The Blacklist S04E04 - Gaia

Clive77

Serial Watcher
In der Folge "Gaia" der US-Serie The Blacklist gilt es, einen Ökoterroristen aufzuhalten, der laut Red eine Verbindung zu Alexander Kirk hat. Tom nimmt die Suche nach Agnes derweil in die eigenen Hände und irgendwo im Wald findet sich eine schwer Verwundete ans Bett gekettet wieder.

Mr. Kaplan
Es sind wieder nur wenige Szenen, in denen wir Mr. Kaplan (Susan Blommaert) beiwohnen. Ihr mysteriöser Retter (Leon Rippy) verpflegt ihre Wunden und kümmert sich um sie, aber es wird schnell deutlich, dass er kein Interesse daran hat, sie nach der Genesung einfach wieder gehen zu lassen.
Diese kleinen Szenen liefern uns losgelöst von den anderen Handlungssträngen der Episode eine Survivalstory, die mit einer guten Portion Spannung daherkommt. Ähnlich wie damals bei Dembe (Hisham Tawfiq), als der sich in einer misslichen Lage wiederfand, lässt sich ausgesprochen gut mit Mr. Kaplan mitfiebern. Nicht zuletzt, weil sie in den vergangenen Folgen viele Sympathiepunkte sammeln konnte und ihre scheinbare Exekution durch Red (James Spader) schlicht falsch wirkte.
Auf der anderen Seite wirkt es natürlich schon ein bisschen weit hergeholt, was Mr. Kaplan innerhalb weniger Episoden alles passiert ist. Man muss schon viel „Glück“ haben, um nicht nur einen Schuss zu überstehen, in der abgelegenen Gegend gerettet zu werden und dann noch festzustellen, dass der vermeintliche Retter nicht der nette alte Mann ist, den man sich erhofft hatte. Fehlt nur noch, dass Red mit Absicht keinen tödlichen Treffer abgefeuert hat, um Mr. Kaplan genau diesen Weg gehen zu lassen (was wir mal nicht hoffen wollen).

Tom und Elizabeth
Alexander Kirk (Ulrich Thomsen) versucht sich erneut als Familienmensch zu zeigen und beteuert abermals gegenüber Liz, dass er in erster Linie die Familie wieder zusammenbringen will. Als Zeichen guten Willens gibt es eine direkte Videoverbindung zu Agnes.
Dass man Kirk dabei den liebevollen Vater beziehungsweise Großvater keine Sekunde lang abkauft, dürfte wohl klar sein. Dieser Zug ist schon lange abgefahren und wir können uns relativ sicher sein, dass er auf Odette (Annapurna Sriram) hören wird, um sein eigenes Leben mit Hilfe der Stammzellen von Agnes zu verlängern. Vorausgesetzt natürlich, dass Agnes als Spenderin überhaupt in Frage kommt, denn Reds Aussage von letzter Woche nach glaubt Kirk ja bloß, Lizzies Vater (und somit Agnes‘ Großvater) zu sein. In jedem Fall kann man aber um Agnes bangen, deren Leben auf dem Spiel steht und für deren Rettung nicht mehr viel Zeit bleibt.
"Gaia" zeigt uns durch Agnes und den Videolink jetzt einen Weg auf, wie es zum (erneuten) Bruch zwischen Tom (Ryan Eggold) und Liz kommen könnte. Denn obwohl Lizzie Tom beschwört, nicht nach der Quelle des Links zu suchen, nimmt ihr Mann die Sache in die eigene Hand, stellt ein kleines Team zusammen und startet damit einen Befreiungsversuch – hinter Lizzies Rücken. Dass die Aktion schiefgeht, dürfte klar sein.
Das Faszinierende daran ist, dass wir als Zuschauer beide Figuren nachvollziehen können. Während Liz die Sache lieber sicher angehen möchte, um eventuell das Vertrauen von Kirk zu gewinnen und so zu Agnes aufzuschließen, ist Tom ein Mann der direkten Tat und kann sich nicht zügeln, seine Tochter schnellstmöglich zu befreien. Sollte Agnes nun aber wirklich die kommenden Episoden nicht überleben, wird es wohl kein Happy End für das Ehepaar Keen geben (und Ryan Eggold kann ohne Weiteres zum Spin-off wechseln).
Es muss natürlich alles nicht so weit kommen, denn andere Lösungen sind durchaus denkbar. Aber es wird diese Woche damit angefangen, einen Keil zwischen Tom und Liz zu treiben und die angedeutete Möglichkeit der Entfremdung wäre nicht gerade die ungeschickteste Lösung.

