The Blacklist S04E12 - Natalie Luca

Clive77

Serial Watcher
In der Folge "Natalie Luca" der US-Serie The Blacklist gilt es einen Attentäter zu fassen, der seine Opfer durch eine tödliche Krankheit umbringt. Red versucht derweil herauszufinden, wer sich in seine Geschäfte einmischt und greift dabei auf Tom zurück.

Natalie Luca
Anhand eines Rückblicks wird gezeigt, wie ein junges Mädchen den Ausbruch einer tödlichen Krankheit in Moldawien überlebt. In der Gegenwart steht Natalie Luca (Elizabeth Lail) im Fokus unseres FBI-Teams, nachdem sie Reds (James Spader) Buchführer umgebracht hat. Natalie ist die Überträgerin einer tödlichen Krankheit und infiziert ihre Opfer durch bloße Berührung – meist mit den Lippen. Dabei ist sie keine Auftragskillerin im eigentlichen Sinne. Die meisten ihrer Morde begeht sie, damit ihr Freund Malik (RJ Brown) – seines Zeichens Wissenschaftler - einen Weg finden kann, um mit ihr zusammen zu sein.
Die Geschichte von Natalie und Malik nimmt dabei oft romantische Züge an. Ein Pärchen, dass sich zwar gefunden hat und die alles für einander tun würden, aber denen jeglicher Körperkontakt verwehrt ist. Der Romanze wohnen somit tragische Züge bei und das Ende, als Malik stirbt, wird sicher dem einen oder anderen Zuschauer eine Träne entlocken.
The Blacklist schlägt mit dieser Episode einen ungewohnten Weg ein. Normalerweise sind die Blacklister böse Figuren, die unbedingt und fraglos aufgehalten werden müssen. Hier ist das nicht der Fall und die Grenze zwischen Gut und Böse verschwimmt mehr als je zuvor. Gerade mit Blick auf den Werdegang von Natalie, die über Jahre eingesperrt und isoliert wurde, kommt man mehr als einmal in die Versuchung, ihr ein Happy End zu gönnen – was es aber nicht gibt.
Auf der kritischen Seite lässt sich allerdings einräumen, dass unser Pärchen in seinem Vorhaben über Leichen geht und auch Natalies Opfer Familien haben, die durch ihre tödlichen Berührungen geliebte Angehörige verlieren. Deren Verluste werden oft außer Acht gelassen und somit lässt sich die Vorgehensweise der beiden sehr zwiespältig sehen – schließlich hätten Natalie und Malik sich auch darauf fokussieren können, ihre teure Forschung durch die Gelder von bösen Kriminellen zu finanzieren. In dem Fall wäre es dem Zuschauer vermutlich einfacher gefallen, sich auf die Seite der beiden zu schlagen (auch wenn das mitunter trotzdem passiert).
Zu guter Letzt sei noch angemerkt, dass trotz aller Erklärungen sehr oft mit der Stirn gerunzelt werden darf. Die Geschwindigkeit, mit der Natalie ihre Opfer über den Jordan bringt und dass sich dort niemand anders ansteckt, ist schon sehr weit hergeholt und wirkt schlicht unmöglich. Diese Unglaubwürdigkeiten lassen sich auch nicht so einfach wegerklären und wirken mitunter störend.

Samar und Aram
Die Geschichte von Natalie und Malik geht auch an Samar (Mozhan Marnò) und Aram (Amir Arison) nicht spurlos vorüber – hier können wir weiterhin auf ein Happy End hoffen. Aber die kleine Nebenhandlung, die bei unseren beiden FBI Agenten im Fokus steht, ist zunächst anderer Natur. Samar hat versehentlich Arams Gehaltsabrechnung bekommen und bemerkt, dass sie 32% weniger Kohle erhält als ihr männlicher Kollege.
Da die Bezahlung weiblicher Angestellter auch in unserer realen Welt oft unter dem liegt, was männliche Kollegen bei gleicher Qualifizierung erhalten, war es gut, dass diese Anomalie auch in unserer fiktiven Serie einmal angesprochen wird. Es ist zwar fraglich, ob Differenzen aufgrund des Geschlechts auch bei Bundesbeamten existieren (in Deutschland ist das soweit der Rezensent weiß, nicht der Fall – die Tarife des öffentlichen Dienstes machen hierzulande keinen Unterschied zwischen Mann und Frau), aber in der Wirtschaft sieht das leider anders aus. Insofern ist es schön, dass das Thema auch in einer fiktiven Serie mal aufgegriffen und kritisiert wird.
Es wäre zwar schöner gewesen, wenn Samar sich tatsächlich an Cooper (Harry Lennix) gewendet und eine Angleichung der Gehälter bewirkt hätte. Aber es war dennoch ein feiner Zug von Aram, hier auf einem unkonventionellen Weg für Gleichstellung zu sorgen.

