The Blacklist S04E11 - The Harem

Clive77

Serial Watcher
In der Folge "The Harem" der US-Serie The Blacklist infiltriert Elizabeth Keen eine diebische Gruppe von Frauen, die sich darauf spezialisiert haben, Kriminelle zu bestehlen. Ziel der Operation ist eine Liste des US-Zeugenschutzprogramms. Red versucht derweil, sein Imperium auszubauen.

Mr. Kaplan
In der letzten Folge ging Dembe (Hisham Tawfiq) auf Liz (Megan Boone) zu und offenbarte ihr, dass Red (James Spader) seine Cleanerin und langjährige Vertraute Kate aka Mr. Kaplan (Susan Blommaert) umgebracht hat. Was wie ein doch eher großer Cliffhanger aussah, der diverse Konflikte zwischen den Figuren hinaufbeschwören könnte (und sollte), wird in "The Harem" erst in den letzten Minuten aufgenommen.
Es ist in der Tat merkwürdig, dass das Potenzial dabei kaum ausgeschöpft wird. Dembe hat Liz etwas offenbart, womit er Red hintergeht. Mr. Kaplan hatte in die Wege geleitet, dass Liz ihren Tod vortäuschen konnte und sie sich somit von Red entfernen konnte, um ihrer Familie mehr Sicherheit zu geben. Zwar ging der Plan nicht auf, aber dass Red Kate getötet hat, sollte dennoch größere Konsequenzen für Lizzies Beziehung zu Red haben.
Stattdessen wirken die Szenen, in denen es schließlich um Mr. Kaplan geht (und die noch immer auf sich warten lässt), viel zu ruhig. Liz scheint bloß etwas traurig und leicht enttäuscht von Red zu sein, aber es gibt keine Spur von Zorn auf ihrer Seite. Red wiederum gibt sich reumütig und scheint seine Tat tatsächlich zu bedauern. Nicht zuletzt, weil sich Kates Schwester auf der Liste befindet und er die Liste bloß in Sicherheit wissen will. Auch als Dembe ihm mitteilt, dass er es war, der Liz über Kate ins Bild setzte, scheint das Raymond kaum zu interessieren. Wir erleben hier einen Charakterwandel bei Red, der mit Blick auf vergangene Episoden nicht so recht passen will. Wobei nicht nur die plötzliche Reue komisch wirkt (er war zuvor schließlich sehr uneinsichtig, was denn vermeintlich tödlichen Schuss auf Kate anging), sondern er auch im Rahmen des Falles der Woche Emma (Anastasia Griffith) unterstützt und ihr am Ende einen Ausweg anbietet, obwohl sie ihn hintergangen hat.

Raymond Reddington
Apropos Red. Der liefert natürlich wieder wichtige Hinweise zum aktuellen Fall und darf während der Episode hier und dort seinen Rat und seine Informationen einfließen lassen. Abseits davon beobachten wir ihn dabei, wie er versucht, sein Imperium weiter auszubauen. Scheinbar möchte er ein paar nicht ganz legale Dinge von A nach B bringen und will sich dafür beim Unternehmen von Carter Wilson (Ian Blackman) einkaufen. Doch trotz der sonst so effektiven Überzeugungsarbeit und des scheinbar schon abgeschlossenen Deals, muss Red hier einen Rückzieher machen. Jemand anderes, der auf den Namen „Baldur Magnussen“ (oder „Magnusson“?) hört, ist ihm zuvorgekommen.
Bekommen wir hier am Rande einen Hinweis auf einen neuen großen Gegenspieler von Red? Dembe ist jedenfalls mit dem Namen ebenfalls vertraut, was darauf hindeutet, dass dieser Baldur schon länger im Spiel ist. Und Red vermutet, dass es kein Zufall war, dass der Deal mit Wilson geplatzt ist. Außerdem könnte es Red schmerzlich getroffen haben, dass einer der Mittelsmänner sein Geld auf einem anonymen Konto platziert hat, welches jetzt (vorerst) außer Reichweite ist. Hier bahnt sich jedenfalls was an und das weckt Hoffnung auf einen neuen und hoffentlich interessanten Staffelbogen.

