The Last Ship S03E09 - Paradise

Clive77

Serial Watcher
In der Folge "Paradise" der US-Serie The Last Ship folgt die USS Nathan James weiterhin den Spuren von Pengs Massenvernichtungswaffe und gerät in eine Falle. Derweil kommt Kara in St. Louis einem großen Geheimnis auf die Spur, bevor die Lage eskaliert.

Paradise
Mit dem neu erlangten Wissen um Pengs (Fernando Chien) Vorhaben, ganze Bevölkerungen auszulöschen, machen sich Chandler (Eric Dane) und der Rest der USS Nathan James auf den Weg zur Produktionsstätte des „grünen Nebels“. Es gilt, Peng nachzuweisen, dass er Böses im Schilde führt und einen weiteren Genozid wie den in Japan zu verhindern.
Präsident Oliver (John Cothrane) macht dabei anfangs deutlich, dass Tom schon handfeste Beweise liefern muss, um ihn von den sinisteren Zielen Pengs zu überzeugen. Oliver hebt sich damit ein bisschen von Michener (Mark Moses) ab, der stets geneigt war, Tom vollends zu vertrauen und die jeweiligen Missionen weniger hinterfragte. Mit Blick auf das Ende der Episode bleibt allerdings abzuwarten, inwiefern der neue Präsident das nötige Rückgrat hat, um der neuen Krise in St. Louis Herr zu werden.
Im titelgebenden "Paradise" dürfen wir unserem Standard-Team aus Tom, Sara (Bridget Regan), Danny (Travis Van Winkle) und Wolf (Bren Foster) dabei zuschauen, wie sie auf Kanoa (Alain Uy) treffen und kurz (wirklich nur sehr kurz) an der Nase herumgeführt werden. Ein Mädchen steckt ihnen aber schnell, dass die Lage nicht so rosig ist, wie es zunächst den Anschein hat.
Es gibt in der Serie stets Folgen, die ein wenig langsam wirken, während sich in anderen Episoden die Handlung geradezu überschlägt. In diesem Fall wäre es wünschenswert gewesen, sich etwas mehr Zeit bei der Erkundung der Insel zu lassen. Tom & Co. ziehen offensichtlich keinen Moment in Erwägung, dass Kanoa die Wahrheit berichtet. Hätte man unsere Protagonisten ernsthaft zweifeln lassen, wäre die Überraschung (die somit im Grunde genommen keine war) besser gelungen. Man hätte die Folge beispielsweise dafür nutzen können, Chandler & Co. zunächst in eine Sackgasse zu führen – weitere Anhaltspunkte hatten sie schließlich nicht – und erst gegen Ende mit der Enthüllung der echten Fabrik und der üblichen Actioneinlage aufwarten können. Spannungstechnisch wäre das überzeugender gewesen als schon nach wenigen Minuten die Lage zu klären und unsere Protagonisten flugs in die nächste Falle zu schicken.
Aber gut, dem Tempo ist es natürlich dienlich, dass hier ein Gang hochgeschaltet wird. Und ganz ohne (kleine) Überraschung werden wir nicht abgespeist, denn der „grüne Nebel“ befindet sich bereits auf dem Weg nach Korea, womit die Zeit drängt, um den chinesischen Zerstörer abzufangen. Unterm Strich ist der Ausflug ins „Paradies“ aber dennoch etwas zu kurz geraten und dient lediglich als Sprungschanze zum „richtigen“ Gefecht.

Die große Falle
Takehaya (Hiroyuki Sanada) bleibt weiterhin eine wichtige Figur, wenn es darum geht, nützliche Informationen preiszugeben. Kann gut sein, dass Tom auch demnächst auf seinen Rat (und eventuell auf die erwähnte Verstärkung) zurückgreifen muss. Die Lage des Japaners sieht dabei allerdings nicht so rosig aus, denn die Transfusionen verlieren allmählich ihre Wirkung. Könnte man auf Dr. Scott (Rhona Mitra) zurückgreifen, hätte man hier die Möglichkeit, einen weiteren recht spannenden Handlungsstrang um die Suche nach einem Gegenmittel zum Gegenmittel der Heilung zu suchen – aber leider ist diese Option nicht mehr gegeben (es ist jedenfalls sehr unwahrscheinlich, dass uns hier noch eine Überraschung erwartet).
Dafür darf Takehaya aber den wahrscheinlichsten Weg des chinesischen Zerstörers aufzeigen und schickt damit die USS Nathan James sowie die anderen beiden US-Kriegsschiffe (unbewusst) in eine Falle. Hier fügt sich dann auch einiges zusammen, was vorher noch rätselhaft erschien (mehr dazu weiter unten). Denn gerade als die US-Schiffe die „Sea Dragon“ ins Visier nehmen, müssen sie tüchtig einstecken. Sehr wuchtig sieht der chinesische Gegenschlag aus, der die drei US-Schiffe überraschend trifft.
Technisch gesehen war der Angriff auf die drei Schiffe ein kleines Highlight – vor allem der Einschlag in der Brücke der Nathan James sah fantastisch aus und ließ dem Rezensenten ein „Oh shit!“ über die Lippen gleiten. Die Sequenz, in der wir den abgefeuerten chinesischen Geschossen folgten, sah dafür allerdings recht billig (animiert) aus, was in Anbetracht der anderen Szenen sehr schade ist. Aber hey, endlich gab es mal wieder eine gute Portion Action auf See – da drückt man gerne ein Auge zu. Zumal die Verluste auf amerikanischer Seite deutlich spürbar sind – die Shackleton sinkt (keine Überlebende), die Hayward ist schwer angeschlagen (steht nicht mehr zur Verfügung) und die James hat ebenfalls einiges einstecken müssen, auch wenn sie noch (erwartungsgemäß) am glimpflichsten davonkam.
Die Bilder der Verwundeten (sowohl kurz nach Einschlag auf der Brücker der James als auch hinterher) wirken zwar ein wenig expositorisch, aber das war schon in Ordnung. Peng darf sich allerdings ärgern, denn trotz der Falle und den Verlusten auf US-Seite konnte die „Sea Dragon“ versenkt werden – womit Korea sicher sein dürfte (es sei denn, er hat seine Waffen vorher auf ein anderes Schiff verladen lassen – aber falls dies der Fall sein sollte, werden wir das erst nächste Woche erfahren).
Auf jeden Fall hat die Serie hier eine sehr wuchtige Einlage geboten, die in Verbindung mit den Ereignissen in St. Louis durchaus als Highlight angesehen werden kann. Die USS Nathan James ist jetzt wieder „The Last Ship“ in den Gewässern und wir können mit Spannung erwarten, was Tom und seiner Mannschaft nächste Woche bevorsteht.

