Filmjahr 2016: Userlisten galore!!

patri-x

New Member
Shins schrieb:
Ich finde interessant, wie Revenant teils komplett anders aufgenommen wird. Ein Spalter, sowas ist immer gut :tongue:
So richtig spaltet er aber nicht. Ich kenne zumindest niemanden, der den Film schlecht findet. Vielmehr sind entweder die Leute hin und weg oder (so wie ich) fanden den insgesamt zu langatmig.
 

Shins

Well-Known Member
patri-x schrieb:
Ich kenne zumindest niemanden, der den Film schlecht findet.
Das ist der Moment, in dem ich erneut die fragwürdige Witzfigur Schmitt Junior in's Spiel bringen könnte :ugly: Aber ne, selbst kein Bock auf den arroganten Kerl.

Ich fand Revenant auch gut. Für einen Top-Platz reichte es nicht, aber war auf jeden Fall gut und intensiv.
 

Joel.Barish

dank AF
Na ja, "schlecht" ist sicherlich zu hart für den Revenanten (JCVD ist "Der Revenant" :ugly: ), aber wenn man die Lubezki Machtdemonstration ausblendet, bleibt nicht mehr viel übrig. Und ich bin erstaunt, wie schnell über die "wenig Plot" Sache hinweggegangen wird. Das muss nicht immer der springende Punkt sein, aber im Vergleich z.B. "Green Room" war auch minimalistisch in Sachen Plot und Charakterisierung, aber war eben ganz klar eine auf maximalen Thrill und Spannung hochgezüchtete Genreübung. "The Revenant" ist das nicht. Es ist Wichtigkeitsgepose mit wenig nennenswerten thematischen Kernpunkten. Der Film braucht fast doppelt so lange wie "Green Room", um eine im Kern relativ simple Geschichte eines Überlebenskampfes und Rache zu erzählen. Von daher bin ich tendenziell eher auf der "nicht wirklich gut" Seite, was die Bewertung von Revenant betrifft.
 

McKenzie

Unchained
Naja, "wenig Plot" an sich sagt ja noch nicht viel aus - Fury Road hatte ja auch nicht grad viele Wendungen und Vielschichtigkeiten. Revenant spielt in einer ziemlich leeren Welt, da ist ein simpler Plot an sich okay. Mein Problem ist eher, dass ich es punkto Charaktermotivation etc. teils nicht sehr überzeugend empfand.
 

TheGreatGonzo

Not interested in Naval Policy
Fand ihn erst ganz ok, vielleicht weil ich nach Birdman noch schlimmeres erwartet hatte, aber je mehr ich drüber nachgedacht habe, desto mehr missfiel mir der Film und Iñárritus selbstverliebter, aufdringlicher Stil. Gerade so im Vergleich zu Fury Road merkt man auch, wie unfassbar ernst sich The Revenant nimmt und wie Wichtig er gerne sein möchte. Mad Max hatte es nicht nötig, sein Thema am Schluss nochmal in riesigen Untertiteln einzublenden, weil man das über zweieinhalb Stunden Landschaftsaufnahmen vielleicht nicht mitbekommen hatte. Ich würde außerdem sagen, dass Fury Road um einiges vielschichtiger ist als The Revenant.
 

patri-x

New Member
TheGreatGonzo schrieb:
Ich würde außerdem sagen, dass Fury Road um einiges vielschichtiger ist als The Revenant.
Das auf jeden Fall (Stichwort: starke Frauen), aber The Revenant war einfach viel zu lang für seine dünne Story. Aber vielleicht sollten wir das im entsprechenden Thread weiter ausdiskutieren. :smile:
 

Joel.Barish

dank AF
@McKenzie
Ja, ungefähr so meinte ich das ja auch. Es passiert nicht viel in knapp drei Stunden, weder konkrete Handlung, noch komplexe Charakterentwicklung. Entsprechend ist es am Ende eine überlange und inhaltlich simple Geschichte von Überleben und Rache. Und das reicht eigentlich nicht.
 

