Black Sails S04E02 - XXX.

Clive77

Serial Watcher
In der Folge "XXX." der US-Serie Black Sails machen sich Flints Piraten daran, die Sklaven der Underhill-Plantage zu befreien. Teach belagert derweil den Hafen und fordert die Auslieferung von Eleanor, während Silver sich in einer misslichen Lage wiederfindet.

Starke Charaktere und unsichere Allianzen
Während der vierte Staffelauftakt hauptsächlich durch seine beeindruckenden Bilder zu überzeugen wusste, konzentriert sich "XXX." darauf, verstärkt auf die Figuren zu setzen. Es gibt zwar auch wieder einige Actionsequenzen, die sich diese Woche hauptsächlich an Land abspielen. Aber die größten Momente sind sicherlich die, in denen sich unsere bekannten Haudegen verbal mit einander anlegen oder versuchen, ihr Gegenüber zu manipulieren – nicht immer mit Erfolg.
Was hier besonders deutlich wird, ist die Fragilität der beiden Seiten. Rogers (Luke Roberts) steht vor dem finanziellen Ruin und sieht sich diese Woche gezwungen, einem waghalsigen Plan nachzugehen, damit Eleanor (Hannah New) sicher nach Philadelphia reisen kann, um ihren Großvater um finanzielle Unterstützung zu bitten. Und selbst wenn alles gut geht, ist noch lange nicht sicher, dass sie Nassau danach so vorfinden, wie sie es verlassen haben. Die Anzahl von Rogers Männern wurde bereits stark dezimiert und mit der Widerstandsbewegung droht jederzeit ein Angriff.
Auf der anderen Seite sind die Piraten, deren Allianz einen herben Schlag erhält, als sich die Befreiung der Sklaven der Underhill-Plantage als Fehlschlag erweist. Die Eskalation zwischen Flint (Toby Stephens) und Bones (Tom Hopper) kommt zu einem extrem ungünstigen Zeitpunkt. Somit bleibt es spannend, welche Seite am Ende die Oberhand gewinnen beziehungsweise behalten wird. Aktuell sieht es weder für Rogers noch für Flint gut aus. Der nächste große Schlag oder Fehlschlag kann die Waage endgültig in eine Richtung kippen – aber welche das sein wird, lässt sich noch nicht absehen.

In Nassau
Blackbeard (Ray Stevenson) hat es auf Eleanor abgesehen und fordert ihre Auslieferung. Um dieser Forderung Nachdruck zu verleihen, ließ er eine unmissverständliche Botschaft in den Hafen von Nassau einlaufen. Der Druck, dem Rogers momentan ausgesetzt ist, wird dadurch enorm erhöht. Dank Eleanor gibt es allerdings einen Lichtblick zu vermelden und die beiden schmieden einen gewagten Plan, wie sie an Teach vorbeikommen könn(t)en.
Zunächst einmal sei gesagt, dass Eleanors Großvater als potenzielle Lösung quasi aus dem Hut gezaubert wird. Das war einer der wenigen Punkte, die nicht so recht zu gefallen wissen. Schließlich hätte ein reicher Verwandter bereits vorher für Eleanor hilfreich sein können, so dass wir uns jetzt rückblickend fragen, weshalb sie Opa erst jetzt erwähnt – auch wenn es unsicher ist, ob er überhaupt hilft, sollte sie zu ihm gelangen.
Abseits davon versprechen die Geschehnisse in Nassau aber jetzt einen spannenden Verlauf zu nehmen. Die Abreise von Rogers und Eleanor lässt schließlich Captain Berringer (Chris Larkin) als Kommandanten zurück und mit dem ist nicht gut Kirschen essen, was die gefangenen Piraten sicher zu spüren bekommen werden. Und dann haben wir noch Max (Jessica Parker Kennedy), die sich vor Berringer in Acht nehmen muss. Hätte sie es geschafft, Silver (Luke Arnold) mit in die Stadt zu bringen, hätte sie einen Trumpf im Ärmel gehabt, um Berringer davon zu überzeugen, dass sie auf der Seite der Engländer steht. So aber wird die Luft in Nassau zunehmend dünner für sie und ein (erneuter) Wechsel zur Piratenseite wird diese Woche auch ein gutes Stück unwahrscheinlicher. Nicht nur, weil sie Silver die geforderte Hilfe verweigert hat, sondern auch weil sie es war, die die Nachricht an Flint über die Falle im Hafen nicht weitergegeben hat. Somit steht Max momentan zwischen den Fronten und wird es schwer haben, die eine oder andere Seite von sich zu überzeugen.

