Clive77
Serial Watcher
Als ich Theresa zum ersten Mal begegnete, war sie gerade dabei sich gegen eine Horde angreifender Zombies zu wehren.
An diesem Morgen war ich gerade im Wald unterwegs um nach Ma zu suchen, die letzte Nacht nicht vom Kräutersammeln zurückgekehrt war.
Pa nahm die Sache recht gelassen. Er hatte nicht mal den Hut aus dem Gesicht gezogen, als ich ihn darauf ansprach. Ein kurzes Schulterzucken, dann stopfte er sich seine Pfeife und sagte nur:
„Dann beweg halt deinen Arsch und such sie! Und geh mir endlich aus der Sonne!“
Damit war für ihn das Thema erledigt.
Wenig später wanderte ich durch den morgendlichen Wald und genoss die Stille. Keiner aus meiner Familie wer hielt es für notwendig mich zu begleiten.
Die Wärme der aufsteigenden Sonne vertrieb den letzten Rest der nächtlichen Kälte aus meinen Knochen. Wie sehr wünschte ich mir, mich des nachts an jemanden kuscheln zu können. Jemanden, der nicht mein Bruder oder Vetter war.
Aber ich schweife schon wieder ab, denn ich wollte ja von Theresa berichten. Das ist eines meiner großen Probleme. Pa meinte, ich würde viel zu viel labern und sollte mir ein Beispiel an meinen Brüdern nehmen und das, was ich so an heißer Luft ablasse, lieber durch die Hose furzen.
Ach ja, Theresa. Ich begegnete ihr zum ersten Mal, als sie gerade einer Gruppe angreifender Zombies gegenüberstand. Es ist mir ein wenig peinlich, aber der erste Gedanke, den ich dabei hatte, war seltsamerweise die Wette zwischen Pa, meinen Brüdern und Ma. Seit einiger Zeit versuchten sie für mich eine passende Gefährtin zu finden. Aber selbst wenn ich jemanden kennenlernte, wollte sich aus diesen Begegnungen nie eine ernsthafte Beziehung entwickeln. Sogar Cousine Betty-Sue hatte mir mit einer obszönen Geste und der Bemerkung, ich solle etwas mit mir tun, das anatomisch völlig unmöglich war, geantwortet.
Und so war mein erster Gedanke, als ich Theresa erblickte, tatsächlich wie Pa einst sagte: „Ich wette, der Dämlack findet nie ein Mädchen, dass dumm genug wäre, sich auf ihn einzulassen.“
Und dann verlor ich mein Herz an sie, als ich sah, wie in dem Augenblick, als sie sich den Zombies entschlossen mit der Pistole am Anschlag entgegenstellte, ein Sonnenstrahl durch eine der Wolken am Himmel drang und Theresa dann in einem hellen Licht erstrahlen ließ, so das sie wie eine Heilige erschien, die gerade vom Himmel herabfuhr um sich den Armeen der Toten entgegenzustellen. Das Licht der Sonne ließ ihr lockiges Haar rot wie Feuer erscheinen. Und es raubte ihr die Sicht.
In dem Moment, als sie abdrückte, wurde sie geblendet und verfehlte dadurch ihr Ziel. Sie feuerte weitere Schüsse ab, doch keiner davon traf. Mit jedem Schuss, der daneben ging, wuchs ihre Unruhe.
Die Toten wankten unbeirrt weiter auf sie zu, stöhnten und streckten ihre Arme nach ihr aus. Theresa wich einige Schritte zurück, und hätte sie einen Blick über ihre Schulter geworfen, dann wäre ihr auch aufgefallen, dass ich bereits dicht hinter ihr stand.
