The Blacklist S04E13 - Isabella Stone

Clive77

Serial Watcher
In der Folge "Isabella Stone" der US-Serie The Blacklist werden Reds Geschäfte weiterhin gestört. Aber er setzt nun das FBI auf den vermeintlichen Störenfried an. Tom wird derweil durch den Tod eines gewissen Howard Hargrave mit seiner Vergangenheit konfrontiert.

Tom Keen
Es sind nicht sehr viele Szenen, in denen wir Tom Keen (Ryan Eggold) folgen. Aber diese reichen aus, um uns seinen Weg zum Spin-off The Blacklist: Redemption zu veranschaulichen. Laut Nachrichtenmeldungen ist Howard Hargrave (Terry O’Quinn) bei einem Flugzeugabsturz ums Leben gekommen. Und obwohl Tom zunächst keinerlei Interesse gegenüber Liz (Megan Boone) vorgibt, tiefer in seine Familiengeschichte eintauchen zu wollen, kann er es doch nicht lassen und streckt seine Fühler aus.
Verschiedene Punkte werden hier wohl jedem durch den Kopf gehen. Zunächst einmal wäre da das Casting von Terry O’Quinn für die Rolle von Toms Vater Howard Hargrave. Wäre Howard wirklich tot, würde man sich fragen, weshalb man ein solch bekanntes Gesicht für die paar Fotos braucht, die wir von Howard sehen. Es riecht hier geradezu danach, dass die Meldung nicht der Wahrheit entspricht und Howard noch am Leben ist. Nähere Details gibt es zwar nicht, aber wir können uns darauf einstellen, dass im Spin-off die eine oder andere Verschwörung auf Tom wartet.
Der nächste bemerkenswerte Punkt ist, dass Lizzie Tom ihre Unterstützung anbietet. Dabei hätte sie vor allem am Ende allen Grund dazu, ein bisschen sauer auf Tom zu sein, da er trotz des vorgegebenen Desinteresses doch schon ziemlich tief in seiner eigenen Vergangenheit eingetaucht ist. Christopher Hargrave ist der Ansatzpunkt, den Tom zunächst verfolgt – im Prinzip forscht er also seinem eigenen Tod nach und schenkt Reds (James Spader) Worten, dass er die Vergangenheit lieber ruhen lassen sollte, kaum Beachtung. Wir können somit schon ein paar Parallelen zwischen Mutterserie und Spin-off ausmachen und sehen auch, dass beide Reihen relativ problemlos nebeneinander laufen könnten – schließlich darf sich die Mutterserie auf Liz fokussieren, während das Spin-off Toms Geschichte weiterverfolgt. Allem Anschein nach sollte das mit Blick auf die Familie Keen recht harmonisch verlaufen. Spätestens ab dem 23. Februar werden wir dann sehen, ob das wirklich der Fall ist. Dann wird sich auch zeigen, ob das Spin-off sich behaupten wird.

Isabella Stone
Am Ende der letzten Episode hat Raymond Reddington erfahren, wer ihm da zurzeit in die Suppe spuckt. Der Name Isabella Stone(Melora Hardin) ist ihm vertraut und er macht auch sogleich das FBI auf die Dame aufmerksam, die zu Beginn der Folge einen von Reds Kurieren in Paris ausgeschaltet hat. Allerdings macht Reds Beschreibung der Dame uns gleich darauf aufmerksam, dass mit ihr noch nicht das Ende der verschwörerischen Fahnenstange gegen ihn erreicht wurde. Denn eine Attentäterin dürfte mit Sicherheit auch einen Auftraggeber haben.
Der Großteil der Episode folgt dem üblichen Schema. So dürfen Coopers (Harry Lennix) Leute den Spuren folgen und müssen sich mühselig von einem Hinweis zum nächsten Hangeln, während Red meist mit anderen Dingen beschäftigt ist. Und wie so oft gelingt es unseren Häschern am Ende auch, Madame Stone in Gewahrsam zu nehmen. Nur damit Red sich die Dame am Ende selber krallen und nach ihren Auftraggebern fragen darf. Cliffhanger.
Die Besonderheit ist sicher, dass es stärker als je zuvor um Reds Geschäfte geht. Ressler (Diego Klattenhoff) wird es allmählich zuwider, nach Reds Pfeife zu tanzen. Er wäre diese Woche lieber an der Seite seines Bruders gewesen, der einer Herzoperation unterzogen wurde. Abgesehen davon, dass wir von Donald endlich mal wieder ein paar emotionalere Szenen zu sehen bekommen, ist sein angeführter Punkt berechtigt. Das FBI folgt momentan blindlings Reds Anweisungen und hinterfragt kaum mehr das große Ganze. Auch gegenüber den ausländischen Behörden geben sie vor, dass Reddington weiterhin auf der Fahndungsliste des FBIs steht und sie ihn fassen wollen. Dabei unterstützen sie ihn momentan und tragen einen nicht unwesentlichen Teil dazu bei, dass er die Oberhand behält beziehungsweise behalten wird. Zugegeben, Isabella Stone gehört aus dem Verkehr gezogen und ist eindeutig eine Verbrecherin. Aber ihr aktuelles Ziel – die Zerstörung von Reds kriminellen Geschäften – ist unterm Strich etwas, was unsere Bundesbehörde nicht gerade stören sollte. Zudem bereitet es nicht nur Ressler Unbehagen, für Red im Einsatz zu sein. Auch Cooper kommen allmählich Zweifel daran, wie weit er für Raymond noch gehen sollte. Wobei Stones jüngstes Opfer sich tatsächlich als unschuldig herausstellte und keinen Dreck am Stecken hatte. Hier wäre es tatsächlich tragisch gewesen, wenn Isabella Erfolg gehabt hätte.
Womit wir zur Antagonistin der Woche kommen. Isabella Stone war eine gute Gegenspielerin, die sich vor allem durch ihre hinterlistige Vorgehensweise gepaart mit einer Spur trockenem Humor und der erwartungsgemäßen Aggressivität hervorspielen konnte. Melora Hardin verleiht ihrer Rolle zudem das nötige Charisma und hatte sichtlich Spaß daran, die Figur zu spielen. Derartige Gegenspieler dürfen gerne öfter vorkommen, denn man merkt Isabella an, dass sie ungleich anderer Antagonisten in einer ähnlichen Liga wie Red spielt. Die ganze Geschichte um den Fall von Reds Geschäftspartner Stratos Sarantos (Anthony Skordi) war dahingehend auch toll umgesetzt.

