The Blacklist S04E08 - Dr. Adrian Shaw: Conclusion

Clive77

Serial Watcher
Mit der Folge "Dr. Adrian Shaw: Conclusion" verabschiedet sich die US-Serie The Blacklist in die Winterpause. Die Frage, ob Red der Vater von Liz ist, beschäftigt nun auch Kirk. Es gibt Antworten. Aber wie weit kann man diesen Antworten trauen?

„Yes, Elizabeth is my daugther. Is that what you want to hear?“ – Raymond Reddington

It doesn’t matter
Bereits die Vorschau zu "Dr. Adrian Shaw: Conclusion" zeigte uns, wie Alexander Kirk (Ulrich Thomsen) die allgegenwärtige Vaterfrage an Raymond Reddington (James Spader) richtete. Ganz offensichtlich scheinen sich die Macher der Serie darauf zu verlassen, dass die Zuschauer unbedingt wissen wollen, ob Red jetzt tatsächlich der Vater von Elizabeth Keen (Megan Boone) ist oder nicht. Es wäre auch ganz nett, wenn man nach vier Staffeln nun endlich eine definitive Antwort bekommen würde und damit das leidige Thema aus dem Weg geräumt wird. Soweit gehen die Macher aber nicht.
Ja, Red bestätigt hier, der Vater von Liz zu sein. Unter Drogen gesetzt, sein Leben bedroht und einem seiner vermeintlich ärgsten Feinde gegenübersitzend. Er hätte da nicht einmal fragen müssen, ob es (das oben angebrachte Zitat) das ist, was Kirk hören will. Wir würden auch so zweifeln, wenn Red unter solchen Umständen die Vaterschaft bestätigt. Anders wäre es gewesen, wenn er am Ende der Episode - als er Liz einen Besuch abstattet - angemerkt hätte, dass Agnes‘ Großvater seine Enkelin gerade in den Armen hält. Wir können uns somit nur auf eins verlassen: Alexander Kirk ist nicht der biologische Vater von Elizabeth Keen.
Unterm Strich war es schon enorm schade, dass das Midseasonfinale so großen Wert darauflegte, diese Frage überhaupt anzugehen. Denn die Antwort bleibt weiterhin offen und wird es vermutlich noch für lange Zeit bleiben. Ehrlich gesagt spielt es auch schon lange keine Rolle mehr, ob Red ihr Vater ist oder nicht. Und für Kirk war Liz lange eine Tochter, wie die ganzen Kindheitserinnerungen und seine Suche nach ihr aufgezeigt haben. Sie hat Jahre mit Constantin und Katarina verbracht. Zugegeben, Jahre, an die sie sich nicht gut erinnern kann. Aber im Endeffekt müsste Kirk zum gleichen Schluss kommen wie Red, was die biologische Frage angeht: „It doesn’t matter.“

Dr. Adrian Shaw: Conclusion
Nun aber zum Rest der Episode: Kirks Leben steht weiterhin auf Messers Schneide und nachdem sich seine anfängliche Vermutung nicht bestätigt, dass Red die neuesten Tests gefälscht hat, erscheint seine Lage recht aussichtslos. Die Lösung bekommt er dann überraschenderweise in Form von Dr. Adrian Shaw (Linda Emond) von Red überreicht. Aber trauen kann er Red nicht, womit sich ein Großteil der Handlung damit beschäftigt, Kirk einen glaubhaften Beweis für die Fähigkeiten der Forscherin abzuliefern.
Positiv anmerken lässt sich dabei, dass hier einige Fäden zusammengeschnürt werden. So gibt es mehrere Referenzen auf die ersten sieben Episoden der Staffel und auch Kirks Arzt Dr. Sebastian Reifler (Matt Servitto) ist wieder mit von der Partie, um die Forschungsarbeit von Shaw gegenüber Kirk zu bestätigen. Wir bekommen im Endeffekt ein vorläufiges Ende zum Thema „Alexander Kirk“ und erstaunlicherweise kommt dieses ohne seinen Tod oder seine Verhaftung aus, was nicht gerade viele Blacklister von sich behaupten können.
Dr. Shaw selbst kommt aber, jedenfalls dafür, dass nun zwei Folgen ihren Namen im Titel tragen, nur am Rande vor. Klar, ihre Fähigkeiten sind der Schlüssel, um Kirk zu heilen und am Ende wohl auch, um Liz und Red wieder gehen zu lassen. Außerdem wurde der Name „Alexander Kirk“ bereits letzte Staffel in den Episodentiteln verwendet. Dennoch komisch, dass sie hier selbst als Gastrolle kaum in Erscheinung tritt. Vielleicht sollten die Macher sich mal ein anderes System für die Episodentitel überlegen oder hätten – in diesem Fall – auf das Alias von Kirk zurückgreifen müssen (was besser gepasst hätte, zumal sich nun die ersten acht Episoden ausgiebig mit ihm beschäftigt haben).
Unterm Strich war die Handlung aber ganz in Ordnung. Ressler (Diego Klattenhoff) und Samar (Mozhan Marnò) durften mit dem Rest vom FBI nach Kirks neuem Zufluchtsort suchen, den sie natürlich erst fanden, nachdem alles vorbei war. Tom (Ryan Eggold) und Dembe (Hisham Tawfiq) agierten im Team, um den Beweis in Form von Lucille Brockes (Katie Kreisler) bei Kirk abzuliefern. Es gab einen halbwegs spannenden Moment, als Odette (Annapurna Sriram) Liz ausschalten wollte und selbstverständlich lieferten sich Red und Kirk die besten Szenen der Folge. Allerdings ließ sich mit Blick darauf, dass es sich hier um ein Midseasonfinale handelte, wesentlich mehr erwarten.