Seit die Welt eine andere geworden war, konnte man zunehmend einen Verfall der alten Werte beobachten. Auch aus diesem Grund empfand ich schon immer, man solle selbst in Zeiten wie diesen ein Mindestmaß an Höflichkeit an den Tag legen. Als hob ich mit der rechten Hand meinen Strohhut zum Gruß und sagte freundlich:
„Guten Tag Ma´am. Benötigen Sie vielleicht Hilfe?“
Ihre Reaktion überraschte mich ebenso wie ihre Schnelligkeit. Sie fuhr herum, richtete ihre Waffe auf meinen Kopf und drückte ab. Sie traf meinen Hut genau in der Mitte, und ich bin froh, dass ihn ihn bereits abgenommen hatte, denn andernfalls hätte da kein Friseur mehr helfen können. So aber wurde nur mein Hut in Mitleidenschaft gezogen. Ich sah wie sie abwägte, ob sie nochmal schießen sollte. Zum Glück entschied sie sich dagegen und wendete sich wieder den Zombies zu, die inzwischen bereits bedrohlich nahe gekommen waren.
Theresa war eine geübte Schützin, aber wie so Viele machte auch sie den Fehler hauptsächlich auf den Kopf zu zielen, was aber schwieriger war, als es aussah. Einen der Zombies schoss sie das Ohr weg, beim zweiten Schuss verfehlte sie ihn vollends, der Dritte traf nur den Unterkiefer.
„Entschuldigen Sie Ma´am“, sagte ich und zog meine Waffe aus dem Holster. „So verschwenden Sie nur wertvolle Munition und geben den Toten die Möglichkeit näher zu kommen. Schießen Sie auf die Beine, denn die sind einfacher zu treffen.“
Mit zwei gut platzierten Schüssen zerschoss ich den beiden Zombies, die uns am nächsten waren, die Kniescheiben, und sie gingen zu Boden wie ein gefällter Baum. Theresa tat dasselbe bei den übrigen Zombies.
„Ohne Beine können selbst die nicht laufen. Sie gehen zu Boden und sind leichte Ziele.“
Mit meiner Machete schlug ich den Zombies den Kopf ab.
„Sehen Sie, sauber und schnell.“
„Danke“, sagte Theresa während sie mich mit einem Blick betrachtete als würde sie abschätzen, ob sie ihre Waffe wirklich schon zurück ins Holster schieben sollte.
„Geht es Ihnen gut Ma´am? Sind Sie verletzt?“
Sie schüttelte den Kopf und sah mich dann fragend an. „Ist ungewöhnlich, heutzutage jemanden mit Manieren zu treffen.“
„Pa sagt immer, wenn man so hässlich ist wie ich, muss man eben alles daransetzen charmant zu sein. Darum nennen sie mich mich auch Charming. Charming MacNeck. Vom Clan der MacNecks.“
Zum ersten Mal sah ich sie nun lächeln. Sie wirkte dadurch so bezaubernd, dass ich kurz die Luft anhalten musste, da mein Herz plötzlich Dinge tat, die es sonst nicht zu tun pflegte. Es ging schnell vorüber, hinterließ aber dennoch ein angenehmes Gefühl in meiner Brust. Sie reichte mir lächelnd ihre Hand, und als ich sie ergriff, fühlte ich noch etwas ganz Anderes. Weiter unten. Aber Ma sagt immer, man dürfe nicht darüber sprechen.
„Freut mich, dich kennen zu lernen, Charming. Ich bin Theresa Davic, aber nenn mich ruhig Teri.“
„Sehr erfreut, Teri. Ich habe dich noch nie hier in der Gegend gesehen. Du bist nicht von hier, oder?“
Theresa senkte ihren Blick, ihre Mine zeigte einen Anflug von Trauer, was sie gleich darauf hinter einem freudlosen Lächeln zu verstecken suchte.
„Harten Tag gehabt?“
Sie nickte stumm.
„Bist du allein unterwegs?“
Statt einer Antwort vernahm ich nur das Klicken ihrer Waffe. Überrascht sah ich in den auf meinen Kopf gerichteten Lauf ihrer Waffe.
