The Last Ship S03E07 - In the Dark

Clive77

Serial Watcher
In der Folge "In the Dark" der US-Serie The Last Ship ist die Stimmung an Bord zunächst gedämpft. Viel Zeit zum Durchatmen bleibt unserer Crew auch nicht, denn auf dem Radar tauchen mehrere chinesische Kriegsschiffe auf. In St. Louis wird Michener derweil mit seiner Vergangenheit konfrontiert.

Selbstmord
Die andauernde Funkstille der USS Nathan James ist nur einer der Punkte, die Präsident Michener (Mark Moses) langsam zur Verzweiflung bringen. Er benötigt dringend gute Nachrichten von der Front, doch stattdessen fördert der Reporter Jacob Barnes (Devon Gummersall) ein paar Leichen aus der Vergangenheit von Michener zu Tage. Dieser hat nämlich damals nach Ausbruch des Virus seinen infizierten Sohn in eine der sicheren Zonen bringen lassen und damit vermutlich den Tod von Tausenden auf dem Gewissen.
Bemüht sich Michener anfangs noch um Schadensbegrenzung und hält eine (Entschuldigungs-)Ansprache an die Nation, wird später deutlich, dass er keinen Ausweg mehr sieht. Als er Kara (Marissa Neitling) nach ihrem Kind fragt und den Hinweis gibt, sie solle doch jede Minute mit ihrem Sohn genießen, konnte man sich bereits ausrechnen, weshalb seine Tür am Ende verschlossen bleiben sollte.
Micheners Tod beendet den Handlungsstrang um seinen weiteren Werdegang abrupt. Zwar ließen die vorherigen beiden Episoden vermuten, dass er durchaus so etwas wie Durchsetzungsvermögen besitzt, aber rückblickend war das wohl nur ein kurzes Aufbäumen vor der endgültigen Aufgabe. Schon als die Figur eingeführt wurde, war es nicht gerade ein starker Charakter. Eher ein Spielball, der von Tom Chandler (Eric Dane) und anderen dazu aufgebaut wurde, die Ordnung wieder ins Land zurück zu bringen. Stets von Beratern umgeben und ohne jegliche Eigeninitiative machte Michener nur selten den Eindruck einer Führungsperson. Unterm Strich ist sein Selbstmord in Anbetracht der Krise daher wenig verwunderlich.
Die große Frage ist nun aber, wie es nach dem Ableben des Präsidenten weitergeht. Wer übernimmt die Nachfolge? Wer wird sich den Problemen stellen, an denen Michener verzweifelte? Es wird sicher keine leichte Aufgabe werden, in seine Fußstapfen zu treten und das Land durch die (nächste) Krise zu steuern. Pluspunkt für einen potenziellen Nachfolger ist allerdings, dass mittlerweile die Funkstille beendet wurde und der erfolgreiche Abschluss der Rettungsaktion mitgeteilt werden konnte. Somit ließen sich kritische Stimmen wie die von Jacob Barnes vorerst entkräften.

Minenfeld, Teil zwei
An Bord der USS Nathan James ist von Freude über die gelungene Mission von letzter Woche nicht viel zu spüren. Der Verlust von Cruz (Ness Bautista) und den anderen Kameraden muss erst noch verarbeitet werden und in den Gesichtern der Geretteten sind noch deutlich die Spuren zu sehen, die Takehaya (Hiroyuki Sanada) hinterlassen hat.
Aber es bleibt auch keine Zeit, um sich von den jüngsten Strapazen zu erholen, als auf dem Radar plötzlich vier chinesische Kriegsschiffe auftauchen und Jagd auf die USS Nathan James machen. Trotz aller Bemühungen gelingt es Slattery (Adam Baldwin) und Chandler nicht, die Verfolger abzuschütteln. Und als beide schon bereit sind, es notgedrungen mit vier Schiffen gleichzeitig aufzunehmen (hier ließ sich kurzzeitig ein großes Actionspektakel wittern), liefert unverhofft der gefangene Takehaya einen Ausweg – direkt durch ein Minenfeld.
Spannungstechnisch funktioniert die Episode hier halbwegs gut, wobei das Geschehen allerdings durch ein paar glückliche Zufälle (wie Deckung hinter diversen Inseln oder dass sich die James just in der Nähe von einem weiteren Minenfeld Takehayas befindet) vergleichsweise einfach voranschreitet. Während der Crew da die Schweißperlen auf der Stirn stehen als der Japaner das Steuer übernimmt, kann man sich als Zuschauer relativ entspannt zurücklehnen – denn es würde wohl niemand erwarten, dass plötzlich unsere Crew mit einem Knall verschwindet.
Zu hektisch wirkt dabei außerdem der Umgang mit Takehaya. Letzte Woche noch (was für die Crew erst wenige Stunden her ist) stand er als der große Bösewicht da, Tom vermutet weiterhin einen Zusammenhang zu Peng (Fernando Chien) und plötzlich vertraut man dem Japaner das Schicksal der ganzen Besatzung an? Schwer vorstellbar, denn auch wenn sich Takehaya mehr und mehr in seiner Handlungsweise nachvollziehen lässt, sollte die Skepsis doch (zumindest zu diesem Zeitpunkt noch) überwiegen. Jetzt wird der Eindruck geweckt, dass er in den Augen der Crew mit seiner Steuerung durchs Minenfeld eine 180°-Wendung hingelegt hat – von einer gefangenen bösen zu einer vermeintlich guten und reumütigen Figur. Das ging einfach zu schnell, um glaubwürdig zu wirken.