Tom
Tom Keen (Ryan Eggold) erhält diese Woche unverhofften Besuch von Red, der seine Dienste benötigt. Dem Ehemann von Liz (Megan Boone) tut der kleine Exkurs diese Woche auch richtig gut, obwohl ihm schwant, dass sich dadurch einige Probleme für das Familienleben ergeben könnten. Und auch als Zuschauer kommt man nicht umhin, Gefallen an der kleinen Mission zu finden, die Red unserem Tom aufträgt.
Tom Undercover und in Action ist jedenfalls etwas, was irgendwo dazu gehört und wovon es im kommenden Spin-off sicher noch mehr zu sehen geben wird. Wobei er Liz gegenüber auch nichts verschweigt und die beiden gegen Ende gemeinsam am Tisch sitzen und überlegen, ob sie überhaupt längerfristig als Familie funktionieren können. Ein bisschen außer Acht gelassen wird dabei, dass auch Liz einen nicht gerade ungefährlichen Beruf hat. Erst kürzlich durfte sie ebenfalls Undercover gehen, um sich in eine diebische Frauengruppe einzuschleusen. Unterm Strich riskieren folglich beide Elternteile von Agnes auf mehr oder weniger regelmäßiger Basis ihr Leben.
Ob die Familie Keen dauerhaften Bestand haben wird, lässt sich nur schwer vorhersehen. Es wird bestimmt nicht leicht bei Muttis Beruf und Papis „Gelegenheitsjobs“, hier noch ein halbwegs normales Familienleben zu haben. Es ist allerdings gut, dass die beiden sich über ihre Lebensweise im Klaren sind und die Problematik diskutieren, statt Geheimnisse vor dem anderen zu haben. Mal schauen, ob und wie das Ganze in Zukunft funktioniert.

Raymond
Red steckt momentan in einer finanziellen Klemme und hat noch keine Ahnung, wer ihm da in die Suppe spuckt. Nach der letzten Episode hat er Baldur Magnusson (Daniel Davis) in Verdacht und versucht sich diese Woche daran, diesen Verdacht mit der Hilfe von Tom zu bestätigen.
Wir erleben es nicht oft, dass Red relativ ahnungslos ist. Normalerweise ist er derjenige mit den großen Plänen und den anderen zwei bis sieben Schritte voraus. Dieses Blatt hat sich seit ein paar Folgen nun gewendet und Red muss zusehen, dass er wieder die Oberhand gewinnt. Eine nicht gerade unbedeutende Änderung des sonst so üblichen Serienschemas, welche aber zu gefallen weiß. Red hangelt sich hier von einem Hinweis zum nächsten und darf, um Magnusson auf den Zahn zu fühlen, trotzdem in seinem Element bleiben.
Am Ende entpuppt sich Baldur als Sackgasse und nicht als der große Gegenspieler, wie sich noch letzte Woche vermuten ließ. Von Vorteil für Red ist allerdings, dass das FBI Natalie fassen konnte, die sich nun wieder in Isolierung befindet und unserem angeschlagenen Strippenzieher einen Namen geben kann: Isabella Stone. Aber wer ist Isabella Stone? Warum hat sie es auf Reds Geschäfte abgesehen? Und was wird Red nun unternehmen, nachdem er weiß, wer ihm zusetzt?
Diese Fragen werden vermutlich nächste Woche beantwortet, wie ein Blick auf den Titel der nächsten Episode ahnen lässt. Ob es dabei aber bei einer Folge bleiben wird, ist fraglich. Größere Gegner haben die Angewohnheit, nicht so leicht aus dem Verkehr gezogen zu werden. Aber wir können in jedem Fall gespannt sein, wohin die weitere Reise der Serie gehen wird.

Fazit: So langsam wird die Sache wieder interessanter. Nicht nur, dass uns diese Woche ein guter und ungewöhnlicher Fall der Woche präsentiert wird. Auch Reds Handlungsstrang nimmt wieder mehr Fahrt auf und visiert einen neuen, nicht zu unterschätzenden Gegenspieler an. Im Übrigen war es schön, Tom mal wieder in Action zu sehen und auch die Shipper von Aram und Samar dürften auf ihre Kosten gekommen sein.

7,5/10
 
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