„Also wenn du nicht drüber reden möchtest, ist das für mich absolut in Ordnung.“
„Tut mir leid. Du scheinst ein netter Kerl zu sein, aber in der heutigen Zeit sind nette Leute verdächtig. Ich will nicht riskieren, dass du eine Waffe auf mich richtest, sobald ich dir den Rücken zuwende.“
„Kann ich verstehen, das ist wirklich kein sonderlich gutes Gefühl.“
„Weißt du...“, begann sie, nachdem sie mich eine gefühlte Ewigkeit mit einem traurigen Blick angesehen hatte. „Heute morgen wachte ich noch auf, dachte, das Leben könnte nicht noch beschissener werden, und plötzlich hat es doch noch eine Überraschung parat. Aber keine der willkommenen Sorte.“
„Als so schlimm habe ich unsere Begegnung gar nicht gesehen. Obwohl du auf mich geschossen hast, denke ich, es ist einer meiner besseren Tage.“
„Wenn es dich beruhigt, es hat nichts mit dir zu tun. Und nun steck die Machete weg, knie dich hin und Hände hinter den Kopf.“
„Ja Ma´am.“
Ich tat wie mir geheißen wurde, wenn auch nur zögerlich. Teri ging langsam um um mich herum bis sie direkt hinter mir stand. Ich empfand es als klüger dem Drang, mich nach ihr umzudrehen, zu widerstehen.
„Und jetzt?“, fragte ich irgendwann.
„Ich werde jetzt verschwinden und sorge dafür, dass du mir nicht folgst.“
„Ach, ich wette, wir werden uns früher oder später wiedersehen.“
„Denkst du, es ist eine gute Idee, so etwas zu sagen, wenn ich mit einer Waffe hinter dir stehe?“
„Im Nachhinein erscheint es mir auch unklug, Ma´am.“
„Bitte nenn mich Teri und nimm mir das hier nicht übel.“
Sie schlug mir mit dem Griff ihrer Waffe gegen den Schädel. In Filmen aus den alten Zeiten sah man stets, wie Menschen, wenn man ihnen mit der Waffe gegen den Kopf schlug, sofort bewusstlos zusammenbrachen. Vermutlich hatte Teri genau das geplant, aber ich schrie einfach nur laut auf, fluchte laut und rieb mir den Schädel. Dann schlug sie nochmal zu, und es tat dann noch viel mehr weh. Heulend und fluchend rollte ich über den Boden.
„Oh Gott, tut das weh! Was soll denn das?“
Trotz der Tatsache, dass ich Sterne vor meinen Augen tanzen sah, bemerkte ich, wie sie sich mir schon wieder näherte. Ich hätte wetten können, dass sie die Waffe für einen dritten Schlag hob.
„Nein, bitte nicht nochmal hauen! Ich bleib auch liegen und rühr mich nicht. Versprochen, Ma´am“, sagte ich während ich mich einrollte, den Kopf zwischen meinen Armen vergrub und auf einen weiteren Schlag wartete.
„Tut mir leid. Bleib einfach liegen und warte ein paar Minuten. Folge mir nicht und sieh dann zu, dass du Land gewinnst.“
„Ja Ma´am.“
„Nenn mich Teri.“
„In Ordnung Ma´am.“
Ich hörte wie sie durch den Wald rannte und sich immer weiter von mir entfernte. Als ich glaubte, dass sie endgültig fort war, erlaubte ich mir, ein wenig zu weinen.
Irgendwann griff ich nach meinem Hut und richtete mich auf. Vielleicht ein wenig zu schnell, wie ich alsbald feststellen musste, denn plötzlich raste der Boden sehr schnell auf mich zu, nur um mich mit voller Wucht zu treffen. Nach einigen Minuten der Ruhe versuchte ich es erneut. Diesmal langsamer. Und nun bewegte sich der Boden sehr viel weniger. Dafür nahm der Schmerz in meinem Kopf zu. Mit der Hand berührte ich vorsichtig die Stelle, an der sie mich geschlagen hatte. Es tat nicht nur weh, auch meine Finger waren schmierig von Blut.
Aus einer meiner Taschen zog ich ein Fläschchenen mit Moonshine, unseren selbst gebrannten Whiskey, trank ein paar Schlucke, träufelte etwas davon auf mein Halstuch und drückte es auf die Kopfwunde. Meinen anschließenden Schrei konnte man sicherlich noch mehrere Kilometer weit hören.