McKenzie

Unchained
Joel.Barish schrieb:
Entsprechend ist es am Ende eine überlange und inhaltlich simple Geschichte von Überleben und Rache. Und das reicht eigentlich nicht.
Warum eigentlich nicht?
Als ich letztens in 2001 saß, da gab es Szenen (oder auch nur einzelne Aufnahmen) die ewig lang waren, tatsächlich die Geduld auf die Probe stellten. Mich persönlich fingen einige davon beinahe schon zu nerven an, weil es mehr wie selbstverliebtes Herzeigen wirkte als tatsächlich inhaltlich notwendig zu sein. Nun kann man diese Momente aber damit verteidigen, dass Kubrick eben die Weite des Weltraums spürbar machen wollte, und dass es einen eben zu einem gewissen Maß tatsächlich schon langweilen/nerven/psychisch anstrengen sollte. EIne Argumentation, die man in gewissem Maße auch auf The Revenant übertragen könnte - Es tut sich nicht viel? Ja, genau das durchlebt der Protagonist ebenfalls. (Und ja, ich bin überrascht dass ich Revenant in gewisser Weise verteidige, denn wie gesagt hab ich ja meine eigenen Probleme mit dem Film. Z.B. die pseudo-spirituellen Traumsequenzen die nur da waren weil Klischee und macht man halt so.)
 

Jay

hauptsache bereits gesehen
Teammitglied
Gerad nicht so viel Zeit, deswegen geh ich erstmal nur auf Shins ein:

Shins schrieb:
Das wären: The Big Short, Hail Ceasar, Trumbo, Raum, The VVitch, Sing Street, Green Room, The Neon Demon, The Lobster, High-Rise, Toni Erdmann, Captain Fantastic, Elliot der Drache, The Shallows, Tschick, My First Lady, American Honey, Swiss Army Man, Kubo, Willkommen bei den Hartmanns, Paterson, Nocturnal Animals.

Die fettgedruckten dürften dir alle liegen :squint: (die anderen habe ich größtenteils nicht gesehen)

Shins schrieb:
Denn der erste Nicht-Potter-Film aus der beliebten rowlingschen Zaubererwelt konnte mich mehr - achtung - verzaubern als die meisten Streifen mit dem narbenstirnigen Hogwarts-Schüler.

Das nenn ich mal die Überraschung überhaupt. (netter Pun übrigens)

Shins schrieb:
Und keine Bestenliste ohne ein Film mit Shailene Woodley.
:biggrin: so viele Optionen gabs ja nicht

Shins schrieb:
Einfach nur gut. So auf allen Ebenen.
Das bitte als " " Zitat auf die Blu-ray.

Shins schrieb:
Fragt Joel, der kann das besser erklären als ich.
Du, das geht bei mir ALLEN Filmsachen so.

Shins schrieb:
1) Kids in Love
Im Zweifel für den Außenseiter: Ich habe nie was davon gehört, bis ich gefragt wurde, ob ich die Blu-ray testen möchte.
Okay, ist notiert. Den kenne ich tatsächlich nicht.

Shins schrieb:
Doofer-Filmmoment-Award:
„Martha“ in „Batman V Superman“
Ach, wieso das denn :biggrin:
 

Måbruk

Dungeon Crawler
01. Hardcore Henry
02. Arrival
03. The Hateful Eight
04. Conjuring 2
05. The Revenant
06. Deadpool
07. The Lobster
08. The Neon Demon
09. BFG
10. Creed
 

Argento

Well-Known Member
2016 - Eine Bilanz (Teil 1):

Die 38 besten, der von mir gesehenen, Filme des Jahres 2016 (Nur die besten "15" bilden eine durchdachte Rangfolge):


38. DAYLIGHT'S END
(William Kaufmanns Dystopie ist roh, in seiner räumlichen Darstellung meist beengt und ein durchweg intensives Erlebnis. Besonders beeindruckend sind die kargen, atmosphärischen Eindrücke der wortfreien ersten fünfzehn oder zwanzig Minuten.)

37. FORSAKEN
(Es wird auf Ironie verzichtet und es wird folgerichtig darauf gepfiffen, sich gegen Schlauberger abzusichern, denen es hier zu direkt und ehrlich zugehen könnte. Der Film ist knackig kurz und überdies durch die Konfrontation von Vater und Sohn Sutherland in höchstem Maße interessant. Nicht unerwähnt sollte auch der fabelhaft auspielende Michael Wincott bleiben.)

36. CLOWN
(Ein kafkaeskes Drama, welches völlig zu Unrecht als Slasher- oder Horrorfilm rezipiert wurde, weswegen ein paar Verrisse zu viel erfolgten)

35. WIE ALLE ANDEREN
(Über das Verschwinden im Anderen. Bis dato "nur" als käuflicher Stream mit Untertiteln zu bekommen. Eine lohnende Entdeckung!)

