Get Out ~ Horror von Jordan Peele [Kritik]

TheReelGuy

The Toxic Avenger
Mr.Anderson schrieb:
Stattdessen werde ich mit Rassismus, Langatmigkeit und einem nicht wirklich überragenden
Stepford
-Klon konfrontiert.
Könntest du bitte nochmal darauf eingehen, in welcher Hinsicht du den Film als rassistisch empfindest? Ich seh's nämlich beim besten Willen nicht.​
 

Shins

Well-Known Member
TheReelGuy schrieb:
Könntest du bitte nochmal darauf eingehen, in welcher Hinsicht du den Film als rassistisch empfindest? Ich seh's nämlich beim besten Willen nicht.
Ja, würde mich auch sehr interessieren.
 

TheGreatGonzo

Not interested in Naval Policy
Hatte den Trailer gesehen und der Film hat mir trotzdem sehr gut gefallen. Allerdings ist das auch schon wieder eine Weile her, und beim Kinobesuch hatte ich dann den Großteil eh wieder vergessen (Bis auf eine Einstellung, die dann gar nicht im Film war). In jedem Fall ist Get Out ein sehr cleverer, moderner Horrorfilm geworden, der sich anstatt auf billige Schocks vor allem auf seine originelle Thematik und sein wunderbar konstruiertes Drehbuch verlässt. Der Spannungsaufbau ist recht klassisch, aber wie zB auch Edgar Wright, ist Jordan Peele ein Meister des "Foreshadowing" und verstreut viele Hinweise und Anspielungen, die dann am Ende alle zu einem sinnigen Ganzen zusammenführen. Kein Detail und kein Dialog in den ersten zwei Dritteln des Films ist unnötig oder Füllmaterial, alles hat irgendwann später noch eine Bedeutung, und ist dicht und in sich stimmig und in der Form einfach sehr gut geschrieben. Bei so einer Erzählstruktur kann es natürlich sein, dass manche das "vorhersehbar" finden, aber ich habe lieber ein stimmiges, vorhersehbares Ende, als ein überraschendes, aber (weil?) völlig an den Haaren herbeigezogenes. Get Out ist elegant und gekonnt erzählt und macht von Anfang an keinen Hehl daraus, dass mit der ganzen Situation etwas nicht stimmt und hat daher auch den ganz großen, alles auf den Kopf stellenden Twist gar nicht nötig, so einer wäre wahrscheinlich auch Fehl am Platz gewesen.
Worüber man auch sprechen muss, ist Jordan Peeles Souveränität, bei der Mischung aus recht klassischen Genresensibilitäten und einem Bewusstsein für seine soziale Thematik. Get Out ist da vielleicht nicht subtil, im Gegenteil, seine Stärke kommt vielleicht gerade aus der Offensichtlichkeit, in der er die Thematik der "Black Experience" zur Handlung eines Horrorfilms macht und damit eine schwerfällige Behandlung von Themen wie Rassismus geschickt umgeht. Das ist da dann vielleicht auch ganz ähnlich zu seiner Sketchcomedy Key & Peele, in denen solche, oft unangenehme Themen mit einer großen Portion Witz behandelt wurden. Bei Get Out ist es eher Spannung und Suspense, auch wenn der Film nicht humorlos ist. Die ganze Bedrohung des Films ist eine satirisch überspitzte Metapher, aber vor allem eine Szene im letzten Drittel des Films, die ganz Psycho-esk von der vorher etablierten Hauptfigur des Films abschweift, ist ein wundervolles komödiantisches Setpiece für sich. Nachdem sich Jordan Peele nun also schon seit Jahren als toller Komiker und Darsteller bewießen hat, kann man nach Get Out kaum gespannter sein, wie der Mann sich als Filmemacher entwickelt, nachdem Get Out schon so ein gelungener Einstig in das von Peele als "Social Thriller" bezeichnete Genre war. Den Vertrag für einen weiteren Film (der zudem ein fünfmal so großes Budget haben wird) hat er bereits unterschrieben.
 

HurriMcDurr

Well-Known Member
Gehe da eigentlich in allen Punkten mit Gonzo konform - hat mir sehr gut gefallen, der Film. Ich bin allerdings wirklich froh drum den Trailer vorher nicht gesehen zu haben. Was mich aber auch interessieren würde ist, was denn am Film so rassistisch sein soll, aber Mr. Anderson hängt sich ja offenbar lieber an nem Post auf den er als beleidigend empfand, als die Fragen an ihn zu beantworten. :unsure:
 

Shins

Well-Known Member
Ich wünschte, ich könnte Filme so gut auf den Punkt bringen wie Gonzo. Echt mal. Kann dir wieder mal voll und ganz zustimmen!
 

Måbruk

Dungeon Crawler
Bin immer wieder erstaunt, was Kritiker aus den Filmen lesen können. Dass bei Get Out bspw. immer wieder
das Thema Rauchen kritisch angesprochen wurde, weil der Wirtkörper natürlich in vollster Gesundheit bleiben sollte,
der Zusammenhang wäre mir während des Films gar nicht aufgefallen und nach dem Film eigentlich auch nicht. Bin zwar sowieso nicht der Typ der während eines Films nach Auflösungsmerkmalen sucht, aber da merke ich immer, dass ich selbst nicht zum Reviewer geeignet wäre. :wink:
 

TheRealNeo

Well-Known Member
Hm, aber auch das wird im Film doch sehr deutlich beziehungsweise spätestens, wenn man nach de Film nochmals über einzelne Dinge nachdenkt macht dies Sinn.
 

