The Blacklist S03E21 - Susan Hargrave

Clive77

Serial Watcher
In der Folge "Susan Hargrave" der US-Serie The Blacklist beginnt die Jagd nach der geheimnisvollen Strippenzieherin, die letzte Woche von Tom abgelichtet wurde. Ein Katz- und Mausspiel zwischen ihr und Red beginnt und fordert nebenbei das gesamte Team heraus.

Ermittlungen mit Hindernissen
The Blacklist hat in der Vergangenheit mit seinen Fällen nicht immer ins Schwarze getroffen. Mehr oder weniger glaubhafte Bösewichte wurden gejagt, nachdem Red (James Spader) durch Liz (Megan Boone) auf sie aufmerksam machte und nicht selten kam es dann auf halber Strecke zu einem Twist, der den gesamten Fall in einem anderen Licht erscheinen ließ. Und oft hielt die Festnahme des jeweiligen Bösewichts noch eine versteckte Agenda von Red bereit, der stets Puzzleteile für einen größeren Plan damit sammelte – vorborgen vor den Augen der anderen.
In "Susan Hargrave" ist es daher erfrischend, dass vom üblichen Schema abgewichen wird. Alle ziehen am gleichen Strang, auch wenn Reddington selbstverständlich wieder alleine unterwegs ist. Die Motivation unseres Teams ist jedenfalls eindeutig: Die Hintermänner und –frauen finden, die am Tod von Liz beteiligt waren.
So setzt die Handlung dieser Woche direkt nach der letzten Episode ein. Red hat Aram (Amir Arison) mitgeteilt, um wen es sich bei der mysteriösen Dame handelt. Er hatte schon vorher mit Susan Hargrave (Famke Janssen) zu tun und erkennt sie sofort anhand des Bildes. Also spucken sich alle in die Hände und begeben sich auf die Suche.
Harold Cooper (Harry Lennix) trifft bei seinen Vorgesetzten weiterhin auf Widerstand. Zwar hat er nach seiner eigenen Auffassung genug Hinweise zusammen, um endlich von höherer Stelle Unterstützung zu erhalten, aber seine Bemühungen werden erneut abgeblockt. Verständlicherweise, muss man dazu sagen, denn die Brisanz der Geschäfte, die hier ans Licht kommen, ist enorm hoch. Da möchte niemand, dass die geheimen Deals aufgedeckt werden, auch wenn das Interesse von Cooper primär daran liegt, die Leute zu finden, die Liz entführen und Red töten wollten.

Tom
Sehr schön in die Handlung eingearbeitet wird eine weitere Mission von Tom (Ryan Eggold), der diese Woche wieder Undercover unterwegs sein darf, um Amanda Bigelow (Sarah Hunt) auszuspionieren. Geschickt stattet er seine Geschichte, um Amanda näherzukommen, mit der Wahrheit über die kürzlich verlorene Frau und seine Tochter aus.
Es ist und bleibt beeindruckend, wie Tom es dabei hinbekommt, die Aufmerksamkeit von Amanda zu wecken und mit welcher Leichtigkeit er die ganze Situation meistert. Zugute halten kann man ihm auch, dass er die Chance, mit Amanda im Bett zu landen, nicht ausnutzt. Es hätte auch im jetzigen Stadium nicht zu ihm gepasst, vor allem mit Blick auf Liz, um die er noch immer trauert. Stattdessen erfüllt er strickt seine Mission und lässt sich nicht ablenken.
Tom entpuppt sich also als eine Bereicherung für Coopers Team und fügt sich diese Woche erneut sehr gut ins gesamte Ensemble ein. Gerade sein Geschick für Undercover-Missionen ist etwas, was die Ermittlungen wieder voran bringt. Obendrein wusste besonders sein Zusammenspiel mit Aram zu gefallen, denn die beiden bekommen sowohl innerhalb als auch außerhalb der besagten Mission eine gute Portion Screentime und Dialoge spendiert, die sich stimmig in die jeweiligen Situationen einfügen. Ob Aram seinen Ratschlag in Bezug auf Samar (Mozhan Marnò) wohl befolgen wird?

Team FBI
Auch der Rest vom Team um Ressler (Diego Klattenhoff) bekommt diese Woche einiges zu tun. Zwar hinken sie oft ein gutes Stück hinter Red her und Ressler verbringt ebenso wie Samar die meiste Zeit damit, auf Bildschirme zu starren, aber das geht schon in Ordnung.
In Sachen Action sollte der Einsatz des SWAT-Teams nicht unerwähnt bleiben, der auch ein kleines Spannungsmoment parat hielt. Ein Großteil der actionreichen Momente geht allerdings auf das Konto von Red, womit wir dann auch zum eigentlichen Kern der Episode kommen.

