The Last Ship S03E10 - Scuttle

Clive77

Serial Watcher
In der Folge "Scuttle" der US-Serie The Last Ship wird die Lage für Kara und nebenbei der gesamten amerikanischen Bevölkerung langsam aber sicher brenzlig. Die USS Nathan James erreicht derweil eine Nachricht aus der Heimat, die Tom und den Rest der Crew in eine missliche Lage bringt.

Umschwung in St. Louis und dem Rest der Staaten
Präsident Oliver (John Cothrane) verkündet einige der drastischen Änderungen, die Allison Shaw (Elisabeth Röhm) ihm aufgezwungen hat. Das macht nicht nur den Reporter Jacob Barnes (Devon Gummersall) äußerst skeptisch, der kurz darauf von Kara (Marissa Neitling) kontaktiert und mit dem noch größeren Ausmaß der Verschwörung konfrontiert wird. Die beiden versuchen herauszufinden, wie der große Plan hinter den bereits verkündeten Änderungen aussieht und decken dabei Unglaubliches auf.
Wie sich letzte Woche bereits angedeutet hat, nimmt der Handlungsstrang in St. Louis jetzt einen bedeutend größeren Teil der Episoden ein. Kara steht momentan mit dem Rücken zur Wand, aber sie verliert dabei nicht den Kopf. Statt Allison zu vertrauen, wartet sie außerhalb des Diners, ob diese tatsächlich auftaucht – und erfährt dadurch, dass Madame Shaw eine der Strippenzieherinnnen hinter der Ermordung von Rivera (Nestor Serrano) und Senator William Beatty (H. Richard Greene) ist.
Daraufhin kontaktiert sie Barnes und die ehemaligen Kontrahenten (schließlich war James stets skeptisch, was Micheners (Mark Moses) Pläne anging) arbeiten zusammen. Auch Dennis (Drew Fonteiro), der eine nicht unbedeutende Rolle bei der Aufklärung des mysteriösen Signals gespielt hat, wird aktiviert, um die beiden mit wichtigen Informationen versorgen. Das Schöne daran ist, dass die guten Figuren hier nachvollziehbar agieren, die nötige Vorsicht an den Tag legen und so zumindest die Chance haben, Gegenmaßnahmen zu ergreifen. Der Rezensent würde übrigens darauf wetten, dass Kara und Jacob gerade auf dem Weg zu Tex (John Piper-Ferguson) sind – unklar ist allerdings, wie die angestrebten Gegenmaßnahmen aussehen werden, denn der Plan von Shaw & Co. ist bereits in vollem Gange.
Dass bereits Mauern um die jeweiligen Bundesstaaten errichtet werden beziehungsweise wurden, bereitet allerdings schon einige Kopfschmerzen – wurde das alles bereits hinter Micheners Rücken angegangen? Und niemand hat es mitbekommen? Und gut, Beatty war das alles zuviel. Aber weshalb im stillen Kämmerlein bloß mit Rivera drüber sprechen? Wenn er Bauchschmerzen hatte, wäre es doch besser, er hängt die Pläne an die große Glocke. Da würden die Unruhen dann wenigstens in die richtige Richtung gehen.
Ein weiterer Minuspunkt ist nach wie vor die Motivation von Allison Shaw. Offensichtlich gefallen ihr die Genozid-Pläne von Peng (Fernando Chien), die sie erst durch Chandlers (Eric Dane) Einsätze erfahren hat (!), auch nicht. Trotzdem ist sie aber Feuer und Flamme für die Aufteilung der Staaten unter den regionalen Führern und setzt diese Woche sogar Oliver mit dem Leben seiner Angehörigen unter Druck, um Chandler seines Kommandos zu entheben. Dabei ist sie (wie uns in einem kleinen Gespräch gezeigt wurde) keineswegs das Ende der Fahnenstange. Ihre Motivation bleibt somit weiterhin ein Rätsel, zumal damit auch die Ermordung von Präsident Michener einherging.
Unterm Strich bleibt es aber spannend, wie die Lage sich hier entwickeln wird und ob es Kara gelingen wird, etwas zu bewirken. Momentan sieht es allerdings sehr aussichtslos aus – was auch immer sie vorhat, ihr wird nicht viel Zeit bleiben, um das Schlimmste zu verhindern.