TheRealNeo

Well-Known Member
Selbst dann hättest du dich ja im Nachgang fragen können/müssen, warum sie scheinbar nur damit ein Problem hatten. :wink:
 

Måbruk

Dungeon Crawler
Habe mir darüber nicht groß den Kopf zerbrochen, dachte es gehört halt einfach zur Charakterzeichnung. :wink:
 

Diego de la Vega

Not Yet Rated
Get Out 2?
Man will niemanden drängen. Nur wenn die Idee stimmt und so.

Blumhouse CEO Jason Blum:
We’ve managed to do sequels to almost every one of the hits that we’ve had, and this is the first movie where I just cannot imagine what the sequel would be. So if Jordan came up with an idea of what he wanted to do as a sequel to the movie, of course we would do it… but I’m not encouraging him to do that, I and I really can’t conceive of what it would be. I don’t think it’s the kind of movie where you push Jordan to come up with another one. If it organically happens, it happens, but I don’t think anything good would come of forcing it to happen… and I don’t think that’s always the case. There are plenty of directors where I’m like, “Dude, you’ve gotta make one.”
http://www.joblo.com/movie-news/jordan-peele-explains-why-he-won-t-direct-akira-159
 

narn5

Elwood Blues
War gestern drinnen und hat mir sehr gut gefallen.
Allerdings hatte ich die ganze Zeit gedacht, da kommt noch was, da muss noch was kommen. Das lag allerdings nur an den übersteigerten Erwartungen die ich an den Film hatte.
Ich kann Gonzos Kritik im ganzen zustimmen und eigentlich alles übernehmen.
Ich kann allerdings auch MR. Anderson zustimmen das der Film Rassistisch ist.
Ich bin leider nicht ganz so gut im niederschreiben komplexer Gedanken, aber ich versuche es.
Der Film ist gegenüber Weißen Rassistisch weil er alle Erwartungen die man an Ignorante Weiße hat erfüllt. An Alltags-Rassismus der oft vielleicht gar nicht böse gemeint ist. Man kann das meiner Meinung nach ganz gut nachvollziehen als
Rose erst durch ihren Umgang mit einem Schwarzen bemerkt wie seltsam und unpassend manche Verhalten Ihrer Mitmenschen manchmal ist (auch wenn das ja dann alles nur gespielt ist)
Der Film ist auch Rassistisch gegenüber Schwarzen, weil hier ebenfalls sehr viele Schemata wie Schwarze über weiße denken Thematisiert werden. Auch der Schwarze hat jede menge Vorurteile
Aber, und das ist wichtig: Der Film nutzt das als Mittel, bewusst, mit Absicht! Zum entlarven eben dieses Rassismus.
Ich hoffe ich habe das einigermaßen verständlich dargelegt?

Ich muss sagen das mir zB das Schwarz/Weiß Poster zum Film nach dem Film deutlich besser gefallen hat.

ich gebe dem Film 7/10 Hunde
 

Presko

Well-Known Member
Bin ungeplant durch Freunde im Film gelandet und kam auf ganzer Linie zufrieden aus dem Kino. Kein Meisterwerk über Jahrzehnte hinaus, aber ein netter Genrefilm für das jetzige Jahrzehnt. Die Mischung aus Humor und Horror gefiel mir sehr. Ist der Film rassistisch? Hmm, jedenfalls behandelt er das Thema und stellt viele Stereotypen bloss. Als Kritikpunkt ist dies dem Film aber sicher nicht anzulasten, da er das ja genau thematisiert.
Am Ende dachte ich, der Polizist würde ihn erschiessen. Als Kommentar auf die Polizeigewalt gegen Schwarze in Amerika. Ich mag es aber lieber, dass der Film ein Quasihappyend bekam. Mich nerven diese Horrorfilmenden, wo am Schluss plötzlich nochmal sich alles zum noch Schlechteren dreht :ugly:
 

Clive77

Serial Watcher
Hmm. Irgendwie hatte ich da was anderes erwartet. Kein schlechter Film, gut geschrieben und gespielt und abseits von Horror und Humor mit einer guten Portion Gesellschaftskritik, die sehr überspitzt dargestellt wird. Und genau mit letzterem habe ich am Ende ein Problem. Denn so gut und überspitzt mit dem Thema Rassismus auch umgegangen wird, fällt am Ende auf, dass
es nicht eine positive weiße Figur im Film gibt.
Das hinterlässt einen doch eher faden Beigeschmack, unabhängig davon, ob es nun bewusst oder unbewusst so geschrieben wurde (in diesem Sinne kann man den Film auch als "rassistisch" betrachten).
Des Weiteren fand ich den Film stellenweise auch etwas langatmig und in gewissen Punkten recht vorhersehbar, was auf Kosten der Spannung ging.
Was am Ende bleibt, ist ein recht guter Film, der viel mit klassischen Horrorszenarios spielt, stellenweise sehr amüsant ist, aber das größere Ziel am Ende doch verfehlt. Und wo zur Hölle hatte
Chris das Ohropax her und wie konnte er es sich in die Ohren stopfen?

Würde es ähnlich wie Neo bewerten und vergebe 6/10 rührende Löffel in Teetassen.
 

TheRealNeo

Well-Known Member
Das "wo" ist klar

wie so vieles im Film wird das ja deutlich angedeutet in einer Einstellung, dass es aus Stoffresten des Sessels ist, an dem er gefesselt ist.

Das "wie" dagegen bleibt der Fantasie überlassen.
 

HurriMcDurr

Well-Known Member
@Clives Spoiler:
Er fummelt Füllmaterial aus der Armlehne des Sessels auf dem er gefesselt ist und steckt es sich ins Ohr.
In einer Einstellung beugt er sich deutlich zur Armlehne runter (er kommt nah genug an seine Hand um sich den Kram ins Ohr zu schieben) und beäugt interessiert den Stoff, den er bisher zu Tage gefördert hat.
 
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