34. 99 HOMES
(All das, was THE BIG SHORT gerne wäre.)

33. DER FALL BARSCHEL

32. THE ONES BELOW
(Visuell interessantes Thrillerdrama um Verlust, Bewältigung und gaslighting.)

31. SNOWDEN
(Relevant! Kein anderer Regisseur hätte gegenwärtig einen besseren Film über Snowden drehen können. Über einen Fall, der noch so frisch ist. In fünfzehn Jahren? Vielleicht! Aber für den Moment gab es nur eine Person für den Job: Stone! Längere Kritik folgt noch.)

30. AMERICAN HONEY

29. DER NACHTMAHR
(Ist gegenwärtig schon so einiges los im deutschen Genrekino. Mir ist's sehr, sehr recht!)

28. 13 HOURS

27. THE HALLOW
(Das Horrorhafte ist - wie in jedem guten Horrorfilm - nur eine Allegorie. Wirklich vorzüglich sind die interpersonellen Konflikte, welche die kleine Familie, die der Film in den Mittelpunkt stellt, bewältigen muss. Funktioniert aber auch als Creature-Feature mit exzellenten, nicht digitalen, klassischen Effekten.)

26. DER BUNKER
(Kafkaesk und überdies durchaus gesellschaftskritisch. Eine weitere Perle des gegenwärtigen, deutschen, Genrekinos)

25. THE HUMBLING
(Gelungene Roth-Verfilmung, die mit Al Pacino nicht treffender besetzt sein könnte.)

24. THE LADY IN THE CAR WITH GLASSES AND A GUN
(Ein visueller Rausch bestehend aus der puren Freude am Experimentieren. Obendrein ein ziemlich klassischer Thriller in der Tradition des Kinos der Siebzigerjahre. Das gleichnamige Original aus dem Jahre '70 mit Oliver Reed ist leider nahezu unbekannt. Ein idealer Anlass es zu entdecken und sich gleichsam an der Neuinterpretation zu laben.)

23. EDGE OF WINTER
(Ein kanadischer TV-Film mit Joel Kinnaman, der, als er mit seinen beiden Söhnen in der kargen Wildnis strandet, allmählich sich selbst verliert. Ein erschütterndes Zeugnis darüber, wie hilflos Kinder sind, wenn sie klar erkennen, was vor sich geht, und dennoch nicht wirklich etwas dagegen tun können.)

22. TRIPLE 9
(Grimmig und herrlich altmodisch. Ein verdammt ehrliches Stück von Film)

21. ROAD GAMES
(Liebhaber von THE GUEST greifen unbeirrt zu und lassen sich widerstandslos verführen.)

20. SHELLEY
(Nachhaltig in der Auswahl seines Themas und insbesondere deswegen, weil der Film unglaublich behutsam, langsam voranschreitet, dabei Unwohlsein auslöst
und schlussendlich den Sack rabiat zuschnürt. Eine dänische Delikatesse)

19. NO ESCAPE
(Die Erstsichtung hat mich kalt erwischt und mich fertig gemacht. Das Gefühl, welches einen beschleicht, wenn man sich in einer gefährlichen Situation befindet, aber gelähmt zu sein scheint, obwohl man denkt, dass es das beste sei, schnell wegzulaufen und einem der kalte Schweiss den Rücken hinunterläuft. Dieses meist kurze Gefühl der Anspannung dehnte die Sichtung auf über neunzig Minuten, so dass ich, als der Abspann lief, psychisch und physisch ziemlich geschafft war und erst einmal zünftig abschlaffen musste. Ein Erlebnis, so intensiv, dass es sich nicht wiederholen lässt, weswegen ich es wohl lebenslang bei dieser einen Sichtung belassen werde. Aber die Erinnerung, die wird bleiben.)

18. THINGS TO COME
(In meiner Liste der bisher besten Werke des 21. Jahrhunderts schrieb ich noch, dass Mia Hansen-Løve bekannter sein sollte. THINGS TO COME scheint ihr dsbzgl. geholfen zu haben. Hansen-Løve ist eine Regisseurin von höchstem Rang, aber man sollte sich darüber bewusst sein, dass sie schon vollendetere Werke geschaffen hat.)

17. THE WITCH
(Kaum einzuordnen. Dafür bedarf es bei mir noch ein paar weitere Sichtungen. Dennoch: Ich spürte, dass ich ein besonderes Werk sah.)