Raymond Reddington
Red setzt diese Woche alles daran, den Ökoterroristen Gaia (Louis Cancelmi) ausfindig zu machen, von dem er weiß, dass es eine Verbindung zu Alexander Kirk gibt. Woher er dieses Wissen hat, bleibt mal wieder ein Geheimnis. Und die später in der Episode offenbarte Verbindung ist mal wieder etwas weiter hergeholt.
Reds Ermittlungen werden dabei durch Glen Carter (Clark Middleton) ein bisschen aufgepeppt. Es war geradezu köstlich zu sehen, wie Glen zur Abwechslung mal die Oberhand behält und Red ein wenig an der Nase herumführen kann, bevor er die gewünschten Informationen weitergibt. Damit steigt eine weitere Nebenfigur und Kontaktperson von Red in die Ränge der heimlichen Zuschauerlieblinge auf. Das Sahnehäubchen durfte Dembe durch seine Bowling-Ratschläge noch draufsetzen.
Die eigentliche Verbindung, hinter der Red her ist, entpuppt sich mit Dr. Sebastian Reifler (Matt Servitto) aber mal wieder als ein Moment des Stirnrunzelns. Red wusste also, dass Gaias Kind und Alexander Kirk den gleichen Arzt aufsuchen, hatte aber keine Ahnung, wie man den Doktor ausfindig machen kann? Solche Momente trüben leider immer wieder mal das Bild der Serie, denn einerseits wartet Red immer mit einem großen Wissen über diverse Übeltäter auf, andererseits kann er aber teils simple Aufgaben nur durch komplizierte Umwege bewerkstelligen. Verblüffend jedenfalls, dass dieser Dr. Reifler so schwer aufzufinden sein soll, wenn er doch ein renommierter Experte auf seinen Gebieten ist. Vielleicht wäre es besser gewesen, aus dem guten Doktor einen Blacklister zu machen.

Gaia
Womit wir zu Gaia kommen. Anfangs (als wir die Ursache für seine Pläne noch nicht kennen) kommt man kaum aus dem Kopfschütteln raus. Der geplante Anschlag scheint aus dem Kopf eines Wahnsinnigen zu stammen, der nichts für die Menschen (soweit in Ordnung) oder die Umwelt (hier beißt es sich) übrighat. Erst als wir Skyler (Silas Pereira-Olsen) zu Gesicht bekommen, können wir halbwegs nachvollziehen, warum unser Ökoterrorist eine Katastrophe wie in Fukushima herbeiführen will.
Dennoch misst Gaia mit zweierlei Maß. Die ganzen unschuldigen Tode, die seine Aktionen nach sich ziehen würden, sind in seinen Augen vertretbar – denn schließlich ist niemand wirklich unschuldig und wir alle konsumieren oder nutzen Dinge, die der Umwelt schaden. Aber bei Frau und Kind macht er natürlich eine Ausnahme und will, dass die beiden nicht seinem Anschlag zum Opfer fallen. Außerdem würde er im Erfolgsfall eine enorm große Umweltkatastrophe verursachen, die über das Ziel einer drastischen Warnung deutlich hinausschießt und nebenbei bemerkt vermutlich mehrere Familien so enden lässt, wie es bei Skyler der Fall ist.
Das fatale an solchen Handlungssträngen ist zudem, dass Gaia nur deshalb aufgehalten wird, weil Red die entsprechenden Hinweise ans FBI weitergab – und das tat er nur deshalb, um an den Arzt beziehungsweise Alexander Kirk heranzukommen. Mal angenommen, Red hätte Gaia nicht benötigt, sondern einen anderen Weg (die Gelben Seiten) gehabt, um den Doktor ausfindig zu machen – dann hätte Gaia also Erfolg gehabt? Unter diesem Blickwinkel betrachtet (der zugegeben etwas gemein ist), müsste es in der Serie eigentlich am laufenden Band Katastrophen geben.