USS Nathan James
Dass mit Captain Joseph Meylan (Emerson Brooks) nicht gut Kirschen essen ist, wurde uns letzte Woche schon angedeutet. Die Lage spitzt sich weiter zu, nachdem Tom erneut auf Takehaya (Hiroyuki Sanada) und dessen Verbündete zurückgreift, um Pengs Aufenthaltsort ausfindig zu machen – und als Bezahlung Teile der Rationen anbietet, die langsam knapp werden.
Beachtlich ist dabei, dass wir Meylans Skepsis nachvollziehen können. Die Deals, die Chandler macht, sehen (von außen betrachtet) keineswegs koscher aus. Zwar erscheinen Toms Pläne, Peng ein für alle Mal das Handwerk zu legen, durchaus plausibel. Aber wir können ebenso verstehen, wenn Meylan lieber erstmal gen Heimat schippern will. Obwohl alle im gleichen Boot sitzen, sind hier Spannungen vorprogrammiert – und die werden diese Woche ziemlich gut genutzt.
Eine erste Eskalation bahnt sich an, als die Order vom Präsidenten die USS Nathan James erreicht, die Tom sogleich mit „the White House has been compromised“ kommentiert. Meylan sieht das aber anders (teilweise vielleicht schon verdächtig anders und als Zuschauer fragt man sich das eine oder andere Mal, ob er nicht über die Pläne der Verschwörer daheim Bescheid weiß) und überraschenderweise bleibt eine große Konfrontation aus, denn Chandler akzeptiert (scheinbar), was da über Funk vermittelt wurde.
Auch wenn die Action diese Woche beinahe komplett ausblieb, war die Spannung deutlich spürbar. Würden Slattery (Adam Baldwin) und die anderen so einfach akzeptieren, was da aus St. Louis an Befehlen kam? Der Episode blieb hier vorerst die Wahl zwischen zwei Richtungen. Eine Möglichkeit wäre gewesen, Tom in die improvisierte Gerichtsverhandlung zu schicken und diese zu gewinnen (wie auch immer). Das wäre vielleicht nicht uninteressant gewesen, weil man in diesem Fall womöglich Meylan hätte überzeugen können, zusammen mit unseren Hauptprotagonisten an einem Strang zu ziehen. Andererseits wäre eine solche Verhandlung aber auch geprägt von Rückblicken gewesen, was nicht gerade das ist, worauf wir gespannt sind.
Entschieden hat man sich für Möglichkeit zwei, die sich etwas kontroverser diskutieren lässt. So wird die Gerichtsverhandlung bloß als Ablenkung benutzt, um schließlich Meylan und dessen Untergebene wegzusperren und den ursprünglichen Plan aufnehmen zu können. Der Haken an der Sache ist nun, dass sich leicht der Eindruck gewinnen lässt, Tom würde nur die Befehle akzeptieren, die ihm passen und dass er für den „Verrat“, den er hier begeht, nicht zur Rechenschaft gezogen werden muss (weil er ja richtig liegt). Aber so einfach sollte man ihm die Sache hier nicht machen. Selbst wenn er richtig liegen sollte (was wir bereits wissen), hat er (sowie seine Crew) die militärische Struktur ignoriert, die uns im Verlauf der Serie immer wieder aufgezeigt wurde. Wie aber sollen wir als Zuschauer das gutheißen, wenn selbst Figuren wie Takehaya oder Dr. Rachel Scott (Rhona Mitra) die Konsequenzen ihres unrechtmäßigen Handelns tragen soll(t)en – was ja gerade Tom nicht müde wird beziehungsweise wurde, zu betonen?
Unterm Strich wissen wir zwar, dass die Mannschaft der USS Nathan James hier richtig liegt – aber handfeste Beweise haben sie dafür nicht, weshalb die Übernahme Konsequenzen haben sollte. Sonst könnte ja jeder behaupten, dass ein Befehl von oben falsch ist. Begründeter Verdacht hin oder her.
Aber selbst wenn das Thema später nicht mehr aufgegriffen wird (nachdem Chandler seine Mission erfüllt hat), bleiben die Ereignisse dieser Woche auf der James eine spannende Angelegenheit, die mit einem Minimum an Action für eine dichte Atmosphäre sorgte. Da stört es auch nicht, wenn Tom in seinem Eröffnungsplädoyer abermals auf Pathos setzt.

Fazit: Eine weitere gelungene Folge, was sowohl für die Handlung in St. Louis als auch für die Ereignisse zur See gilt. The Last Ship bleibt auf Kurs und weicht den Flauten aus. Möge der Endspurt zum Staffelfinale beginnen.

8/10
 
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