St. Louis
In den Vorwochen hatte sich bereits ein großer Umschwung in den Vereinigten Staaten angedeutet. Einige der bedeutenderen Puzzleteile fügen sich diese Woche zusammen, was nicht zuletzt daran liegt, dass Kara (Marissa Neitling) mit der Hilfe von Dennis (Drew Fonteiro) herausfinden kann, weshalb die Videosignale blockiert werden.
Der große Knüller ist mit Sicherheit, dass wir erfahren, weshalb Pengs Truppen stets dort aufgekreuzt sind, wo Chandler & Co. im Einsatz waren. In St. Louis ist also jemand bemüht, Peng mit Informationen zu versorgen und möchte den chinesischen Präsidenten erfolgreich sehen, wenn es darum geht, Tom Steine in den Weg zu legen und andere Völker auszulöschen. Wer genau hier die Finger im Spiel hat, wird zwar noch nicht offenbart, aber unsere Vermutungen dürften nach dem Ende der Episode in eine eindeutige Richtung fallen. WTF?
Auffällig ist zunächst Alex Rivera (Nestor Serrano), der hier einen gelungenen Red Hering abgibt. Er schnüffelt in Karas Akten herum und verhält sich auch sonst die ganze Folge über verdächtig (ganz zu schweigen davon, dass er Michener gegenüber stets andere Ansichten vertrat). Aber ganz so leicht macht es uns The Last Ship nicht – was positiv zu vermerken ist.
Stattdessen entpuppt sich Allison (Elisabeth Röhm) als üble Zeitgenossin. Etwas schade ist vielleicht, dass wir ihre Absichten nicht so ganz nachvollziehen können (also, die Frage danach, weshalb sie jetzt den gewählten Weg einschlägt, wird nicht gut genug beantwortet). Sie stand doch stets zu Michener. Woher also der Umschwung (zumal sie ja andeutet, dass es doch kein Selbstmord war)?
Außerdem bemerkenswert: Für eine Serie, der stets angelastet wird, sie sei zu „amerikanisch“, Pathos-getränkt und würde die Amerikaner in zu großem Maße als die Guten dastehen lassen, wirkt "Paradise" mit der Wandlung in dieser Folge sehr antiamerikanisch. Militärdiktaturen in den (verbleibenden) Bundesstaaten, der Präsident wird kaltgestellt, mögliche Gegner werden hinterrücks beseitigt – nicht gerade die Vorstellung von einem demokratischen Staat. Obendrein noch die Tatsache, dass Peng mit seinem Genozid-Vorhaben unterstützt wird beziehungsweise die Idee dazu möglicherweise aus den Staaten kam und erzwungen wurde. Übler geht es kaum. Ob Kara oder Oliver die Möglichkeit bekommen werden, etwas dagegen zu unternehmen? Fraglich.
Wer hätte schon angenommen, dass sich das Blatt derart wenden könnte? Klar, etwas hat sich schon lange angedeutet. Aber sowas? Hatte wohl kaum einer auf dem Plan. Und Tom Chandler schwimmt zurzeit in asiatischen Gewässern herum, fernab von der Heimat und in Funkstille. Seine Priorität wird zunächst sein, Peng und die Folgen des „grünen Nebels“ aufzuhalten – aber sobald er wieder Kontakt mit den Staaten aufnimmt, werden sich seine Prioritäten vielleicht ändern. Abwarten.

Fazit: Keine perfekte Folge, denn dazu wurden ein paar Möglichkeiten zu Gunsten des höheren Tempos verschenkt. Aber was hier aufgefahren wurde, lässt sich schon fast als Gamechanger bezeichnen, denn der Blickwinkel richtet sich jetzt nicht mehr nur auf den fernen Osten, sondern auf die Staaten selbst. Es ist und bleibt spannend, wie sich die Lage entwickeln wird.

9/10
 
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