Supernatural S12E02 - Mamma Mia

Clive77

Serial Watcher
In der Folge "Mamma Mia" der US-Serie Supernatural setzen Dean, Mary und Castiel die Suche nach Sam fort, wobei wir weitere Mitglieder der britischen Men of Letters zu sehen bekommen. Crowley legt sich derweil erneut mit Lucifer an.

Back to the Cage?
Während Rowena (Ruth Connell) gerade dabei ist, sich eine Art „normales Leben“ mit ihrem Date Ben (Lochlyn Munro) aufzubauen, erhält sie unerwarteten Besuch von Crowley (Mark Sheppard). Der möchte nämlich, dass Mutti ihre Hexenkräfte verwendet und den Teufel wieder zurück in den Käfig sperrt.
Dieser kleine Nebenhandlungsstrang drückt ordentlich auf die Tube und hätte sich gerne etwas mehr Zeit mit seinen Ereignissen und Charakteren lassen können. Es wird zu viel in die wenigen Szenen gequetscht, die unsere Figuren hier haben und das beißt sich etwas mit der Haupthandlung, die bewusst mit kleinerem Tempo und dafür mehr dramatischen Momenten daherkommt. Besonders kritisch kann man den Umgang mit Crowley betrachten, der – anders als sonst – keinen ausgeklügelten Plan in der Tasche hat. Entsprechend geht die ganze Aktion sehr schnell nach hinten los und während unser ehemaliger King of Hell die Beine in die Hand nimmt, darf Rowena vorerst die Gefangene des Teufels spielen.
Positiv hervorheben lässt sich vorerst allerdings Rick Springfield, dessen Vince Vicente eine okay-ische Hintergrundgeschichte bekommt, um schließlich von Lucifer als Wirt benutzt zu werden. Jetzt ist Springfield natürlich kein Mark Pellegrino oder Misha Collins, deren Lucifer wir bereits kennen. Er versucht auch gar nicht erst, einen der beiden zu kopieren (sowas in der Art hatten wir schließlich schon in der letzten Staffel), sondern verleiht dem Teufel eine andere Note. Diese wirkt vorerst angenehm düster und neu, womit die Chance auf frischen Wind recht groß ausfällt. Außerdem scheint Lucifer Pläne zu haben, für die er auch auf Rowenas Kräfte zurückgreifen will. Da lässt sich mit Spannung erwarten, wie die aussehen werden (und ob Springfield länger mit von der Partie ist oder sein Wirt sich schon bald den Vorgängern aus "Keep Calm and Carry On" anschließen wird).
Persönliche Highlights des Rezensenten: Die Übernahme von Vince durch Lucifer – man rechnet zwar irgendwie damit, aber trotzdem schön atmosphärisch und geradezu geisterhaft gemacht. Außerdem natürlich Lucifers Schatten an der Wand, als er zum Gegenschlag ausholt.

British Men of Torture
Bei der Eröffnungsszene der Episode konnte man nicht so recht glauben, was man zu sehen bekam. Sam (Jared Padalecki) im Bett mit Toni (Elizabeth Blackmore)? Nicht möglich. Aber was diese Art von „Folter“ betrifft, dürfte Toni richtig legen, wenn sie meint, dass es für Sam angenehm war. Als regelmäßiger Zuschauer durchschaut man aber sehr schnell, dass die Eröffnung bloß ein Fake ist und die Realität mit Sicherheit zurückschlagen wird – somit heißt es vorerst bloß warten auf die Auflösung (die dann auch kam), was nicht gerade sehr spannend war.
So ganz steigt man durch die britischen Men of Letters auch nach dieser Folge nicht durch. Nicht einmal ansatzweise. Der Auftritt von Mick (Adam Fergus) brachte zwar etwas Klarheit – die Briten vermuten also einige böse Jäger in den Staaten und damit ein Problem, um das sie sich kümmern müssen. Aber vielmehr gibt es dazu nicht. Außer natürlich, dass Toni Bevell eigentlich ganz anders vorgehen sollte und den Winchesters unnötig zugesetzt hat. Aber das ahnten wir bereits.
Man hätte jetzt jedenfalls annehmen können, dass mit Mick die Stimme der Vernunft aufgetaucht ist, Toni bloß falsch gehandelt hat (wofür sie sich sogar rechtfertigen soll) und demnächst ein Team-Up der Briten mit Sam und Dean (Jensen Ackles) und Mary (Samantha Smith) bevorsteht. Ließe sich eventuell auch akzeptieren, wenn da das Ende nicht wäre. Denn weshalb lädt man Mr. Ketch (imposant und schwer bewaffnet in Szene gesetzt, auch wenn wir sein Gesicht noch nicht sehen) ein, in die Staaten zu kommen, wenn es dafür doch noch gar keinen Anlass gibt? Vorbereitung schön und gut, aber man holt Rambo doch erst ins Boot, wenn die Lage aussichtslos ist.
Man kann sich jedenfalls nicht sicher sein, was der britische Zweig der Men of Letters da genau vorhat. Nach allem, was man bisher zu sehen bekam, gibt es keine Sympathieträger. Toni scheint neben ihrer Eigenschaft als Leseratte einen Hang zum Sadismus zu haben, den sie gerne über die eigentliche Mission stellt, Mick wird so eine Art Mittelsmann sein, der über Toni aber unter der Führungsriege steht und Mr. Ketch dürfte eine schlimmere Version von der bereits verstorbenen Ms. Watt (Bronagh Waugh) darstellen. Aber wer oder was da jetzt bei den Briten das Sagen hat, warum sie sich gerade jetzt einmischen und weshalb sie so viel über die Winchesters wissen (und so wenig über andere Jäger) bleibt noch immer schleierhaft. Und ernsthaft: Ruby oder Benny sind den Briten bekannt, sie wissen verdammt viel über die Winchesters (vielleicht in Chucks Büchern gelesen?), aber so gut wie nichts über andere (Jäger), die Probleme bereiten? Da stimmt noch immer irgendwas gewaltig nicht.

