The Last Ship S03E02 - Rising Sun

Clive77

Serial Watcher
In der Folge "Rising Sun" der US-Serie The Last Ship geht es in Sachen Tempo und Action wieder rund. Gleich mehrere unserer Protagonisten müssen sich zur USS Nathan James durchschlagen, während die gefangen genommenen einem ungewissen Schicksal entgegenblicken.

Die Gefangenen
Für Slattery (Adam Baldwin) und die restlichen Crew-Mitglieder der USS Nathan James, die am Ende von "The Scott Effect" aus dem vietnamesischen Nachtclub entführt wurden, sieht es nicht gerade gut aus. Besonders schlecht steht es um Mason (Chris Sheffield), der angeschossen wurde und mit dem Tode kämpft.
Die spannende Frage ist natürlich, was Slattery & Co. erwartet. In einem der ruhigeren Momente können sie ausmachen, dass das Schiff in Richtung Südsüdost fährt – weg von Vietnam und weg von China. Das würde die Annahme unterstützen, dass Peng (Fernando Chien) nichts mit der Entführung zu tun hat, obwohl er ständig versucht, den Vietnamesen den Schwarzen Peter in die Schuhe zu schieben und die verdächtigen chinesischen Fischerboote darauf schließen lassen würden, dass er seine Finger im Spiel hat. Andererseits kann es natürlich auch sein, dass die Gefangenen zunächst auf offener See bleiben sollen.
Jetzt hat es aber den Anschein, dass noch mindestens ein weiterer Spieler, den wir noch nicht kennengelernt haben, in der neuen Geschichte mitspielt. Dafür würde auch der Cliffhanger sprechen, den wir in den letzten Szenen der Folge gesehen haben. Dort wurde Mason das Blut abgepumpt und vorher wurde in einem der anderen Handlungsstränge noch erwähnt, dass „er“ es nicht mag, wenn jemand Blut verliert. Dieser gewisse Jemand (von dem man schon fast sicher annehmen kann, dass es nicht Peng ist) sammelt scheinbar Blutkonserven von Leuten, die gegen die anfängliche Seuche immun sind. Und war das japanisch, was da gesprochen wurde, als Mason unfreiwillig seinen roten Körpersaft abgab?
Man darf jedenfalls gespannt sein, wohin die Reise von Slattery und seinen Leidensgenossen gehen wird und vor allem, wer dahintersteckt und welche (düsteren) Motive dieser Jemand hat.

Burk und Green
Zwar konnten Carlton Burk (Jocko Sims) und Danny Green (Travis Van Winkle) der Schießerei im Nachtclub entkommen, aber in Sicherheit sind sie noch lange nicht. Da ihr ursprünglicher Fluchtweg nicht mehr existiert, machen sie sich auf zum Hafen, nehmen es mit gewaltigem Widerstand auf und schaffen es schließlich, mit einem kleinen aber schnellen Boot in See zu stechen, um zur USS Nathan James zu gelangen.
Es ist immer beachtlich, wenn eine Episode von The Last Ship mehr als zwei oder drei Handlungsstränge hat. Noch beachtlicher ist es, wenn keiner davon langweilig wirkt. Wir ahnen zwar, dass es den beiden gelingen wird, sich zum rettenden Ziel durchzuschlagen, aber so richtig sicher sein können wir uns nicht – zumal die Serie in der Vergangenheit bereits öfter einige Crew-Mitglieder über die Klinge hat springen lassen. Als Burk angeschossen wurde, wurde jedenfalls im gleichen Zug die Spannungsschraube angezogen.
Der Kampf der beiden am Hafen bot ein gutes Stück Action, aber der Höhepunkt kam zum Ende der Folge und zwar auf See als es so schien, dass sie die Nathan James doch nicht erreichen und schließlich in letzter Sekunde von Chandler (Eric Dane) & Co. gerettet werden. Dabei treffen auch gleich mehrere Handlungsstränge aufeinander, was einen passenden und actionreichen Abschluss der Episode bot.

