Supernatural S12E08 - LOTUS

Clive77

Serial Watcher
Mit der Folge "LOTUS" verabschiedet sich die US-Serie Supernatural in die Winterpause. Im Fokus der Handlung steht erneut Lucifer, der sich diese Woche als Präsident der Vereinigten Staaten probiert. Am Ende winkt uns ein doppelter Cliffhanger zu.

Der Anfang
Nachdem Vince Vincente (Rick Springfield) letzte Woche das Zeitliche gesegnet hat, schlüpft Lucifer dieses Mal zunächst in einen Erzbischof (Michael Querin) hinein. Die anfängliche Sequenz kann man dabei als gelungen bezeichnen und als Sam (Jared Padalecki) und Dean (Jensen Ackles) am Ort des Geschehens eintreffen, erwartet sie ein schauriger Anblick. Lucy hat erneut eine Spur aus Leichen hinterlassen und beim Zuschauer macht sich die Hoffnung breit, dass der Lieblingsbösewicht in Form des Erzbischofs vielleicht wieder zur alten Stärke zurückfindet. Und wäre es nicht sehr höhnisch gegenüber Gott, wenn Lucifer fortan als ranghohes Mitglied der Kirche an Macht gewinnt und aus dieser Position eine Art Hölle auf Erden inszeniert?
Leider bleibt die Hoffnung nur von kurzer Dauer, denn unter den Toten, die die Winchesters finden, befindet sich auch der Erzbischof selbst – womit die Suche nach dem Missetäter wieder von vorne beginnt. Schade.

Lucifer of the United States (LOTUS)
Aus dem Episodentitel lässt sich relativ leicht ableiten, wessen Körper sich der Teufel als nächstes für seine Machenschaften aussucht. Er gönnt dem amtierenden Präsidenten Jefferson Rooney (David Chisum) sogar einen Sitz in der ersten Reihe und verdrängt das Bewusstsein seines Wirts nicht komplett – was der Tarnung extrem förderlich ist. Nachdem die Winchesters durch einen Tipp von Crowley (Mark Sheppard), den er wiederum von einer Quelle aus dem Secret Service (Kathleen Duborg) hat, darauf aufmerksam gemacht werden, stehen sie vor einem gewaltigen Problem. Denn dummerweise gehört der Präsident zu einem Personenkreis, an den nur sehr schwierig heranzukommen ist.
Hier hätte Lucifer nun tatsächlich die Möglichkeit gehabt, als mächtigster Mann der Welt für Chaos zu sorgen. Während wir noch darauf warten, wie sich die Wahl von Donald Trump zum US-Präsidenten auf die Welt auswirken wird (Anmerkung vom Rezensenten: Sorry, lag einfach nah, den hier zu erwähnen), scheint Lucifer keinerlei Interesse zu haben, seine neu gewonnene Macht für politische Zwecke einzusetzen. Das Chaos bleibt somit aus und beschränkt sich stattdessen auf ein paar Witze (wie „Nuk’em.“ oder die Begnadigung von Charles Manson) und jede Menge Bettgespräche mit Kelly Glen (Courtney Ford). Denn der Präsident hat offensichtlich eine Affäre.
An sich wäre dieser eher humoristische Ton des Teufels ja noch zu verkraften, denn immerhin sind die Episoden der Serie, die sich hauptsächlich auf den Humor konzentrieren, oftmals wirklich witzig. Nur passt das hier leider nicht. Lucifer ist nun mal keine witzige Figur. Die Rolle wird in den „unteren Etagen“ ohnehin schon lange von Crowley verkörpert und einen zweiten Crowley brauchen wir ganz sicher nicht. Lucifer muss eine ernstzunehmende Gefahr sein und bleiben, sonst kann man sich den Charakter beziehungsweise seine Auftritte gleich schenken.