Winchesters
Mary ist bislang ein echtes Highlight der aktuellen Staffel. Ihre Rückkehr fordert die Brüder auf so viele Arten heraus, dass es schon fast unglaublich erscheint. Während sie in der einen Szene noch mit Dean darüber diskutiert, weshalb sie unbedingt mitkommen sollte, um Sam zu retten, sehen wir sie in der anderen Szene, wie sie Toni gewaltig in den Hintern tritt und wieder in einer anderen Szene, wie sie unser Zweiergespann bewirtet. Durch Mary kommt eine erfrischend neue Dynamik in die Serie hinein, die sich so nicht erwarten ließ.
Eines ist jedenfalls klar: Mary wird nicht nur tatenlos im Bunker sitzen und das Essen für ihre Söhne vorbereiten. Mal abgesehen davon, dass sie über keine großartigen Kochkünste verfügt, muss sie zwar noch einiges aufholen, was die Gegenwart mit den vielen neuen Möglichkeiten betrifft („Let’s call the internet“), aber wir bekommen zu sehen, dass sie sich durchaus im Jägerleben zurecht findet und somit auf gleicher Augenhöhe wie Sam und Dean agieren kann. Mama Winchester ist folglich kein fünftes Rad am Wagen, sondern ein willkommenes neues Mitglied.
Was ihre Beziehung zu Sam und Dean angeht, gibt es natürlich noch einiges aufzuholen und zu erforschen. Marys Rückkehr ist nicht nur von Freude geprägt, sondern eher komplizierter Natur. So weiß Dean zum Beispiel nicht wirklich, wie er mit seiner Mutter umgehen soll. Sicher, er ist froh, dass sie wieder da ist. Aber soll sie sich wirklich den Risiken aussetzen, denen Sam und er Woche für Woche nachgehen? Er möchte das nicht, aber ihm wird dahingehend keine andere Wahl bleiben – denn das Jägerleben steht schon für lange Zeit im Zentrum des Winchester-Stammbaums. Er wird sich damit anfreunden müssen, jetzt nicht nur auf Sam aufzupassen, sondern auch ein Auge auf Mutti zu werfen, wenn es hart auf hart kommt.
Abgesehen davon ist er der eigentliche Anker für Mary, denn Sam war damals noch viel zu jung. Mary wird noch viel Zeit benötigen, bis sie tatsächlich in der Gegenwart ankommt und die verpassten 33 Jahre aufgeholt hat. Aber bei Dean kennt sie zumindest ein paar seiner Vorlieben („You still like pie, don’t you?“) und hat etwas, worauf sie aufbauen kann.
Sam dagegen ist eine andere Geschichte. Er hat seine Mutter nie kennengelernt und wenn die Macher es schlecht angegangen wären, hätte er sich ihr gegenüber verschließen oder direkt Antworten zu einem gewissen gelbäugigen Dämon fordern können. Stattdessen gibt er sich aber offen, versucht, sie zu unterstützen, indem er ihr beispielsweise John Winchesters Tagebuch zur Verfügung stellt. Ihm ist es wichtig, Lücken zu füllen und das passt alles sehr hervorragend ins Bild.
Es gibt entsprechend zahlreiche emotionale Momente in dieser Episode. Dabei wird es noch einige Zeit dauern, bis alle Themen angesprochen wurden und Mary wirklich in der Gegenwart angekommen ist. Aber der Ansatz, der hier gewählt wurde, verspricht eine interessante und spannende Geschichte zu werden. Bleibt zu hoffen, dass Mary nicht nur vorübergehend ihren Söhnen zur Seite steht, sondern tatsächlich dauerhaft im Spiel bleibt. Wünschenswert wäre es.

Fazit: Ähnlich gut wie letzte Woche. Marys Rückkehr weiß auf ganzer Linie zu punkten und verleiht der Serie eine neue Dynamik, die sehr willkommen ist. Im Lager „Lucifer“ tut sich etwas, was recht vielversprechend erscheint, aber leider ein wenig überhastet und in Bezug auf Crowley auch etwas unglaubwürdig daherkommt. Britain: No points – da muss man einfach noch abwarten.

7/10
 
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