Dann nun hier meine persönliche 2016-Bestenliste, ohne Rangfolge, weil ich ein unentschlossener Typ bin:
Bad Neighbors 2
Spricht man über die wenigen Fortsetzungen, die besser sind als ihre meistens schon enorm guten Vorgängerfilme fallen meistens die Titel Aliens, Der Pate II oder Terminator 2, mit Bad Neighbors 2 kommt ein weiterer Titel hinzu und vielleicht die erste Komödie, sind Komödienforsetzungen doch meistens besonders schlecht und schwierig. Bad Neighbors 2 verfährt nach dem "Höher, schneller, weiter"-Prinzip und setzt auf nahezu alles, was der Erste macht noch einen drauf, inklusive der im ersten Teil schon erstaunlich sicheren Gagdichte. Bad Neighbors 2 befreit sich weitestgehend von allem was den Ersten noch halbwegs glaubwürdig machte, pfeift größtenteils auf einen stringenten Plot und ist vielleicht auch deswegen so gut, lässt er die meisten Fesseln der heutzutage meistens kaum denkwürdigen amerikanischen R-Rated-Mainstreamkomödien hinter sich und wandelt fernab von billigem Witzchenaufwärmen, thematisch ist der Film innerhalb seines eigenen Anspruchs als alberne Komödie erstaunlich clever und umschifft mit Bravour alles, was die Prämisse #Problematic machen könnte, nicht zuletzt indem er sich und seine Figuren zwar immer mit größter Selbstironie, aber auch mit einem gewissen Respekt begegnet, die ihn letztendlich auch emotional übermäßig gut funktionieren lassen, Seth Rogen und Rose Byrne möchte man ewig zuschauen. Das alles macht Bad Neighbors 2 nicht nur zu einer ziemlich perfekten Komödie, sondern auch zu einem verdammt guten Film.
The BFG
Spielberg ist viel zu gut für die aktuelle Film- und insbesondere Kinolandschaft. Schon sein meisterhafter (muss mand as bei Spielberg überhaupt noch erwähnen) Bridge of Spies wurde gemein übergangen. The BFG ist nun ein fantasievoller, bestechend inszenierter, technisch herausragender, aber am Ende vor allem umwerfend rührender, herzlicher und angenehm alberner Märchenfilm geworden. Das stilloses Superheldenallerlei, das visuell wie dramaturgisch im Fernsehen besser aufgehoben wäre mehr ins Kino zieht, als Spielbergs im besten Sinne zurückhaltendem Spektakel (Trotzdem Schauwerte für drei Filme) ist traurig, aber wohl auch der Beweiß, dass Spielberg "seine Magie" nie verloren hat, die meisten sind nur nicht mehr imstande sie zu schätzen.
The Hateful Eight
Noch so ein Fall. Ein vergleichsweise gescholtener Tarantino, der aber vielleicht auch beweißt, dass ein gar nicht so kleiner Teil seiner Fanbase über die oberflächlichen Label Gewalt und kultige Dialoge wohl kaum was aus seinen Filmen mitgenommen hat. Zugegeben, The Hateful Eight ist durchaus etwas sperrig, selbst für Tarantino ausufernd gesprächig, mit wenigen Ausnahmen weitestgehend unblutig und auf Popkulturanspielungen muss auch zum größten Teil verzichtet werden. Und trotzdem, wahrscheinlich gerade deswegen ist The Hateful Eight so ein unvergleichbar großartiger Film. Tarantinos bitterer, politischer und gesellschaftlicher Kommentar ist vergraben unter Schichten aus wundervoll abstoßenden Figuren und meisterlichen erzählerischen Tricks, die man so wohl nur (noch?) von Tarantino zu sehen bekommt. The Hateful Eight ist vor allem ein Zeugnis für Tarantinos enorme Talente als Autor, hält er sich inszenatorisch etwas mehr zurück, als in Django oder Inglourious Basterds, aber auch ein Film für seine fantastische Riege an tollen Schauspielern. Und in seinem nativen 70mm-Format noch dabei das beste Kino(!)erlebnis des Jahres.
In den Tiefen des Inferno
Klingt erstmal wie eine N24-Naturdoku, wird unter der höchst interessanten Zusammenarbeit von Werner Herzog und dem supercharismatischen Vulkanforscher Clive Oppenheimer zu einem komplexen Portrait, nicht nur von der Beziehung zwischen den Vulkanen, und den Menschen, die um sie herum leben. Herzog und der Film sind dann am besten, wenn sie vermeintlich vom Grundthema abschweifen und sich Politik des absurden Faszinosums Nordkorea oder der Anthropologie widmen und doch sind diese faszinierenden Abschweifungen die Momente, wenn Herzog zum großen, philosophischen Rundumschlag ausholt. Der Film ist schwer zu greifen, ungwöhnlich fografiert und hypnotisch inszeniert und fast viel zu große Kunst für die Erscheinungsplattform Netflix. Oder auch der Beweiß zu was Netflix imstande ist, wenn sie sich nicht gerade abonenntenanbierdernden Serien widmen. Ebenfalls gut und sehenswert: Herzogs Internetdoku Lo and Behold (In Deutschland als "Wovon träumt das Internet?" in fast keine Kinos gekommen).
Kubo - Der tapfere Samurai
Wenn singende Justin-Timberlake-Filztrolle, Haustiere und fortgesetzte Fische das Aushängeschild des Animationsjahres sind, kann man nur froh sein, dass das Studio Laika so unbeeindruckt am Massengeschmack vorbeiproduziert (Dafür darf man anscheinend auch Nike danken). Auch wenn sie mit Kubo nicht ganz an die Qualitäten des Studio-Meisterwerks Coraline herankommen, ist der Film nichts für Leute, denen Zootopia schon nicht lustig genug war, weil Animationsfilme ja lustig sein müssen, aber ein visuell herausragender und emotional erstaunlich erwachsener und ergreifender Abenteuerfilm.