An diesem Morgen war ich gerade im Wald unterwegs um nach Ma zu suchen, die letzte Nacht nicht vom Kräutersammeln zurückgekehrt war.
Pa nahm die Sache recht gelassen. Er hatte nicht mal den Hut aus dem Gesicht gezogen, als ich ihn darauf ansprach. Ein kurzes Schulterzucken, dann stopfte er sich seine Pfeife und sagte nur:
„Dann beweg halt deinen Arsch und such sie! Und geh mir endlich aus der Sonne!“
Damit war für ihn das Thema erledigt.
Wenig später wanderte ich durch den morgendlichen Wald und genoss die Stille. Keiner aus meiner Familie wer hielt es für notwendig mich zu begleiten.
Die Wärme der aufsteigenden Sonne vertrieb den letzten Rest der nächtlichen Kälte aus meinen Knochen. Wie sehr wünschte ich mir, mich des nachts an jemanden kuscheln zu können. Jemanden, der nicht mein Bruder oder Vetter war.
Aber ich schweife schon wieder ab, denn ich wollte ja von Theresa berichten. Das ist eines meiner großen Probleme. Pa meinte, ich würde viel zu viel labern und sollte mir ein Beispiel an meinen Brüdern nehmen und das, was ich so an heißer Luft ablasse, lieber durch die Hose furzen.
Ach ja, Theresa. Ich begegnete ihr zum ersten Mal, als sie gerade einer Gruppe angreifender Zombies gegenüberstand. Es ist mir ein wenig peinlich, aber der erste Gedanke, den ich dabei hatte, war seltsamerweise die Wette zwischen Pa, meinen Brüdern und Ma. Seit einiger Zeit versuchten sie für mich eine passende Gefährtin zu finden. Aber selbst wenn ich jemanden kennenlernte, wollte sich aus diesen Begegnungen nie eine ernsthafte Beziehung entwickeln. Sogar Cousine Betty-Sue hatte mir mit einer obszönen Geste und der Bemerkung, ich solle etwas mit mir tun, das anatomisch völlig unmöglich war, geantwortet.
Und so war mein erster Gedanke, als ich Theresa erblickte, tatsächlich wie Pa einst sagte: „Ich wette, der Dämlack findet nie ein Mädchen, dass dumm genug wäre, sich auf ihn einzulassen.“
Und dann verlor ich mein Herz an sie, als ich sah, wie in dem Augenblick, als sie sich den Zombies entschlossen mit der Pistole am Anschlag entgegenstellte, ein Sonnenstrahl durch eine der Wolken am Himmel drang und Theresa dann in einem hellen Licht erstrahlen ließ, so das sie wie eine Heilige erschien, die gerade vom Himmel herabfuhr um sich den Armeen der Toten entgegenzustellen. Das Licht der Sonne ließ ihr lockiges Haar rot wie Feuer erscheinen. Und es raubte ihr die Sicht.
In dem Moment, als sie abdrückte, wurde sie geblendet und verfehlte dadurch ihr Ziel. Sie feuerte weitere Schüsse ab, doch keiner davon traf. Mit jedem Schuss, der daneben ging, wuchs ihre Unruhe.
Die Toten wankten unbeirrt weiter auf sie zu, stöhnten und streckten ihre Arme nach ihr aus. Theresa wich einige Schritte zurück, und hätte sie einen Blick über ihre Schulter geworfen, dann wäre ihr auch aufgefallen, dass ich bereits dicht hinter ihr stand.
