Supernatural S12E10 - Lily Sunder Has Some Regrets

Clive77

Serial Watcher
In der Folge "Lily Sunder Has Some Regrets" der US-Serie Supernatural erhält Castiel einen Hilferuf von einem ihm bekannten Engel. Die Winchesters schließen sich ihm an um herauszufinden, wer es da auf Castiels alte Freunde abgesehen hat und eine Spur aus toten Engeln hinterlässt.

Gestörte Verhältnisse
Als Castiel (Misha Collins) letzte Woche Billy (Lisa Berry) den Garaus machte, nahm er kosmische Konsequenzen in Kauf, um einem Winchester das Leben zu retten. Sam (Jared Padalecki) und Dean (Jensen Ackles) wissen nur allzu gut, wie derartige Konsequenzen aussehen können und sind nicht gerade glücklich, sich in naher Zukunft erneut gegen etwas – wie auch immer es dann aussehen mag - wehren zu müssen. Während Sam die Sache allerdings bereits akzeptiert hat und Castiels Handeln versteht, ist Dean während der Episode auf Krawall gebürstet was unseren Engel angeht.
Bis zu einem gewissen Grad und mit Blick auf so Dinge wie das Kainsmal, wo er damals die Warnung ignorierte, lässt sich Dean hier nachvollziehen. Doch der von ihm eingeschlagene Aggressionskurs gegenüber Castiel fängt relativ schnell an zu nerven. Vor allem mit Blick darauf, dass Cas sein bester Freund ist und er zunächst stur ignoriert, dass Billy sonst einen von ihnen beziehungsweise Mary (Samantha Smith) mitgenommen hätte. Da wünscht man sich anfangs fast, die Brüder wären zusammen mit Mutti auf Shapeshifter-Jagd gegangen, während Castiel das neu auftauchende Problem alleine in Angriff nimmt.
Glücklicherweise renkt das gemeinsame Abenteuer unserer drei Protagonisten aber die Verhältnisse gegen Ende wieder ein. Das ist auch gut so, denn es stehen in Zukunft noch weit wichtigere Dinge auf dem Plan, um die es sich zu kümmern gilt. Kelly (Courtney Ford) beziehungsweise ihr (ungeborenes) Kind, die angesprochenen kosmischen Konsequenzen aus dem geplatzten Deal mit Billy und die britischen Men of Letters zum Beispiel. Da braucht es nicht noch einen angefressenen Dean, der mit seinem Best Buddy keine Kirschen mehr essen will – oder auf Musik während der Autofahrt verzichtet.

Lily Sunder
Der Fall der Woche ist etwas, was nichts mit dem Staffelbogen (wie auch immer der letzten Endes aussehen wird) zu tun hat. Halt, das ist nicht ganz richtig. In gewisser Weise wird hier das Thema „Nephilim“ aufgegriffen, womit es durchaus eine Verbindung zum Kelly-Problem gibt, welches gegen Ende auch wieder in den Fokus rückt. Denn wenn es hart auf hart kommt, wird einer unserer Helden gezwungen sein, ein Kind zu töten und diese Aussicht ist – böser Nephilim des Teufels hin oder her – nicht gerade eine, auf die sie sich freuen. Es bleibt zwar die Hoffnung, dass sich eine alternative Lösung ergibt, wenn sie Kelly ausfindig machen – aber diese Hoffnung dürfte eher geringer Natur sein.
Jetzt aber zurück zum Abenteuer dieser Woche: Lily Sunder (Alicia Witt) ist diejenige, die es auf Castiel und seine geflügelten Freunde abgesehen hat. Lang, lang ist es her, da haben einige Engel ihrer Familie einen Besuch abgestattet, um ihren Mann (Nils Hognestad) und ihre Tochter (Ava Sleeth) zu töten. Darunter auch Castiel, der zu der Zeit einen weiblichen Wirt (Jessa Danielson) hatte. Das Motiv für die Morde ist schnell erklärt, denn Lilys Gatte war der Engel Akobel und ihre Tochter May sollte ein Nephilim sein. Der Rückblick, der uns von Ishim (Ian Tracey) und Cas erzählt wird, lockt uns und die Winchesters allerdings auf eine falsche Fährte. Denn – wie sich später herausstellt – war alles ganz anders. Womit uns eine Überraschung erwartet, die sowohl Lily als auch Ishim in einem anderen Licht dastehen lässt.
Für gewöhnlich sind die Fälle der Woche bei den Winchesters anders gestrickt. Es gibt zwar immer wieder kleinere Überraschungen und Wendungen, aber die drehen sich hauptsächlich darum, um welches Monster es denn nun wirklich geht und wie es zu besiegen ist. Ansonsten verläuft die Jagd fast immer sehr geradlinig und direkt, ohne dass die eigentliche Geschichte umgedreht wird. Hier erleben wir allerdings eine Wendung um nahezu 180 Grad, was doch eher ungewöhnlich ist (jedenfalls für Fälle der Woche).
Wenn man genau aufpasst, kann man zwar erahnen, dass mit Ishim etwas nicht stimmt. So erwähnt Cas schon zu Beginn, dass er keine Menschen mag und Ishim betont mehrfach, dass er in Gottes‘ größter Schöpfung bloß Tiere sieht. Aber dass er aus Eifersucht so weit ging, ein harmloses Mädchen umzubringen und noch dazu seinen himmlischen Freunden eine Lüge auftischt, um sein Vorhaben durchzuziehen, war schon ein starkes Stück. Dieser Twist hat jedenfalls gesessen und hebt die gesamte Episode ein deutliches Stück nach oben.
Einziges Manko an der Sache: Ishim sollte bei seiner Sicht der Dinge (und auch mit Blick darauf, wie langsam Castiel seine menschliche Gefühlswelt aufgebaut hat) eigentlich keine großen Empfindungen für Menschen haben – genau das eben, was er immer wieder betont. Aber für Lily hat er scheinbar etwas empfunden und die Zurückweisung nicht ertragen. Und das war wohlgemerkt zu einer Zeit, als die Engel noch im Himmel hausten und kaum Kontakt mit Menschen hatten. Merkwürdig also, dass Ishim in kurzer Zeit dann doch zu so starken Gefühlen fähig war, dass er schließlich zum Monster wurde. Abschließend sei an dieser Stelle noch Ian Tracey für seine Darstellung des Ishim gelobt – der Mann versteht es oft, in seinen Rollen zu überzeugen und konnte diese Woche auch die Welt von Supernatural um eine gute Figur reicher machen (auch wenn wir ihn nur dieses eine Mal in der Serie sehen).
Und Lily? Ihre Geschichte und ihre Fähigkeiten waren schon sehr beeindruckend. Alleine schon, dass eine scheinbar kaltblütige Killerin im Folgenverlauf zu einer Figur wird, mit der sich mitfühlen lässt, ist eine Besonderheit. Aber obendrein noch solch übernatürliche Kräfte zu entwickeln, mit der man Engeln die Stirn bieten kann, setzte dem Ganzen die gelungene Krone auf. Schade, dass diese Eigenschaften mit einem hohen Preis daherkommen, sonst hätten die Winchesters womöglich noch das Eine oder Andere davon mitnehmen können. Aber die Seele zu riskieren, kommt natürlich nicht in Frage (Sam weiß da schließlich genau, was das bedeuten kann).