Heilmittel und Virus
Eine kleine aber bedeutende Nebenhandlung dreht sich um Takehayas Frau Kyoko (Ayako Fujitani), deren Kind diese Woche mit einem Kaiserschnitt zur Welt gebracht wird. Ob man diese Szenen so detailreich hätte zeigen müssen, sei einmal dahingestellt. Einen Mehrwert bieten sie jedenfalls nicht.
Wichtig war hier vielmehr Takehayas Reaktion auf die Operation und ob er es zulassen würde, dass man dem Neugeborenen das Gegenmittel verabreicht. Die Haltung des Japaners ändert sich zwar auch (ähnlich wie die Haltung der Crew gegenüber ihm), aber bei ihm wirkt es nicht überstürzt. Kyoko und ihr Kind sind ihm wichtig, quasi sein Ein und Alles. Und aus den Gesprächen mit Tom hat er bereits erfahren, dass das Heilmittel wirkt oder wirken sollte. Außerdem wird er trotz aller Torturen, die er an Slattery und den anderen durchgeführt hat, geradezu mit Samthandschuhen angefasst und bekommt auch Blut verabreicht, damit er nicht am Virus stirbt. Takehaya merkt somit, dass die Amerikaner tatsächlich bemüht sind, Leben zu retten und er sich geirrt hat, was ein absichtlich unwirksames Heilmittel angeht. Daher ist es auch nicht verwunderlich, dass er später seine Hilfe anbietet als die Lage ernst wird. Obendrein gibt es noch eine Spur, die nach Shanzhai führt und wo sich möglicherweise weitere Antworten finden lassen.
Jetzt aber zum Heilmittel: Kyoko liefert hier einen Hinweis, weshalb es seine Wirkung in Japan verfehlt haben könnte. Sie spricht (dem Delirium nahe) von einem grünen Nebel, der nachts kam. Da liegt die Vermutung nahe, dass dieser ominöse Nebel eine Mutation des Virus ausgelöst hat und somit das Heilmittel unwirksam gemacht haben könnte. Es stellen sich jetzt zwei Fragen: a) Wer steckt dahinter? und b) Wie lassen sich die Leute retten, die dem Nebel ausgesetzt wurden (also, ohne dass sie alle paar Stunden frisches Blut bekommen müssen)?
Zu a) bietet sich aus Mangel an weiteren Bösewichten zunächst Peng an. Was die Motive angeht, erscheint das alles allerdings noch sehr schleierhaft. Schließlich besteht ein großes Risiko, dass die mutierte Form des Virus die ganze Pandemie erneut startet und man sich somit ein Eigentor schießt. Es sei denn natürlich, man hat ein Gegenmittel…
Zu b) wäre eine Rückkehr von Dr. Scott (Rhona Mitra) vonnöten, denn Doc Rios (Maximiliano Hernández) wird wohl kaum in der Lage sein, hier weiterzuhelfen. Aber Rachel ist bekanntlich tot, womit Chandler nur bleibt, weiter nach der Ursache zu suchen und dort vielleicht eine Lösung für das Problem zu erhalten.

Fazit: Nicht gerade die überzeugendste Folge der Staffel, auch wenn sich einige Fortschritte verbuchen lassen. Zu schnell wird Takehaya in die Reihen der Verbündeten aufgenommen und zu spannungsarm wirkt die erneute Durchquerung eines Minenfelds. Dafür lassen sich allerdings neue Hinweise in Bezug auf das mutierte Virus verzeichnen und es dürfte auch interessant werden, wie die Lage in St. Louis sich jetzt entwickelt.

6/10
 
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