Das Ende
Und gerade, wenn man meint, die Episode wird am Ende ähnlich schnarchig wie die Vorfolge, passieren doch noch ein paar interessante Dinge. An erster Stelle ist dabei die Schwangerschaft von Kelly zu vermelden, welche Castiel (Misha Collins) auch direkt wahrnimmt und vermutlich noch für große Probleme in der Zukunft sorgen wird. Denn wenn man den Teufel weiterhin in der Serie haben möchte, ist die Geburt des Antichristen mal ein Plan, der einiges an Potenzial mit sich bringt. Guter Ansatz, den man vielleicht schon eher hätte bringen können.
Dabei weiß allerdings weniger zu gefallen, dass a) Kelly ihre Meinung darüber, ob sie das Kind behalten will, wieder ändert – obwohl sie zu dem Zeitpunkt genau weiß, wer da wirklich der Vater ist – und b) wie leicht sie Castiel entkommen kann. Gut und schön, Castiel ist noch immer recht naiv. Aber es wurde Kelly viel zu einfach gemacht, am Ende abzuhauen. Da fragt man sich auch gleich wieder, weshalb er manche seiner Fähigkeiten benutzen kann (Gedankenkontrolle beim Secret Service Agenten – erfolgreich) und andere (Teleportation – musste Crowley machen) wiederum nicht. Aber gut, Kelly ist jetzt erstmal weg und wird vermutlich ihr Kind austragen. Vorhersehbar wäre hier, dass die Winchesters sich an ihre Fersen heften und versuchen, die Geburt des Nephilims zu verhindern. Aber ob das für den Staffelbogen reicht? Fraglich.
Der zweite Punkt, der das Ende ein wenig merkwürdig macht, ist die Gefangennahme der Winchesters durch den Secret Service. Weshalb blieben sie noch gleich in dem Raum, wo der Präsident am Boden lag und sind nicht – wie Castiel und Kelly – durch das Nebenzimmer abgehauen? Dieser recht forcierte Cliffhanger stört irgendwie, zumal die Brüder durch Verbündete wie Castiel oder Crowley keinerlei Probleme haben sollten, in der nächsten Folge wieder freizukommen.

Scooby Gang
Episoden, in denen Crowley und Castiel an der Seite der Winchesters sind, stellen für gewöhnlich sehr brauchbare Folgen dar. Was den Humor angeht, passt das alles auch recht gut, obwohl es keine sehr großen Lacher zu verbuchen gibt. Crowley kann einem da schon fast ein bisschen leidtun, wenn unsere Gang Kelly erklärt, was Sache ist und er dabei schließlich den Raum verlässt. Wird wirklich Zeit, dass der King of Hell mal wieder bessere Szenen bekommt, wo die Witze nicht auf seine Kosten gehen, sondern von ihm kommen. Im Übrigen wäre es langsam an der Zeit, Crowleys Ambitionen mal wieder stärker in den Fokus zu setzen. Die Figur wirkt momentan etwas planlos, denn selbst wenn sich das Lucifer-Problem lösen lässt, wird er nicht automatisch wieder auf seinen Thron zurückkehren können.
Positiv zu erwähnen wäre allerdings die Beteiligung Rowena (Ruth Connell), die diese Woche tatsächlich hinzugezogen wird und Lucifer in die Hölle verbannen darf, während Sam dafür sorgt, dass der Teufel seinen Wirt verlässt. „Go to Hell!“ – ja, das hatte was. Und die Special-Effects Abteilung hat hier auch gute Arbeit geleistet.
Bleibt allerdings die Frage offen, weshalb der Bannspruch jetzt für einen Sieg sorgen sollte. Kann Lucy die Hölle jetzt nicht mehr verlassen? Wäre komisch, zumal er zuvor immer mal wieder dort war. Oder ist er jetzt wieder im Käfig gelandet? Der Rezensent ist jedenfalls ein bisschen verwirrt, was Lucys jetzige Lage angeht. Und Crowley dürfte es doch gar nicht gefallen, wenn sein großer Konkurrent jetzt „unten“ wieder die Regentschaft besitzt, oder?
Unterm Strich war es gut, dass es für alle beteiligten Figuren einiges zu tun gab. Aber nachdem das Motto scheinbar „back to the roots“ lautet (jedenfalls mit Blick auf viele Episoden der jetzigen Staffel), ist es etwas ernüchternd, wenn Charaktere wie Crowley oder Castiel dabei ausgespart werden. Denn gerade bei denen würde es sich lohnen, die „alten Zeiten“ wieder etwas aufleben zu lassen.