FBI
Zuletzt noch ein paar Worte zu unserem Team beim FBI. War wie immer schön zu sehen, dass die Figuren nicht vernachlässigt werden. Aber beim momentanen Konflikt zwischen Aram (Amir Arison) und Samar (Mozhan Marnò) passte so einiges nicht zusammen. Hätten die beiden irgendwann mal was miteinander gehabt und nicht nur Aram ein Auge auf Samar geworfen, ließe sich vielleicht verstehen, weshalb Samar Probleme mit Arams Freundin hat. Oder woher kommt diese plötzliche Aggression gegen ihren Kollegen? Weil er das Knöpfchen nicht drücken konnte, um Gaia in den Tod zu schicken? Die Konversationen zwischen den beiden wirkten jedenfalls künstlich hochgeschaukelt und passten bei beiden Figuren nicht so recht ins Bild. Das ging schon mal besser, wobei Arison und Marnò allerdings einen ausgezeichneten Job machen.

Fazit: Durchschnittsfolge. Der Blacklister der Woche ist ein wandelnder Widerspruch und die Verbindung zu Alexander Kirk so hauchdünn, dass Reds Ermittlungsfähigkeiten angezweifelt werden können. Der angedeutete Bruch zwischen Tom und Liz war in Ordnung und lässt uns um Agnes bangen, deren Rettung vermutlich nächste Woche auf dem Plan steht. Alles in allem halten sich gute und schlechte Momente einigermaßen die Waage.

5,5/10
 

Schneebauer

Targaryen
Ich übernehm dein Layout jetzt einfach mal und schreib meine zwei, drei Cents dazu. :smile:

Mr. Kaplan:
Jup, ist schon ziemlich glücklich für sie ausgegangen. Wo das Ganze aber hinführen soll, seh ich noch nicht. Entweder der Hillbilly ist ein weiterer Spielstein im großen Ganzen, oder irrelevanter Lückenfüller, der so leise wieder verschwindet, wie er aufgetaucht ist. Gefällt mir beides nicht wirklich. Schade dass man da nicht den Mut hatte, Rays Gräueltat als solche einfach endgültig stehen zu lassen.

Tom und Elizabeth:
Kam ja kaum überraschend. :smile: Bn da aber auf Toms Seite. Was war denn Liz' Plan? Warten bis Angnes alt genug ist, ein Smartphone bekommt, und per WhatsApp den Standort senden kann? Aber so immerhin ein wichtiger Schritt in Richtung Red - denn ohne diesen wird das wohl nix. Das sollten die beiden nun langsam aktzeptieren. Und das SpinOff nervt mich jetzt schon tierisch, wenn man so Tom so plump aus der Sendung streichen will/muss. :thumbdown:

Raymond Reddington:
Muss eigentlich nicht mehr erwähnt werden, dass er mal wieder das Highlight der Folge ist. Bzgl. dem Doc gebe ich dir an sich recht, aber es wurde doch erwähnt, dass dieser sich extrem zurückgezogen hat, seit dem er Kirk behandelt. Wohl nicht freiwillig. Da Reifer ja eine potentielle Gefahr für Kirk darstellt, wird der schon für eine gewisse "Sicherheit" sorgern. Das würde zumindest erklären, warum er schwer zu finden war.

Gaia:
Jup, richtig mies.

FBI:
Stimme Aram zu. Samar kann gar nicht schnell genug versetzt werden. :biggrin:

Punktemäßig tendiere ich sogar zu weniger als du.
 

Clive77

Serial Watcher
Schneebauer schrieb:
Bzgl. dem Doc gebe ich dir an sich recht, aber es wurde doch erwähnt, dass dieser sich extrem zurückgezogen hat, seit dem er Kirk behandelt. Wohl nicht freiwillig. Da Reifer ja eine potentielle Gefahr für Kirk darstellt, wird der schon für eine gewisse "Sicherheit" sorgern. Das würde zumindest erklären, warum er schwer zu finden war.
Joa, o.k. - aber weshalb wurde dann das Kind von Gaia vom Doc behandelt, wenn der doch so schwer aufzufinden ist? Mein Punkt wäre halt, dass er noch andere Patienten hat und die hatten scheinbar keine großen Probleme, ihn zu finden. Denn Kirk wird sicher schon länger bei ihm in Behandlung sein als das kleine Kind.
Außerdem ist es nur schwer nachvollziehbar, wenn Red zwar weiß, dass die alle vom gleichen Arzt behandelt werden, aber nicht weiß, wie er den Arzt finden kann.
 
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