Toni Erdmann ~ Deutscher Cannes Beitrag

Joel.Barish

dank AF
Irgendwelche Planeten müssen gerade in einer ganz besonderen Konstellation stehen, denn nicht nur haben wir den seltenen Fall eines deutschen Films im Hauptwettbewerb von Cannes, dieser Film ist zudem auch noch von einer Frau inszeniert, was in Cannes pro Jahr selten auf mehr als zwei Filme zutrifft. Das ist jetzt schon etwas Besonderes, Leute!

Regisseurin Maren Ade, die zuvor den sehr starken und sehenswerten "Alle Anderen" (2009) drehte, erzählt in "Toni Erdmann" die Geschichte einer ungewöhnlichen VateR/Tochter Beziehung, mit einem Vater (Peter Simonischek), der ein alternder Spaßvogel ist und seiner Tochter (Sandra Hüller, "Requiem") gegenüber in diverse Rollen schlüpft. Ist eine Dramödie.

Trailer @YouTube

Und nicht nur ist ein von einer Frau inszenierter deutscher Film im Cannes Hauptwettbewerb, "Toni Erdmann" hat auch noch sensationelle Kritiken bekommen. Einige Twitter Reaktionen von internationalen Kritikern packe ich mal hier rein, insbesondere diesen hier:
"German humour isn't just real, it could save your life. Unmissable." - Robbie Collin, The Telegraph UK
Hier. Und hier. Und hier. Und hier. Und auch hier.

Wir sprechen uns Sonntag (glaube ich), wenn "Toni Erdmann" die Goldene Palme und/oder einen Darstellerpreis gewonnen hat.
 

Joel.Barish

dank AF
Tja, hat wohl doch nicht zu einem Preis gereicht. Die Kritiker, auf die ich via Twitter ein Auge haben, sind auch wahlweise irritiert und/oder erzürnt, weil auch insgesamt die meisten Kritikerlieblinge entweder gar keine Preise erhalten haben (u.a. auch der neue Jarmush und einer der beiden Rumänen) oder mit kleineren Preisen abgespeist wurden (u.a. American Honey). Und i.d.R. ist es Cannes nicht so, wie bei den Oscars. Für gewöhnlich sind Kritiker und Jury gar nicht so weit weg von einander. Aber egal. Ich bin auf einige Filme sehr gespannt. U.a. auch auf Toni Erdmann, der auch schon am 14. Juli in Deutschland startet.
 

TheRealNeo

Well-Known Member
Was hat dich denn am Trailer so abgeschreckt?

Und die Aussage "soll ja 3Std. dauern" ist auch eine sehr vage Aussage. Zum einen kann man das schnell nachschauen, sind 162 Minuten, und zum Anderen ist eine längere Laufzeit immer direkt ein Ausschlusskriterium für dich?
Hab den Film bereits am Samstag gesehen und will noch eine Kritik dazu schreiben, aber muss den erstmal etwas setzen lassen. Kann den Film natürlich nicht vorbehaltlos weiterempfehlen und kann auch nicht behaupten vollständig von ihm abgeholt worden zu sein, aber generell solche Filme auszuschließen finde ich auf Dauer etwas dröge. Und bei der nächsten Diskussion zum deutschen Film jammern alle wieder nur über Schweiger und Konsorten.​
 

<Rorschach>

Well-Known Member
Abgeschreckt hat mich der Trailer deshalb, weil es einfach aneinandergereite Szenen waren die aus dem Kontext gerissen wurden und überhaupt nichts Spannendes, Lustiges oder Informatives an den Tag brachten, warum ich mir diesen Film anschaun sollte.
Und genau in diesem Punkt tun die 3Std bzw 162 Minuten :tongue: sehr wohl was zur Sache und schrecken ab.
Ich bin keiner der aus dem Kino geht wenn ich schonmal dafür zahle. Genau aus dem Grund schau ich mir vorher Trailer an und wenn diese mir nicht oder nur zum Teil zusagen schau ich auf die Laufzeit weil ich 90 Minuten, die mir nicht zusagen, leichter aushalte als 3Std oder 162 Minuten :smile:
 

TheRealNeo

Well-Known Member
Da drohen dir aber aufgrund der Masse an schlechten Trailern eine Menge an Filmen zu entgehen. :biggrin:

Aber klar will ja niemanden zu seinem Glück zu einem Film zwingen.
 