Seit die Welt eine andere geworden war, konnte man zunehmend einen Verfall der alten Werte beobachten. Auch aus diesem Grund empfand ich schon immer, man solle selbst in Zeiten wie diesen ein Mindestmaß an Höflichkeit an den Tag legen. Als hob ich mit der rechten Hand meinen Strohhut zum Gruß und sagte freundlich:
„Guten Tag Ma´am. Benötigen Sie vielleicht Hilfe?“
Ihre Reaktion überraschte mich ebenso wie ihre Schnelligkeit. Sie fuhr herum, richtete ihre Waffe auf meinen Kopf und drückte ab. Sie traf meinen Hut genau in der Mitte, und ich bin froh, dass ihn ihn bereits abgenommen hatte, denn andernfalls hätte da kein Friseur mehr helfen können. So aber wurde nur mein Hut in Mitleidenschaft gezogen. Ich sah wie sie abwägte, ob sie nochmal schießen sollte. Zum Glück entschied sie sich dagegen und wendete sich wieder den Zombies zu, die inzwischen bereits bedrohlich nahe gekommen waren.
Theresa war eine geübte Schützin, aber wie so Viele machte auch sie den Fehler hauptsächlich auf den Kopf zu zielen, was aber schwieriger war, als es aussah. Einen der Zombies schoss sie das Ohr weg, beim zweiten Schuss verfehlte sie ihn vollends, der Dritte traf nur den Unterkiefer.
„Entschuldigen Sie Ma´am“, sagte ich und zog meine Waffe aus dem Holster. „So verschwenden Sie nur wertvolle Munition und geben den Toten die Möglichkeit näher zu kommen. Schießen Sie auf die Beine, denn die sind einfacher zu treffen.“
Mit zwei gut platzierten Schüssen zerschoss ich den beiden Zombies, die uns am nächsten waren, die Kniescheiben, und sie gingen zu Boden wie ein gefällter Baum. Theresa tat dasselbe bei den übrigen Zombies.
„Ohne Beine können selbst die nicht laufen. Sie gehen zu Boden und sind leichte Ziele.“
Mit meiner Machete schlug ich den Zombies den Kopf ab.
„Sehen Sie, sauber und schnell.“
„Danke“, sagte Theresa während sie mich mit einem Blick betrachtete als würde sie abschätzen, ob sie ihre Waffe wirklich schon zurück ins Holster schieben sollte.
„Geht es Ihnen gut Ma´am? Sind Sie verletzt?“
Sie schüttelte den Kopf und sah mich dann fragend an. „Ist ungewöhnlich, heutzutage jemanden mit Manieren zu treffen.“
„Pa sagt immer, wenn man so hässlich ist wie ich, muss man eben alles daransetzen charmant zu sein. Darum nennen sie mich mich auch Charming. Charming MacNeck. Vom Clan der MacNecks.“
Zum ersten Mal sah ich sie nun lächeln. Sie wirkte dadurch so bezaubernd, dass ich kurz die Luft anhalten musste, da mein Herz plötzlich Dinge tat, die es sonst nicht zu tun pflegte. Es ging schnell vorüber, hinterließ aber dennoch ein angenehmes Gefühl in meiner Brust. Sie reichte mir lächelnd ihre Hand, und als ich sie ergriff, fühlte ich noch etwas ganz Anderes. Weiter unten. Aber Ma sagt immer, man dürfe nicht darüber sprechen.
„Freut mich, dich kennen zu lernen, Charming. Ich bin Theresa Davic, aber nenn mich ruhig Teri.“
„Sehr erfreut, Teri. Ich habe dich noch nie hier in der Gegend gesehen. Du bist nicht von hier, oder?“
Theresa senkte ihren Blick, ihre Mine zeigte einen Anflug von Trauer, was sie gleich darauf hinter einem freudlosen Lächeln zu verstecken suchte.
„Harten Tag gehabt?“
Sie nickte stumm.
„Bist du allein unterwegs?“
Statt einer Antwort vernahm ich nur das Klicken ihrer Waffe. Überrascht sah ich in den auf meinen Kopf gerichteten Lauf ihrer Waffe.