Tom
Es war wie gesagt vollkommen in Ordnung, dass Tom diese Woche hauptsächlich für Red unterwegs ist und mal wieder alles dransetzt, Liz zu befreien. Ein Team-Up zwischen ihm und Dembe kommt auch nicht gerade oft vor. Aber an sich war Tom Keen hier eher eine Randfigur, was doch sehr überrascht.
Bei all den Wendungen und Überraschungen, die die Serie für gewöhnlich auf Lager hat, mutet es jedenfalls merkwürdig an, dass auch jetzt noch nicht der Weg zum Spin-off The Blacklist: Redemption gelegt wurde. Das Spin-off soll schließlich nächstes Frühjahr starten und auch dann gibt es erst neue Episoden zur Mutterserie. Da hätte sich eigentlich spätestens jetzt damit rechnen lassen, dass mit Tom etwas Unvorhersehbares passiert, was seinen Übergang ins Spin-off einleitet. War nun nicht der Fall. Hebt man sich also für nächstes Jahr auf. Da dürfen wir wohl gespannt sein, wie das Ganze ablaufen soll.

FBI
Zu unseren FBIlern gibt es nicht besonders viel zu sagen. Bewegt sich alles in den gewohnten Bahnen und ohne sonderliche Überraschungen oder Charakterarbeit. Mit einer Ausnahme: Ressler foltert hier einen von Kirks Handlangern, um Informationen über Lizzies Aufenthaltsort zu bekommen.
Das passt mal überhaupt nicht zu Resslers Figur. Sicher, er hat seine Prinzipien schon mehr als einmal aufgeben müssen und das meist dann, wenn es darum ging, Liz zu helfen. Aber ihm dabei zuzuschauen, wie er in einer Schusswunde rumstochert und seinem Opfer dabei noch erklärt, dass es sich gerade in einer [i=Black Site] befindet, ist für den sonst nur schwer zu Missetaten zu bewegenden Ressler ein schlichtes no go. Diese Aufgabe hätte man besser Tom oder vielleicht Samar überlassen, während Ressler dagegen protestiert und anschließend den Raum verlässt.

Mr. Kaplan
Überraschenderweise sehen wir diese Woche doch noch etwas von Mr. Kaplan (Susan Blommaert). Ihr vermeintlicher Peiniger (Leon Rippy) entpuppt sich dabei als ein nicht ganz so übler Zeitgenosse, wie wir hätten annehmen können. Er sorgt sich vielmehr darum, ob Kate jemandem verrät, dass er in den Wäldern haust, die ihm nicht gehören.
Wer sich auf eine spannende Flucht freute, wird somit leicht enttäuscht sein. Denn gerade als Kate sich befreien will, nimmt der Einsiedler ihr die Fesseln ab. Ein paar Szenen später gehört die Hütte wieder ihm alleine und Kate macht sich auf den Weg. Womit sich ihre und Reds Wege demnächst wieder kreuzen könnten.
In Bezug darauf ist noch erwähnenswert, dass Mr. Kaplan meint, sich die Kugel von Red verdient zu haben. Somit wird uns scheinbar kein Rachefeldzug gegen Red seitens Kate erwarten. Und Reddington? Der entschuldigt sich diese Woche bei Dembe für die (scheinbare) Exekution von Mr. Kaplan. Sieht ganz so aus, als wenn damit einer künftigen Konfrontation Red vs. Mr. Kaplan der Wind aus den Segeln genommen wurde. Irgendwie schade.

Flüsterei
Zuletzt noch kurz zur Frage, die wohl mehrere Leute nach dieser Folge beschäftigen wird. Was hat Red dem guten Alexander Kirk da ins Ohr geflüstert, dass dieser von seinem Vorhaben abließ und Raymond am Ende leben lässt?
Kirks Reaktion nach muss es etwas Schwerwiegendes gewesen sein und die Tatsache, dass wir nicht mithören dürfen, deutet auf eine größere Überraschung hin. Aus den vorherigen Gesprächen der beiden, die auch Katarina Rostova zum Thema hatten, folgt für den Rezensenten der Schluss, dass ebendiese noch am Leben ist beziehungsweise dass Reds Worte genau das in Kirks Ohr geflüstert haben. Ob er (falls er das tatsächlich geflüstert hat) damit die Wahrheit sagt, steht natürlich wieder auf einem anderen Blatt. Aber es wäre eine passende Erklärung für Kirks Reaktion und vermutlich der einzige Weg, wie Red seinen Hals in der Situation wieder aus der Schlinge ziehen konnte. Was meint ihr?

Fazit: An sich war die Folge okay und lieferte ein vorläufiges Ende zum Geschehen um Alexander Kirk. Aber für ein Midseasonfinale hätte sich deutlich mehr erwarten lassen als eine eher durchschnittliche Episode. Das „große Geheimnis“ ist weiterhin vorhanden und wird weiter gestreckt, es gibt kaum Besonderes zu berichten und echte Spannung kam nicht auf. Überraschend ist vor allem, dass es keinen Cliffhanger gibt und auch sonst wurde die allgemeine Lage in so ziemlich allen Handlungssträngen entschärft. Nichts spitzt sich auf einen großen Knall zu, vielmehr verebbt das Geschehen in aller Ruhe. Hoffentlich sieht das nächstes Jahr wieder anders aus.

5/10
 
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