The Blacklist S04E01 - Esteban

Clive77

Serial Watcher
Mit der Folge "Esteban" meldet sich die US-Serie The Blacklist aus der Sommerpause zurück und macht dort weiter, wo uns die letzte Episode zurückließ. Red setzt sogleich alle Hebel in Bewegung, um seinen Schützling zu befreien, während beim FBI die letzten Neuigkeiten noch verdaut werden.

Esteban
Der Blacklister der Woche nennt sich Esteban (Paul Calderon) und ist kein angenehmer Zeitgenosse. Während diverse Nummern dieser Liste oft Teil eines Falls der Woche sind und zu einer Geschichte abseits der Haupthandlung beitragen, wird Esteban sehr nahtlos in den Staffelauftakt eingebracht. Für Reddington (James Spader) fungiert er bloß als (zunächst schwer aufzufindende) Informationsquelle, um zu Liz (Megan Boone) und ihrem Entführer Alexander Kirk (Ulrich Thomsen) aufzuschließen. In den Augen von Donald Ressler (Diego Klattenhoff) ist Esteban aber in erster Linie ein Verbrecher, der dingfest gemacht werden muss. Der US-Geheimdienst CIA wiederum sieht in Esteban jemanden, mit dem man trotz seiner Machenschaften zusammenarbeiten kann, um größeres Unheil (was auch immer das sein soll) zu verhindern.
Als Zuschauer bekommen wir direkt aufgezeigt, in welche Geschäfte die titelgebende Figur verwickelt ist und wir erfahren auch, dass er beim FBI schon seit Jahren als tot gilt. Durch Red kommt erst ans Licht, dass er noch lebt und Ressler erhält die Chance, ihn zur Strecke zu bringen – womit die anfängliche Prämisse der Serie mal wieder gekonnt durchklingt. Zudem war es natürlich schön zu sehen, dass Donald seiner Linie treu bleibt – schließlich hätte er auch direkt wieder nach Hause reisen können, nachdem Esteban die wichtigen Informationen an Red weitergegeben hatte. Weitere Pluspunkte konnte Ressler dadurch sammeln, dass er sich überhaupt auf den Weg gemacht hat, um Liz zu helfen. Und das, obwohl er eher der Skeptiker war und letzte Staffel nicht lockerlassen wollte, um sie in Gewahrsam zu nehmen (als sie noch auf der Flucht war).

FBI
Während Ressler seine Enttäuschung beiseiteschieben kann, gelingt das nicht allen von Elizabeths ehemaligen Kollegen. Es ist ja auch schwer zu verstehen, weshalb sie ihre Freunde nicht in den vorgetäuschten Tod eingeweiht hat. Obwohl, eigentlich schon, denn um Red zu täuschen durften nun einmal nur die wichtigsten Figuren (die Teil der Täuschung waren, wie Mr. Kaplan (Susan Blommaert) oder Tom (Ryan Eggold)) Bescheid wissen. Trotzdem kommt es einem Schlag ins Gesicht gleich, wenn man hinterher erfährt, dass man getäuscht wurde und zudem noch von einer Person, für die man sich vorher so mächtig ins Zeug gelegt hatte.
Harold Cooper (Harry Lennix) drückt den Zwiespalt zwischen Enttäuschung und Erleichterung, dass Liz noch am Leben ist, wohl am treffendsten aus. Aram (Amir Arison) kann es nicht so recht fassen, dass Liz noch lebt und kommt auch nicht umhin, bei Tom nachzufragen, ob er tatsächlich die ganze Zeit wusste, dass sie nicht tot ist. Aber während bei Aram sichtlich die Freude überwiegt und er kaum zögert, um seinen Teil dazu beizutragen, Liz aus den Fängen von Kirk zu befreien, sieht die Lage bei Samar (Mozhan Marnò) gegenteilig aus. Sie macht zunächst keinen Finger für Liz krumm und ist auch am Ende der Episode noch eingeschnappt.
Hier macht sich in jedem Fall wieder bemerkbar, wie stark das Ensemble beim FBI mittlerweile eingespielt ist. Jeder reagiert anders auf die Neuigkeiten und es wird nicht innerhalb von fünf Minuten zum Alltag übergegangen, wie es bei anderen, ähnlich gearteten Serien der Fall ist. Dass Liz ihre Kollegen getäuscht hat, bleibt nicht ohne Konsequenzen und das sollte es auch nicht. Sie wird vor allem bei Samar wieder einiges gut machen müssen, bevor sich das Verhältnis wieder normalisiert. Aber dazu muss Liz natürlich erst einmal befreit werden, womit wir zum nächsten Abschnitt kommen.