„Also wenn du nicht drüber reden möchtest, ist das für mich absolut in Ordnung.“
„Tut mir leid. Du scheinst ein netter Kerl zu sein, aber in der heutigen Zeit sind nette Leute verdächtig. Ich will nicht riskieren, dass du eine Waffe auf mich richtest, sobald ich dir den Rücken zuwende.“
„Kann ich verstehen, das ist wirklich kein sonderlich gutes Gefühl.“
„Weißt du...“, begann sie, nachdem sie mich eine gefühlte Ewigkeit mit einem traurigen Blick angesehen hatte. „Heute morgen wachte ich noch auf, dachte, das Leben könnte nicht noch beschissener werden, und plötzlich hat es doch noch eine Überraschung parat. Aber keine der willkommenen Sorte.“
„Als so schlimm habe ich unsere Begegnung gar nicht gesehen. Obwohl du auf mich geschossen hast, denke ich, es ist einer meiner besseren Tage.“
„Wenn es dich beruhigt, es hat nichts mit dir zu tun. Und nun steck die Machete weg, knie dich hin und Hände hinter den Kopf.“
„Ja Ma´am.“
Ich tat wie mir geheißen wurde, wenn auch nur zögerlich. Teri ging langsam um um mich herum bis sie direkt hinter mir stand. Ich empfand es als klüger dem Drang, mich nach ihr umzudrehen, zu widerstehen.
„Und jetzt?“, fragte ich irgendwann.
„Ich werde jetzt verschwinden und sorge dafür, dass du mir nicht folgst.“
„Ach, ich wette, wir werden uns früher oder später wiedersehen.“
„Denkst du, es ist eine gute Idee, so etwas zu sagen, wenn ich mit einer Waffe hinter dir stehe?“
„Im Nachhinein erscheint es mir auch unklug, Ma´am.“
„Bitte nenn mich Teri und nimm mir das hier nicht übel.“
Sie schlug mir mit dem Griff ihrer Waffe gegen den Schädel. In Filmen aus den alten Zeiten sah man stets, wie Menschen, wenn man ihnen mit der Waffe gegen den Kopf schlug, sofort bewusstlos zusammenbrachen. Vermutlich hatte Teri genau das geplant, aber ich schrie einfach nur laut auf, fluchte laut und rieb mir den Schädel. Dann schlug sie nochmal zu, und es tat dann noch viel mehr weh. Heulend und fluchend rollte ich über den Boden.
„Oh Gott, tut das weh! Was soll denn das?“
Trotz der Tatsache, dass ich Sterne vor meinen Augen tanzen sah, bemerkte ich, wie sie sich mir schon wieder näherte. Ich hätte wetten können, dass sie die Waffe für einen dritten Schlag hob.
„Nein, bitte nicht nochmal hauen! Ich bleib auch liegen und rühr mich nicht. Versprochen, Ma´am“, sagte ich während ich mich einrollte, den Kopf zwischen meinen Armen vergrub und auf einen weiteren Schlag wartete.
„Tut mir leid. Bleib einfach liegen und warte ein paar Minuten. Folge mir nicht und sieh dann zu, dass du Land gewinnst.“
„Ja Ma´am.“
„Nenn mich Teri.“
„In Ordnung Ma´am.“
Ich hörte wie sie durch den Wald rannte und sich immer weiter von mir entfernte. Als ich glaubte, dass sie endgültig fort war, erlaubte ich mir, ein wenig zu weinen.
Irgendwann griff ich nach meinem Hut und richtete mich auf. Vielleicht ein wenig zu schnell, wie ich alsbald feststellen musste, denn plötzlich raste der Boden sehr schnell auf mich zu, nur um mich mit voller Wucht zu treffen. Nach einigen Minuten der Ruhe versuchte ich es erneut. Diesmal langsamer. Und nun bewegte sich der Boden sehr viel weniger. Dafür nahm der Schmerz in meinem Kopf zu. Mit der Hand berührte ich vorsichtig die Stelle, an der sie mich geschlagen hatte. Es tat nicht nur weh, auch meine Finger waren schmierig von Blut.
Aus einer meiner Taschen zog ich ein Fläschchenen mit Moonshine, unseren selbst gebrannten Whiskey, trank ein paar Schlucke, träufelte etwas davon auf mein Halstuch und drückte es auf die Kopfwunde. Meinen anschließenden Schrei konnte man sicherlich noch mehrere Kilometer weit hören.