16. ROGUE ONE
(Niederschmetternd)
 

Argento

Well-Known Member
2016 - Eine Bilanz (Teil 2):

Die 38 besten, der von mir gesehenen, Filme des Jahres 2016 (Nur die besten "15" bilden eine durchdachte Rangfolge):



15. WIENER DOG
(Wer Todd Solondz kennt, leider gar nicht mal so viele, dessen Leben ist ein wenig reicher.)

14. THE MODEL
(Der Kampf ist nicht vorbei, wenn der Gipfel erklommen ward. Der zweite Film, der sich nach dem überragenden THE NEON DEMON dem Model-Milieu annimmt. Niederschmetternd und unbequem. In seinen Motiven vielleicht ein wenig überraschungsarm, aber mein Seherlebnis war geprägt von hoher Intensität.)

13. TATORT: MUROT - ES LEBE DER TOD
("Traurigkeit führt zu Einsamkeit. Und Einsamkeit macht traurig." Hervorragend wie bereits IM SCHMERZ GEBOREN. Jeder Murot-Tatort gehört ins Kino. Aber da ist ja schon dieser Schweiger. Verkehrte Welt. Übrigens: Jens Harzer, der hier den Antagonisten gibt, ist einer der besten deutschen Schauspieler überhaupt. Ist allerdings vorrangig im Theater anzutreffen.)

12. TONI ERDMANN
(Was ist absurder? Das ständige Gefasel von skills, challenges und evaluations oder ein haariges Wesen, welches auftaucht und in der Wortlosigkeit verharrt, ehe es kausal für eine wunderschöne Gefühlsregung wird? Trotz allem: Ein Film über die Einsamkeit.)

11. DER WERT DES MENSCHEN
(Wie viel Demütigung kann ein Mensch ertragen? Dieses Werk verdient es gesehen zu werden. Auf ICH, DANIEL BLAKE kann hingegen gerne verzichtet werden. Aber diesen merkwürdigen Ken Loach konnte ich ohnehin noch nie ertragen.)

10. VALLEY OF LOVE
(VALLEY OF LOVE ist ruhig, meditativ, einnehmend, tiefgründig und vor allen Dingen wahrhaftig. Depardieu und Huppert gehören zu den besten Schauspielern aller Zeiten. Kann man gar nicht oft genug betonen.)

09. PERSONAL SHOPPER
(Fressen Zerstreuung Seele auf? Ein mutiger Film. Warum? Weil Regisseur Assayas sich bewusst angreifbar macht, da er nicht auf Nummer sicher geht. Überdies demonstriert Kristen Stewart einmal mehr, dass sie zu den größten Talenten ihrer Generation gehört.)

08. ANOTHER EVIL
(Wenn das vermeintlich abstrakte, unwirkliche Böse, sich auf einmal direkt und unmittelbar vor einem personifziert, und man es nicht hat kommen sehen, wiewohl es möglich gewesen wäre. Höhepunkt ist für mich eine Szene gewesen, die sicherlich fünfzehn Minuten andauert, und in der einer der Hauptprotagonisten monologisch eine verstörende Geschichte aus seiner Vergangenheit erzählt und sich parallel dazu in meinem Kopf der dazugehörige Film wie selsbstverständlich abspielte. Erstmalig scheint mir, habe ich verstanden, was Kopfkino wirklich bedeutet. Exzellente Dialoge, umwerfende Darsteller und der subtile, sich gängigen Konventionen widersetzende, Aufbau machen das Werk fast einzigartig. Ach, was rede ich so lange rum: Meisterwerk!)

07. MÖRDERLAND (MARSHLAND)
(Angesiedelt in der unmittelbaren Post-Franco-Ära, versucht sich die spanische Gesellschaft der Achtzigerjahre zu finden, zu ordnen: In Sachen Dialog geht es hier eher karg zu, also bitte nicht zu einer Drehbuchkritik hinreißen lassen. Es sollte schon eine Filmkritik sein. Das Werk besticht durch eine ungewöhnlich perfekte Bildsprache, die obendrein auch auf der rein ästhetischen Ebene - im Wortsinne - atemberaubend ist, wenn man sich die wie prachtvolle Gemälde aussehenden Vogelperspektiven des titelgebenden Marschlandes so anschaut. MÖRDERLAND ist Bildsprache. Die Geschichte wird mittels der visual literacy erzählt; das gesprochene Wort hat hier das Nachsehen. Kurze Blicke und Handberührungen sollte man sich schon sehr genau ansehen. Wer also die grässliche Übung pflegt, während einer Filmbetrachtung im Internet zu surfen oder sein Smartphone zu betatschen, Film also nebenbei zu "genießen" pflegt und nur aufschaut, wenn es kracht oder gar meint, dass es schon ausreiche, wenn man nur auditiv den Dialogen fröhnt, der wird MÖRDERLAND in der Gänze nicht fassen können. Dies sei als gutgemeinte Warnung dem Filmerlebnis vorausgeschickt.)