The Lobster
Dystopische Zukunftszenarien sind angesagt. Und so super Mad Max: Fury Road war, gegen The Lobster ist der ungefähr so verrückt und gewagt die wie geschnittene Vormittagsvariante der Tribute von Panem. The Lobster ist ein geradezu unangenehm schwarzhumoriger Film, bevölkter von Figuren und angesiedelt in einer Welt, in der Emotionen beinahe vollständig ausgemerzt wurden und Liebe und Partnerschaft meist nur den Zweck erfüllt, nicht in ein Tier verwandelt zu werden. Die Emotionslosigkeit des Films und seiner Figuren ist anstregend, aber das Feuerwerk absurder Ideen, der Ideenreichtum und der staubtrockene Humor und Stil mit seinem Voice Over-Kommentar, der ganz genau das vorträgt, was gleichzeitig zu sehen ist, ist hochgradig faszinierend und überraschend lustig. Ein Film, dessen unglaubliche Eröffnungsszene die Meisten schon abschrecken wird und das ist wohl auch ganz gut so.
The Nice Guys
Allein auf Basis als einer der, wenn nicht der unterhaltsamste Film des Jahres hätte er seinen Platz auf der Bestenliste verdient. Dazu ist der Film noch eine wunderbar, von der charakterlichen Reise seiner zwiespältigen aber liebenswerten Figuren angetriebener Film. Während sich um sie herum am realistisch-unbefriedgenden Ende des Plots nicht geändert hat, haben die Figuren sich doch enorm geändert. The Nice Guys ist clever, ohne damit zu prahlen, witzig, ohne reine Komödie zu sein und dazu die ZweimannundeinMädchen-Show, die das etwas angestaubte Buddy-Cop-Genre gebraucht hat.
Paterson
Jim Jarmusch ist eine Wohltat und beweißt mit jedem Film, dass "Langweilig" eigentlich kein Argument ist. Paterson ist ein toller Film, obwohl er langweilig ist. Paterson ist wahrscheinlich sogar ein guter Film, WEIL er langweilig ist. Aber es braucht am Ende auch einen Regisseur wie Jim Jarmusch, der Langeweile zur gepflegten Langeweile werden lässt. Mit Paterson ist Jarmusch ein wunderbar positiver Film gelungen, über die Magie der einfachen Dinge, des Kleinstadtlebens, des Zusammenlebens innerhalb einer Beziehung und verschiedner Kulturen, des Busfahrens und auch irgendwie über Poesie. Adam Driver ist toll und Joel sagte in seiner Liste schon sehr richtig: "Ein Film, in dem man leben will."
Spotlight
Großartig unaufgeregter Journalismuskrimi, der als Gewinner des wichtigsten Oscars historisch sicher irgendwo zwischen "Total ok" und "Immerhin nicht The Revenant" eingeordnet werden kann. Dass man den im Besten Sinne knallhart auf gute Schauspieler und spannender Plot durch interessantes Thema reduzierten Film, dem aufdringlichen The Revenant vorgezogen hat, kann man sich beinahe nur damit erklären, dass das noch viel furchtbarere Iñárritu-Verbrechen Birdman im Jahr davor gewann und wäre damit der sicher emotionalere Gewinner gewesen als Spotlight. Aber Spotlight ist dann eben doch der bessere Film, und überhaupt, ein guter Film. Die Inszenierung ist sicher nicht so auffällig wie die vom "Sieh mal, ganz ohne Hände"-Revenant (Und Regie hat ja dann auch der gewonnen), aber Inszenierung ist halt oft auch mehr als nur tolle Bilder. Und Spotlight schafft es trotz dem hässlichen Anfang-2000er-Setting und kleinen Bildern ein packender, toll gespielter Film zu sein, der ein sehenswertes Doppel mit dem ebenfalls sehr guten "Die Unbestechlichen" abgeben wird.
Toni Erdmann
Seltsam, seltsam, seltsam. Eigentlich müsste noch mindestens eine Sichtung her, um den kaum nachvollziehbar bejubelten und geliebten Toni Erdmann etwas besser greifen zu können. Was bleibt, ist ein Film, der für ein Drama kaum emotional nahe geht, für eine Komödie kaum komisch ist, dessen Sozial- und Charakterkritik schwammig bleibt und kaum abstreiten kann, dass er sicher auch eine Stunde kürzer hätte sein können. Und trotzdem, wahrscheinlich eher gerade deswegen ist Toni Erdmann so ein kurioses, einzigartiges, wunderbar gespieltes Etwas, dessen recht unerklärlicher Anziehung man sich kaum erwehren kann.
Enttäuschungen, mittelmäßiges und gemeiner Unfug:
-Phantastische Tierwesen und wo sie zu finden sind
-Star Trek Beyond
-Maggie's Plan
-Die Kommune
-Anomalisa
-The Revenant
-24 Wochen
Gefielen mir nicht besonders, aber hatten trotzdem was für sich:
-The Witch
-Swiss Army Man
-The Neon Demon
-The Shallows
Mischung aus "Nicht super, aber Tendenz positiv" und "Zweitsichtung erstmal unbedingt erforderlich":
-Hail, Caesar!
-Midnight Special
-Everybody Wants Some!!
-Ghostbusters
-Zootopia
-Die Insel der besonderen Kinder
-Sing Street