Belagerung
An Bords von Teachs Kriegsschiff stellt sich im Grunde genommen nur eine Frage. Wird er Rogers hinterherjagen und sich wie von Woodes und Eleanor geplant ablenken lassen oder verweilt er im Hafen und versperrt Eleanor den Weg?
Ohne Jack Rackham (Toby Schmitz) hätte er sicher auf Madame Guthrie gewartet, um sich an ihr zu rächen. Aber Jack gibt diese Woche an Blackbeard weiter, was er im Staffelauftakt noch von Anne (Clara Paget) zu hören bekam: Es lohnt sich nicht, Leichen zu beeindrucken. Der Dialog zwischen Jack und Teach ist sehr gelungen und liefert nebenbei noch ein paar Anekdoten über vergangene Zeiten und Charles Vane (Zach McGowan). Jack manipuliert hier Blackbeard dahingehend, dass er sich entscheidet, die Jagd auf Rogers zu eröffnen. Somit geht der Plan von Eleanor und Woodes scheinbar auf.
Aber wird Rogers tatsächlich erfolgreich vor Teach fliehen können? Das Unterfangen scheint doch sehr riskant zu sein und abgesehen davon wird die Anzahl der Männer in Nassau durch die Abreise von zwei Schiffen noch einmal deutlich gesenkt. Und was passiert, sollte Rogers in die Hände von Blackbeard gelangen oder gar sterben? In jedem Fall bleibt es spannend und die Situation der Engländer in Nassau hat sich ein gutes Stück verschlechtert.

Long John Silver
John Silver hat die Ereignisse der letzten Woche überlebt, um sich nun in den Händen von Israel Hands (David Wilmot) wiederzufinden. Und Israel hat es auf die Belohnung abgesehen, die auf Silver ausgesetzt ist – 500 Goldstücke sind schon eine Ansage. Aber Silver wäre nicht Silver, wenn es ihm nicht gelingen würde, auf Israel einzureden.
Es ist immer wieder beeindruckend, wie Silver es versteht, sich aus scheinbar ausweglosen Situation herauszuwinden. Am Ende verläuft sein Treffen mit Max zwar nicht, wie er es sich erhofft hatte und er befindet sich weiterhin in der Gewalt von Israel. Aber er hat den kräftigen Piraten immerhin soweit, dass er für Silver ein paar von Max‘ Leuten umbringt, und außerdem konnte unser Long John beim Kampf auch noch Israels Leben retten.
Unterm Strich dürfte es Silver diese Woche geschafft haben, aus seinem Peiniger einen neuen Verbündeten gewonnen zu haben. Hilfreich ist da natürlich die Aussicht auf den Schatz, die er Israel bestimmt weiterhin schmackhaft machen wird. Und weil Max nun keine Option mehr für Silver darstellt, wird ihn der weitere Weg sicher wieder zu Flint (oder Billy) führen.

Plantage
Die Underhills bekommen diese Woche überraschenden Besuch. Flint hätte zwar lieber direkt Nassau in Angriff genommen, aber durch Madis (Zethu Dlomo) Wissen über den Schatz (was sich als Bluff erweist – feiner Zug, hätte von Silver stammen können) macht sich unsere Piratengruppe erstmal daran, ein paar Sklaven zu befreien und somit die eigenen Ränge zu verstärken. Dumm nur, dass der Plan nicht aufgeht.
Die Überraschung, dass die Sklaven sich nicht befreien lassen wollen, weil die Plantagenbesitzer deren Angehörige quer über die Insel verteilt beziehungsweise aufgeteilt haben, wendet das Blatt gewaltig. Für Flint und Madi ist sogleich klar, dass die Mission zum Scheitern verurteilt ist, wenn man nicht alle Plantagen gleichzeitig angreift – aber dafür fehlt es an der nötigen Stärke. Also strategischer Rückzug und doch erst Nassau vornehmen? Nicht, wenn es nach Billy geht.
Während Jack Rackham und John Silver diese Woche sehr erfolgreich darin waren, Leute umzustimmen, gelingt Flint das hier nicht. Billy hat die Schnauze voll davon, nach Flints Pfeife zu tanzen und lässt die Situation eskalieren, während die englischen Truppen auf dem Weg zur Plantage sind. Ein herber Schlag für die Piratenallianz, die nun zerfällt. Nüchtern betrachtet könnte man sich jetzt über Billys Entscheidung aufregen, denn es gibt keine vernünftigen Argumente dafür, hier das Feuer auf Flint zu eröffnen. Billy fehlt in diesem Moment einfach die Weitsicht, das größere Bild, welches Flint stets vor Augen hat. Es hilft auch nicht weiter, dass Madi die Dinge ähnlich sieht wie Flint. Billy lässt seiner persönlichen Abneigung gegen den Captain freien Lauf und reagiert (übertrieben) emotional auf den vorgeschlagenen strategischen Rückzug. Aber so recht verübeln kann man es ihm dennoch nicht. Jedenfalls nicht nach den ganzen Ereignissen, die er unter Flint durchgemacht hat.
Es ist jetzt fraglich, wie es bei Flint, Bones und Madi weitergeht. Die Gruppe ist entzweit, hat durch die Eskalation mehr Leute verloren als durch die Übernahme der Plantage und weit und breit ist keine Lösung in Sicht, die zu einer Versöhnung führen könnte. Oder doch? Es wird Zeit, dass Silver hier aufkreuzt. Wenn es jemanden gibt, der die beiden Kampfhähne wieder auf das große Ziel hinsteuert, dann ist es mit Sicherheit Long John.

Fazit: Auch die zweite Folge der vierten Staffel kann sich sehen lassen. Es gibt ein paar Überraschungen zu verbuchen, wobei vor allem die Ereignisse auf der Plantage für Diskussionsstoff sorgen werden. Black Sails kann diese Woche durch starke Figurenarbeit überzeugen und lässt mit Spannung auf die weiteren Ereignisse warten.

8/10
 
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