<Rorschach>

Well-Known Member
TheRealNeo schrieb:
Da drohen dir aber aufgrund der Masse an schlechten Trailern eine Menge an Filmen zu entgehen. :biggrin:

Da hast du recht :biggrin: Totalausfälle konnte ich aber so in letzter Zeit recht minimieren :smile: Und trotzdem habe ich Filme wie Neon Demon, High Rise ect gesehen :smile:

Aber ich werde mir deine Kritik bestimmt durchlesen, vielleicht macht sie mir den Film ja doch noch schmackhaft :thumbup:
 

TheGreatGonzo

Not interested in Naval Policy
Ist es nicht gerade bei einem Film um die 3 Stunden wahrscheinlich, dass man kaum einen guten Überblick in ca. Zwei Minuten bekommen kann? :squint:

Hab den Trailer gar nicht gesehen, die Reaktionen zum Film sprechen aber für sich, werde ich womöglich demnächst anschauen.
 

<Rorschach>

Well-Known Member
TheGreatGonzo schrieb:
Ist es nicht gerade bei einem Film um die 3 Stunden wahrscheinlich, dass man kaum einen guten Überblick in ca. Zwei Minuten bekommen kann? :squint:

Das kann schon sein. Aber in wieviele Filme geht ihr wenn euch der Trailer garnicht anspricht?
 

TheGreatGonzo

Not interested in Naval Policy
Habe den Film nun zwischenzeitlich gesehen (Im überraschend vollen größten Saal des Programmkinos unter der Woche) und er hat mir gut, wenn auch nicht supergut, gefallen. Ist ein recht merkwürdiger Film geworden, einerseits recht typisches, realistisches deutsches Sozialarthousekino, aber mit durchweg albernen Witzen, deren "Delivery" aber auch nie wirklich an eine Komödie erinnert, die zentrale Vater/Tochter-Geschichte des Films ist irgendwie süß, aber auch nie so richtig emotional, der Film gleichzeitig recht nüchtern realistisch, aber die Stimmung ist irgendwie etwas absurd, ohne je wirklich besonders verrückt oder ausgefallen zu sein. Toni Erdmann ist ein durch und durch merkwürdiger Film, der es mit seiner wunderbar blöden Prämisse ziemlich gut schafft einen in seinen Bann zu ziehen. Und obwohl der Film was einen besonderen visuellen Stil angeht, nicht der Rede wert ist (Musik gibt es übrigens auch keine), er vielleicht auch ein bisschen zu lang geraten ist, ist es doch ein Film, der einem länger im Gedächtnis bleiben wird, weil er auf seine ganz Art doch ziemlich einzigartig ist.
 

TheGreatGonzo

Not interested in Naval Policy
Toni Erdmann wird übrigens der deutsche Kandidat für die Oscarverleihung. Ob er auch nominiert wird ist dann natürlich eine andere Frage, aber bei der allgemeinen Begeisterung um den Film wird er bestimmt ganz gute Chancen haben.

quelle
 

Joel.Barish

dank AF
Mit Toni Erdmann hat der Deutsche Film übrigens endlich mal wieder einen Welterfolg. Am Samstag erhielt der Film die fünf wichtigsten Trophäen beim Europäischen Filmpreis (Film, Regie, Drehbuch, Hauptdarsteller und Hauptdarstellerin) und nun die Golden Globe Nominierung als bester nicht-englischsprachiger Film.

Mich hatte der Film im Kino seinerzeit etwas verwirrt, weshalb ich mich nicht wirklich geäußert habe, aber die Erfahrung fand ich ohne Zweifel äußerst positiv. Vielleicht war es fatal, wie oft zumindest in der englischsprachigen Presse der Witz und das Genre Komödie betont wurden; mittlerweile liest man zumindest hierzulande fast ausschließlich Tragikomödie, was dieses Kuriosum von Film zwar noch immer nicht richtig trifft, aber gewisse Erwartungen besser aufgreift. Und es ist wirklich ein Kuriosum und nicht zuletzt daher ein Film, den man sehen sollte. So einen verrückt-einzigartigen und "idiosynkratischen" Film gibt es grundsätzlich selten und aus Deutschland quasi nie.
 
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