Supernatural S11E21 - All in the Family

Clive77

Serial Watcher
Mit der Folge "All in the Family" steuert die US-Serie Supernatural auf das Staffelfinale zu. Es gilt, jemanden aus den Fängen von Amara zu befreien, wobei sich die Winchesters plötzlich unerwarteten Verbündeten gegenüber sehen. Und ein gewisser Chuck lässt sich auch wieder blicken.

Chucks großer Plan
Zunächst einmal war es sehr erfreulich, dass Chuck (Rob Benedict) a.k.a. Gott diese Woche auch wieder mit von der Partie war und nicht bloß einen kleinen Gastauftritt absolvierte. Es macht schon sehr viel Spaß, ihm dabei zuzusehen, wir er sich Sam (Jared Padalecki), Dean (Jensen Ackles) und den anderen gegenüber gibt. Da wird chinesisches Fast Food gegessen, Deans Laptop samt Pornosammlung begutachtet und natürlich nebenbei auch über die große Bedrohung durch Amara (Emily Swallow) gesprochen. In jedem Fall waren die Szenen mit Chuck sehr unterhaltsam, luden des Öfteren zum Lachen ein und lassen Gott die meiste Zeit über sehr sympathisch dastehen.
Aber nicht alles war auf Humor getrimmt. Das anfängliche Gespräch mit den Winchesters war nicht nur sehr ernst, sondern auch recht berührend (Hut ab mal wieder vor Ackles, der dabei Tränen in den Augen hatte). Die Fragen, die Dean da dem Schöpfer stellt, haben schließlich ihre Berechtigung. Aber dieser sehr dramatische Anfang, der Fragen behandelt, die sich bestimmt schon viele (nicht unbedingt gläubige) Menschen gestellt haben, verpufft im Verlauf der Episode ein wenig. Wir lernen von Metatron (Curtis Armstrong), wie Chuck seine Autobiographie zu beenden gedenkt und können dabei nur mit der Stirn runzeln.
Der große Plan von Chuck ist es also, sich Amara zu stellen, sein Schicksal in ihre Hand zu legen und dabei im Gegenzug den Erhalt seiner Schöpfung (mit anderen Worten: des Universums) zu erreichen? Na Prost Mahlzeit. Das klingt mal nach aufgeben. Kein Wunder, dass Chuck die Folge über mehr das Leben genießt als hilfreiche Tipps zu geben, wie man die Dunkelheit wieder wegsperren könnte.
Es ist zwar schön, dass Chuck nicht einfach plump einen Weg erklärt, wie der Dunkelheit Einhalt geboten werden kann (denn das hätte man wohl am ehesten erwartet), aber ein Selbstopfer, ohne dann wirklich zu erfahren, ob die Schwester den Deal auch einhält, wirkt leider nicht wie eine gute Lösung. Und als Alternative sollen die Menschen dann selber zusehen, wie sie mit ihr fertig werden? Klar. Kein Problem. Sam, Casifer (Misha Collins) und Donatello (Keith Szarabajka) wären bestimmt auch ohne seine Hilfe davon gekommen… ähm, nein.
Das ist dann auch die Krux, die die gesamte Folge begleitet. Ja, Chuck ist sympathisch, man kann ihn nachvollziehen und er scheint sein Rolle auch in vollen Zügen zu genießen. Aber mit Blick darauf, wie er aus der Welt (die er geschaffen hat) verschwinden zu gedenkt, kann man sich kaum einen Reim darauf machen, weshalb er die Winchesters überhaupt aufsucht. Kurz nachgedacht, will er sich also opfern, um Amara das Versprechen abzugewinnen, die Welt zu erhalten. Wozu dann aber Sam und Dean aufsuchen? Da hätte er auch gleich zu seiner Schwester gehen können. Oder ist das alles Teil eines größeren Plans, den er nicht in sein Manuskript geschrieben hat? Vielleicht ein Versuch, die nötigen Spieler miteinander in Verbindung zu bringen, damit diese dann sein Problem aus der Welt schaffen können? Aus eigener Kraft?
Abwarten. So wirklich hilfreich wirken Chucks Auftritte jedenfalls nicht. Klar, er darf (nach letzter Woche) mal wieder diverse Charaktere retten. Aber so bedeutungsvoll, wie man es sich vielleicht erhofft hätte, waren seine Auftritte nun nicht.