06. INTO THE INFERNO
(Herzog erzählt uns einmal mehr sehr viel über uns, uns Menschen.)

05. THE NEON DEMON
(Verschlingend. Ein Erlebnis nicht nur für Sinne, sondern auch für den Intellekt. Der Film versetzte mich - wie auch schon ONLY GOD FORGIVES - in einen sonderbaren Zustand der Introspektion, der mir viele fruchtbare Gedankengänge schenkte.)

04. THE REVENANT
(Am Ende wartet nur das Nichts auf die Getriebenen.)

03. THE HATEFUL EIGHT
(Nachhaltig und bei jeder Neubetrachtung hinzugewinnend. Auffallend ist weiterhin, dass Tarantino einer der wenigen, dem "Mainstream" nicht unbekannten, Regisseure ist, der sexuelle Gewalt von Männern gegen Männer visualisiert. Man erinnere sich auch an PULP FICTION. Dergleichen findet sich im Kino selten.)

02. THE SURVIVALIST
(Müsste eigentlich ebenfalls auf Platz 1 stehen. Von Kritiker Rajko Burchardt m. E. fehlinterpretiert, ist der Film ganz offensichtlich die Umsetzung der Hobbes'schen Staatsphilosophie. Hobbes allerdings nicht gedeutet als jemand der eine pessimistische Antrophologie vertritt (was soll das überhaupt sein?), sondern als ein Theoretiker, der auf ein Strukturproblem hinweisen möchte. Der Naturzustand entwickelt Probleme und normative Grundlagen, die aufzeigen, was der Zweck des Staates und warum er unverzichtbar ist. Der Hobbes'schen Konstruktion geht es nicht um die Frage, ob alle aggrressiv sind, sondern ob man ausschließen kann, dass einige aggressiv sind und wie man dann - im Rahmen des Naturzustandes - damit umgeht. THE SURVIVALIST spielt die Hobbes'sche Staatsphilosphie eindrucksvoll durch. Beeindruckend, wirklich beeindruckend.)

01. CAMINO
(CAMINO ist ein existenzialistischer Überlebensfilm, Drama, Affektkino, Kopfkino, Actionkino, Gewaltstudie, intimes Kammerspiel, feministisches Kino. CAMINO will alles. CAMINO kann alles!
Hier findet sich meine ausführliche Besprechung: Camino ~ Zoë Bell, Kevin Pollak )


Außer Konkurrenz:
- CREED
 

Argento

Well-Known Member
2016 - Eine Bilanz (Teil 3):

FLOP-LISTE:

10. RAUM
(Schauspielerisch freilich ohne Makel, fühlte ich mich allerdings durch die Herangehensweise des Films zunehmend unwohl, da mich das Gefühl beschlich, dass der Film selbst sein Sujet ausbeutete, indem er mich - den Rezipienten - gleichsam als Voyeur installierte, der die Grundsituation auf befremdliche Weise fasziniert, beäugen soll. Überdies ist das Werk insgesamt schon ziemlich trivial. Am Ende wird's dann gar, echte Leiden ausklammernd, eine Art Erbauungsfilm.)

09. 10 CLOVERFIELD LANE
(Als kurze Episode der TWILIGHT ZONE wäre das Werk sicher ganz solide, aber auf Spielfilmlänge gedehnt, bzw. regelrecht gezerrt, wird's schnell problematisch. Langweilige, klischierte Figuren ödeten mich mit belanglosen Mono- sowie Dialogen an. Dabei ist die Regie gar nicht mal so schlecht.)

08. THE NICE GUYS

07. THE REZORT

06. PANDEMIC
(Infantiles Gewaltkino. Immerhin weiß ich jetzt, wie es aussähe, wenn man mich ausweidete. Der Ego-Perspektive des Films sei Dank.)