British Men of Letters
Mr. Ketch (David Haydn-Jones) meldet sich diese Woche zurück und darf die Winchesters unterstützen. Das klingt mal überhaupt nicht nach dem, was wir bereits von den Briten zu sehen bekommen haben und so richtig über den Weg trauen ihm auch die Winchesters nicht. Aber die Waffe, die er ihnen zur Verfügung stellt, hat genau die Wirkung, die er vorhergesagt hat und lässt sich in der Tat auch bei Lucifer anwenden. Beeindruckend.
Das gibt einen kleinen Vorgeschmack auf die Möglichkeiten, die die British Men of Letters (BMOL) in ihrem Arsenal haben und mit Blick auf den Erfolg der Anwendung dürften unsere Brüder jetzt wieder etwas Vertrauen zu den britischen Kollegen fassen. Zumal Ketch die beiden (mit einem Granatwerfer!) auch aus einer brenzligen Situation rettet.
Es bleibt zwar zu bezweifeln, dass Mr. Ketch und Konsorten sich als „gute Freunde“ erweisen werden. Aber sie zunächst als helfende Hand den Winchesters zur Seite zu stellen, ist sicherlich besser als das, was uns die Auftaktepisoden von den Briten gezeigt haben.
Letzte Anmerkung: Habt ihr auch die Blicke von Rick Sanchez (Stephen Lobo) bemerkt? Bei dieser Figur hatte man stets den Eindruck, dass er etwas im Schilde führt – aber es ist nicht greifbar. Ist er womöglich ein Spitzel der BMOLs? Oder vielleicht ein Dämon? Keine Ahnung warum, aber die Figur wirkte nicht ganz geheuer.

Fazit: Unterm Strich eine Steigerung im Vergleich zur Vorwoche. Aber leider keine große. Glücklicherweise taucht mit Kellys Schwangerschaft nun ein neues Problem auf dem Radar der Winchesters auf, welches großes Potenzial bietet und scheinbar wurde Lucifer vorerst aus dem Weg geräumt (wobei es wie gesagt fraglich ist, inwiefern diese Lösung von dauerhafter Natur sein soll). Ferner wurde der Strang um die BMOLs wieder aufgegriffen, die in Form von Mr. Ketch tatsächlich mal hilfreich zur Seite stehen. Die Serie muss aber definitiv noch mehr an den bekannten Figuren arbeiten, um zu alter Stärke zurückzufinden. Hoffen wir mal, dass das den Machern nach der Pause gelingt.

5/10
 

Woodstock

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Hatten wir nicht schon mal einen Anti-Christen oder ist der jetzt wesentlich mehr anti-christlicher als der Andere?

Wieso konnte Cas die Frau nicht einfach finden.


Wirklich der Secret Service hat sie verhaftet und die Men of Letters bringen mal einfach so die nächste Superwaffe? Der Präsident hat auch gar kein Chaos stiften können...


Also SPN war schon immer ein wenig unter seinem Potential aber momentan wirkt es einfach nur noch faul. Sehe das wirklich nur ich so? :huh:
 

Clive77

Serial Watcher
Woodstock schrieb:
Hatten wir nicht schon mal einen Anti-Christen oder ist der jetzt wesentlich mehr anti-christlicher als der Andere?
Es gab da in der fünften Staffel Jesse Turner - Ergebnis von Mensch und Dämon. Wurde meine ich auch als potenzieller Antichrist gehandelt.
Dann gab es noch einen Nephilim, gezeugt aus Mensch und Engel. Darum durfte Cas sich im Rahmen von Metatrons Plänen kümmern.

Wesentlicher Unterschied ist jetzt aber, dass Lucifer der Vater des Kindes sein wird. Würde ich generell als wesentlich schlimmer betrachten als Abkömmlinge eines 08/15 Engels oder Dämons.

Ansonsten stimme ich aber zu. Die zwölfte Staffel rockt zurzeit überhaupt nicht. Da können auch ein paar humorvolle Szenen nichts dran ändern. :mellow:
 
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