An Bord der USS Nathan James
Während der eine Burk sich zusammen mit Green durchschlagen muss, hat der andere Burk (LaMonica Garrett) noch immer das Kommando über die USS Nathan James. Aber untätig auf weitere Befehle warten kommt natürlich für ihn und die Crew nicht in Frage. Also wird die Verfolgung des verdächtigen Fischerboots aufgenommen – soweit möglich jedenfalls. Schließlich erhoffen sich alle Beteiligten, dadurch die entführten Kameraden ausfindig zu machen.
Zwar bleibt die Verfolgung recht erfolglos und es wäre sicher interessant gewesen zu sehen, wie sich die Ersatzcrew auf der Brücke im Falle eines Gefechts schlägt, aber um die Spannung aufrecht zu erhalten, reichte dieser Handlungsstrang allemal. Etwas schade auch, dass das feindliche Schiff wohl kaum Überlebende, die man vernehmen könnte, nach den empfindlichen Treffern abgeben wird.
Tom wird vermutlich in der nächsten Folge wieder das Kommando über die James haben. Mal schauen, wohin die Reise dann gehen wird. Auf jeden Fall kann jetzt aber ein Funkspruch nach Hause abgesendet werden, womit Michener (Mark Moses) und die anderen erfahren werden, dass Chandler noch lebt – was den Konflikt mit Peng verschärfen wird (wie dieser auch schon befürchtete).
Apropos Michener. Der sieht sich daheim noch ein paar anderen Problemen gegenüber, die allerdings recht belanglos im Vergleich zu den Geschehnissen in Südostasien wirken. Rationierung ist demnach nicht gerade das, wo die Bevölkerung gerne mitspielt (trotz den ganzen vergangenen Ereignissen). Außerdem wird (erneut) erwähnt, dass Michener zu den Immunen gehört und seinen jetzigen guten Ruf schnell wieder verlieren könnte. Zwar scheinen die ganzen politischen Debatten daheim eher wie ein Geplänkel, was relativ belanglos wirkt, aber wer weiß, vielleicht steht auch in den Staaten die nächste Krise mit ungeahnten Ausmaßen bevor.

Tom & Co.
Die Episode setzt direkt nach der Explosion des Flugzeugs ein und macht nahtlos dort weiter, wo "The Scott Effect" endete. Auch in diesem Handlungsstrang werden Action und Spannung groß geschrieben. Unterstützung erhält Tom dabei von Wolf (Bren Foster) und Sasha (Bridget Regan), die uns erst letzte Woche vorgestellt wurde.
Nachdem die drei die erste Actionsequenz überstanden haben, wird Hilfe benötigt. Denn der angestrebte Weg nach Vietnam ist weit und Pengs Schergen sind ihnen auf den Fersen. Durch Sasha wird der Kontakt zu Jesse (Dichen Lachman) hergestellt, womit neben einem möglichen Fluchtweg auch Spannungen in die kleine Gruppe kommen.
Sasha und Jesse kennen sich nämlich von früher und haben gemeinsam Schmuggeleien durchgeführt. Dass das auch das Heilmittel betraf, schmeckt Tom überhaupt nicht. Zwar werden diese Spannungen zuweilen durch ein paar witzigere Einlagen abgeschwächt („are you two sleeping together?“), aber da wir Tom und seine Einstellung mittlerweile sehr gut kennen, dürfte die Beziehung zwischen ihm und Sasha fortan etwas komplizierter werden als es noch zu Beginn der Staffel den Eindruck machte. Ganz zu schweigen davon natürlich, dass das Verhältnis zwischen Jesse und Sasha ebenfalls angespannt ist.
Wolf ist derweil nach den jüngsten Verlusten mächtig sauer und auf Blut aus. Seinen inneren Zorn merkt man ihm dabei in fast jeder Szene an und – sollte diese Einstellung länger anhalten, wie es hier den Anschein hat – könnte er sich in Zukunft zu einem unberechenbaren Risikofaktor entwickeln. Zwar wirkt sein Vorgehen teilweise unnötig brutal (wie zum Beispiel der Kopfschuss bei der Kontrolle), aber unterm Strich bleibt seine Einstellung nachvollziehbar, ja schon fast sympathisch. Allerdings sollte man dabei stets im Auge behalten, dass zu viel überzogene Gewalt auch schnell Antipathien beim Zuschauer bewirken kann.
Ansonsten bleibt nur noch zu sagen, dass dieser Handlungsstrang einen bleibenden Eindruck hinterlässt, was nicht zuletzt an der ungewöhnlichen Kombination der Figuren liegt. Zudem gab es mit Jesse wieder eine neue Figur, die der Serie vermutlich länger erhalten bleibt und für Tom womöglich noch neue Anhaltspunkte für das weitere Vorgehen liefert. Die Actioneinlagen konnten sich auch hier sehen lassen, wobei vor allem die Szenen am Kontrollpunkt nett anzusehen waren (hatten Wolf und Tom sich unter dem Wagen festgekrallt?).

Fazit: Spannung, Spiel und Explosionen. Die zweite Folge der dritten Staffel drückt ordentlich auf die Tube, ist in fast allen Handlungssträngen spannend inszeniert und macht Lust auf mehr. Was die (neuen) Figuren sowie die neue Geschichte betrifft, werden die Karten leicht neu gemischt. Es bleibt noch abzuwarten, wie gut die Neuzugänge sich dauerhaft machen werden und wie komplex es möglicherweise mit den vermeintlichen Bösewichten zugehen wird. Aber die Ereignisse hier sind schon mal sehr vielversprechend und wecken den Eindruck, dass nicht alles so simpel verlaufen wird, wie man nach dem Auftakt noch hätte annehmen können.

8/10
 
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