Gründe dafür liegen in meinen Augen häufig in einem Vergleich, der hier schon ausgiebigst thematisiert wurde - gemacht wird.

Der sieht tatsächlich toll aus. Man sieht einfach, dass der ausschließlich an echten Locations und "real" gedreht wurde und das ist einfach wirklich eine Wohltat, nach den immer austauschbarer werdenden "Actionfilmen" der etwas höheren Budgetklasse. Was Reine zudem aus dem Budget und Möglichkeiten macht, ist wieder einmal mehr erstaunlich. Adkins ist in den Actionszenen wie immer eine Wucht, Knepper ein brauchbarer Bösewcht, die Story reicht für mich auch vollkommen aus, um einen Film dieser Art zu tragen.
Aber: Reine lässt sich von den Locations verführen. Viel zu viele "Drohnen-Shots", viel zu viele unnötige Kamerafahrten, die unnötig den Drive aus dem Film nehmen. Das muss straffer inszeniert sein, gerade und besonders, wenn die Story nicht so viel hergibt und es von Stereotypen nur so wimmelt. Und ja, da nehmen sich alle auch teilweise zu ernst - das kann man leichter und selbstironischer umsetzen, ansonsten wird es zu schnell und zu erkennbar zu einer ungewollten Karikatur. Und jepp, es sind zu viele Slowmotion-Effekte drin, aber das zählt im Grunde zu den unnötigen Dingen, die das Tempo rausnehmen. Einige Shots sind grandios, andere unnötig, unter dem Strich jedoch too much. Zudem fällt halt in solchen klassischen Lead-Rollen auf, dass Adkins eben nur bedingt Charisma besitzt und einen Film enicht so tragen kann, wie ein Van Damme, Lundgren oder früher mal Seagal. In Undisputed fällt das nicht so auf, da die Pausen zwischen den Fights recht kurz sind und Boyka eine gänzlich andere Figur ist, aber abseits davon fehlt es ihm einfach an Charisma. Das wird auch nichts mehr.

Was bleibt? Ein sehenswerter B-Movie-Klopper, der weit, weit, weit über dem Genre-Durchschnitt liegt, aber unter dem Titel und der damit verbundenen Erwartungshaltung leidet. Hard Target 2 bietet tolle Locations und teilweise hervorragende Actionszenen, verheddert sich jedoch teilweise in diesen Vorzügen und will mehr sein, als er nun einmal ist oder überhaupt sein kann.

6/10
 
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