Raymond Reddington
Für Red ist die ganze Geschichte mittlerweile sehr persönlich geworden. Es wird zwar noch einiges nötig sein, um seinem Imperium ernsthaften Schaden zuzufügen, aber der noch unbekannte Gegenspieler scheint sehr gründlich vorzugehen. Noch hat Red jedenfalls die Mittel, um Sarantos auf eine kostspielige Reise zu schicken, womit klar sein dürfte, dass seine finanzielle Lage noch nicht so aussichtslos ist, wie es zuvor mal den Anschein hatte.
Ein wenig hervorheben darf man hier sicherlich die Befreiungsaktion, die Stratos nicht überlebt. Ob Red nun Angst davor hatte, Sarantos könnte doch auspacken oder seinem Freund einfach nur aus der Patsche helfen wollte, sei mal dahingestellt. Auf jeden Fall war es ein recht waghalsiger (und verdammt unterhaltsamer) Plan, was wir nicht unbedingt von Red gewohnt sind. Dembe (Hisham Tawfiq) moniert auch, dass es zurzeit sehr viele Verluste auf Reds Seite zu verbuchen gibt und der momentane Weg mit Risiken geradezu gespickt ist – worauf unserem sonst so eleganten Redenschwinger die Worte fehlen. Einen sprachlosen Red erlebt man jedenfalls nicht alle Tage und das zeigt noch einmal auf, wie brisant seine Lage zurzeit ist. Er muss das Ruder wieder rumreißen, aber es scheint fraglich, ob Isabella ihre Auftraggeber preisgeben wird.

Theorie
Wer könnte hinter den Aktionen stecken, die drohen, Reds Imperium zu zerschlagen? Es muss jemand sein, der von seinen Geschäften sehr viel Ahnung hat und Dinge weiß, die sonst nur seinen engsten Vertrauten bekannt sind. Sehr viele bekannte Namen gibt es da nicht und da Red scheinbar keinen Schimmer hat, wer ihm da so gewaltig in die Suppe spuckt, lässt sich leicht annehmen, dass er diese Person für tot hält.
Was macht eigentlich Mr. Kaplan (Susan Blommaert) gerade? Ist sie vielleicht damit beschäftigt, die Strippen zu ziehen, die Red so gewaltig zusetzen? Die Vermutung liegt nahe, wäre aber an sich keine große Überraschung. Falls sich wirklich Kate als Gegenspielerin entpuppen sollte, die in den letzten Wochen verdächtig abwesend in der Serie war, wäre man als Zuschauer doch ein wenig enttäuscht. Ähnlich wie damals halt, als sich erahnen ließ, dass Lizzie nicht tot war, sondern Kate ihr geholfen hat, unterzutauchen.
Dem Rezensenten wäre es jedenfalls lieber, wenn sich da in der nahen Zukunft eine noch unbekannte Figur als Reds Nemesis offenbaren würde. Es wäre zwar nachvollziehbar, wenn Kate jetzt alles daran setzt, Reds Imperium zu zerschlagen – quasi als alternative Möglichkeit, um Lizzie aus Reds Fängen zu holen und natürlich aus Rache an Raymonds Versuch, sie zu beseitigen. Aber die Vorhersehbarkeit würde es doch ein gutes Stück weniger interessant machen. Daher lieber jemanden verwenden, den man noch nicht auf dem Schirm hat.

Fazit: Eine gute Folge, bei der Red wieder ein paar Federn in Form von Geschäftspartnern lassen muss. Isabella Stone war eine gute Gegenspielerin und hielt unsere Protagonisten auf Trab, wobei das FBI langsam aber sicher den Spaß daran verliert, mit Reddington zusammenzuarbeiten. Nebenbei wird nun der Weg für das Spin-off gelegt, was halbwegs vielversprechend aussieht. Jetzt heißt es abwarten, welchen Namen Isabella an Red weitergeben wird. Mal schauen, ob die oben angeführte Theorie sich bewahrheitet oder ob die Serie noch jemand anderen aus dem Hut zaubert.

7,5/10
 
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