Rettungsaktionen: Tom Keen
Fangen wir bei Tom an, der sich nach dem Ende der dritten Staffel in einem Kofferraum wiederfindet und von Kirks Handlangern hingerichtet werden soll. Ein (kleinerer) Schwachpunkt dieses Handlungsstrangs ist sicher, dass man ihn erst quer durchs Land fährt, nur um später zu erledigen, was man auch direkt am Ort der Entführung hätte machen können. Wozu also die ganze Aktion, wenn Kirk ihn ohnehin tot sehen will?
Aber gut, der Spannung ist es natürlich zuträglich und als Zuschauer wartet man nur darauf, dass er sich irgendwie aus seiner Lage befreit. Ganz so einfach wie sonst machen die Autoren es ihm allerdings nicht. Tom strengt sich zwar an, aber seine anfänglichen Versuche sind allesamt zum Scheitern verurteilt, was vor allem mit Blick auf Agnes, die ebenfalls im Wagen und in den Händen der Entführer ist, recht bitter wirkt. Wenn aber Tom schon kein leichtes Spiel im Entkommen hat, wird dadurch natürlich gleichzeitig die Brisanz des neuen Bösewichts Alexander Kirk a.k.a. Constantin Rostov gefördert (auch wenn Tom es nicht direkt mit ihm zu tun bekommt).
Unterm Strich ein recht gelungener Handlungsbogen, der am Ende zum erwarteten Ergebnis führt: Tom kann sich befreien und ist somit wieder im Spiel. Er wird vermutlich auch dringend benötigt werden, nachdem die anderen Rettungsaktionen dieser Woche weniger erfolgreich waren. Abzuwarten bleibt derweil, ob und wie er sich aus der (Mutter-)Serie verabschieden wird. Da er im kommenden Spin-off The Blacklist: Redemption eine Hauptrolle hat, wird er kaum die ganze Staffel mit von der Partie sein. Abwarten.

Rettungsaktionen: Liz
Elizabeth Keen wagt ebenfalls einen Fluchtversuch, nachdem sie wieder mit Agnes vereint wurde. Ein riskantes Unternehmen, welches nicht nur scheitert, sondern auch dazu führt, dass sie erneut von Agnes getrennt wird. Aber der Schwerpunkt in diesem Handlungsstrang liegt nicht auf ihr und ihrem Fluchtversuch.
Es ist vielmehr Alexander Kirk, der hier im Fokus steht. Der gab sich bereits im dritten Staffelfinale als ihr Vater aus und kommt diese Woche dazu, wesentliche Teile der Vergangenheit aus einem anderen (seinen) Blickwinkel darzustellen. Ob wir ihm trauen können? Es gelingt ihm jedenfalls vorerst nicht, Liz von seinen guten Absichten zu überzeugen. Wie auch? Dazu hätte er eine gänzlich andere Vorgehensweise an den Tag legen müssen. Man wird wohl kaum das Vertrauen seiner Tochter gewinnen, indem man ihren Ehemann töten lässt beziehungsweise lassen will. Ganz großes Fail, Herr Kirk!
Und es ist schon etwas schade, dass aus diesem Teil der Folge nicht mehr herausgeholt wurde. Stellen wir uns mal kurz vor, dass es Constantin gelungen wäre, Liz zu überzeugen. So schwer wäre es doch gar nicht gewesen, zumal sie ohnehin ihren Kontakt zu Red durch einen vorgetäuschten Tod abbrechen wollte. Da hätte sich Kirk als eine Art Ersatz für Red (auskunftsfreudiger scheint er ja schon mal zu sein) sogar angeboten und wir hätten uns die Frage stellen können, ob er nicht doch zu den Guten gehört. Aus dramaturgischer Sicht hätte sich hier jedenfalls einiges umkrempeln lassen. Was wäre zum Beispiel, wenn Liz überhaupt nicht mehr gerettet werden will? Was, wenn sie sich auf die Seite von Kirk stellt? Es wäre zwar theoretisch möglich, dass ein solcher Wendepunkt noch kommt, aber die Wahrscheinlichkeit dafür ist nach dem Auftakt doch deutlich gesunken.

