Supernatural S12E07 - Rock Never Dies

Clive77

Serial Watcher
In der Folge "Rock Never Dies" der US-Serie Supernatural plant Vince Vincente sein großes Comeback. Das erregt natürlich die Aufmerksamkeit von Castiel, Crowley und den Winchesters, die sich nach L.A. begeben, um Lucifers Plänen auf die Spur zu kommen.

Zwei Brüder, ein Dämon und ein Engel
Sam (Jared Padalecki) und Dean (Jensen Ackles) warten schon länger auf eine Nachricht von Castiel (Misha Collins) und/oder Crowley (Mark Sheppard), die sich vor ein paar Folgen auf die Spur von Lucifer - momentan verkörpert vom gealterten Rockstar Vince Vincente (Rock Springfield) - gemacht haben. Diese Woche ist es endlich soweit, denn Vincente bringt seine alte Band (Ladyheart) wieder zusammen und plant scheinbar ein großes Comeback. Bevor es aber um den Teufel gehen soll, ein paar Worte zu unserem Verfolger-Team. Bei denen gab es nämlich die besten Momente der Episode.
Zunächst einmal steht Dean weiterhin in Kontakt mit Mary (Samantha Smith), die langsam aber sicher im Internet- und Handy-Zeitalter angekommen ist. Das kleine Spielchen zwischen ihr und Dean war so gesehen ein kleines Highlight und lässt uns wissen, dass ihre Auszeit wohl tatsächlich nur kurz sein wird. Und war Sam sogar ein bisschen eifersüchtig auf Dean?
Abgesehen davon gab es auch wieder einige humorvolle Szenen, die uns die Folge über bei der Stange hielten. Gurkenwasser, Hair Rock und die Winchesters im Rocker-Outfit seien hier genannt. Aber auch verschiedene Szenen mit Crowley und Castiel, der offensichtlich die Schnauze voll von seinem Begleiter hat, ließen einen schmunzeln.
Zu kritisieren gibt es hier allerdings, dass die vier trotz ihres Teamups recht ineffektiv wirken. Trotz vereinter Kräfte und verschiedener Möglichkeiten schaffen sie es zunächst nicht, an Vince Vincente heranzukommen. Gut, dass Castiel bei Tommy (Woody Jeffreys) keinen Erfolg hat oder die Winchesters an der PR-Agentin (Sandy Sidhu) scheitern, ließe sich vielleicht noch verkraften. Aber zumindest bei Crowley, der Russell (Kadeem Hardison) in die Mangel nimmt und zuvor noch damit protzte, dass L.A. quasi ihm gehört, hätte es doch anders ausgehen können. So müssen die vier erst bis zum letzten Moment auf einen Hinweis darauf warten, wo der große Auftritt von Vince und seiner Band stattfinden soll – da erwischt man sich als Zuschauer tatsächlich dabei, auf die Uhr zu schauen.