Propheten
Hey, da war Kevin (Osric Chau) kurz dabei. Hallo Kevin! Auf Wiedersehen, Kevin? Wahrscheinlich nicht. Immerhin gibt es ja jetzt einen neuen Propheten. Aber ob man den unbedingt wiedersehen möchte?
Donatello wurde zwar recht amüsant in die Geschichte mit eingebaut – ein Atheist, der sich plötzlich mit einem gänzlich anderen Weltbild konfrontiert sieht – aber ob sich da die Zuschauer auf weitere Auftritte freuen werden? Nicht gerade sehr wahrscheinlich. Für diese Episode war er nötig, damit Amara aufgespürt werden konnte (was Chuck nicht vermochte). Aber werden die Propheten nicht von Gott bestimmt und mit ihren Fähigkeiten ausgestattet? Da passte es dann nicht wirklich zusammen, dass Donatello hier derjenige ist, der Team Winchester über den Aufenthaltsort von Casifer unterrichtet. Aber gut, so ganz ernst war seine Rolle auch nicht geschrieben. Schade nur, dass er mehr awie ein „Plot Device“ wirkt und weniger wie eine tragende Rolle.

Lustiel
Castiel beziehungsweise Lucifer befindet sich noch immer in den Fängen von Amara, aber sie merkt so langsam, dass ihre Folterungen den Bruder nicht wirklich zu kratzen scheinen. Auch als Zuschauer ist man sich nicht so recht sicher, ob Chuck nun etwas am gefallenen Engel liegt oder nicht. Deutlich wird aber, dass er gebraucht wird, damit man der Dunkelheit Einhalt gebieten kann.
Die ganze Befreiungsaktion konnte sich sehen lassen. Abgesehen vom Ende vielleicht, was wieder eine „Deus Ex Machina“ – Lösung benötigte. Aber der Rest war gut. Dean als Ablenkung für Amara zu verwenden, war eine nette Idee (offenbar kennt sie sich nicht so gut mit den Geschöpfen ihres Bruders aus, sonst hätte sie wahrscheinlich direkt seine Gedanken lesen können). Und so können „Larry, Curly und Moe“ auch wirklich zu Casifer vordringen und ihn befreien.
Damit wird es nun wahrscheinlich zu einem echten Team-up zwischen den Winchesters und dem Teufel kommen (und Gott ist auch mit dabei). Wer hätte das schon angenommen/prophezeit? Gut, es gab da vielleicht ein paar Stimmen, aber in dieser Form hätte man wohl kaum damit gerechnet. Wir dürfen jedenfalls gespannt sein, wie sich die Teamarbeit gestalten wird, zumal das eigentliche Ziel der Winchesters eher darauf ausgelegt ist, Castiel zurück zu bekommen.

Metatron
Metatrons Rückkehr letzte Woche wusste zu begeistern und konnte dem Schreiberling Gottes einige Sympathiepunkte verschaffen. Diese Woche macht er in dieser Richtung weiter und wendet sich an die Winchesters, um ihnen von Gottes Autobiographie und vor allem deren Ende zu berichten.
Somit wird Metatron für diese Folge ein Teil des Teams und unterstützt sogar Sam und Donatello, als es darum geht, Casifer zu befreien. Obwohl er kein Engel mehr ist, besitzt er schließlich ein ungeheueres Wissen. Ohne ihn hätten es die drei wohl kaum geschafft, Casifers Fesseln zu lösen. Am Ende bringt obendrein noch das ultimative Opfer, um den anderen die Flucht zu ermöglichen.
Es ist schon beachtlich, wie sehr sich diese Figur durch nur zwei Episoden gewandelt hat. Während man vor Kurzem noch der Meinung war, Metatron bräuchte nicht wieder auftauchen, kann er einem diese Woche regelrecht leid tun. Sein Zauber zeigt keinerlei Wirkung auf Amara und wir können mit relativer Sicherheit annehmen, dass ihre anschließende Aktion sein Ende bedeutet hat – sah jedenfalls nicht sehr gesund aus, was ihm da passiert ist.
Somit haben die Winchesters nun einen neuen Verbündeten weniger – und im Gegenzug dafür den Teufel erhalten. Schade um Metatrons Wissen, aber Lucifer wird sicher auch einiges davon zu bieten haben (sofern er mitspielt, versteht sich).