Rettungsaktionen: Red
James Spader als Raymond Reddington ist nach wie vor das Highlight der Serie. Bei ihm sitzt mal wieder jede Szene und dabei ist es egal, ob er Mr. Kaplan mit Ignoranz abstraft, einen Kopf abschneidet, den gefährlichen Esteban als Mittel zum Zweck benutzt oder rücksichtslos Polizisten ermordet. Und trotz der teils brutalen Vorgehensweise schimmert doch immer wieder durch, dass er sich um Liz und Agnes sorgt. Dieser verzweifelte Blick als das Flugzeug vor seiner Nase abhebt und Kirk mitsamt seiner Geisel die Flucht gelingt – großartig.
Ungewohnt war hingegen, dass Red trotz seines recht harschen Vorgehens am Ende so gar keinen Erfolg für sich verbuchen kann. Gerade als man meint, dass er immerhin Agnes retten konnte, wendet sich das Blatt wieder. Womit die Suche nach Kirk, Liz und Agnes nächste Woche erneut angegangen werden muss. Kirks Etablierung als ernstzunehmender Gegner tut das natürlich gut und es wäre auch viel zu schnell gewesen, wenn Red bereits im Auftakt die gesamte Familie Keen wieder herausgehauen hätte. Aber so ganz ohne Teilerfolg für Red liegt die Episode schon etwas schwer im Magen (gerade mit Blick darauf, was er alles getan hat).
Am Rande sei noch erwähnt, dass das Verhältnis zwischen Mr. Kaplan und Red weiterhin deutlich angeschlagen ist. Sie gibt sich zwar alle Mühe, wieder in seine Gunsten zu kommen und dadurch, dass sie ihm Agnes übergeben konnte, hätte sie auch gute Chancen gehabt. Aber gerade als sie das Thema ansprechen wollte, kam der Cliffhanger dazwischen und das Baby ist nun wieder futsch. Bleibt abzuwarten, wie es mit ihr und Red weitergeht.

Fazit:
Gelungener Auftakt zur neuen Staffel. Von Langeweile fehlt jede Spur, während der Blacklister der Woche sinnvoll in die Handlung eingebaut wird und jeder Strang temporeich und spannend daherkommt. Einige Dinge lassen sich trotzdem bemängeln, was unter anderem eine gewisse Vorhersehbarkeit in Toms Teil der Folge angeht, vor allem aber (vorerst?) verschenktes Potenzial im Handlungsbogen um Alexander Kirk betrifft.

8/10
 

Schneebauer

Targaryen
Fand den Auftakt noch etwas träge. Es ist zwar viel passiert, aber nicht mit dem bleibendem Eindruck, den man sich vielleicht von einem Staffelauftakt erwarten kann. Tom in Aktion ist zwar immer cool anzuschauen, aber wirklich Spannung kann da halt leider nicht mehr aufkommen. Bei Elizabeth merkt man wie sehr Ihre Rolle von Red abhängig war - ohne das Zusammenspiel mit ihm überzeugt mich das nicht. Hoffen wir, dass Kirk und Red diese Staffel schultern werden...
 
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