The Last Ship S03E08 - Sea Change

Clive77

Serial Watcher
In der Folge "Sea Change" der US-Serie The Last Ship kommen unsere Protagonisten den geheimen Plänen des chinesischen Präsidenten einen großen Schritt näher. In St. Louis übernimmt derweil Vize-Präsident Howard Oliver das Ruder und sorgt für eine möglicherweise folgenschwere Kursänderung.

Der neue Präsident
Nachdem Michener (Mark Moses) letzte Woche Selbstmord beging, tritt Vize-Präsident Howard Oliver (John Cothrane) dessen Nachfolge an. Oliver lässt Chandler (Eric Dane), der in Sachen Peng (Fernando Chien) weiter nachforschen will, vorerst freie Hand, womit sich in Übersee durch den Nachfolger keine Hindernisse ergeben. Der neue Präsident ist lediglich interessiert daran, Videomaterial von den befreiten Geiseln zu bekommen – was nach wie vor ein Problem darstellt. Kara (Marissa Neitling) muss derweil erkennen, dass ihre Meinung nicht mehr gefragt ist.
Micheners Tod hat uns rätseln lassen, wer die Nachfolge antreten würde und inwiefern sich die Dinge in St. Louis ändern würden. Die Autoren zaubern hier einen uns bislang unbekannten Charakter – Howard Oliver, amtierender Vize-Präsident – aus dem Hut. Während wir bei vielen der uns bekannten Figuren aus Micheners Stab bereits wissen oder ahnen, wie sie an Micheners Stelle agieren würden, ist Oliver ein noch unbeschriebenes Blatt. Allerdings zeigt er schon gleich in seiner ersten Folge Führungsqualitäten, indem er sehr bestimmt Entscheidungen trifft, die ihm notwendig erscheinen.
Das Problem mit den Unruhen geht er an, indem er einige von Micheners Anordnungen wieder rückgängig macht oder es zumindest in Erwägung zieht, wie sich aus seinem Vorgehen schließen lässt. Zwar äußert Kara ernste Bedenken, was das Umschwenken (besonders in Bezug auf die Rationierung) angeht und versucht, Micheners Entscheidungen zu verteidigen, aber Allison Shaw (Elisabeth Röhm) macht ihr einen Strich durch die Rechnung.
Es ist schon ein herber Brocken, den Kara diese Woche schlucken muss – und das, wo sie erst letzte Woche den Präsidenten tot aufgefunden hat. Nachdem sie ihre Ansicht preisgegeben hat, ist sie jedenfalls raus aus der Beraterrunde des neuen Präsidenten (jedenfalls in nicht-militärischen Angelegenheiten) und die regionalen Anführer wittern sogleich ihre Chance, die von ihnen gewollten Veränderungen herbeizuführen. Von Allision erfahren wir derweil, dass sie Micheners Ausweg als „easy way out“ empfindet – da schwingt in ihrer neuen Vorgehensweise schon eine große Portion Trotz mit, was einerseits verständlich, andererseits aber auch etwas irrational in der Tragweite erscheint.
Es bleibt somit fraglich, wohin sich die Situation in den Staaten entwickeln wird. Oliver macht zwar einen soliden Eindruck, aber er muss vorsichtig sein und die möglichen Folgen seines Handelns dabei im Auge behalten. Rein spekulativ betrachtet könnte sich die Lage hier derart zuspitzen, dass die USS Nathan James bei ihrer Rückkehr in die Heimat in die nächste Krise schippert – Material für die vierte Staffel?
Zuletzt sei noch angemerkt, dass Videoübertragungen noch immer nicht gelingen – ein (weiteres) Problem, welches Kara lösen soll und uns schon seit Staffelbeginn immer wieder aufgezeigt wird. Hat auch hier Peng seine Finger im Spiel? Denn immerhin scheint er ja keinerlei Probleme zu haben, seine Mitleidsbekundung über Micheners Tod zu verbreiten.