The Harem
Jetzt aber zum Kernstück der Folge, welches Elizabeth Keen endlich mal wieder in den Mittelpunkt stellt. Die Prämisse klingt zunächst nach sehr viel Spaß, denn Episoden mit einem oder mehreren Heists sind oftmals nette kleine Abwechslungen. Die Eröffnung mit den Damen um Margot (Jill Hennessy) konnte sich jedenfalls sehen lassen und was Action- und Spannungslevel angeht, war der Fall auch auf einem guten Niveau.
Das größte Manko dürfte allerdings die Prämisse an sich sein. Lizzie in die Truppe einzuschleusen hätte nämlich direkt zum Scheitern verurteilt sein müssen. Hatte sie nicht gerade erst eine Begnadigung durch den Präsidenten erhalten und ging ihr Foto vor nicht allzu langer Zeit durch die Presse? Was also hätte Margot daran gehindert, Madame Keen direkt zu entlarven? Klar, Liz verschafft sich hier einen Bürgen, aber man würde doch erwarten, dass Margot sich etwas genauer über das potenzielle neue Gesicht in den eigenen Reihen informiert. Um dem Ganzen die Krone aufzusetzen (und der Folge einen der üblichen Twists zu verpassen), ist Emma dann auch noch ein ehemaliger Spitzel für den britischen Geheimdienst und Red – wodurch das eingespielte Bild der Truppe, welches wir eingangs erhalten, noch mehr abgeschwächt wird.
Zudem ließe sich monieren, dass die weiteren Mitglieder der weiblichen Diebesbande mehr Randnotizen als eigene Persönlichkeiten sind. So kommen beispielsweise Sasha (Hettienne Park) und Jessica (Ito Aghayere) deutlich zu kurz, um größeres Interesse zu wecken. Von einer eingespielten Bande hätte sich jedenfalls deutlich mehr erwarten lassen und das betrifft dann leider auch den großen Coup, bei dem es gilt, die Zeugenschutzliste von Helldritch (J. Stephen Brantley) zu entwenden. Denn spätestens hier fällt die Gruppe komplett auseinander, was mit Blick auf die jahrelange erfolgreiche Zusammenarbeit der Damen unglaubwürdig erscheint.
Auf der Pro-Seite hat es allerdings Spaß gemacht, Lizzie bei dem Fall zu verfolgen. Sie schlüpft hier mehr oder weniger in eine der Rollen, die ihr Mann Tom (Ryan Eggold) sonst so gut spielt. Und sie macht ihre Sache dabei gut. Das dürfte jedenfalls die erste Episode seit ihrer Begnadigung gewesen sein, bei der sie wieder zeigen kann, weshalb sie eine der Hauptfiguren der Reihe ist.

Sonstiges
Von Tom bekommen wir diese Woche so gut wie nichts zu sehen. Der kümmert sich nun wohl tatsächlich vorerst um das Baby und läuft noch auf Sparflamme, was durchaus in Ordnung ist. Ende Februar dürfte sich hier das Blatt allerdings wieder wenden.
Von unseren anderen Figuren beim FBI gibt es ebenfalls nicht viel zu sehen. Am meisten noch von Ressler (Diego Klattenhoff), der den Kontakt zu Liz aufrechterhält, während sie Undercover ist. Die anderen müssen diese Woche fast komplett die Bühne räumen, was aber mit Blick auf einige der Vorfolgen auch nicht weiter schlimm war. Obwohl es sicher den einen oder anderen interessieren würde, wie es mit Aram (Amir Arison) und Samar (Mozhan Marnò) weitergeht. Aber dafür bleibt in der Staffel noch genug Zeit.

Fazit: Auch wenn der Text oben recht kritisch klingt, war es doch eine sehr annehmbare Folge mit einem Fall der Woche, bei dem Lizzie endlich mal wieder glänzen durfte. Es gibt zwar diverse (teils auch größere) Mankos zu verbuchen und auch die Auflösung des letzten Cliffhangers wirkt eher wie eine Randnotiz, aber mit einem Faible für Heist-Episoden kommt man doch halbwegs auf seine Kosten. Zudem deutet sich ein neuer Gegenspieler für Red und somit ein größerer Staffelbogen an. Endlich.


6,5/10
 
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