05. STAR TREK: BEYOND

04. HARD TARGET II
(Roel Reine ist m. E. ein Blender, ein Unfähiger, einer, dem man nicht auf den Leim gehen sollte.)

03. TIGER & DRAGON II
(Er konnte nur verlieren. Aber gleich ein K.O.?)

02. RUF DER MACHT
(Tragischerweise stellenweise gar recht ambitioniert und mit einer interessanten Kameraführung daherkommend, scheitert das Werk allerdings an der Unfähigkeit des Regisseurs, dem schlicht das Maß, um der Geschichte Herr zu werden sowie das inszenatorische Geschick fehlt, um mehr als ein ödes Fragment zu schaffen. Immerhin scheint Pacino verstanden zu haben, in was für einer Sause er sich befindet und fackelt in seiner letzten Szene ein Feuerwerk des lustvollen, überzogenen Spiels, ab. Schönste Szene: Ein fast achtzigjähriger Hopkins boxt, tänzelnd wie einst Ali und als wäre es eine Selbstverständlichkeit, mit nur einem Schlag einen kräftigen Jungspund K.O.)

01. THE CONJURING II
(Ein redundantes, in seiner unverständlichen, gnadenlosen und an den Nerven zerrenden Überlänge fassungslos machendes, leeres, ohne Vision geschaffenes Machwerk, welches nicht über eine einzige interessante Nuance verfügt - immerhin ist die Elvis-Szene in Orndung; kennen wir aber besser aus TWIN PEAKS - und welches trotzdem, ich kann es nicht verstehen, durchweg eine recht positive Resonanz erhielt. THE CONJURING II bedient sich maßlos bei einem Meistwerk wie DER EXORZIST oder sehr guten Werken wie THE CHANGELING oder POLTERGEIST. Die Tradition, in der dieses Werk steht und der es nicht eine einzige interessante Nuance hinzufügen kann, stattdessen sogar alles schlechter macht, scheint nicht mehr bekannt zu sein. Anders kann ich mir den doch recht positiven Konsens, der über das Werk besteht, nicht erklären. Dem James Wan, so scheint es, fehlt ein Thema. Er sollte es schnell finden!)


Lohnender, als die Kritiken es vermuten lassen:

06. LONDON HAS FALLEN
(Gar nicht mal so "right-wing" und patriotisch wie er oft gedeutet wird. Stattdessen kommt das Werk - im Rahmen eines solchen Actionfilms - überraschend reflektiert daher. Man muss schon oft auf's Handy schauen, wenn man verpasst, dass die USA von Beginn an in kein gutes Licht gerückt werden. Stichwort Drohnenangriff samt unzähligen Kollateraltoten.

Interessant und beachtenswert scheint auch, dass der Film die Taten seines Hauptprotagonisten Benning reflektiert und nicht etwa blindlings hinnimmt. Von zentraler Bedeutung ist nämlich jene Szene, in welcher Benning sich als grausamer Foltermeister gebiert, wenn er einem außer Gefecht gesetzten Terroristen ein Messer mehrmals in in den Rücken und durch die Handflächen stößt, während er mit dessen Bruder in Funkverbindung steht. Am Ende tötet Benning ihn, damit sein Bruder am anderen Ende der Leitung dessen Todesschreie hören kann. Grausam und schwer erträglich. Diese Szene kann von keinem Zuschauer so gedeutet werden, als ob Bennings unnötiger Gewaltexzess legitimiert werden soll. Der Präsident (Eckhardt) fragt Benning nach dessen Tat auch entrüstet und schockiert, ob dies nötig gewesen sei. Benning antwortet ohne zu Zögern: "Nein!" Und damit ist viel ausgesagt.

Auch ein Monolog Bennings am Ende des Films kommt ambivalent daher. Sinngemäß sagt Benning etwa zu einem Terroristen: "Seit so langer versuchen Leute wie ihr uns loszuwerden. Aber ihr schafft es nicht und werdet es nicht schaffen. Wir werden immer da sein." Man kann jenen Monolog durchaus dahingehend verstehen, dass Benning an dieser Stelle nicht von zivilen US-Bürgern redet, sich das WIR also gar nicht auf den durchschnittlichen amerikanischen Bürger bezieht, sondern, dass das WIR sich auf jene Personen bezieht, die ähnliche Denkstrukturen aufweisen wie Benning selbst. Also diejenigen Militärs, Geheimdienstmitarbeiter und imperialistisch motivierte Neocons, die beispielsweise, ganz im Geiste Trumps, das Waterboarding als eine legitime Methode zur Informationsgewnnung ansehen und Jack Bauer als Musterbürger ansähen, würden sie nach ihm gefragt. So gedeutet, könnte man fast vermuten, dass der iranische Regisseur Babak Najafi Karami den von Benning energisch vorgetragenen Kurzmonolog evtl. gar als Drohung verstanden wissen möchte. In jedem Falle eine merkwürdige und vielleicht deswegen ziemlich interessante Szene.)