Castiel
Was unseren Engel angeht, ist er nun endgültig auf einem menschlichen Level angelangt. Diese Entwicklung (die sich schon letzte Woche stark bemerkbar machte) ist eine positive und wird auch wunderbar in seinen Gesprächen mit Ishim genutzt. Zwar wird auch bestimmt in kommenden Folgen noch des Öfteren seine Unbeholfenheit in gewissen Dingen amüsant genutzt werden, aber er steht schon länger nicht mehr mit einem Fragezeichen im Kopf herum, wenn es um menschliche Eigenschaften und Gefühle geht.
Im Vergleich zu den anderen Engeln, die wir diese Woche zu sehen bekommen, ist Castiel der eindeutig schwächere. Er braucht länger, um sich zu erholen und seine übernatürlichen Fähigkeiten sind weiterhin eingeschränkt. Dafür reiht er sich allerdings besser bei seinen menschlichen Gefährten ein und wirkt … nun, menschlicher. Es wusste jedenfalls zu gefallen, wie er sich diese Woche schlägt – sowohl gegenüber „Angry-Dean“ als auch gegenüber Ishim und schließlich Lily. Als kleinen Kritikpunkt könnte man höchstens anmerken, dass er diese Woche erneut jemanden hinterrücks ersticht – und Backstabbing ist kein Hobby, dem er dauerhaft nachgehen sollte.
Abschließend sei noch angemerkt, dass die große Präsenz an Engeln im Großen und Ganzen mal wieder gut tat, auch wenn deren Zahlen weiter dezimiert wurden. Es stimmt jedenfalls positiv, dass sich noch gute Geschichten mit ihnen erzählen lassen und sie nicht gänzlich (also, abgesehen von Cas und Lucifer) zu Randfiguren verkommen sind.

Fazit: Endlich wieder eine gute Folge. Anstehende größere Ereignisse lassen zwar noch auf sich warten und sowohl Mary als auch die Briten nehmen sich diese Woche eine Auszeit, aber dieser Schatten aus Castiels Vergangenheit war eine gelungene Abwechslung und bot eine Überraschung, die sich wirklich als solche bezeichnen lässt. Ganz ohne Schwächen kommt zwar auch "Lily Sunder Has Some Regrets" nicht aus, aber unterm Strich war das ein guter Fall der Woche und das lässt in Bezug auf die Serie zuversichtlich in die Zukunft sehen.

7,5/10
 

Woodstock

Verified Twitter Account ☑️
Wenn Cas sterben sollte, sehen wir vielleicht endlich wo die Dämonen oder Engel hingehen wenn sie sterben. Er bleibt ja eh nicht tot. :squint:

Sie klauen mir noch die Idee zu Dimension "Omega D14". Das war nämlich der Ort bei mir. :biggrin:


Trotzdem gute Folge. Das war mal wieder einer dieser Plots die einfach mal so aus dem Nichts kommen und zeigen, dass SPN doch noch nicht am Ende ist. Vielleicht kommt der Charakter auch mal wieder. Die Serie hat sowieso zu wenig Frauen.
 
Oben