Red & Scottie
Red befindet sich klar auf einem Rachefeldzug. Er behält zwar seine Ruhe und wie üblich ist jede Aktion etwa zehn Schritte im Voraus geplant, aber die Anzahl der Leichen, die er dabei zurücklässt, ist doch um einiges höher als sonst. Mit Susan „Scottie“ Hargrave bekommt er zudem diese Woche einen Gegner, der ihm gewachsen scheint.
Famke Janssen entpuppt sich schon zu Beginn der Folge als eine große Bereicherung. Ähnlich wie Red, versteht auch ihre Susan Hargrave es, ihr Umfeld zu manipulieren, um das jeweilige Ziel zu erreichen. Auch wenn sie zunächst als Gegenspielerin etabliert wird, kann sie den Zuschauer gleich in ihren Bann ziehen und sticht positiv aus der Reihe der bisherigen Kontrahenten hervor. So lässt sie sich von Reds Nachrichten zunächst nicht beeindrucken und stellt ihm gegen Ende eine Falle, die sich sehen lassen konnte – auch wenn es ihr nicht gelingt, ihn tatsächlich gefangen zu nehmen.
Durch Susan erwarten den Zuschauer dann auch ein paar Überraschungen. So ist sie beispielsweise nicht das Ende der Fahnenstange um die einst geplante Entführung von Liz. Auch sie wurde beauftragt und der Name „Alexander Kirk“ fällt, als Red sie nach ihrem Auftraggeber befragt. Da stellt sich sogleich die Frage, wer dieser ominöse Strippenzieher ist und welche Verbindung er zu Liz hat. Für Red ist die Information derweil bloß eine Bestätigung seines Verdachts, aber wie üblich erfahren wir nicht viel mehr über die Vergangenheit, die Susan, Alexander, Red und Liz umgibt. Mögen die Spekulationen beginnen.
Eine interessante Wendung ist zudem, dass Red keineswegs vorhat, Susan aus dem Weg zu räumen. In den letzten Minuten der Episode offenbart er ihr, dass sie durch den Tod von Liz vielmehr von ihrem eigenen Auftraggeber gejagt werden wird, weil sie ihre Aufgabe nicht erfüllt hat. Er bietet ihr ein Team-up an, was durchaus interessant werden könnte. Schließlich lässt sich Susan als eine Art weibliches Pendant zu Reddington betrachten und wie die beiden miteinander (oder gegeneinander) auskommen werden, verspricht viel Spannung und den einen oder anderen gelungenen Schlagabtausch. Denn ähnlich wie Red hat natürlich auch Susan eine eigene Agenda, so dass wir davon ausgehen können, dass sie sich nicht problemlos ihrem neuen Partner unterstellen wird.

Gedanken zum Spin-off
Vor geraumer Zeit wurde verkündet, dass sowohl Famke Janssen als auch Ryan Eggold in einem möglichen Spin-off zur Serie mitspielen werden. Da stellt sich natürlich die Frage, wie das genau aussehen soll. In Bezug auf Susan lässt sich bereits erkennen, dass sie eine Art weiblichen Ableger von Red mimen wird und nach dieser Episode kann man leicht den Eindruck gewinnen, dass die Idee an sich nicht unbedingt verkehrt ist. Janssen bringt genug Charisma und Persönlichkeit mit, um sich von Red abzuheben, auch wenn sie auf ähnlichen Pfaden wandelt wie er. Nachteil für die Mutterserie ist hier bloß, dass man in zukünftigen Folgen wohl kaum um Susan bangen muss – sie muss schließlich überleben, wenn sie Teil des Spin-offs werden soll.
Wie allerdings Susans Verbindung zu Tom aussehen wird, darüber lässt sich nur spekulieren. Bislang haben die Wege der beiden sich noch nicht direkt gekreuzt und dass sie eine Teilschuld an Lizzies Tod hat, wird zu diversen Differenzen mit Tom führen – selbst wenn sie jetzt Teil des Teams wird und ebenfalls Jagd auf ihren Auftraggeber macht. Andererseits wird sich die Situation natürlich ändern, falls sich herausstellt, dass Liz noch lebt (wovon ein Teil der Zuschauer, inklusive des Rezensenten, noch immer ausgeht).

Fazit: Eine weitere gute Folge. Auch wenn der Plot recht simpel gestrickt wurde, ließen sich einige Überraschungen finden, die Lust auf mehr machen. Susan Hargrave entpuppt sich als eine große Bereicherung, gibt hier eine würdige Gegnerin ab und darf zudem der Serie noch länger erhalten bleiben, was mit Blick auf Janssens Darstellung willkommen ist. Auch gelingt es der Episode, den Rest vom Cast wieder gut zu integrieren, wobei vor allem Tom und Aram hervorstechen. Ganz zu schweigen natürlich von Red, der sich auf dem Kriegspfad befindet, dabei aber nichts von seinem Charme einbüßt.

9/10
 
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