05. GODS OF EGYPT
(Eine naive Unterhaltungsgranate, die gerade durch ihren Spaß an der Übertreibung besticht. Der Film ist direkt und ehrlich. Bescheuert? Ja, sogar herrlich bescheuert! Stellenweise missratene CGI? Ja, aber es hat mich nicht davon abhalten können, mich auf das bunte Treiben völlig einzulassen. Alex Proyas liefert einen geradlinigen, ehrlichen und eskapistischen Spaß ab, den eigentlich alle in den Himmel loben sollten, denen beispielsweise die DC-Filme zu prätentiös erscheinen und die es lieber leicht, spritzig, ein wenig selbstironisch und vor allen Dingen unbeschwert spaßig haben wollen. Es gibt "Wüstentötungen", eine dauerbesoffene Göttin, einen übereitlen Gott der Weisheit, einen mit riesigen Skarabäen durch die Lüfte gleitenden Gerard Butler und einen Geoffrey Rush der gegen einen Wolkenwurm zu Felde zieht. Proyas schuf ein Werk, welches zu keiner Zeit eingebildet daher kommt oder besonders clever sein will, sondern einfach nur durch die schiere Übertreibung einen naiven, unbelastenden Spaß auf den Zuschauer loslassen möchte. Ein Manko ist allerdings die viel zu lange Laufzeit.)

04. RAGE - TAGE DER VERGELTUNG
(Interessant ist die schnelle Wandlung von dramatischen Einlagen hin zu einem waschechten Buddy-Movie voll von flotten Sprüchen und fast schon spritziger Leichtigkeit. Der Buddy - der wie immer großartige, aber noch immer unter dem Banner des Geheimtipps firmierende - Chris Meloni agiert symphatisch wie gewohnt und bildet mit Johnny ein lustiges Pärchen. Guter Film? Nein. Aber es gibt Darsteller, denen kann ich einfach nicht böse sein. John Travolta gehört in diese Reihe. Corey Feldman übrigens auch. Aber das ist eine andere Geschichte.)

03. THE DIABOLICAL
(Unter dem Radar erschienener kleiner Sci-Fi-Horrorfilm, der ein bewährtes Thema [welches, kann ich nicht verraten, da man den Film, so wie ich, ohne jegliches Vorwissen schauen sollte] auf nette Weise umsetzt und auch die Zwischenmenschlichkeit nicht ausklammert.)

02. BATMAN V. SUPERMAN
(Möglicherweise seiner Zeit voraus. Möglicherweise.)

01. BEN HUR
(Kompetent und souverän gefilmte Neuinterpretation. Manche Einstellungen sind beeindruckend [Jerusalem] und ein paar inszenatorische Ideen bei den actionreiche Szenen [Schiffs-Rammung] sind ungewöhnlich, da noch recht unverbraucht. Also ein guter Film? Nein. Wohl aber einer, der zu Unrecht bedeutend schlechter wegkommt, als er ist. Ist jedenfalls besser - obacht, dergleichen meint nicht, dass er selbst "gut" ist - als so mancher Blockbuster der letzen Jahre. Beispielsweise THOR II ODER PACIFIC RIM.)



Beglückende, ja wunderbare Seherlebnisse 2016:

01. GAME OF THRONES - STAFFEL I-VI
(Ich war nach der Sichtung über drei Wochen nicht mehr in der Lage dazu einen Film oder eine andere Serie zu sehen. Die Eindrücke der sechs Staffeln waren zu reichhaltig, zu intensiv, zu überwältigend und hätten meinen Blick auf etwas anderes vorerst zu sehr verstellt und vernebelt. So etwas muss man erst einmal schaffen!)

02. STRANGER THINGS
(Völlig eigenständig funktionierendes Werk und kein "Achtzigerjahre-Wellenreiten" wie ich hier und dort gelesen habe. Ich verehre DIE GOONIES, FEUERTEUFEL, THE FUTURE PROJECT, DAS GEHEIMNIS DES VERBORGENEN TEMPELS, EXPLORERS, DER FLUG DES NAVIGATORS, GREMLINS oder DIE MONSTER SQUAD. STRANGER THINGS liebe ich. Einzig STAND BY ME und E.T. liebe ich auf die gleiche Weise.)