Pengs Plänen auf der Spur
In Asien macht sich die USS Nathan James derweil nach Shanzhai auf (nachdem man Tom davon abbringen konnte, Pengs Behausung direkt mit ein paar Tomahawks zu ebnen), aber Peng ist unseren Protagonisten mal wieder einen Schritt voraus und hat den Ort in Schutt und Asche legen lassen. Takehaya (Hiroyuki Sanada) kann erneut weiterhelfen und so gelangen Chandler & Co. schließlich zu Wu Ming (Allen Theosky Rowe), wo uns die größere Actionsequenz der Episode erwartet.
Mit der Spurensuche hält man sich hier nicht großartig auf, sondern schreitet zügig voran, was durchaus zu gefallen weiß. Die Kämpfe verlieren allerdings langsam ihren Reiz, wenn sie so „sauber“ wie hier ablaufen. So ziemlich jeder Schuss der Amerikaner sitzt und der chinesische Widerstand (in dessen Fängen sich Wu und dessen Familie befinden) schwindet im Nu dahin. Selbst der Kampf zwischen Wolf (Bren Foster) und Lau Hu (Stephen Oyoung), der gewohnt gut in Szene gesetzt wurde, hatte etwas von einem Standard-Prozedere – denn komischerweise ist es fast immer Wolf, der sich (obendrein meist als einziger) im Nahkampf behaupten muss. Etwas Abwechslung in Form von Seegefechten wäre hier wünschenswert.
Jedenfalls findet unsere Truppe in Wus Behausung die nächste Spur und es gelingt ihnen, eines der mit einem schwarzen Punkt markierten Boote ausfindig zu machen, die in Pengs Auftrag unterwegs sind. Wer hier allerdings auf etwas Action zur See gehofft hatte, muss sich mit ein paar Warnschüssen zufriedengeben. Dafür waren die Schiffsdurchsuchung und die Befragung des Schmugglers mal etwas erfrischend Anderes - und teilweise recht amüsant mit anzusehen.
Zusammen mit den Nachforschungen von Doc Rios (Maximiliano Hernández), der wichtige Informationen aus Dr. Scotts (Rhona Mitra) Unterlagen heranziehen konnte, ergibt sich hier ein klares Bild davon, was Peng geplant hat. Das Zauberwort lautet Genozid. Und zwar an all jenen, die das Heilmittel bislang noch nicht erhalten haben (womit sich auch erklärt, weshalb er es vor weiten Teile der Bevölkerung unter Verschluss hält). Der grüne Nebel, den Kyoko (Ayako Fujitani) letzte Woche erwähnte, haben die Japaner also Peng zu verdanken – und die Koreaner sollen die nächsten sein, sofern es unseren Helden nicht gelingt, vorher einzugreifen.
Wie sich das Puzzle hier Stück für Stück zusammenfügt, ist schon sehr nett mit anzusehen. Fraglich ist allerdings noch, welches Motiv Peng hat. Weshalb so viele Völker ausrotten, nachdem die Pandemie doch sämtliche Reihen schon bedeutend gelichtet hat? Ist er einfach nur wahnsinnig oder steckt eine ganz bestimmte (vielleicht sogar bis zu einem gewissen Punkt nachvollziehbare) Absicht hinter seinen Plänen?
In Bezug auf das veränderte Virus wurden uns ebenfalls Erklärungen geliefert, die insgesamt recht zufriedenstellend wirken. Es ist also nicht mutiert, sondern lediglich für das Heilmittel nicht mehr zugänglich, nachdem man dem grünen Nebel ausgesetzt wurde. Weshalb aber Bluttransfusionen von Geheilten die Symptome lindern und den Patienten vorübergehend helfen, bleibt fraglich. Der Rezensent ist zwar weder Mediziner noch Virologe, aber der helfende „intravenöse Vampirismus“ wirkt doch arg konstruiert (zumal die Geheilten ja auch bloß das Heilmittel im Blut haben). Naja, vielleicht liefert uns Doc Rios da noch eine Erklärung oder kann daraus irgendwelche Schlüsse ziehen, die zu einer dauerhaften Heilung von Leuten wie Takehaya und Kyoko führen.
Der USS Nathan James steht jedenfalls noch einiges bevor, wenn sie Pengs Pläne durchkreuzen wollen. Und die Zeit drängt. Der Angriff auf die Koreaner ist bereits befohlen und wer weiß schon, wo überall Peng seine Raketen in Stellung gebracht hat? Vielleicht wäre es doch keine so schlechte Idee, Tom ein wenig mit seinen Tomahawks spielen zu lassen…

Fazit: "Sea Change" liefert eine Menge Erklärungen und zeigt dabei das Ausmaß der Bedrohung auf, die von Peng ausgeht. Es bleibt somit weiterhin spannend, ob und wie unsere Protagonisten die Pläne des chinesischen Präsidenten durchkreuzen werden. Auch in St. Louis und dem Rest der Vereinigten Staaten bleibt die Lage vorerst angespannt. Allerdings ist die Folge nicht frei von Mängeln und der Unterhaltungsfaktor wird ein wenig dadurch getrübt, dass die größere Actionsequenz mittlerweile zum Schema F gehört.

6,5/10
 
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