Dean und Amara
Deans Ablenkungsmanöver war eine riskante Sache – und zwar in zweierlei Hinsicht. Einerseits wissen wir, dass Amara eine gewisse Anziehungskraft auf ihn ausübt, der er nur schwer widerstehen kann. Andererseits bestand schon gleich zu Beginn das Risiko, dass sie erkennen würde, weshalb er sich mit ihr trifft. Die Dame spukt jedenfalls in seinem Kopf rum, ob er es möchte oder nicht.
Die Szenen zwischen den beiden gaben uns jedenfalls die Chance, ein wenig mehr über die Motive der Dunkelheit zu erfahren und dass sie – so oder so – nicht daran denkt, Gottes Schöpfung die weitere Existenz zu erlauben. Einzige Ausnahme wäre Dean, der sich mit ihr „vereinigen“ soll – wortwörtlich, wie sich herausstellt und nicht als One Night Stand.
Für weitere Bedenken sorgt ihre Äußerung, dass Chuck keine Chance mehr gegen sie hat. Die Aussage scheint Chuck auch mit seiner Autobiographie zu bestätigen. Aber wie soll man der Dunkelheit beikommen, wenn nicht einmal ihr Bruder mehr dazu fähig ist, sie in ihre Schranken zu verweisen? Dem Rezensenten schwant so langsam, dass es im Staffelfinale wahrscheinlich noch kein Ende von Amara geben wird. Cliffhanger sind ohnehin beliebt in der Serie, da kann man sich gut vorstellen, dass diese Staffel sehr aussichtslos endet, obwohl das Team Winchester bereits hochkarätige Verbündete hat.
Auch Dean machte am Ende der Episode den Eindruck, dass er den Kampf schon aufgegeben hat. Oder aber kurz davor steht. Vielleicht waren Amaras Worte, dass sein „struggle“ enden könnte, etwas, wonach er sich sehnt? Wäre auch zu verlockend, aber (und das versteht Amara wiederum nicht) es gibt da noch Sam und den Rest der Welt. So einfach aufgeben wird er da mit Sicherheit nicht.

Fazit: Eine sehr gelungene Folge, die man sicher mehrmals anschauen kann, bis jedes Detail deutlich wird. Dennoch fühlt man sich am Ende etwas unterwältigt, was vermutlich daran liegt, dass Chucks Auftritte anders ausfallen als erwartet. Für einen Gott hätte sich da eine etwas aktivere Rolle erwarten lassen. Was die anderen Gastauftritte angeht, gibt es allerdings nicht viel zu meckern. Casifer gelungen, Metatron vielleicht nicht ganz so stark wie letzte Woche, aber sein Opfer konnte sich sehen lassen. Nur mit Donatello wird man nicht so schnell warm.

8/10
 

Woodstock

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Der arme Prophet. :biggrin:

Wie lächerlich Supernatural sein kann, wird einem immer nur langsam bewußt. Diese Folge hat es mal wieder schön gezeigt. :top:
 

Clive77

Serial Watcher
Woodstock schrieb:
Wie lächerlich Supernatural sein kann, wird einem immer nur langsam bewußt. Diese Folge hat es mal wieder schön gezeigt. :top:
Sehe ich ähnlich. Wobei ich aber durchaus meinen Spaß an der Folge hatte. Bin schon gespannt, ob Crowley dann auch noch ins Team kommt.
 
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