Hatte den Trailer gesehen und der Film hat mir trotzdem sehr gut gefallen. Allerdings ist das auch schon wieder eine Weile her, und beim Kinobesuch hatte ich dann den Großteil eh wieder vergessen (Bis auf eine Einstellung, die dann gar nicht im Film war). In jedem Fall ist Get Out ein sehr cleverer, moderner Horrorfilm geworden, der sich anstatt auf billige Schocks vor allem auf seine originelle Thematik und sein wunderbar konstruiertes Drehbuch verlässt. Der Spannungsaufbau ist recht klassisch, aber wie zB auch Edgar Wright, ist Jordan Peele ein Meister des "Foreshadowing" und verstreut viele Hinweise und Anspielungen, die dann am Ende alle zu einem sinnigen Ganzen zusammenführen. Kein Detail und kein Dialog in den ersten zwei Dritteln des Films ist unnötig oder Füllmaterial, alles hat irgendwann später noch eine Bedeutung, und ist dicht und in sich stimmig und in der Form einfach sehr gut geschrieben. Bei so einer Erzählstruktur kann es natürlich sein, dass manche das "vorhersehbar" finden, aber ich habe lieber ein stimmiges, vorhersehbares Ende, als ein überraschendes, aber (weil?) völlig an den Haaren herbeigezogenes. Get Out ist elegant und gekonnt erzählt und macht von Anfang an keinen Hehl daraus, dass mit der ganzen Situation etwas nicht stimmt und hat daher auch den ganz großen, alles auf den Kopf stellenden Twist gar nicht nötig, so einer wäre wahrscheinlich auch Fehl am Platz gewesen.
Worüber man auch sprechen muss, ist Jordan Peeles Souveränität, bei der Mischung aus recht klassischen Genresensibilitäten und einem Bewusstsein für seine soziale Thematik. Get Out ist da vielleicht nicht subtil, im Gegenteil, seine Stärke kommt vielleicht gerade aus der Offensichtlichkeit, in der er die Thematik der "Black Experience" zur Handlung eines Horrorfilms macht und damit eine schwerfällige Behandlung von Themen wie Rassismus geschickt umgeht. Das ist da dann vielleicht auch ganz ähnlich zu seiner Sketchcomedy Key & Peele, in denen solche, oft unangenehme Themen mit einer großen Portion Witz behandelt wurden. Bei Get Out ist es eher Spannung und Suspense, auch wenn der Film nicht humorlos ist. Die ganze Bedrohung des Films ist eine satirisch überspitzte Metapher, aber vor allem eine Szene im letzten Drittel des Films, die ganz Psycho-esk von der vorher etablierten Hauptfigur des Films abschweift, ist ein wundervolles komödiantisches Setpiece für sich. Nachdem sich Jordan Peele nun also schon seit Jahren als toller Komiker und Darsteller bewießen hat, kann man nach Get Out kaum gespannter sein, wie der Mann sich als Filmemacher entwickelt, nachdem Get Out schon so ein gelungener Einstig in das von Peele als "Social Thriller" bezeichnete Genre war. Den Vertrag für einen weiteren Film (der zudem ein fünfmal so großes Budget haben wird) hat er bereits unterschrieben.