Supernatural S11E19 - The Chitters

Clive77

Serial Watcher
In der Folge "The Chitters" der US-Serie Supernatural treffen die Winchesters auf einen etwas anderen Gegner, der sich nur alle 27 Jahre blicken lässt. Unterstützung bekommen sie dabei von einem anderen „Jägerpärchen“. Der Staffelbogen nimmt sich derweil eine weitere Auszeit.

The Chitters
Es war schon ein wenig schade, dass uns vor Folgenbeginn noch einmal in Erinnerung gerufen wurde, was zuletzt in "Hell’s Angel" passiert ist und anschließend im Intro zum Fall der Woche übergegangen wurde. Aber wir werden uns wohl noch etwas gedulden müssen, um zu erfahren, was aus Casifer (Misha Collins) wird und wie Sam (Jared Padalecki) und Dean (Jensen Ackles) es mit Amara (Emily Swallow) aufnehmen werden. Entsprechend verlief dann auch der Anfang im Bunker – die Brüder haben keine Ahnung, wie sie weitermachen sollen, warten auf Hinweise, wälzen die Wälzer der Men of Letters und gehen schließlich einem Fall nach, der nichts mit dem zu tun hat, worauf wir warten.
Zu Gute halten kann man "The Chitters" allerdings, dass es sich hier nicht um einen der üblichen Fälle der Woche handelt. So werden beispielsweise keine Standard-Monster benutzt (Geister, Vampire oder Werwölfe fallen raus), sondern ein Wesen beziehungsweise mehrere davon, die sich nur alle 27 Jahre mal blicken lassen, um auf ihre Weise den Fortbestand ihrer Art zu gewährleisten.
Die Viecher können einem schon fast Leid tun. Keine Geschlechtsorgane, ein Leben lang unter der Erde, nur um dann gegen Lebensende menschliche Wirte zu übernehmen und mit denen schließlich für Nachwuchs zu sorgen. Klingt nicht gerade nach einer Kreatur, mit der man tauschen wollte.
Die Vorstellung, selbst von einem dieser Monster übernommen zu werden, mutet allerdings schon recht unheimlich an und so bleibt kein Zweifel, dass unsere Jäger dem wilden Treiben der Wesen ein Ende bereiten müssen. In Sachen Kreativität wirken die „Bisaan“ schon recht neu, kommen aber auch mit einigen bekannteren Faktoren daher, die ein wenig wild zusammengeschustert wirken. Ein bisschen „Jeepers Creepers“ (das Monster lässt sich auch nur alle paar Jahre mal blicken), ein bisschen Übernahme-Thematik (Menschen als Wirte? Kennen wir schon von Engeln, Dämonen und einigen anderen Kreaturen) und ein generell unheimliches Auftreten mit passenden Sound-Effekten und markanten Merkmalen (grüne Augen, spitze Zähne). Der Tod durch Enthauptung wirkt hier vergleichweise einfach – keine Zaubersprüche, keine speziellen Waffen, einfach nur „Kopp ab“ und tot.
Unterm Strich ein recht solider Gegner mit ein paar Besonderheiten („junkless“), aber leider nichts, was einen jetzt vom Hocker haut oder vor Schreck hinter’s Sofa schickt. Dafür gibt es allerdings einen anderen Faktor, der diese Episode etwas emporzuheben vermag.