Lucifer
Schauen wir ein paar Episoden zurück, als Lucifer den Körper von Vince Vincente übernahm, hatten wir noch einen recht guten Eindruck von der neuen Rolle, die Rick Springfield vergönnt war. Wir waren zuversichtlich, dass der neue Lucifer sich lohnen könnte. Dank Rowena (Ruth Connell) durfte man sich fragen, ob Springfield wohl noch länger die Rolle verkörpern wird oder Lucy einen Weg findet, den Wirtskörper wieder brauchbar zu gestalten.
Letzteres war nun Fall, aber nur kurz. Adam (John Connolly) und Gordy (Jeff Evans Todd) beschwören in einer eher amateurhaften Sequenz den Teufel herbei, liefern ihm ein Artefakt zur Heilung, machen ihn darauf aufmerksam, dass sein Wirtskörper berühmt ist und erhalten als Belohnung ein gebrochenes Genick. Sah nach einem netten Auftakt aus, zumal wir jetzt eine ungefähre Idee davon bekamen, wie Lucifer mittels Vince Vincente gedenkt, einen großen Aufstieg hinzulegen.
Aber Pustekuchen. Und zwar gleich in mehrfacher Hinsicht. Dabei hatte die Idee durchaus was für sich. Möglichst viele Anhänger bekommen, die neuen Medien dafür nutzen und nebenbei noch rockige Musik abliefern. Wenn der Teufel schon kein Interesse an „Satanisten“ wie Adam und Gordy hat, wäre das vermutlich der moderne Weg, um möglichst viele Anhänger zu gewinnen. So fällt das Interesse an Roseleen (Crystal Allen) zunächst auch groß aus und Vince testet sehr eindrucksvoll, was Rose bereit ist, sich (für ihn) anzutun. Nur reicht ihm das nicht. Und er hat auch keinerlei Interesse daran, Musik zu machen. Womit die ersten Fragezeichen auftauchen und wir wissen wollen, was er denn nun eigentlich vorhat.
Kein Plan ist der Plan. Gegen Ende darf Vince unseren Helden erklären, dass er keinen Plan hat, sich erneut von Gott vernachlässigt fühlt und einfach nur möglichst große Unruhe stiften will. Auch wenn Sam hier meint, dass ein planloser Lucifer beängstigender wäre, ist es doch verdammt schade, was aus der Figur mittlerweile geworden ist. Wird er nun alle paar Wochen mal vorbeischauen – stets in anderer Form – um einem Fall der Woche beizuwohnen und etwas Ärger zu stiften? Bleibt zu befürchten.

Rant
Womit wir zum größten Minuspunkt der Episode kommen. Lucifer hat seine Bedrohlichkeit verloren. Ja, er bringt hier im Minutentakt Leute um und unsere vier Helden haben keine Idee, wie sie ihm den Garaus machen können, geschweige denn, wie sie ihn in den Käfig zurückbringen (vielleicht hätten sie mal Rowena fragen sollen). Trotzdem nimmt man ihn nicht mehr als Bedrohung wahr.
Beispiel: Er teilt ordentlich aus, was vor allem Castiel und Crowley zu spüren bekommen. Aber das wirkt alles wie lahmes Geplänkel. Wo bleibt der Fingerschnipps, mit dem er einst Castiel explodieren ließ? Warum lässt er Crowley am Leben? Und die Ausrede gegenüber den Winchesters, dass sie zusehen sollen, wie er alles kaputt macht, war einfach nur dämlich. Statt seine Kräfte an den Diskotüren zu verschwenden, wäre es doch ein Leichtes für ihn gewesen, das eine oder andere Genick zu brechen. Immerhin stehen ihm hier die Leute gegenüber, die vielleicht doch einen Weg finden, seine Existenz zu beenden.
Dem Teufel fehlt einfach die Gravitas, die er damals mal hatte. Im fünften Staffelfinale ging es noch um etwas. Eine lange vorbereitete Geschichte wurde zu einem Ende gebracht und Lucifer versprühte eine Macht, die uns sorgenvoll um unsere Figuren bangen ließ. Das ist mittlerweile alles futsch. Am Ende der Episode wirkt Lucy geradezu wie ein weinerliches Kind und dabei war er mal der ultimative Gegner.
Es ist wirklich enttäuschend, dass hier – trotz einiger guter Ansätze – so wenig aus der Figur herausgeholt wird. Vielleicht wäre es besser gewesen, wir hätten ihn in dieser Staffel nicht wiedergesehen. Der Rezensent ist jedenfalls sehr enttäuscht und befürchtet das, was der Teufel selbst in der Folge von sich gab: Es existiert kein Plan mehr für Lucifer.

Fazit: Satz mit X, das war wohl nix. Besonders ärgerlich wirkt dabei, dass einige angedeutete Ideen im Verlauf der Folge im Nichts verpuffen und man sich das gesamte Vince Vincente – Kapitel auch hätte sparen können. Einzige Lichtblicke waren unsere vier Helden, die aber auch unter ihren Möglichkeiten blieben. Vergessen wir diese Episode lieber schnell wieder und hoffen auf ein gutes Midseasonfinale.

3/10
 
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