The Last Ship S03E11 - Legacy

Clive77

Serial Watcher
In der Folge "Legacy" der US-Serie The Last Ship wird ein großer Handlungsstrang abgeschlossen, womit aber die Probleme noch lange nicht aus der Welt sind. Während es ein Wiedersehen mit einer bekannten Figur gibt, geht auch der Sensenmann um und lichtet die Reihen.

Showdown in Tokio
Nachdem Tom Chandler (Eric Dane) sich letzte Woche mit der Hilfe von Slattery (Adam Baldwin) und den anderen gegen Captain Joseph Meylan (Emerson Brooks) durchsetzen konnte, stellte sich die Frage, wohin es die Crew der USS Nathan James als nächstes verschlägt. Die Antwort liefert erneut Takehaya (Hiroyuki Sanada), dessen Leute in Erfahrung gebracht haben, dass Peng (Fernando Chien) es als nächstes auf das japanische Nationalarchiv abgesehen hat – wo die wichtigsten Kulturschätze der Nation gelagert werden.
Die Zielsetzung Pengs, sich mit Genozid alleine nicht zufrieden zu geben, sondern auch jegliche historischen Güter und Dokumente der japanischen Nation vernichten zu wollen, ist eine recht merkwürdige Prämisse für den chinesischen Präsidenten. Klar, als eine Art i-Tüpfelchen und zur Betonung der vollständigen Auslöschung der mit dem grünen Nebel anvisierten „Gegner“ passt diese Zielsetzung ganz gut ins Bild. Dennoch wäre es wohl überzeugender gewesen, wenn Peng noch eine zweite Produktionsstätte für seine Massenvernichtungswaffe gehabt hätte oder sich daran gemacht hätte, eine neue aufzubauen – denn nach dem Fehlschlag von letzter Woche hätte er momentan kein Mittel gegen die ebenfalls verhassten Koreaner und die ganzen anderen Völker, die er noch vom Antlitz der Erde radieren möchte (er hatte zwar noch ein paar der tödlichen Raketen, aber weit wäre er damit wohl nicht gekommen). Warum sich also mit etwas aufhalten, was man auch später noch erledigen kann?
Aber gut, der springende Punkt war eigentlich nur, dass Chandler erfährt, wo sich Peng befindet und endlich zum lange erwarteten Schlag ausholt, um dessen Treiben ein Ende zu bereiten. Der Anfang war hier recht gelungen, zumal Tom bei der Erläuterung des Plans betont, dass wirklich jeder Teil funktionieren muss und mit dem unentdeckten zweiten chinesischen Zerstörer noch eine Art Überraschungsjoker in Pengs Hinterhand lag – das Blatt hätte sich also ab Start der neuesten Mission jederzeit wenden können.
Hat es unterm Strich aber nicht. Slattery gelingt es in Windeseile und ohne große Probleme, den ersten Zerstörer einzunehmen, während Toms Truppen (unter anderem die übliche Konstellation) munter gegen den Widerstand zu Lande vorgehen – wie so oft ohne wesentliche Verluste, während die chinesischen Soldaten wie die Fliegen zu Boden gehen. Das war das altbekannte Schema F und relativ überraschungsfrei. Zählen könnte man hier höchstens den Moment, als tatsächlich der zweite Zerstörer über Funk auftaucht und Ärger macht – aber auch dieses Problem wurde zu schnell und zu spannungsarm aus der Welt geschafft. Oder hat sich wirklich jemand Sorgen um die Leute am Nationalarchiv gemacht als die Raketen abgefeuert wurden?
Die Krönung war aber, als Slattery der fremden Sprache trotzend seinerseits das neu aufgetauchte feindliche Schiff unter Beschuss nahm und direkt Erfolg hatte. Haben die chinesischen Kriegsschiffe etwa keine Abwehrmaßnahmen für solche Fälle? Zur Erinnerung: Der Nathan James war es kurz vorher noch gelungen, gleich drei Raketen abzufangen bevor sie ihr Ziel erreichten – und das, obwohl die James nicht das Ziel der Raketen war und vom Abschuss ebenso überrascht wurde wie der zweite chinesische Zerstörer kurze Zeit später durch Slattery. An der Spannung hätte man in diesem Teil der Episode jedenfalls noch deutlich drehen können oder gar müssen. Schließlich fand hier ein Showdown statt und der wird natürlich abgeschwächt, wenn die Guten zu leichtes Spiel gegen die Bösen haben.
Was allerdings gut funktioniert hat, war das Verhältnis zwischen Chandler und Meylan. Anfangs noch angespannt, konnte man deutlich merken wie Meylan im Verlauf der Folge seine Ansichten ändert und erkennt, dass Tom richtig handelt (vor allem mit Blick auf die letzten Minuten der Episode).
Halbwegs gut war die Art und Weise, wie Peng schließlich ins Jenseits geschickt wurde. Der Kampf zwischen ihm und Takehaya war zwar nicht perfekt und es ließ sich vorhersehen, dass die beiden sich gegenüberstehen würden (warum sonst hätte man Takehaya überhaupt mit auf die Mission genommen?), aber hier ließ sich nicht unbedingt erwarten, wer als Sieger hervorgehen würde. In Anbetracht der Tatsache, dass noch zwei Episoden dieser Staffel offen sind, wäre es gut denkbar gewesen, dass Peng noch einmal entkommt und Takehaya ein tragisches Ende findet – eigentlich der zu erwartende dramatische Tiefschlag vor einem Finale.
So ganz schmecken will der Ausgang des Kampfes und vor allem Takehayas Abgang aus der Serie dennoch nicht. Nachdem er Peng besiegt hat und schwer verletzt wurde, entscheidet er sich dazu, auf japanischem Boden zu bleiben, um dort zu sterben. Hat er etwa seine Familie in diesem Moment vergessen? Was ist mit Frau und Kind? Sind die ihm plötzlich egal? Abgesehen davon fällt damit auch noch ein potenzieller Handlungsstrang um die Suche nach einer Heilung für Takehaya und Kyoko (Ayako Fujitani) weg. Irgendwie schade.
Insgesamt hätte man sich mehr vom gesamten Handlungsbogen in Fernost gewünscht. Ein ordentlicher Showdown sieht jedenfalls anders aus. Stattdessen bleibt nun der Eindruck, man hätte hier auf die Schnelle alles aufgelöst, was irgendwie geht, um sich nun komplett auf die Ereignisse in den Staaten konzentrieren zu können. Peng weg, Takehaya weg, Kyoko weg und obendrein verlässt auch noch Jesse (Dichen Lachman) unser „letztes Schiff“ – womit wir uns jetzt sicher sein können, dass auch sie keine wichtige Rolle mehr spielen wird (was ja zu Beginn der Staffel noch ganz anders aussah).