 

Puni

Well-Known Member
Ich glaube, so schwer wie dieses Jahr fiel mir eine Topliste bisher noch nie. Es gab einfach so viel verdammt gutes - besonders die "kleineren" Filme konnten mich dieses Jahr völlig überzeugen. Die Liste platzt mal wieder aus allen Nähten, aber versuchen wir's mal:

20. The Shallows
19. Hail, Caesar!
18. Zoomania
17. Dope
16. Sing Street
15. 10 Cloverfield Lane
14. Toni Erdmann
13. Spotlight
12. Raum
11. Kids in Love
10. Brooklyn / Mustang
09. A Midnight Special
08. A Bigger Splash
07. The Double / The Neon Demon
06. Demolition
05. The VVitch
04. The Lobster / Captain Fantastic
03. Swiss Army Man
02. Everybody wants some!!!
01. American Honey

Es war dieses Jahr wirklich verdammt schwer, wenn man bedenkt, dass ich Platz 16 bis 6 tagesformabhängig so durchtauschen könnte. Zwischen American Honey und Everybody wants some!!! konnte ich mich erst nicht entscheiden, bin bis Oktober eigentlich fest davon ausgegangen, dass der Linklater das Rennen macht, aber insgesamt war AH dann doch noch ein klitzekleines bisschen besser. Trotzdem halte ich meine Top5 für verdammte Meisterwerke. :bibber:

Allgemein habe ich das Gefühl, dass Blockbuster-technisch letztes Jahr nicht viel los war, dafür aber besonders die kleineren Produktionen mehr als überzeugen konnten. Auch bin ich froh, dass es, jedenfalls gefühlt, letztes Jahr wirklich viele Coming-of-Age-Dramen gab (woraus meine Liste ja auch fast zur Hälfte besteht :biggrin: ). Mit dem Filmjahr 2016 bin ich durch und durch zufrieden.

Ebenfalls sehenswert:
Imperium, Trumbo, Creed, The Green Room, Free State of Jones, Ein Mann namens Owe, War Dogs, High-Rise, Mittwoch 04:45, Vor der Morgenröte, The Hateful 8, The Nice Guys, Deadpool, The Revenant und Star Trek Beyond (beide mit Abstrichen).

Nicht gesehen: Arrival, Nocturnal Animals, Paterson, The Handmaiden, SW: Rogue One.
 

Shins

Well-Known Member
:biggrin: :biggrin: :biggrin:

@Puni: Großartige Liste. Vielen Dank dafür! :smile: Vor allem: Du hast auch Kids in Love gesehen? Sehr cool! Toller Film, oder?

@Argento: Auch an dich ein großes Danke für deine sehr ausführliche Liste und die vielen interessanten Begründungen der Platzierungen. Immer cool, auch mal ganz andere Sichtweisen zu sehen. Gerade der Unterschiede wegen (Du packst einen meiner Flop-Filme, Triple 9, in deine Topliste, dafür finden sich mit Nice Guys und Conjuring 2 zwei Filme aus meiner Top-Liste in deiner Flopliste (sogar ganz oben) bzw mit 10 Cloverfield Lane und Star Trek Beyond immerhin auch zwei Vertreter, die mir sehr positiv in Erinnerung geblieben sind) finde ich es ganz spannend, deine Liste zu studieren.

@alle: Ich habe vor kurzem "Elliot, der Drache" gesehen. Mein erster Nachholfilm der verpassten 2016er Streifen. Und der würde meine Liste schon direkt umwerfen. Ui, war der schön :crying: Ich glaube, ich werde hier irgendwann in ein paar Monaten, wenn ich die wichtisten Versäumnisse nachgeholt habe, noch einmal eine korrigierte Jahresliste 2016 posten :squint:
 

Puni

Well-Known Member
Danke Dude :biggrin: Bist du ansonsten auch ein Coming of Age Fan, oder war das ein glücklicher Zufall? Ich selber bin bei meinen Leuten mittlerweile schon verschrien als derjenige, der immer Filme anschleppt in denen es um "nichts" geht und wo oft Heranwachsende mitspielen. :biggrin: Hast du denn Sing Street schon gesehen? Ist Kids in Love auf der Liste wohl am ähnlichsten, auch wenn beide Filme jeweils andere Stärken und Schwächen haben.
 
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