Jesse und Cesar
Nachdem die Winchesters die ersten zwanzig Minuten damit verbringen, irgendwelche Anhaltspunkte über ihre(n) Gegner zu erfahren, tauchen anschließend nämlich zwei weitere Jäger auf, die nur darauf gewartet haben, dass die „Bisaan“ erneut zuschlagen: Jesse (Lee Rumohr) und Cesar (Hugo Ateo). Von den beiden bekommen die Brüder dann auch die Hintergrundgeschichte zu den Monstern erzählt, während Sheriff Tyson (Kandyse McClure) sich mehr oder weniger als Sackgasse entpuppt.
Zweifelsohne finden sich bei den beiden auch einige Parallelen zu Sam und Dean wieder, was mitunter auch durch Sams Geschichten über seine Kindheit bekräftigt wird. Besonders für Jesse hat der Fall persönliche Motive, wie uns später deutlich wird, wenn er seine Geschichte erzählt und damit den Bogen zum Intro schließt, welches dann doch recht ungewöhnlich ist. Denn der kleine Junge (Valin Shinyei), der damals seinen Bruder verlor, war Jesse – und nicht bloß ein weiterer Zeuge oder ein weiteres Opfer wie bei so manch anderen Folgen üblich. Dieses Ereignis machte ihn erst zum Jäger, hatte also ähnliche Auswirkungen auf ihn, wie der Verlust der Mutter durch den „Yellow-Eyed Demon“ damals auf Sam.
Solche Parallelen sind zwar nicht unbedingt neu und finden sich recht regelmäßig in den Fällen der Woche wieder, dennoch macht "The Chitters" etwas mehr daraus als üblich. Während die Winchesters nämlich immer weiter in den Sog des Übernatürlichen gezogen wurden (es endete schließlich nicht mit dem Gelbäugigen), findet das Jägerpärchen in Form von Jesse und Cesar mit dieser Episode eine Art „Erlösung von der Jagd“. Sie erreichen ihr Ziel (oder vielmehr Jesses Ziel) und können sich nach vielen Jahren zur Ruhe setzen.
Darstellerisch mögen sich hier zwar keine herausragenden Leistungen der beiden Gastakteure finden lassen, aber das Team-up und anschließende Splitting mit Dean und Cesar auf der einen und Sam und Jesse auf der anderen Seite, hat gut funktioniert. Gerade weil es sich hier nicht um alte Bekannte (Jäger) handelte, die den Winchesters zuvor schon Besuche abstatteten, sorgt nebenbei auch für ein wenig Spannung. Denn es war nicht unbedingt anzunehmen, dass die beiden tatsächlich heile das Abenteuer überstehen werden. Auch wenn sie von der Statur her einen kräftigen Eindruck machen. Relativ witzig war übrigens, als Dean von einem der beiden gerettet wurde. Dieser ungläubige Blick von Dean, einfach köstlich.
Was allerdings in Bezug auf Jesse und Cesar etwas störend wirkt, ist die Tatsache, dass man den beiden das „alte Ehepaar“ nicht so richtig abkauft. Klar, sie wirken schon wie ein Team, was bereits einigen Gefahren in die Augen gesehen hat und – ähnlich wie Sam und Dean – mit diversen Differenzen daher kommt. Aber für ein Ehepaar fehlt es dann doch an einigen Ecken. Nicht, dass man jetzt unbedingt den Austausch von Zärtlichkeiten hätte zeigen müssen, aber es hätte sicher geholfen, die Beziehung der beiden in ein überzeugenderes Licht zu rücken.

Winchesters
Wie Sam und Dean mit ihren neuen Kollegen zurecht kommen und im aktuellen Fall ermitteln, war schlicht der beste Punkt der Folge. Das gab den beiden mal die Gelegenheit, sich über das Jägerleben mit jemand anderem auszutauschen, der einen ähnlichen Pfad beschritten hat und darüber nachzudenken, wo sie denn jetzt ihr Ziel sehen.
Wäre für Sam und Dean nach dem Sieg über Amara Schluss? Schwer vorzustellen. Wobei sie natürlich nie die Gelegenheit hatten, einen echten Schlussstrich zu ziehen. Es kamen immer wieder neue Bedrohungen ins Spiel und selbst wenn einer von beiden sich mal im „Ruhestand“ probiert hat, war das nie von langer Dauer. Insofern ist es auch nachvollziehbar, dass Dean keine Anstalten macht, Jesse und Cesar von der Dunkelheit zu erzählen, obwohl die Brüder sicher jede Verstärkung gebrauchen könnten – er gönnt den beiden einfach, dass für sie das Jäger-Leben nun ad acta gelegt werden kann.
Aber werden unsere beiden Hauptprotagonisten irgendwann mal am Ende ihrer Reise angelangen? Werden sie eines Tages sagen: „So, das war es. Wir haben die Apokalypse verhindert, die Leviathane in ihre Schranken verwiesen, der Teufel ist wieder im Käfig, Castiel hat seinen Platz im Himmel gefunden, Amara ist weg und Gott ist wieder dort, wo er hingehört. Uns geht es gut. Wir reisen jetzt mit Baby ein wenig durch die Staaten, genießen das Leben und werden vielleicht mal irgendwo sesshaft – nicht unbedingt in New Mexico, aber irgendwo.“
Dieser Punkt ist im Grunde genommen das, worauf die Folge hinausläuft und die Frage, die die beiden sich – mehr oder weniger – am Ende stellen. Warten wir mal ab, wohin die Reise in den kommenden Wochen geht.

Fazit: Eine sehr solide Folge, die sich vom durchschnittlichen Fall der Woche ein wenig abhebt, aber leider nicht so ganz überzeugen kann. Das Monster der Woche hätte etwas mehr „junk“ vertragen können und die beiden Gastdarsteller, so gut der Gedanke des Team-ups auch war, mehr Überzeugungskraft. In Sachen Bedeutsamkeit bleibt die Episode somit, abgesehen vielleicht von der Botschaft, dass das Jägerleben irgendwann ein Ende finden kann, eine unter vielen und keine, an die man sich noch lange erinnern wird.

7/10
 
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