In den Staaten
Die Ereignisse in den Staaten wissen dafür besser zu gefallen. Kara (Marissa Neitling) will sich in der Tat mit Tex (John Piper-Ferguson) treffen und unsere lang vermisste Figur mit dem leicht ruppigen Charme taucht schon in den ersten Sekunden der Episode wieder auf. Tex‘ Rückkehr wird schon zu Beginn ein deutlicher Pluspunkt, wobei wir eine passende Erklärung dazu bekommen, was er die letzte Zeit so gemacht hat und er im Gegensatz zu Kara und Jacob (Devon Gummersall) auch direkt zur Tat schreitet. Wobei, im Prinzip hätte es auch gereicht, wenn Kara ihm ganz simpel eine Nachricht hätte zukommen lassen und die beiden ein Treffen in St. Louis ausgemacht hätten (da hätte man sich auch nicht fragen brauchen, wie sie allesamt durch die bereits errichteten Mauern zurück nach St. Louis gelangten).
Tex ist jedenfalls im Bilde darüber, was Roberta Price (Lucy Butler) und die anderen regionalen Anführer vorhaben und hat sich bereits dagegengestellt. Zusammen mit ihm und seinen Leuten versuchen Kara und Jacob, Präsident Oliver (John Cothrane) davon abzuhalten, eine fatale Rede im Auftrag von Allison Shaw (Elisabeth Röhm) zu geben, die das Ende der Vereinigten Staaten bedeuten würde.
Die Aktion, durch die sie Oliver aus den Fängen von Shaw freischlagen können, wirkt weitaus spannender, ist besser inszeniert und hat durch den Verlust von Jacob und Allisons abschließender Rede an die Nation eine weitaus dramatischere Wirkung als vieles in Fernost. Zu beklagen gibt es bloß, dass Kara ihre Chance nicht wahrnahm, als sie die Möglichkeit hatte, Allison zu erschießen. Denn auch wenn ihr Zögern uns zeigen soll, dass sie als eine der guten Figuren Probleme damit hat, jemanden eiskalt zu töten, so dürfte ihr zu diesem Zeitpunkt doch klar sein, welche Agenda Madame Shaw verfolgt (ganz zu schweigen davon, dass sie bereits mitbekommen hat, dass die Frau über Leichen geht).
Unterm Strich war dieser Teil der Episode der Kernpunkt, der sich übrigens durch Pengs letzte Worte an Chandler auch auf die USS Nathan James auswirkte, alle Beteiligten ins Bild setzte und zur Heimreise veranlasste. Etwas schade ist der Verlust von Jacob Barnes, der auch leicht unnötig wirkte – wäre es nicht sinnvoller für Shaw gewesen, ihn befragen zu lassen, wohin Tex, Kara, Oliver und die anderen geflohen sind? Sein (ziemlich sicherer) Tod wirkte da leicht voreilig.
Was sich nach dieser Episode sicher sagen lässt, ist jedenfalls, dass sich die kommenden Ereignisse darum drehen werden, das zu retten, was von den Vereinigten Staaten noch übrig ist. Eine interessante Prämisse, die sich nicht so einfach von einem Schiff aus erledigen lässt und mit Sicherheit nicht in den kommenden zwei Folgen gelöst wird. Zum Glück ist die vierte Staffel bereits bestellt.

Fazit: Trotz des Showdowns in Fernost, der unter anderen Umständen ein gutes Staffelfinale hätte abgeben können, bleibt es bei einer etwas mehr als durchschnittlichen Folge. Zu hektisch wird die Geschichte um Pengs Machenschaften zu Ende geführt und lässt nebenbei ein paar der interessanten Kandidaten von der Bühne gehen. Die Rückkehr von Tex und die Ereignisse in den USA bringen aber gute Fahrt in die Handlung und wiegen einige der negativen Punkte wieder auf. Zumal uns Peng auch bestätigt hat, dass der Tod von Michener und die Attacken auf Chandler von langer Hand geplant waren. Es bleibt somit spannend auf The Last Ship.

7/10
 
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